Kleiner Nachtrag zum Lehrersein: Fragt man im Judentum nach dem größten “Vorbild”, so erhält man als Antwort: Moshe Rabennu - übersetzt: Moses, der größte Lehrer (aller Zeiten). Bei solch einem Vorbild fällt es leicht den jüdischen Einfluss auf Wissenschaft und Forschung und natürlich auch auf die Literatur nachzuvollziehen.
Mein Sohn, damals im Gymnasium 12 Klasse, sagte zu mir: die schlimmsten Lehrer sind die, die meinen, dass sie deine Kumpel sind. Ich als Lehrerin habe die Erfahrung gemacht, dass das gute Vermitteln von Lehrstoff, Gerechtigkeit und das Geben von Hilfestellung, aber auch konsequentes Fordern von der Erledigung gestellter Aufgaben den Schülern hilft, sich zu orientieren und zu wissen woran sie sind. Daneben aber zum Erkennen geben, dass man zur Besprechung problemtischer Situationen stets bereit ist. Zu grosse Klassen, ständiges Ändern des Lehrplanes , fehlende Bücher usw. machen das Leben der Schüler-und Lehrerschaft schwer.
Meine Erfahrung sagt mir, dass das Elternhaus, genauer: die Einstellung der Eltern zum Wert der “Bildung” einer der Schlüssel zum schulischen Erfolg ist. Eltern, die einen Analphabeten verehren und Bücher nutzlos oder böse finden (Boko haram) vermitteln ihren Kindern eine Einstellung zu Schule und Bildung, die eher auf Ablehnung und Schulversagen hinausläuft. Zur Benotung eines kleines Wort aus den “Sprüche der Väter” Beurteile die Menschen nach ihren positiven Eigenschaften - deshalb heißt es ja auch Gutachten.
Liebe Frau Brömmer, die Trennung von Wissensvermittlung und Erziehung ist meiner bescheidenen Ansicht nach nur theoretisch möglich, wobei ich unter Erziehung nicht politische oder weltanschauliche Indoktrination meine. Aber schon Faktoren wie Aufmerksamkeit, ein Minimum an Höflichkeit, Freude an der Auseinandersetzung sind nicht Gegenstand des Wissens, sondern irgendwie der Erziehung. Außerdem: Oft setzt sich ein Lehrer zumindest, was die Zeit anbelangt länger und inhaltlicher mit den Schülergruppen auseinander, als das häufig im Elternhaus passiert. Und: Ich meine so linear funktioniert Indoktrination bei Jugendlichen nicht. Wenn ich an meine eigenen Schulzeit zurückdenke, hat das nicht geklappt, da wäre ich auf mittlere Sicht ganz beruhigt. Grüße, Hubert Geißler
@Jörg Themlitz Ich habe in den 1980ern in Sachsen mein Abitur abgelegt. Die Direktorin, die Lateinlehrerin, der Biologielehrer, der Mathematiklehrer, die Physiklehrerin waren promovierte Akademiker, die wie ihre Kollegen ohne Dr. auf hohen Niveau unterrichteten. Zumindest fiel mir der Studieneinstieg leicht, trotz 1089 Tagen Denkpause bei der Armee.
„ein Ausdruck von quasi Liebesentzug“ — Das hat sicher auch damit zu tun, dass heutige Kinder (zumeist alleinerziehende Kinder alleinerziehender Mütter!) für jedes Bäuerchen und für jeden Rülpser in den Himmel gelobt werden. Sie verlieren daher jeden vernünftigen Maßstab für bescheidene und besondere Leistungen. – Ich bin OK, du bist OK. Ich kritisiere dich nicht, damit du mich nicht kritisiert. Dies ist der Deal. Alles ist gleich gut, alles ist super. Dies ist die tägliche Münze mit der die Mütter sich ihre Kinder kaufen. Narzissten unter sich. – Wenn später im echten Leben der Wettbewerb tobt, werden diese Schneeflöckchen und ihre Symbionten im kindgemäßen Gruppenkuscheln pfleglich miteinander untergehen. Darwin lässt grüßen.
Ich erinnere mich (Voll-Abitur! 1975) da anders. Ich habe sehr wohl was in der Schule gelernt. Mit meinem Wissen in Naturwissenschaften stehe ich in jeder Klimadiskussion gut da. Es gab Lehrer an denen wir uns rieben, es gab auch welche die uns weiter brachten. Denken in Zusammenhängen fällt mir da ein. Im Deutschunterricht haben wir so 8. Klasse so ein RAF-Bekennerschreiben durchgearbeitet. Nicht zuletzt weil bei uns (14-16) die Outlaw-Attitüde der RAF durchaus verfing und Viele ich eingeschlossen sich für links hielten, wenn auch nicht so fanatisch wie heute. Denn damals redete/stritt man noch, wenn man unterschiedliche Ansichten hatte. Zum Bekennerschreiben: Wurde auseinandergenommen mit Literaturanalyse. An der Sprache sollt ihr sie erkennen. Da sah auch der Linkste: Was für ein Stuss. Und dieser überhebliche Duktus. Durch nichts legitimiert als “linke Gewalt ist immer gut”. In meiner Klasse erlebte der Kommunismus in diesen Wochen einen herben Rückschlag, nach der Klassenreise nach Berlin inklusive DDR-Besuch war das Thema durch. Die brüderliche Begrüßung uns begleitende SPD-lern und SED-Genossen entlarvend. PS.: Wir haben die alten Nazilehrer aufgetragen und die ersten progressiven Lehrer erlebt. Asse und Nieten in beiden Gruppen. Doch man kann sich auch an einem schlechten Beispiel aufrichten, lernen was “Rückgrat” ist. PPS.. Natürlich fand ich damals Schule und Lehrer “strukturell” Scheiße. Ich war jung, dumm, suchte noch. Ich war Schüler. Heute meinen die Schüler sie wissen bereits und sie könnten uns die Welt erklären. Sie wissen aber nicht einmal wie viel Spaß Wissen macht. Mit meinem gehe ich den Leuten schon seit Jahrzehnten auf den Sack. Ist doch schön, wenn man auf “Du weißt auch alles besser” ganz trocken mit “Ja” antworten kann. Nachsatz: “Das liegt aber nicht an mir, sondern an dir.” Klingt arrogant? Wer hat, der hat. Danke Schule! PS.: Als ich an der Uni war (M.A. 1984), ging es auch da noch nicht um Haltung.
Mit dem Schulsystem ist es wie mit der Demokratie: nicht alle sind glücklich damit, aber ohne wären sie noch unglücklicher. Ein staatliches Schulensystem dient nicht der individuellen Förderung sondern der Vereinheitlichung von Wissen und Bildung. Lehrherren, Universitäten, weiterführende Schulen und nicht zuletzt die Eltern müssen sich auf einen Kanon verlassen können. Und eine Art den Wissensstand zu erfassen sind nunmal Noten. Jeder vernünftige Lehrer weiß, dass Noten und der Schüler als solcher zwei verschiedene Stiefel sind. Ach ja, auch Zeugnisbemerkungen sind verkappte Noten und in eine Walddorf oder Montessorischule muss ein Kind und sein Elternhaus passen, sonst ist man dort ganz schnell weg vom Fenster.
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