Hubert Geißler, Gastautor / 02.12.2020 / 17:30 / Foto: Pixabay / 8 / Seite ausdrucken

Unterrichten in Thüringen: Es regnet Verordnungen

Zur Zeit gebe ich an einer Thüringer Schule Vertretungsunterricht, bisher unter – trotz Corona – akzeptablen Bedingungen: noch keine Maskenpflicht und keine geteilten Klassen. Klar, es gibt Hygieneregeln, Korridore sollen nur in eine Richtung benutzt werden, man kennt das.

Am Dienstag kam ich nach meinem Unterricht in den ersten beiden Stunden ins Lehrerzimmer. Ein Kreis von Kollegen saß sozusagen mit „rauchenden“ Köpfen da. Eine mehrseitige Dienstanweisung der Behörde war das Thema. Ab sofort sollte ab Klasse 7 bis 12 ein Lehrer nur in einer Klasse eingesetzt werden, für die Klasse selbst waren noch mehrere Lehrpersonen zulässig. Man versuchte dem nachzukommen. Wer musste wegen Prüfungsvorbereitung unbedingt in eine Klasse, bei welchen Schülern hatte Fremdsprachenunterricht noch Priorität?

Der Lehrer war ja nach einem Einsatz, im Extremfall nach einer Schulstunde, „verbraucht“, das galt ja für alle Fachlehrer. Im Grunde war’s eine Quadratur des Kreises. Weil ich sowieso nur für eine Klasse vorgesehen war, habe ich den Gesamtprozess nicht weiter verfolgt. Natürlich würde es Stundenausfälle geben, natürlich würde die Kontinuität des Unterrichts leiden, natürlich würden nicht alle Ausfälle durch Homeschoolingangebote qualifiziert zu ersetzen sein.

Die Bestimmungen umfassten einige Seiten, die bestimmt nicht von heute auf morgen entstanden sind. Ich bin sicher, die Verantwortlichen haben daran schon länger gearbeitet. Für die Kollegen kam alles völlig überraschend, ohne Vorwarnzeit, ohne dass die Möglichkeit eingeräumt wurde, genau zu planen.

Dasselbe gilt für die Schüler. Die wurden früh nach Hause geschickt, um überhaupt die nötigen Konferenzen zu ermöglichen. Das Vorgehen hat doch, möchte ich sagen, das Geschmäckle von Alltagsterror. Man kann darauf gespannt sein, was da noch vom Himmel hoch herunterfällt. Hirn wird es nicht sein.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Michael Hoffmann / 02.12.2020

Man muß mittlerweile wirklich feststellen, daß uns Irre regieren. Weihnachtsbaum im Reichstag mit “Corona-Schmuck”, Wasserwerfer und Pfefferspray auf Menschen, die eine Ordnungswidrigkeit begehen wie das Falschparken, Praxisdurchsuchungen bei Ärzten die sog. Gefälligkeitsatteste ausstellen (was immer das ist), Festnahme von Musikern, die auf der Straße des 17. Juni Klavier spielen, Erlaß von Verordnungen, die man selbst beim besten Willen nicht mehr befolgen kann, ohne selbst durchzudrehen, sofort man sie überhaupt versteht. Und da wir von Irren regiert werden, die Amok laufen, sollten diejenigen, die das erkennen, solange sie (noch) in der Minderheit sind, möglichst in Deckung gehen. Ändern wird sich erst etwas, wenn der Widerstand aus dem Volk so groß ist, daß auch der Einsatz von Polizeigewalt nichts mehr nützt.

Sabine Heinrich / 02.12.2020

Ich gebe zu: Einer gewissen Schadenfreude kann ich mich nicht erwehren! Die Grünrotlinken wurden gewünscht - vermutlich auch von den meisten Lehrern. Nun haben sie den Dank der Genossen! Und die linke Gewerkschaft (GEW) wird fein stillhalten; möglicherweise war sie sogar in den Entwurf des Verordnungskatalogs eingebunden. Die GEW hat sich noch nie für bessere Arbeitsbedingungen von Lehrern eingesetzt. All den Kollegen, welche die Einheitspartei gewählt haben, wünsche ich frohes Schaffen, den anderen drücke ich mein ausdrückliches Mitgefühl aus. Unendlich leid tun mir die Schüler, die durch Maulkorbzwang und unsinnige Regeln drangsaliert werden. Schade, dass Lehrer, Eltern und Schüler so unsolidarisch sind, dass sie gegen den ganzen Irrsinn nicht gemeinsam auf die Straße bzw. vor die Schultore und die Pforten des Bildungsministeriums gehen werden. Ganz allgemein: Es werden nahezu täglich im Zusammenhang mit C bundesweit umfassende Regeln und Verordnungen verfasst, die ohnehin kaum noch jemand durchblickt und deren Erstellung UNZÄHLIGE Arbeitsstunden gekostet haben dürften. Was haben die Leute, die damit befasst sind, eigentlich vorher getan? Oder aber: Welche anderen Aufgaben bleiben unbearbeitet liegen?

F. Auerbacher / 02.12.2020

Das Übliche: Aus Angst, die Betroffenen würden die Sache nicht gut finden, werden sie gar nicht gefragt. Formal müssen sie auch nicht gefragt werden, denn in der Verwaltungshierarchie ist die höhere Stufe immer klüger als die untere. Wohlan denn, macht nur weiter so ...

Karsten Dörre / 02.12.2020

Es ist die pure Verzweiflung gegen die Hilflosigkeit anzukämpfen. Die Grundlagen für den Wahnsinn hat man sich mit Regierungserlässen gelegt. Terror wäre zum Beispiel, wenn die Schüler Corona-Schutz-Lobgesänge auf Landesregierungen und Bundesregierung komponieren, texten und vortragen müssten.

Hannes Krautner / 02.12.2020

Oh ihre Leute, die ihr in der Wirtschaft arbeitet, was habt ihr für einen easy Job. Schaut mal die Lehrer, die sind schon nach einer Stunde arbeiten „verbraucht“! Die müssen die doch wirklich hart schuften. Kein Wunder also, wenn Lehrer neidisch auf die Bauarbeiter schauen.

Judith Panther / 02.12.2020

Ich korrigiere: ... sonst hätten sie nicht die Linke gewählt, sondern mehr von der AfD und weniger von der CDU. Kann passieren, wenn Parteien sich immer ähnlicher werden.

Karl Kaiser / 02.12.2020

Wenn die Schüler einfach zu Hause blieben- ich glaube nicht, daß die Schulleitung das bemerken würde.

Judith Panther / 02.12.2020

Die Rot-Rot-Grün-wählenden Eltern und Lehrer wollen es so. Sonst hätten sie nicht Rot-Rot-Grün gewählt, sondern anständige Leute.  Kein Mitleid. Höchstens mit der heranwachsenden Corona-Generation.

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