Heute Artikel in der Nordwest Zeitung aus Oldenburg: 52 Prozent aller Schüler in Bremerhaven haben Sprachförderungsbedarf. Dies betrifft nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund! Da die Quote nicht in jeder Klasse gleich sein kann, ist davon auszugehen, dass es Klassen gibt in denen der Prozentsatz bei 80 Prozent liegen wird. Das ist die Zukunft dieses Landes, in dem Bildung der wichtigste Rohstoff sein sollte. Wir faffen daf.
Die Schule sollte wieder in Kinderbewahrungsanstalt umbenannt werden. Das würde dem Sinn der Schule entsprechen. Als Vorreiterin gilt bekanntlich Fürstin Pauline zu Lippe-Detmold, anno 1802.
„Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei“ — Dieses Thema spricht einen wunden Punkt an. Wie Pfarrer besitzen auch Lehrer während ihrer Liturgie die absolute Definitionshoheit. O-Ton: „Alles, was ich in Word kann, habe ich mir selber beigebracht. Und was ich nicht kann, ist nicht wichtig.“ – Freilich bedeutet déformation professionnelle nicht etwa, dass der Beruf den Menschen verforme, sondern die Deformation ist zuerst da, und dazu sucht man sich die passende Profession. – Wer immer Recht haben möchte, wer von seiner Ideologie überzeugt ist, wer angesagten Meinungsmaschinen wie der Süddeutschen oder der Familie Ernman-Thunberg unkritisch folgt und unter den Schwächsten der Gesellschaft missionieren gehen möchte, ist im Lehrerberuf gut aufgehoben.
@ manni meier: Die famose Jacke: Ich glaube schon, dass der Mann eine Art von pädagogischem Genie war, was öfter mit einem feuerzangenbowlischen Auftreten zusammenfallen mag. So weit ich das gehört habe, wars immer dieselbe Jacke. . Schottischer Tweed brennt nicht so leicht, da kann man schon ein Feuerzug dranhalten und das Jahre hintereinander. Eindrücklich muss es auf jeden Fall gewesen sein, berichtete die Fama. Grüße, Hubert Geißler
„Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei“ — Dieses Thema spricht einen wunden Punkt an. Wie Pfarrer besitzen auch Lehrer während ihrer Liturgie die absolute Definitionshoheit. O-Ton: „Alles, was ich in Word kann, habe ich mir selber beigebracht. Und was ich nicht kann, ist nicht wichtig.“ – Freilich bedeutet déformation professionnelle nicht etwa, dass der Beruf den Menschen verforme, sondern die Deformation ist zuerst da, und dazu sucht man sich die passende Profession. – Wer immer Recht haben möchte, wer von seiner Ideologie überzeugt ist, wer angesagten Meinungsmaschinen wie der Süddeutschen oder der Familie Ernman-Thunberg unkritisch folgt und unter den Schwächsten der Gesellschaft missionieren gehen möchte, ist im Lehrerberuf gut aufgehoben.
Ich lese solche Beiträge eher wegen der krotesken Anekdoten und nicht weil ich erwarte oder hoffe, dass sich an den Schulen etwas zum Besseren ändern könnte. Der Autor hat völlig Recht: Beamte werden keine Rückstufungen akzeptieren und die Eltern von Kindern auf Hauptschulniveau werden nicht akzeptieren, dass ihre Kinder so eingeordnet werden. Linksradikale Gerechtigkeitspolitiker werden nicht einsehen, dass ohne Niveau und Leistung keine Gesellschaft wohlhabend und stabil bleiben kann. Ändern wird sich aber die Welt außerhalb von Schulen und Pseudo-Hochschulen. Wo in den letzten Jahren noch quasi jeder Bildungslose irgendeine Verwendung in der Realwirtschaft finden konnte, wird es für ziemlich viele der künftigen Abgänger der leistungsbefreiten Anstalten weder Ausbildungsplätze noch Arbeitsplätze bei echten marktwirtschaftlichen Betrieben geben. Der Sozialisierung der Lehranstalten folgt die Sozialisierung der Wirtschaft auf dem Fuss. E-Trabbi und Auslandsreisen erst nach 20 Jahren Müllverwertung oder NGO-Dienst.
„die Anforderungen zu niedrig“ — Geliefert wir bestellt. Man wollte höhere Abschlüsse mit der Gießkanne unter das Volk verteilen. Erstens weil die jungen Leute dann aufgehoben sind und nicht in der Arbeitslosenstatistik erscheinen. Zweitens weil es uncool war, wenn eine Schule dem jungen Menschen sagen musste, dass seine Leistungen für einen höheren Abschluss zu schwach sind; dagegen gab es politischen Widerstand aus dem Elternhaus. Denn auch die Mutter des schwächsten Omega-Kevins ist überzeugt, dass das Objekt ihres Helikopterns hochbegabt ist und nur die Lehrerschaft das verborgene Genie nicht erkennt. Also sagt man nicht mehr faul, sondern lernschwach, nicht mehr gestört, sondern verhaltenskreativ, nicht mehr grenzdebil, sondern intellektuell gefordert.
Sehr geehrter Herr Geißler, kann mich noch gut an ihre Serie über das Berufsleben ihres Herrn Bruders erinnern. Nun haben Sie sich also selbst, bzw. ihre Profession, zum Thema gemacht. Sehr lobenswert, dass Sie als Praktiker nun sozusagen aus der “Schule” plaudern wollen. Aber sagen Sie mal, dieses Beispiel mit dem Geschichtslehrer und der verkokelten Jacke!? Ich habe hin und her überlegt, wie eine von einem Geschichtslehrer pyromanisch aufbereitete alte Teedjacke, didaktisch und methodisch so aufbereitet werden könnte, dass sie Schülern - selbst Waldorfschülern - zur Veranschaulichung des Eigentumbegriffs dienen könnte. War der ein pädagogisches Genie? Wollte er zeigen, dass er sich jedes Jahr neues Eigentum ( sprich eine neue Tweedjacke) leisten konnte? War es die Vorwegnahme der heute so beliebten Kurznachricht (im Zuge der Rechtschreibreform wurde dann d—-> t)? War es gar eine anarchistische Tat, da mit dem Lehrerpult auch Staatseigentum gefährdet war? Klären Sie mich bitte auf, lieber Herr Kollege.
Dass viele Lehrer überfordert sind, ist schon seit Jahrzehnten Fakt. Als ich Anfang der 80er Jahre als junger Lehrer einmal eine Vertretung in einer Grundschule übernahm und in der ersten Vormittagspause im Lehrerzimmer erschien, erschrak ich förmlich. Die Leute dort wirkten bleich, abgekämpft, fast schon verwahrlost und hatten Augenringe bis zum Kinn. Zwei Lehrer um die 60, die ich in jener Zeit vertrat, waren offensichtlich völlig am Ende, schleppten sich nur noch mühsam durch ihre letzten Arbeitsjahre. Es war so schlimm, dass man es nicht mehr mit Humor nehmen oder sonst wie abstrahieren konnte. Mein Reflex war nur noch: weg von hier! Weil ich mich als 22-Jähriger nicht gleich verheizen lassen wollte, habe ich mich dann beruflich anders orientiert und diese Entscheidung nie bereut. Sowas wie in jenem Lehrerzimmer habe ich danach nicht mehr wieder gesehen. Bei meinen diversen Vertretungen stellte ich fest, dass die Zustände in der Stadt besonders schlimm waren. Auf dem Land war die Welt damals noch einigermassen in Ordnung.
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