Hotel Stalingrad – Israels Rettung 1948 (23)

Letzter Teil der Reihe: Hätte die Haganah früher Waffen und Kampfflugzeuge für Israel kaufen können? Entscheidungen in New York. Bei der Luftbrücke getötete Piloten. Rückblicke von Protagonisten.

„Al Schwimmer ist das größte Geschenk,
das Amerika Israel gemacht hat.“
David Ben-Gurion

In der ersten Mai-Woche des Jahres 1951 traf Israels Ministerpräsident David Ben-Gurion zu einem seiner seltenen Besuche in New York ein; in der Stadt, in der er am 1. Juli 1945 auf Einladung seines langjährigen Freundes, des Unternehmers und Zionisten Rudolf Sonneborn, in dessen Wohnung zu vierzig einflussreichen Amerikanern gesprochen hatte. Weniger als zwei Monate nach der Kapitulation des NS-Regimes und fünf Monate nach der Befreiung von Auschwitz hatten sie helfen wollen, den Juden der Welt – unter ihnen Hunderttausende Holocaustüberlebende in Europa – eine sichere Heimstätte in Palästina zu schaffen. Daraus war das Sonneborn Institute hervorgegangen, welches wiederum das Unternehmen Materials for Palestine (später: Materials for Israel) gegründet hatte, um für die Juden in Palästina strategische Güter zu kaufen – nicht nur, aber auch für die Herstellung von Waffen und Munition.

Nun, 1951, war Ben-Gurion nach Amerika gekommen, um vor 20.000 Zuhörern im Madison Square Garden Werbung für die Zeichnung israelischer Staatsanleihen zu machen. Am Sonntag, den 13. Mai, traf er Sonneborn im Waldorf Astoria Hotel. Er sprach ihm und allen Teilnehmern der wöchentlichen Treffen des Sonneborn Institute die Dankbarkeit des jüdischen Volkes aus, für alles, was sie zur Gründung des Staates Israel beigetragen hatten. Ihr Beitrag habe sich tief in die Geschichte Israels eingebrannt; amerikanische Juden seien sich der Bedeutung des Sonneborn Institute wahrscheinlich nicht bewusst, weil es im Verborgenen arbeite, sagte Ben-Gurion, aber in Israel sei es kein Geheimnis. Er lobte diese kleine Gruppe von Männern für die mutige Rolle, die sie im israelischen Freiheitskampf gespielt habe und lud sie ein, das Land zu besuchen, das sie mit aufgebaut hatten.

Das Sonneborn Institute traf sich weiterhin jeden Donnerstag im Hotel McAlpin in Manhattan. Priorität hatte nun die Versorgung und Integration der Neuankömmlinge in Israel. 1955 kam das Institut zu dem Schluss, dass seine Arbeit getan war und löste sich mit ebenso wenig Tamtam, wie es zehn Jahre zuvor begonnen hatte, auf. Leonard Slater schreibt:

„Die Untergrundorganisation verschwand spurlos, wie eine trübe Silhouette auf einem Fotofilm, der in einer Dunkelkammerwanne schwamm – jemand hatte die Tür aufgestoßen und das Bild war weg. Die Unterlagen wurden vernichtet, und nur verstreute Fragmente überlebten in den unteren Schubladen von Anwaltskanzleien, in den Kellern und Dachböden der Häuser einiger Teilnehmer und in den Tresoren eines Lagerhauses in Brooklyn. In den veröffentlichten Geschichten über den israelischen Kampf um die nationale Identität wird der amerikanische Untergrund kaum erwähnt. Ihre Mitglieder kehrten in die Routine des Alltags zurück, an ihre Taten erinnerten sich nur sie selbst und ihre unmittelbaren Kollegen von damals, die sie in vielen Fällen nie wieder sahen.“

„Wie Manna aus dem Himmel“

Netanel Lorch, der erste Leiter der militärgeschichtlichen Abteilung der israelischen Armee, urteilt in seiner Geschichte des Unabhängigkeitskriegs:

„Man erkannte, dass das Schicksal des Jischuw und des künftigen Staates in den Händen der wenigen Männer lag, die in dieser Zeit Waffen kauften. Ihr Netzwerk war über viele Länder und Kontinente verstreut. Anfangs kauften sie alles, was verfügbar war, ,alles, was schießt‘; später, als man Erfahrungen gesammelt und die Anforderungen des Oberkommandos formuliert hatte, konzentrierten sie sich auf die wichtigsten Güter.“

Der Journalist und Filmemacher Boaz Dvir veröffentlichte 2015 einen 60-minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel A Wing and a Prayer, für den er in den vorhergegangenen Jahren damals noch lebende Protagonisten der Luftbrücke, darunter Al Schwimmer, Lou Lenart, Harold Livingstone und Gideon Lichtman, interviewt hatte. Den ersten Anstoß dazu hatte Dvir 1991 durch Gespräche mit seinem Großvater Ozer Grundman, einem chassidischen Juden und Überlebenden der Konzentrationslager, erhalten. Wie Dvirs Großmutter hatte Ozer Grundman sein Leben lang über den Holocaust und seinen Lebensweg geschwiegen. 

Während seine Kameraden Urlaub am Strand machten, hatte Boaz Dvir sich 1991 nach dem Militärdienst eine Woche Zeit genommen, um seinen Großvater in Israels ultraorthodoxer Stadt Bnei Brak zu besuchen und ihn über sein Leben zu befragen. Nachdem dieser zunächst abgeblockt hatte – „Du würdest nur deine Zeit verschwenden“ –, gab er am zweiten Abend Antworten. „Er erzählte von seinem Leben vor, während und nach dem, was er seine ,fünfjährige Europareise durch Nazi-Konzentrationslager‘ nannte“, so Dvir.

„Nach dem Holocaust schloss sich mein Saba [Hebräisch für Opa; Anm. S. F.] dem Kampf für die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina an. Doch als er in der Negev-Wüste ankam, erfuhr er schnell, dass seine Einheit nur einige wenige alte Gewehre hatte. Er dachte, er würde dort sterben. Dann, eines Tages, kamen Waffen wie Manna aus dem Himmel. Mein Saba hielt sein Gewehr gegen das Sonnenlicht, und als er genau hinsah, traute er seinen Augen nicht. Direkt vor ihm, auf dem Metall, war der deutsche Adler.“

Also der Reichsadler mit Eichenlaub und Hakenkreuz. Boaz Dvir fragte seinen Großvater: „War das der Inbegriff von Ironie?“ Der erwiderte: „Ironie, Zufälle, diese Begriffe existieren nur in den Köpfen von Ungläubigen.“ Dvir wollte wissen: „Hat dich der Anblick des deutschen Abzeichens wütend gemacht?“ – „Nein, ich war nur froh, dass ich mich und mein Volk endlich schützen konnte.“ Boaz Dvir erinnert sich, wie sein Großvater dann eine Frage stellte, die nicht rhetorisch gemeint war: „Mein Saba sah mich an und fragte: ,Boaz, weißt du, wie wir an diese Nazi-Waffen gelangt sind?‘“

Hätten die Waffen früher beschafft werden können?

„Die Lufttransporte der ersten Balak-Operationen, die Schiffe Nora und Shay aus der Tschechoslowakei und viele andere Schiffe, die im Laufe des Krieges eintrafen, brachten Waffen, die die Hauptquelle für die Bewaffnung der Haganah und der Palmach in den Monaten vor der Staatsgründung und nach 1948 für die IDF-Einheiten darstellten“, schrieb Eliyahu Sacharov, der schon ab Ende der 1930er Jahre für den Waffenschmuggel der Haganah mitverantwortlich war, in seinem 2004 erschienenen autobiografischen Buch Out of the Limelight.

Diese Lieferungen hätten wesentlich dazu beigetragen, die zu Kriegsbeginn bestehende Lücke zwischen dem, das notwendig und dem, das verfügbar war, zu schließen. Auch er erwähnt die fehlenden Gewehre der Soldaten im Negev:

„Eine von vielen möglichen Illustrationen dieser Lücke ist die Tatsache, dass das Bataillon, das damals von Yitzhak Pundak kommandiert wurde und aus achthundert Kämpfern bestand, mit nur vierhundert Gewehren ausgestattet war, als es zur Verstärkung der Negev-Brigade entsandt wurde. Und das war nicht das einzige Mal, dass die Kämpfer gezwungen waren, sich mit den verfügbaren Waffen abzuwechseln.“

Rückblickend äußerte der damals 90-jährige Sacharov:

„Aller Wahrscheinlichkeit nach hätten wir viele Monate vor der Ausrufung des Staates eine beträchtliche Menge an Kanonen verschiedener Kaliber, Kampfflugzeugen und zerlegten gepanzerten Mannschaftstransportern beschaffen können, verpackt und versteckt mit der gleichen Methode, mit der wir die Lieferungen von Ausrüstung, Maschinen, strategischem Material, Sprengstoff und einer beträchtlichen Menge an Waffen aus den Vereinigten Staaten und Italien hierhergebracht haben. Ich schließe Panzer nicht in diese Bewertung ein, da ein Panzer eine riesige, schwere Masse ist, die sich kaum zerlegen und tarnen lässt.“

Hätte es anders kommen können?

Wäre dies früher geschehen, hätte der Krieg ohne Zweifel einen anderen Verlauf genommen, so Sacharov:

„Er wäre kürzer gewesen, und schwierige und schmerzhafte Ereignisse wie der Fall des Etzion-Blocks, das Gemetzel an den Fünfunddreißig, die Eroberung der Altstadt [Jerusalems] durch die Arabische Legion, die vielen Opfer der gescheiterten Kämpfe bei Latrun, die Notwendigkeit, die Burma-Straße zu bauen, wären uns vielleicht erspart geblieben, ebenso wie die Belagerung Jerusalems, die Ermordung der Ärzte und Krankenschwestern des Konvois auf dem Weg zum Hadassah-Krankenhaus auf dem Berg Scopus, die vielen Opfer des Yechiam-Konvois und die Evakuierung der Siedlungen, die den Angriffen und der Bombardierung nicht standhalten konnten.“

Sacharov hielt es sogar für möglich, dass sich der Unabhängigkeitskrieg ähnlich wie der spätere Sechstagekrieg entwickelt hätte, „mit allen politischen, militärischen und demografischen Auswirkungen“, die dies mit sich gebracht hätte:

„Ich stütze diese Vermutung auf die Tatsache, dass es den IDF-Einheiten im Negev unter dem Kommando von Yigal Allon, dem Befehlshaber der Südfront, während des Unabhängigkeitskriegs in der Operation Horev gelang, die ägyptische Armee von ihrer Basis und ihren Nachschublinien in Ägypten abzuschneiden, obwohl sie über keine Artillerie verfügten, die diesen Namen verdient hätte, und über keine nennenswerte Luftwaffe.“

Eliyahu Sacharov sah die Verantwortung bei sich. Es sei nicht richtig, die Schuld bei Ben-Gurion und den anderen politischen Führern zu suchen, denn „die Ideen, das Auffinden von Quellen und von Möglichkeiten zur Ausführung der Pläne“ seien immer von den „Einkäufern“ gekommen, einschließlich ihm selbst. Er warf sich vor, nicht früher mutigere Schritte unternommen zu haben:

„Offensichtlich fehlten uns die Vision, die schöpferische Vorstellungskraft und die Weitsicht, die Initiative zu ergreifen, um diese Programme unseren Führungen zur Kenntnis zu bringen, obwohl es nach dem Zweiten Weltkrieg große Überschüsse an Waffen gab, die zugänglich waren.“

Ohne Waffen keine Chance

Sacharov schreibt, dass er mit dem Aufbau der Waffenindustrie in Palästina beschäftigt war und darum nur seine sporadischen Reisen für das Auffinden ausländischer Rüstungsquellen habe nutzen können. Dann geht er erneut mit sich ins Gericht:

„Dennoch kann es gut sein, dass die Verantwortung für dieses Scheitern tatsächlich bei mir lag, denn ich war es, der die Initiative ergriffen und den Weg für die Wiederaufnahme der Waffenlieferungen von jenseits des Ozeans nach dem Weltkrieg geebnet hat und der die Infrastruktur und das System für die Verschiffung von Maschinen, Ausrüstung und strategischem Material aus den Vereinigten Staaten sowie für die ersten Waffenlieferungen aus Europa aufgebaut hat.“

Oft habe er sich mit dem Gedanken daran „gefoltert“, dass er „das Oberkommando der Haganah, insbesondere den Chef der Haganah und Ben-Gurion, nicht schon 1947 auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht habe, schwere Waffen und zerlegte und versteckte Kampfflugzeuge ins Land zu bringen“.

Wir erlauben uns folgende Spekulation: Einer der Gründe, warum dies nicht geschehen war, war vielleicht, dass sich niemand hatte vorstellen können, dass die USA und die Vereinten Nationen einerseits für die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates stimmen würden, andererseits aber zur selben Zeit ein Waffenembargo verhängen würden. Sie sagten den Juden Palästinas gewissermaßen: Ihr könnt einen eigenen Staat haben, falls ihr es schafft, euch gegen den Angriff der versammelten Streitkräfte der arabischen Welt zu behaupten. Diese Wette lief zwischen dem 29. November 1947 und dem 15. Mai 1948. Und die Juden taten alles, um sie zu gewinnen, denn sie wussten, was auf dem Spiel stand: das Überleben des jüdischen Volkes.

Man liest in Geschichtsbüchern, der „Bürgerkrieg“, also die terroristischen Angriffe auf Juden, habe im November 1947 begonnen. Es war aber sogar noch früher, am 10. August. Das Time Magazine berichtete über einen Terroranschlag auf ein Tanzcafé:

„Es war ein ganz normaler Abend in dem einem Araber gehörenden, von einem Juden geführten Café Hawaii am Rand von Tel Aviv. Jüdische Paare drängten sich auf der Tanzfläche. Nebenan floss der Fluss Yarkon leise zwischen seinen mit Eukalyptusbäumen gesäumten Ufern. ,Jeep‘, ein Komiker, trat ans Mikrofon, öffnete den Mund, um zu singen, und eine Granate explodierte inmitten der Tänzer. Aus der Dunkelheit, die das hell erleuchtete Open-Air-Café umgab, ertönte das Rattern und Blitzen von Maschinengewehrfeuer. Vier Juden wurden getötet, zwölf verwundet. Überlebende sagten, die Angreifer seien Araber gewesen.“

Eines der Todesopfer war der jüdische Schauspieler Meir Teomi. Es war klar: Ohne Waffen würden die Juden Palästinas nach dem Abzug der Briten nicht überleben, geschweige einen Staat gründen können.

Entscheidung in New York

Sollte Eliyahu Sacharov, wie er meint, einen Fehler begangen haben, dann trug er die Verantwortung nicht allein. Die Haganah hatte ja auch einen Mann in New York. 1947 war das ein früherer Major der britischen Armee, Shlomo Shamir (alias Shlomo Rabinovich). Als Al Schwimmer zum ersten Mal zu ihm ins Hotel 14 kam und ihm sagte, er wolle helfen und es sei möglich, Flugzeuge nach Palästina zu schmuggeln, reagierte Shamir lauwarm. Er notierte sich den Namen und bat Schwimmer, „später“ wiederzukommen.

Die Idee schien ihm zu groß. Wo sollte der Jischuw Flugzeuge herbekommen? Dazu bräuchte man Piloten, Landebahnen, Wetterstationen, Reparaturwerkstätten, Treibstoff etc. Dass die Juden so etwas auf die Beine stellen könnten, konnte sich Shamir kaum vorstellen und betrachtete es wahrscheinlich als eine Ablenkung; Priorität war, im Ausland Offiziere für den Aufbau einer Armee zu rekrutieren. „In unserer Situation“, so erklärte er später, „musste man immer die Kosten und die politischen Risiken kalkulieren. Man musste sich vor Spitzeln in Acht nehmen. Man musste langsam vorgehen. Wenn ein Mann kommt, um zu helfen, will er dir sein Leben schenken – schnell. Aber man kann nicht so schnell vorgehen.“

Erst ein Wechsel im Büro der Haganah in New York sorgte dafür, dass Schwimmers Ideen gehört wurden. Yehuda Arazi, der Shamir nachfolgte, hatte 1943 der britischen Polizei in Palästina fünftausend Gewehre gestohlen und 1946 die ,Operation Exodus‘ organisiert: Mit gefälschten Papieren, gestohlenen britischen Uniformen und Lastkraftwagen hatte die Haganah 1946 unter seiner Führung Hunderte von Juden aus einem Auffanglager in Italien auf ein Schiff im Hafen von La Spezia gebracht. Als die Täuschung aufflog, entstand im Hafen eine sechs Wochen andauernde Pattsituation. Italiener setzten sich für die Sache der Juden ein, und die Juden an Bord traten in einen Hungerstreik. Der internationale Druck zwang die Briten zum Einlenken, die Flüchtlinge durften nach Palästina auslaufen.

Arazi wurde so zum Vorbild für die Figur Ari Ben Canaan in Leon Uris’ Roman Exodus. Er hatte die Vorstellungskraft und den Wagemut, um Schwimmers Pläne anzuhören, zu prüfen und an Ben-Gurion weiterzugeben, der grünes Licht gab und die nötigen Gelder bereitstellte. Dank der riesigen Frachtflugzeuge, die Schwimmer in den USA kaufte, konnten im Mai 1948 in Einzelteile zerlegte Kampfflugzeuge aus der Tschechoslowakei nach Israel gebracht werden.

Erste Opfer

Doch keineswegs lief alles glatt. Ein Unfall kostete zwei Piloten das Leben. Glenn King (geb. 1922) und Bill Gerson (geb. 1923) starben am 21. April 1948, als ihre mit Funkausrüstung schwer überladene C-46 mit Ziel Palästina kurz nach dem Start auf dem Flughafen von Mexiko City abstürzte, nachdem ein Triebwerk ausgefallen war. Harold Livingstone, damals als Flugfunker an der Operation beteiligt, erinnerte sich später im Interview mit Boaz Dvir: „Nachdem er [der Pilot Glenn King] ein Triebwerk verloren hatte, fuhr er die Landeklappen aus, um schneller Höhe zu gewinnen. Das ist ein sehr heikles Manöver. Und es hat nicht funktioniert.“

Die beiden waren die ersten Opfer der israelischen Luftwaffe. Anschließend gab es einen Aufstand der Piloten. Sie warfen Schwimmer vor, für den Tod von King und Gerson verantwortlich zu sein, weil das Flugzeug überladen war. Livingstone: „Schwimmer, mit seinem beeindruckenden Auftreten – in dem Raum in Panama waren etwa zwanzig Leute –, sagte: ,Wenn ich ein Mörder bin, dann habe ich es getan. Ich habe das Okay gegeben. Auch ich hatte das Flugzeug geflogen.‘“

David Ribakoff, der Sohn des Piloten Marty Ribakoff, des Wortführers der kritischen Piloten, sagte: „Sie mussten überladen, sie konnten die Ausrüstung nicht hierlassen, sie wäre beschlagnahmt worden.“ „Schwimmer hat alle beruhigt“, sagte Livingstone. Dann habe Hayman Shamir gesprochen, ein Haganah-Kommandant aus Palästina. „[Er] hielt diese Rede: wie sie in Israel kämpfen und sterben. Und ohne euch, sagte er, haben wir nichts. Wir sind erledigt. Noch bevor er fertig war, hätte ich mich aus dem Fenster gestürzt, hätte er es von mir verlangt.“

Alle Piloten machten weiter, trotz der Gefahr, die ihnen auf tragische Weise vor Augen geführt worden war.

Niemand war bereit, ein Scheitern zu akzeptieren

Die Luftbrücke Tschechoslowakei-Israel hatte nicht die Dimension der Luftbrücke Berlin oder des Air Transport Command während des Zweiten Weltkriegs. Sie war viel kleiner, aber ausreichend, um zwischen dem ersten Flug am 31. März 1948 und dem August 1948 den israelischen Soldaten die Waffen und die Munition zu bringen, die sie benötigten, um die Städte und Siedlungen zu schützen, die Straßen zu öffnen (ausgenommen die Verbindung von Jerusalem und Tel Aviv durch das Bab el-Wad, die wegen der jordanischen Eroberung von Latrun bis 1967 unpassierbar blieb), den Negev und Galiläa zu befreien und letztlich Ägypten, Syrien und Jordanien zu einem Waffenstillstand zu zwingen.

Al Schwimmer und seine Mitarbeiter legten den Grundstein für Israels Luftwaffe und für spektakuläre humanitäre Aktionen wie den Transport der jemenitischen Juden („Operation Fliegender Teppich“, 1949/50) und der Juden Äthiopiens („Operation Moses“, 1984) nach Israel. Al Schwimmer sagte im Interview mit Dvir über die grenzüberschreitenden Geheimaktionen 1948: „Alle wollten, dass es ein Erfolg wird. Niemand war bereit, ein Scheitern zu akzeptieren. Und mit dieser Haltung und Herangehensweise aufseiten aller, die beteiligt waren, musste es klappen – und das tat es.“ Livingstone meinte: „Was hätten sie getan, ohne uns? Und ohne Schwimmer hätten sie nichts gehabt.“

Einer der engsten Mitarbeiter von Rudolf Sonneborn, der die Aktivitäten des Instituts mit dem Hotel 14 koordinierte, war Adolph „Al“ Robison, ein Textilunternehmer aus New Jersey. Jene Periode in seinem Leben, in der er half, von Amerika aus die Gründung Israels zu unterstützen, beschrieb er später so:

„Das war eine Gelegenheit, die sich vielleicht nur einmal im Leben bietet, vielleicht nicht einmal im Leben. Dass wir Mantel-und-Degen-Leute sein konnten, dass wir gefährlich leben und uns dabei höchst tugendhaft fühlen, dass wir tatsächlich Geschichte schreiben konnten. Wir wandelten in diesen Jahren in einem Zustand der Begeisterung. Es war eine großartige Zeit in unserem Leben. Ich glaube nicht, dass wir jemals darüber hinwegkommen werden, und ich glaube, es hat unser Leben verändert. Ich glaube, es hat uns für den Rest unseres Lebens geprägt. Und ich glaube, es gab uns ein Gefühl, etwas erreicht zu haben, dem nichts, das wir vorher gemacht hatten, und nichts, das wir seitdem gemacht haben, gleichkommt.“

Teil 1 finden Sie hier.

Teil 2 finden Sie hier.

Teil 3 finden Sie hier.

Teil 4 finden Sie hier.

Teil 5 finden Sie hier.

Teil 6 finden Sie hier.

Teil 7 finden Sie hier.

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Teil 19 finden Sie hier.

Teil 20 finden Sie hier.

Teil 21 finden Sie hier.

Teil 22 finden Sie hier.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

 

Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012).

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Videointerviews:

Boaz Dvir: A Wing and a Prayer (2015).

Interview mit Brian Greenspun über seinen Vater Hank Greenspun.

Interview mit Marvin Klemow, einem früheren Mitarbeiter Al Schwimmers bei Israel Aircraft Industries.

Interview mit Elinor Jacobson Borenstine über ihren Vater Eddie Jacobson.

Foto: By Benno Rothenberg /Meitar Collection / National Library of Israel The Pritzker Family National Photography Collection, CC BY 4.0, Link

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Helge Grimme / 30.09.2023

Vielen Dank für dieses atemberaubende Werk.

S. Marek / 30.09.2023

Aktuell versucht die radikale Linke die Regierung von PM Beniamin Netanyahu mit jeder nur möglicher Lüge und durch initiieren von Protesten umzustürzen um selber auf diktatorische Weise die Macht zu übernehmen und damit “Die Demokratie zu schützen !  Schauen Sie selbst wie weit diese Faschistoide Linke bereit ist zu gehen ?  ( 1 - 6 ) The Irgun: The Altalena Affair by Prof. Yehuda Lapidot (June 20, 1948)  #  Die Altalena, die von Irgun-Mitgliedern im Ausland gekauft worden war, sollte ursprünglich am 15. Mai 1948 mit Kämpfern und militärischer Ausrüstung beladen Israel erreichen. Waffenkäufe und organisatorische Angelegenheiten dauerten jedoch länger als erwartet, und die Abfahrt wurde um mehrere Wochen verschoben. In der Zwischenzeit war am 1. Juni ein Abkommen über die Eingliederung der Irgun in die IDF unterzeichnet worden, und eine der Klauseln besagte, daß die Irgun alle unabhängigen Waffenbeschaffungsaktivitäten einzustellen hatte. Folglich wurden Vertreter der israelischen Regierung über das Schiff und seinen Fahrplan informiert.  Das Irgun-Hauptquartier in Paris tat sein Bestes, um die Vorbereitungen für die Abfahrt der Altalena geheim zu halten, aber es war schwierig, die Bewegung von 940 Kämpfern und die Verladung einer großen Menge von Waffen und Munition zu verbergen. Man befürchtete, dass bei Bekanntwerden der Pläne Versuche unternommen werden könnten, die Altalena auf See zu sabotieren. Aus diesem Grund wurde, als sie am 11. Juni den Anker lichtete, kein Telegramm an das Irgun-Kommando in Israel geschickt, da man befürchtete, es könnte in die falschen Hände geraten. Diese Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich jedoch als erfolglos, und am folgenden Tag meldete Radio London, daß die Altalena mit 1.000 jüdischen Freiwilligen und einer großen Menge an Waffen an Bord von Port-de-Bouc (Frankreich) in Richtung Israel ausgelaufen war.

Franz Klar / 30.09.2023

“Letzter Teil der Reihe” !? Das können Sie uns nicht antun !!!

S. Marek / 30.09.2023

( 2 - 6 ) Es sei daran erinnert, daß der erste Waffenstillstand am 11. Juni begonnen hatte. Als die Irgun-Führer in Israel durch den Rundfunk von der Einschiffung des Schiffes erfuhren, befürchteten sie, daß dieser Bruch der Waffenstillstandsbedingungen (d.h. das Verbot, militärische Ausrüstung und Kämpfer ins Land zu bringen) aufgedeckt werden würde. Menachem Begin beschloß daher, die Ankunft des Schiffes zu verschieben, und die Sekretärin des Irgun-Stabs, Zippora Levi-Kessel, sandte einen Funkspruch an die Altalena, sie solle vor Ort bleiben und auf Befehle warten. Ein ähnliches Telegramm wurde an Shmuel Katz (Mitglied des Generalstabs) geschickt, der sich zu diesem Zeitpunkt in Paris aufhielt, aber der Kontakt zum Schiff war schlecht, und die Nachricht wurde nicht verstanden.  Am 15. Juni hielten Begin und seine Genossen eine Sitzung mit Vertretern der Regierung ab, bei der Begin mitteilte, daß das Schiff ohne sein Wissen ausgelaufen sei und daß er über das weitere Vorgehen beraten wolle. In seinem Tagebuch vom 16. Juni schrieb David Ben-Gurion Folgendes über das Treffen:  Yisrael [Galili] und Skolnik [Levi Eshkol] haben sich gestern mit Begin getroffen. Morgen oder übermorgen soll ihr Schiff ankommen: 4.500 Tonnen, 800-900 Mann, 5.000 Gewehre, 250 Bren-Geschütze, 5 Millionen Kugeln, 50 Bazoukas, 10 Bren-Träger. Zipstein (Direktor des Hafens von Tel Aviv) geht davon aus, daß es in der Nacht möglich sein wird, alles abzuladen. Ich glaube, wir sollten den Hafen von Tel Aviv nicht gefährden. Sie sollten nicht zurückgeschickt werden. Sie sollten an einem unbekannten Ufer ausgeschifft werden.  Galili teilte Begin mit, daß Ben-Gurion der Landung des Schiffes zugestimmt habe, und fügte die Bitte hinzu, dies so schnell wie möglich zu tun. Zippora Levi-Kessel gab dem Schiff daraufhin per Funk den Befehl, mit voller Geschwindigkeit einzulaufen. Am nächsten Tag fand ein Arbeitstreffen zwischen Vertretern der Irgun und Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums statt.

S. Marek / 30.09.2023

( 3 - 6 )  Während man sich über den Ankerplatz der Altalena einig war, gab es Meinungsverschiedenheiten über die Aufteilung der Ladung. Ben-Gurion stimmte Begins erster Bitte zu, 20 % der Waffen an das Jerusalemer Bataillon zu liefern. Seine zweite Bitte, den Rest an die IDF zu überweisen, um die neu gegründeten Irgun-Bataillone auszurüsten, wurde jedoch von den Regierungsvertretern abgelehnt, die diese Bitte als Aufforderung zur Verstärkung einer “Armee innerhalb einer Armee” interpretierten. Dies entsprach bei weitem nicht Begins Absicht; er sah es vielmehr als eine Frage der Ehre an, daß die Kämpfer voll ausgerüstet in die IDF eintreten.  Die Altalena erreichte Kfar Vitkin am späten Nachmittag des Sonntags, 20. Juni. Unter den am Ufer wartenden Irgun-Mitgliedern war auch Begin, der die Ankömmlinge mit großer Rührung begrüßte. Nachdem die Passagiere von Bord gegangen waren, halfen Mitglieder des Fischerdorfes Michmoret beim Ausladen der militärischen Ausrüstung. Zeitgleich mit den Ereignissen in Kfar Vitkin war die Regierung in Tel Aviv zu ihrer wöchentlichen Sitzung zusammengekommen. Ben-Gurion berichtete über die Treffen, die der Ankunft der Altalena vorausgegangen waren, und forderte unnachgiebig die Kapitulation Begins und die Übergabe aller Waffen:    Wir müssen entscheiden, ob wir Begin die Macht überlassen oder ihm befehlen, seine separaten Aktivitäten einzustellen. Wenn er das nicht tut, werden wir das Feuer eröffnen! Andernfalls müssen wir uns entscheiden, unsere eigene Armee aufzulösen.  Die Debatte endete mit dem Beschluß, die Armee zu ermächtigen, notfalls Gewalt anzuwenden, um die Irgun zu überwältigen und das Schiff und seine Ladung zu beschlagnahmen. Die Umsetzung dieses Beschlusses wurde der Alexandroni-Brigade unter dem Kommando von Dan Even (Epstein) übertragen, die am folgenden Tag das Gebiet von Kfar Vitkin umstellte. Dan Even stellte das folgende Ultimatum:

S. Marek / 30.09.2023

( 4 - 6 )  An: M. Begin - >  Auf besonderen Befehl des Generalstabschefs der israelischen Streitkräfte bin ich ermächtigt, im Namen der israelischen Regierung die Waffen und das militärische Material zu beschlagnahmen, die an der israelischen Küste in meinem Zuständigkeitsbereich eingetroffen sind. Ich bin ermächtigt, Sie aufzufordern, mir die Waffen zur Verwahrung zu übergeben, und Ihnen mitzuteilen, daß Sie Kontakt mit dem Oberkommando aufnehmen sollen. Sie sind verpflichtet, diesen Befehl unverzüglich auszuführen.  Sollten Sie sich weigern, diesen Befehl auszuführen, werde ich alle mir zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um den Befehl auszuführen und die Waffen, die an Land gelangt sind, zu beschlagnahmen und aus dem Privatbesitz in den Besitz der israelischen Regierung zu überführen.  Ich möchte Sie darüber informieren, daß das gesamte Gebiet von voll bewaffneten Militäreinheiten und gepanzerten Fahrzeugen umstellt ist und alle Straßen blockiert sind.  Ich übernehme die volle Verantwortung für alle Konsequenzen, die sich aus der Verweigerung der Durchführung dieses Befehls ergeben.  Die Einwanderer - unbewaffnet - dürfen gemäß Ihren Anweisungen in die Lager reisen. Sie haben zehn Minuten Zeit, mir Ihre Antwort zu geben.  D.E., Brigadekommandeur #  Das Ultimatum, insbesondere die Forderung nach einer Antwort innerhalb von zehn Minuten, war beleidigend und unrealistisch. Laut Even wurde es gestellt, “um dem Irgun-Kommandeur keine Zeit für langwierige Überlegungen zu geben und um den Vorteil der Überraschung zu erlangen”. Begin weigerte sich, auf das Ultimatum einzugehen, und alle Vermittlungsversuche scheiterten. Die Weigerung Begins, auf das Ultimatum einzugehen, war ein Schlag für das Prestige von Even, und ein Zusammenstoß war nun unvermeidlich. Es kam zu Kämpfen, die eine Reihe von Opfern forderten.

S. Marek / 30.09.2023

( 5 - 6 ) Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, initiierten die Siedler von Kfar Vitkin Verhandlungen zwischen Yaakov Meridor (Begins Stellvertreter) und Even, die mit einem allgemeinen Waffenstillstand und der Übergabe der Waffen an den örtlichen IDF-Kommandanten endeten.  Begin war inzwischen an Bord der Altalena gegangen, die nun Kurs auf Tel Aviv nahm. Er hoffte, dass es möglich sein würde, in einen Dialog mit der provisorischen Regierung einzutreten und die restlichen Waffen friedlich abzuladen. Dies war jedoch nicht der Fall. Ben-Gurion befahl Yigael Yadin (amtierender Generalstabschef), große Truppen am Strand von Tel Aviv zu konzentrieren und das Schiff gewaltsam einzunehmen. Schwere Geschütze wurden in das Gebiet verlegt, und um vier Uhr nachmittags befahl Ben-Gurion den Beschuss der Altalena. Eine der Granaten traf das Schiff, das zu brennen begann. Es bestand die Gefahr, dass das Feuer auf die Laderäume übergreifen würde, die Sprengstoff enthielten, und der Kapitän befahl allen an Bord, das Schiff zu verlassen. Die Menschen sprangen ins Wasser, während ihre Kameraden an Land ihnen mit Flößen entgegenkamen. Obwohl der Kapitän die weiße Flagge der Kapitulation hißte, wurde das automatische Feuer weiterhin auf die unbewaffneten Überlebenden gerichtet. Begin, der sich an Deck befand, willigte erst ein, das Schiff zu verlassen, nachdem die letzten Verwundeten evakuiert worden waren.  Sechzehn Irgun-Kämpfer wurden bei der Konfrontation mit der Armee getötet, sechs in der Gegend von Kfar Vitkin und zehn am Strand von Tel Aviv. Drei IDF-Soldaten wurden getötet: zwei in Kfar Vitkin und einer in Tel Aviv. Nach der Beschießung von Altalena wurden auf Befehl Ben-Gurions mehr als 200 Irgun-Kämpfer verhaftet. Die meisten von ihnen wurden einige Wochen später wieder freigelassen, mit Ausnahme von fünf hochrangigen Kommandeuren (Moshe Hason, Eliyahu Lankin, Yaakov Meridor, Bezalel Amitzur und Hillel Kook), die mehr als zwei Monate lang festgehalten wurden.

S. Marek / 30.09.2023

( 6 - 6 ) (Sie wurden dank des öffentlichen Drucks am 27. August 1948 freigelassen).  Jahre später, am Vorabend des Sechstagekriegs, im Juni 1967 (nachdem Ben-Gurion sich aus der Politik zurückgezogen hatte und Levi Eschkol Premierminister war), schloß sich Begin einer Delegation an, die Sde Boker besuchte, um David Ben-Gurion zu bitten, zurückzukehren und das Amt des Premierministers wieder zu übernehmen. Nach diesem Treffen sagte Ben-Gurion, wenn er Begin damals so gekannt hätte wie heute, wäre die Geschichte anders verlaufen.  #  Genau so wie 75 Jahren ist heute die radikale Linke bereit im Staat Israel einen Bürgerkrieg zur Initiieren und zu deren Sicherheit zu Gefährdern ( im Endeffekt zu opfern ) nur an die Macht zu kommen !

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