Nachtrag: Vielleicht wissen das viele Leser nicht: Das Stundendeputat ist in Kunst, Sport/Bewegung und Musik um die Hälfte gekürzt worden. Es sei überflüssig! Musikklassen, extra eingeführt sind extrem überlaufen( Losnummerzieherei). Der Wunsch der Kinder ist da. Festgestellt wurde, dass die Musikklassen weitaus bessere Abschlüsse machen als die anderen. Ja - Konzentration, gepaart mit Ausdauer und Freude sind nicht von der Hand zu weisen. Dumm ist nur, dass diese Kinder sich nicht so schnell ein x für ein u vormachen lassen. Sie überlegen nämlich erst!
Mit Sicherheit sind die inneren Vorgänge zur Entwicklung einer Physikerkarriere komplexer, als das sie auf Schulversagen, Geigen und Altphilologie reduziert werden könnten. Ich musste dabei an die häufig missverstandene “Bastian Studie” denken , die ,auf das Kürzel ” Musik macht schlau” reduziert, so manchen 3 jährigen zur Anhebung des IQ in die Suzuki-Methode zwang. Eine ideale Schule verschliesst sich nicht gegen Anforderungen von aussen, ist aber in der Lage sie auf ihren qualitativen Inhalt hin zu überprüfen, ihnen Einlass zu gewähren oder sie ggf. zu verwerfen , ohne dabei bewährte Fundamente - und davon schreiben Sie ja- einzureissen. Allerdings muss es einem Fundament auch nicht schaden, wenn hier und da neue Durchgänge entstehen.
Neurophysiologen weisen darauf hin, dass eine bilinguale Kindheit die Wahrscheinlichkeit deutlich vermindert, im Alter Demenz zu erleiden. In Europa wäre es doch ein Leichtes, jedes Kind einmal für ein Jahr in ein anderssprachiges Land zu schicken. Selber war ich sogar in zweien (allerdings kürzer) und profitiere bis heute davon. - Dass die Allgemeinbildung in der Schule heute den Bach runtergeht, ist als “Prozess” ja schon lange zu beobachten.
Heisenberg war kein Geiger, aber ein sehr guter Pianist. Im Sommer 1920 erkrankte er nach einer Wanderung durch Franken schwer und musste mit hohem Fieber wochenlang das Bett hüten. Auch in der anschließenden Erholungszeit war er noch lange mit seinen Büchern allein. In diesen “kritischen Monaten” fiel ihm ein Buch in die Hände, das ihn auf interessante Weise “für die Mathematik” verdarb. Musiker lernen erst Sprechen und Singen, danach Geigen und erst später Klavier. Konrad Lorenz berichtet Interessantes über die evolutionäre Herkunft unseres “Begreifens”.
Was im hier skizzierten Fremdsprachenunterricht fehlt, ist das Plus, das Unverfügbare, das Darüberhinaus-Weisende. Sechzehnjährige schließen Freundschaft, fahren Metro, kaufen ein und feiern ein Fest; alles im Horizont eines Sechzehnjährigen? Langweilig! – Man müsste sie mit Texten und Themen von Achtzehnjährigen konfrontieren und jene mit echten Erwachsenentexten. Texte, die nicht mit dem Aufsummieren der bisher gelernten Vokabeln erschlossen sind, sondern den Schüler herausfordern, sich Wörter und Gedanken selbst zu erschließen. Am besten Texte, die quasi nicht ganzzahlig sind, total ohne Rest erklärbar, sondern irrational, also die über sich selber hinausweisen. Echte Texte aus realen Kontexten. Man muss die Jugendlichen sozialisieren in die Welt der Erwachsenen, befähigen sich selber zurechtzufinden. Dazu muss freilich der Lehrer sich selber zurücknehmen; er darf den Erfolg eines Schülers nicht darauf zurückführen, dass er, der Lehrer, gut erklärt hätte. Er darf nicht an seinen eigenen Regentanz glauben. Wenn der Schüler erfolgreich ist, ist dies dessen eigene Leistung. Trotz des ausgefuchsten Arrangements vorne am Pult.
Nicht, dass ich Ihre Texte nicht interessiert läse, scheint mir der aktuelle aber redundant zum vorangegangenen zu sein. Vielleicht sind die Teile auch einem zusammenhängend verfassten Text entnommen; dann schiene mir allerdings die „Stückelung“ etwas unglücklich.
Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches brauchte es ca. 1k Jahre, bis Europa wieder anknüpfen konnte. Hubert Geißler reiht sich ein in die rührenden Versuche der Achse Autoren, sich mittels des eigenen, nostalgischen Pfeifen im Walde einzureden, es handele sich beim schnellsten Untergang einer Hochkultur, um ein vorübergehendes Ereignis. Dieser Gedanke mag zwar tröstlich sein, doch hilft er nicht, sich auf die notwendigen Überlebensstrategien vorzubereiten.
Hm, der Artikel fängt ja gleich mit einem Fauxpas an, als wäre die heutige FAZ (Zeitung Für Arme Zeitgenossen) ein Qualitätsmaßstab. Vor 30 bis 25 Jahren mag ja die Situation eine völlig andere gewesen sein, in diesen Tagen jedoch findet man in dieser Journaille kaum noch einen Beitrag, der archivierungswürdig ist (Aussage nach einem Jahr Test-Abo 2019-20). Mittlerweile wird man da sogar informiert, wo man sich seine Escort-Dame bestellen kann und der Artikel von Urin ist von der nach das transformiert. FAZ aktuell - nein danke, und dies mit aller Herzlichkeit.
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