Stefan Frank / 09.09.2023 / 16:30 / Foto: Achgut.com / 8 / Seite ausdrucken

Hotel Stalingrad – Israels Rettung 1948 (16)

Die UNO gegen Israel. Die Kefalos darf nicht in See stechen. Greenspuns Hilfegesuch beim mexikanischen Präsidenten. Ein tollkühner Plan.

„Reise sofort zurück nach Mexico City“, knisterte Teddy Kolleks Stimme aus New York. „Torres Bodet, der mexikanische Außenminister und Delegierte bei der UNO, hat sich in öffentlicher Sitzung zu Wort gemeldet und offizielle Maßnahmen gefordert. Klar, er ist ein Freund von Miguel Abed, was sonst? Jetzt hat die UNO eine Botschaft an Präsident Aleman geschickt. Sie wollen, dass er ein sofortiges Embargo gegen die Kefalos verhängt. Weißt du, was das bedeutet?“

„Du musst es mir nicht ausbuchstabieren“, antwortete Greenspun mit gedämpfter Stimme. Er war, gerade aus Mexiko zurückgekehrt, mit seiner Frau Barbara und der zwei Jahre alten Tochter Susie in der Wohnung eines befreundeten Ehepaars, Wilbur und Toni Clark, in Las Vegas. Wilbur Clark war ein Casinobesitzer und Projektentwickler in Las Vegas, der gemeinsam mit Greenspun das Hotel und Casino Desert Inn plante, das gerade im Bau war, als Greenspun von seinem Cousin Rey Selk und Al Schwimmer abgeholt worden war, um auf Hawaii Waffen für Israel zu organisieren.

„Ich habe mit Paredes und Willie Sosnow gesprochen“, fuhr Kollek fort. „Die mexikanische Regierung kann die Geschichte mit den Chinesen nicht mehr lange verwenden, sie ist eine Legende und jeder weiß es. Paredes sagte, dass er dich braucht, Hank. Und zwar sofort.“ – »Also gut. Ich fliege mit dem nächsten Flugzeug zurück. Sag den Jungs, sie sollen sich nicht in die Hosen machen.“

Greenspun legte auf, ohne Barbara anzusehen. „Du bist schon wieder weg?“, fragte sie ungläubig. „Du bist doch erst ein paar Stunden hier!“ – „Hab’ noch etwas Geduld. Ein paar Tage, vielleicht eine Woche. Bis dahin wird alles zu Ende sein, das verspreche ich.“ Barbara stand vor Wut zitternd auf. „Du hast völlig recht, Hank. Wenn du wieder gehst, ist zwischen uns alles zu Ende. Das ist mein Versprechen.“

Greenspun suchte nach Worten. Toni Clark hatte ihn vorher beiseitegenommen und ihm erzählt, dass Barbara über ihre Einsamkeit und ihre Angst, es könne in Mexiko „eine andere Frau“ geben, gesprochen hatte. Sie hatte ihr ihre Sorgen wegen des sich schnell leerenden Bankkontos anvertraut. Clark hatte ihr daraufhin geholfen, einen Job als Verkäuferin in einer Hotelboutique zu bekommen. „Das ist mein Versprechen“, wiederholte sie. „Wie willst du es haben?“

Zweite Hochzeitsreise

Greenspun steckte in einem Dilemma. Es war unmöglich, seine Frau in diesem Moment zu verlassen, aber ebenso unmöglich, die Kefalos mit ihrer so hart erkämpften Fracht im Stich zu lassen und die Menschen in Israel, wo jeden Tag Dutzende Juden in der Schlacht fielen oder bei Massakern oder Bombenangriffen getötet wurden.

Barbara weinte. „Lasst uns doch erwachsen sein“, bat Wilbur Clark. „Lasst uns hinsetzen und in Ruhe darüber reden.“ – „Halt deine Nase da raus, Wilbur!“, maßregelte ihn Toni. „Was meinst du damit, meine Nase raushalten? Wir können doch nicht zusehen, wie diese Kinder eine Riesendummheit machen.“ Er machte eine Pause, dann hatte er eine Idee. „Warte einen Augenblick, Hank. Ich habe die perfekte Lösung! Warum fliegen wir nicht alle zusammen nach Mexiko? Es wäre für uns vier wie eine zweite Hochzeitsreise.“

Eine zweite Hochzeitsreise, dachte Greenspun, „komplett mit Geheimagenten, Intrigen schmiedenden Arabern und einer Ladung geschmuggelter Waffen“. Nein, er konnte sie da nicht hineinziehen. „Da unten würde es dir nicht gefallen“, sagte er hastig. „Das Essen ist schrecklich, das Wasser ist noch schlimmer. Wenn du es trinkst, bekommst du die Touristas. So nennen sie die Ruhr.“ – „Dann trinken wir eben Champagner!“, schlug Wilbur freudig vor. „Das ist nicht das Problem“, warf Barbara ein. „Hank hat offensichtlich Angst, dass wir nicht zu seinem Geschäftsstil passen.“

„Das ist es überhaupt nicht. Es ist nur, was ist mit den Kindern?“ – „Brian bleibt bei der Nanny. Er ist viel zu klein. Aber wir können Susie mitnehmen.“ Greenspun schauderte bei dem Gedanken, seine zweijährige Tochter auf die gefährliche Mission mitzunehmen. „Das kommt nicht infrage. Wir lassen sie hier.“ – „Hank, sie braucht dich ebenso, wie ich dich brauche. Das wäre dir klar, wenn du sie jemals hättest sagen hören: ,Wird mein Daddy wirklich zurückkommen?‘ Wenn Susie bleibt, bleibe ich bei ihr. Dann ist es aus zwischen uns. Punkt.“

Ein prunkvoller Empfang

Greenspun wies Tito Rivera an, im Hotel Del Prado in Mexico City Zimmer für Barbara, Susie und die Clarks zu buchen, in einem Flügel, der möglichst weit entfernt von jener Suite war, in der die Geschäfte getätigt wurden. Am Flughafen von Mexico City machten die fünf ihren Weg durch die Zollkontrollen. Überall auf der Strecke begrüßten sie die Beamten mit einem salbungsvollen Lächeln.

„Du musst hier ein großes Rad drehen“, sagte Wilbur. – „Ich komme und gehe hier am Flughafen so oft, dass wir alle alte Freunde sind“, erwiderte Greenspun. „Vergiss nicht, ich gründe eine Airline.“ – „Weißt du, Hank, einer dieser Leute hat dich ,Coronel‘ genannt. Bedeutet das nicht ,Oberst‘?“– „Das ist nur ein Ehrentitel. Ich bin ein Kentucky-Oberst mexikanischer Art. Das ist alles.“

Zu Greenspuns weiterer Verlegenheit hatte Tito Rivera sich Mühe gegeben, guten Eindruck zu machen und eine extralange Limousine samt Chauffeur geschickt, um die fünf zum Hotel zu bringen. Die Hotelleitung hatte Blumensträuße, Obstkörbe und Flaschen mit teurem Scotch und Bourbon in den Unterkünften der neuen Gäste verteilt, die alle mit einer besonderen Willkommenskarte versehen waren. Wilbur schüttelte den Kopf. „Warum rollen sie hier so viel roten Teppich aus?“ – „Oh, ich bringen ihnen viel Kundschaft. Ich denke, sie wollen ihre Dankbarkeit zeigen.“

Greenspun drängte die Neuankömmlinge dazu, ein Nickerchen zu machen. „Wenn ihr das nicht macht“, warnte er, „wird euch der Höhenunterschied umhauen.“ – „Was ist mit dir?“, fragte Barbara. „Du musst sehr erschöpft sein.“ – „Ich muss ins Büro und einige dringende Angelegenheiten klären.“ – „Es ist alles vorbereitet, Señora Greenspun“, sagte Rivera. „Am frühen Nachmittag wird ein Reisebus Sie alle abholen und durch die Stadt fahren.“

Greenspun und Rivera eilten zu der „Büro“-Suite auf einer anderen Etage, wo Willie Sosnow und Alejandro Paredes warteten. Willie Sosnow schüttelte den Kopf. „Hank, als ich Teddy Kollek sagte, dass du Barbara und das Kind mitbringst, plus ein paar Freunde, fürchtete ich, er würde das Telefon auffressen.“ – „Es war unmöglich, das zu vermeiden … Okay, Alex, was ist los?“

Paredes bestätigte, was Kollek schon gesagt hatte, und nannte dazu einige Einzelheiten. „Was ist, wenn wir uns direkt an Präsident Aleman wenden?“, schlug Greenspun vor. „Würde das helfen?“ – „Die Lage entgleitet unseren Händen rapide“, meinte Paredes, „aber wir können es probieren“.

Sie versuchten es den ganzen Nachmittag. Auch mit der Hilfe von Elias Suraski war es nicht möglich, einen Gesprächstermin zu bekommen, nur die vage Aussicht, dass El Presidente sie „irgendwann morgen“ in seinen Terminkalender aufnehmen könnte.

Beim mexikanischen Präsidenten

Am nächsten Tag wurde Greenspun im Palast des Präsidenten von General Cuenca, den er ja bereits kennengelernt hatte, Präsident Miguel Aleman vorgestellt. Aleman bekundete Sympathie für das Vorhaben und „die schrecklichen Probleme, denen das jüdische Volk im Heiligen Land gegenübersteht“. Doch dies seien nur seine persönlichen Gefühle, Staatsangelegenheiten hätten Vorrang.

Große Schwierigkeiten, die vielleicht unüberwindbar seien, hätten sich aufgetan. Der Präsident nickte General Cuenca zu und verließ den Raum. Paredes dolmetschte nun, was General Cuenca sagte: „Er sagt, dass es für die mexikanische Regierung unmöglich ist, sich den Vereinten Nationen zu widersetzen.“ – „Können sie nicht darauf beharren, dass die Ladung nach China geht?“

Parades wandte sich an General Cuenca und hielt eine lange, offensichtlich leidenschaftliche Rede. Der General warf Greenspun einen schrägen Blick zu, antwortete knapp und verließ den Raum. Paredes warf die Hände in die Luft. „Er sagte, nur unter einer einzigen Bedingung sei es der Regierung möglich, die Kefalos auslaufen zu lassen. Wir müssen beweisen, dass das Schiff mit Waffen für das nationalistische China beladen ist. Das ist ziemlich aussichtslos.“ – „Ich werde die Dokumente besorgen“, sagte Greenspun. – „Wo, Hank? Wie?“ – „Ich weiß es nicht, aber ich werde sie bekommen.“

Zurück im Hotel Del Prado schickte Greenspun Barbara, Susie und das Ehepaar Clark erneut auf Stadtbesichtigung. Dann ging er mit Willie Sosnow die Avenida Juarez entlang und erklärte das neue Problem. „Ach, du meine Güte“, stöhnte Sosnow. „Was wirst du jetzt machen?“ – „Wie zur Hölle soll ich das wissen? Aleman will uns helfen, aber er hat Angst. Ehrlich gesagt, habe ich auch Angst. Die Araber folgen uns wahrscheinlich durch die Straßen, die Kefalos könnte jeden Augenblick in die Luft gejagt werden, und ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich die Dokumente herbekommen soll. Wo soll ich hingehen, Willie? In eine chinesische Wäscherei?“

Die beiden liefen ziellos durch die Straßen. Schließlich sagte Greenspun: „Lass uns irgendwo ein Bier trinken. Das da drüben sieht wie ein guter Ort aus.“ Er wies auf ein Café auf der anderen Seite eines großen Platzes, wo eine Gruppe von Gebäuden stand. Als sie beim Café waren, sah Greenspun ein Schild, das er vorher nicht bemerkt hatte. In großen schwarzen Buchstaben stand dort: EMBAJADA DE CHINA.

Obwohl es Sonntag war, standen die Türen weit offen. „Siehst du, was ich sehe?“, flüsterte Greenspun. „Oder ist das verdammte Ding eine Fata Morgana?“– „Klar sehe ich es. Aber mach dir nichts vor, Hank. Die Chinamänner werden nicht für uns die Schlinge in den Kopf legen.“ Greenspun gab ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen und sagte: „Was haben wir zu verlieren?“

In der chinesischen Botschaft

Als sie durch die offene Tür der chinesischen Botschaft gingen, kamen sie an Ständern mit bunten Reiseprospekten in spanischer und englischer Sprache vorbei. Hinter einem kleinen Schreibtisch saß ein junger Chinese. Er grüßte höflich und erklärte, er sei der zweite stellvertretende Konsul.

„Ich bin daran interessiert, große Investitionen in Formosa zu tätigen …“ Greenspun paffte an seiner Zigarre und versuchte, den Eindruck eines überheblichen internationalen Tycoons zu erwecken. „Können Sie mir detaillierte Informationen über die Möglichkeiten geben?“

Der Mann holte einige Hochglanzbroschüren hervor und begann mit einer gut geübten Rede über die „wunderbaren wirtschaftlichen Möglichkeiten“ der Republik. Greenspun hörte zu und versuchte, interessiert zu wirken, bis der Mann davon sprach, dass im Büro nebenan „ausführliche Handelsliteratur“ vorhanden sei. Dann nahm Greenspun eine Broschüre zur Hand, tat so, als würde er sie studieren, und sagte zu Sosnow schnell auf Jiddisch: „Geh mit ihm und beschäftige ihn so lange wie möglich.“

Es war keine Menschenseele in Sicht, und Greenspun hörte weder Stimmen noch Schritte, noch das Klappern irgendeiner Schreibmaschine. „Ich erhob mich, schlich durch den Flur und probierte an den Türklinken herum, bis sich eine von ihnen drehte. Sie gab den Blick frei auf ein großes, imposantes und auf wundersame Weise unbesetztes Büro.“

Mit Herzklopfen schlüpfte er hinein, schloss die Tür und begann, einen Schreibtisch zu durchwühlen. Er schnappte sich ganze Bündel verschiedener Schreibwaren, passende Umschläge und zwei große Metallplomben mit chinesischen Schriftzeichen und stopfte sie alle in die geräumigen Taschen seines Trenchcoats. Als er bemerkte, dass auf einigen offiziellen Schreiben die Wappen in Rot und Violett aufgedruckt waren, stahl er zweifarbige Stempelkissen mit den beiden Farben. Er war kaum im Foyer mit der Werbebroschüre in der leicht zitternden Hand, als der zweite stellvertretende chinesische Konsul wieder auftauchte. Willie Sosnow folgte ihm, bewaffnet mit riesigen Stapeln von Werbematerial.

Das gestohlene Briefpapier

Dankend verabschiedeten sich die beiden. Als sie draußen waren, entfernten sie sich eilig. „Mach langsam“, beschwerte sich Willie. „Ich kann nicht mit dir mithalten, nicht mit dieser Ladung sogenannter Literatur, die ich mit mir herumtrage. Was sollen wir damit überhaupt anfangen?“ – „Wir laden sie auf einer Parkbank ab und verziehen uns so schnell wir können.“ – „Nach all der Mühe, die wir uns gemacht haben? Du musst verrückt sein, Hank!“ Greenspun klopfte auf seine ausgebeulten Manteltaschen. „Ich habe, was wir brauchen. Und zwar genau hier. Verstanden?“

Im Hotel rief Greenspun Rivera an. „Besorg dir ein paar Schreibkräfte, denen du vertrauen kannst, Tito. Ich treffe dich in einer Stunde im Frachtbüro.“

Es war nicht leicht für Tito Rivera, am Sonntag Schreibkräfte zu finden, aber zwei vertrauenswürdige Frauen warteten schon im Frachtbüro, Riveras eigentlichem Arbeitsplatz, als Greenspun eintraf. Rivera und Greenspun machten sich sofort an die Arbeit und wühlten sich durch riesige Stapel von Rechnungen und Quittungen, um ein vollständiges Inventar der an Bord der Kefalos befindlichen Waffen und Munition zusammenzustellen, einschließlich des für jeden Artikel gezahlten Preises. Sobald sie mit einer Seite fertig waren, gaben sie sie den Frauen, und diese tippten die Daten auf dem gestohlenen Briefpapier der chinesischen Botschaft auf Spanisch ab.

Das Verfahren war langsam und mühsam und die Arbeit war um Mitternacht noch lange nicht beendet. Greenspun verließ Tito Rivera und die beiden Frauen, die immer noch arbeiteten, um einen kurzen Besuch im Del Prado abzustatten.

Barbara lag auf ihrem Bett und blätterte in einem Stapel Bücher über Mexiko. Eines der Bücher fiel ihr aus der Hand, als er eintrat. „Wo bist du gewesen? Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht …“ – „Arbeiten. Airline-Angelegenheiten.“ – „Am Sonntag? Den ganzen Tag und bis tief in die Nacht? Und hast du kein Telefon in deinem Büro?“ Greenspun erklärte, dass er sich sofort wieder verabschieden müsse.

Er fuhr zum Hafen, holte die Papiere ab und brachte sie zu Paredes. „Es könnte klappen“, sagte Paredes. „Aber ich muss ehrlich mit dir sein. Wenn es je eine Ermittlung geben sollte, wirst du allein die peinlichen Fragen zu beantworten haben. Ich bin mexikanischer Bürger – dies ist mein Land, das hinters Licht geführt wird! –, und ich werde jegliche Komplizenschaft abstreiten müssen. Die Regierung wird dir die ganze Schuld geben. Du könntest sogar ins Gefängnis wandern.“ Die letzten Eisenbahnladungen mit Waffen wurden nach Tampico geliefert und auf der Kefalos verstaut.

Ängstliches Warten

In Mexiko City übergab Paredes die „offiziellen“ chinesischen Dokumente und beide warteten auf die Reaktion. Das tagelange Schweigen der Regierung war nervenaufreibend. Teddy Kollek, der von New York aus anrief, war ebenso bedrückt und grübelte über mögliche Intrigen von Miguel Abed, erneute Beschwerden von Kapitän Oko und den Fortgang des arabisch-jüdischen Kriegs. „Die Nachrichten aus Israel werden immer schlechter“, sagte er. „Die Hügel Jerusalems und die Küsten Galiläas hallen von den Schreien der Verwundeten und Sterbenden wider.“

Diese Worte blieben Greenspun noch lange im Kopf, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Er ging auf und ab. Alles war verladen und bereit zur Abreise. Jetzt fehlte nur noch die Genehmigung der mexikanischen Regierung. Die Tage zogen sich hin, einer schlimmer als der andere. Dann war es Samstagabend – und das Telefon klingelte.

Greenspun erinnert sich in seiner Autobiografie: „Paredes rief an, um mir mitzuteilen, dass er soeben einen vertraulichen Hinweis von einem seiner Freunde aus dem Militär erhalten hatte: Am Montagmorgen um acht Uhr würde ein Befehl an den verantwortlichen Offizier des an Bord der Kefalos stationierten Armeekommandos ergehen. Meine Kehle schnürte sich zu. ,Was für ein Befehl?‘ – ,Das Schiff zu entladen und die Ladung zu beschlagnahmen.‘“

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Teil 12 finden Sie hier.

Teil 13 finden Sie hier.

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Teil 15 finden Sie hier.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

 

Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012).

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S. Marek / 09.09.2023

Und Heute versucht die radikale Linke die Regierung von PM Beniamin Netanyahu mit jeder nur möglicher Lüge und durch initiieren von Protesten umzustürzen um selber auf diktatorische Weise die Macht zu übernehmen und damit “Die Demokratie zu schützen !  Wie kann es sein, daß eine kleine Minderheit auf diese Faschistoide Lügen reinfällt ?  ( 1 - 6 ) The Irgun: The Altalena Affair by Prof. Yehuda Lapidot (June 20, 1948)  #  Die Altalena, die von Irgun-Mitgliedern im Ausland gekauft worden war, sollte ursprünglich am 15. Mai 1948 mit Kämpfern und militärischer Ausrüstung beladen Israel erreichen. Waffenkäufe und organisatorische Angelegenheiten dauerten jedoch länger als erwartet, und die Abfahrt wurde um mehrere Wochen verschoben. In der Zwischenzeit war am 1. Juni ein Abkommen über die Eingliederung der Irgun in die IDF unterzeichnet worden, und eine der Klauseln besagte, daß die Irgun alle unabhängigen Waffenbeschaffungsaktivitäten einzustellen hatte. Folglich wurden Vertreter der israelischen Regierung über das Schiff und seinen Fahrplan informiert.  Das Irgun-Hauptquartier in Paris tat sein Bestes, um die Vorbereitungen für die Abfahrt der Altalena geheim zu halten, aber es war schwierig, die Bewegung von 940 Kämpfern und die Verladung einer großen Menge von Waffen und Munition zu verbergen. Man befürchtete, dass bei Bekanntwerden der Pläne Versuche unternommen werden könnten, die Altalena auf See zu sabotieren. Aus diesem Grund wurde, als sie am 11. Juni den Anker lichtete, kein Telegramm an das Irgun-Kommando in Israel geschickt, da man befürchtete, es könnte in die falschen Hände geraten. Diese Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich jedoch als erfolglos, und am folgenden Tag meldete Radio London, daß die Altalena mit 1.000 jüdischen Freiwilligen und einer großen Menge an Waffen an Bord von Port-de-Bouc (Frankreich) in Richtung Israel ausgelaufen war.

S. Marek / 09.09.2023

( 2 - 6 ) Es sei daran erinnert, daß der erste Waffenstillstand am 11. Juni begonnen hatte. Als die Irgun-Führer in Israel durch den Rundfunk von der Einschiffung des Schiffes erfuhren, befürchteten sie, daß dieser Bruch der Waffenstillstandsbedingungen (d.h. das Verbot, militärische Ausrüstung und Kämpfer ins Land zu bringen) aufgedeckt werden würde. Menachem Begin beschloß daher, die Ankunft des Schiffes zu verschieben, und die Sekretärin des Irgun-Stabs, Zippora Levi-Kessel, sandte einen Funkspruch an die Altalena, sie solle vor Ort bleiben und auf Befehle warten. Ein ähnliches Telegramm wurde an Shmuel Katz (Mitglied des Generalstabs) geschickt, der sich zu diesem Zeitpunkt in Paris aufhielt, aber der Kontakt zum Schiff war schlecht, und die Nachricht wurde nicht verstanden.  Am 15. Juni hielten Begin und seine Genossen eine Sitzung mit Vertretern der Regierung ab, bei der Begin mitteilte, daß das Schiff ohne sein Wissen ausgelaufen sei und daß er über das weitere Vorgehen beraten wolle. In seinem Tagebuch vom 16. Juni schrieb David Ben-Gurion Folgendes über das Treffen:  Yisrael [Galili] und Skolnik [Levi Eshkol] haben sich gestern mit Begin getroffen. Morgen oder übermorgen soll ihr Schiff ankommen: 4.500 Tonnen, 800-900 Mann, 5.000 Gewehre, 250 Bren-Geschütze, 5 Millionen Kugeln, 50 Bazoukas, 10 Bren-Träger. Zipstein (Direktor des Hafens von Tel Aviv) geht davon aus, daß es in der Nacht möglich sein wird, alles abzuladen. Ich glaube, wir sollten den Hafen von Tel Aviv nicht gefährden. Sie sollten nicht zurückgeschickt werden. Sie sollten an einem unbekannten Ufer ausgeschifft werden.  Galili teilte Begin mit, daß Ben-Gurion der Landung des Schiffes zugestimmt habe, und fügte die Bitte hinzu, dies so schnell wie möglich zu tun. Zippora Levi-Kessel gab dem Schiff daraufhin per Funk den Befehl, mit voller Geschwindigkeit einzulaufen. Am nächsten Tag fand ein Arbeitstreffen zwischen Vertretern der Irgun und Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums statt.

S. Marek / 09.09.2023

( 3 - 6 )  Während man sich über den Ankerplatz der Altalena einig war, gab es Meinungsverschiedenheiten über die Aufteilung der Ladung. Ben-Gurion stimmte Begins erster Bitte zu, 20 % der Waffen an das Jerusalemer Bataillon zu liefern. Seine zweite Bitte, den Rest an die IDF zu überweisen, um die neu gegründeten Irgun-Bataillone auszurüsten, wurde jedoch von den Regierungsvertretern abgelehnt, die diese Bitte als Aufforderung zur Verstärkung einer “Armee innerhalb einer Armee” interpretierten. Dies entsprach bei weitem nicht Begins Absicht; er sah es vielmehr als eine Frage der Ehre an, daß die Kämpfer voll ausgerüstet in die IDF eintreten.  Die Altalena erreichte Kfar Vitkin am späten Nachmittag des Sonntags, 20. Juni. Unter den am Ufer wartenden Irgun-Mitgliedern war auch Begin, der die Ankömmlinge mit großer Rührung begrüßte. Nachdem die Passagiere von Bord gegangen waren, halfen Mitglieder des Fischerdorfes Michmoret beim Ausladen der militärischen Ausrüstung. Zeitgleich mit den Ereignissen in Kfar Vitkin war die Regierung in Tel Aviv zu ihrer wöchentlichen Sitzung zusammengekommen. Ben-Gurion berichtete über die Treffen, die der Ankunft der Altalena vorausgegangen waren, und forderte unnachgiebig die Kapitulation Begins und die Übergabe aller Waffen:      Wir müssen entscheiden, ob wir Begin die Macht überlassen oder ihm befehlen, seine separaten Aktivitäten einzustellen. Wenn er das nicht tut, werden wir das Feuer eröffnen! Andernfalls müssen wir uns entscheiden, unsere eigene Armee aufzulösen.  Die Debatte endete mit dem Beschluß, die Armee zu ermächtigen, notfalls Gewalt anzuwenden, um die Irgun zu überwältigen und das Schiff und seine Ladung zu beschlagnahmen. Die Umsetzung dieses Beschlusses wurde der Alexandroni-Brigade unter dem Kommando von Dan Even (Epstein) übertragen, die am folgenden Tag das Gebiet von Kfar Vitkin umstellte. Dan Even stellte das folgende Ultimatum:

S. Marek / 09.09.2023

( 4 - 6 )  An: M. Begin - >  Auf besonderen Befehl des Generalstabschefs der israelischen Streitkräfte bin ich ermächtigt, im Namen der israelischen Regierung die Waffen und das militärische Material zu beschlagnahmen, die an der israelischen Küste in meinem Zuständigkeitsbereich eingetroffen sind. Ich bin ermächtigt, Sie aufzufordern, mir die Waffen zur Verwahrung zu übergeben, und Ihnen mitzuteilen, daß Sie Kontakt mit dem Oberkommando aufnehmen sollen. Sie sind verpflichtet, diesen Befehl unverzüglich auszuführen.  Sollten Sie sich weigern, diesen Befehl auszuführen, werde ich alle mir zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um den Befehl auszuführen und die Waffen, die an Land gelangt sind, zu beschlagnahmen und aus dem Privatbesitz in den Besitz der israelischen Regierung zu überführen.  Ich möchte Sie darüber informieren, daß das gesamte Gebiet von voll bewaffneten Militäreinheiten und gepanzerten Fahrzeugen umstellt ist und alle Straßen blockiert sind.  Ich übernehme die volle Verantwortung für alle Konsequenzen, die sich aus der Verweigerung der Durchführung dieses Befehls ergeben.  Die Einwanderer - unbewaffnet - dürfen gemäß Ihren Anweisungen in die Lager reisen. Sie haben zehn Minuten Zeit, mir Ihre Antwort zu geben.  D.E., Brigadekommandeur #  Das Ultimatum, insbesondere die Forderung nach einer Antwort innerhalb von zehn Minuten, war beleidigend und unrealistisch. Laut Even wurde es gestellt, “um dem Irgun-Kommandeur keine Zeit für langwierige Überlegungen zu geben und um den Vorteil der Überraschung zu erlangen”. Begin weigerte sich, auf das Ultimatum einzugehen, und alle Vermittlungsversuche scheiterten. Die Weigerung Begins, auf das Ultimatum einzugehen, war ein Schlag für das Prestige von Even, und ein Zusammenstoß war nun unvermeidlich. Es kam zu Kämpfen, die eine Reihe von Opfern forderten.

S. Marek / 09.09.2023

( 5 - 6 ) Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, initiierten die Siedler von Kfar Vitkin Verhandlungen zwischen Yaakov Meridor (Begins Stellvertreter) und Even, die mit einem allgemeinen Waffenstillstand und der Übergabe der Waffen an den örtlichen IDF-Kommandanten endeten.  Begin war inzwischen an Bord der Altalena gegangen, die nun Kurs auf Tel Aviv nahm. Er hoffte, dass es möglich sein würde, in einen Dialog mit der provisorischen Regierung einzutreten und die restlichen Waffen friedlich abzuladen. Dies war jedoch nicht der Fall. Ben-Gurion befahl Yigael Yadin (amtierender Generalstabschef), große Truppen am Strand von Tel Aviv zu konzentrieren und das Schiff gewaltsam einzunehmen. Schwere Geschütze wurden in das Gebiet verlegt, und um vier Uhr nachmittags befahl Ben-Gurion den Beschuss der Altalena. Eine der Granaten traf das Schiff, das zu brennen begann. Es bestand die Gefahr, dass das Feuer auf die Laderäume übergreifen würde, die Sprengstoff enthielten, und der Kapitän befahl allen an Bord, das Schiff zu verlassen. Die Menschen sprangen ins Wasser, während ihre Kameraden an Land ihnen mit Flößen entgegenkamen. Obwohl der Kapitän die weiße Flagge der Kapitulation hißte, wurde das automatische Feuer weiterhin auf die unbewaffneten Überlebenden gerichtet. Begin, der sich an Deck befand, willigte erst ein, das Schiff zu verlassen, nachdem die letzten Verwundeten evakuiert worden waren.  Sechzehn Irgun-Kämpfer wurden bei der Konfrontation mit der Armee getötet, sechs in der Gegend von Kfar Vitkin und zehn am Strand von Tel Aviv. Drei IDF-Soldaten wurden getötet: zwei in Kfar Vitkin und einer in Tel Aviv. Nach der Beschießung von Altalena wurden auf Befehl Ben-Gurions mehr als 200 Irgun-Kämpfer verhaftet. Die meisten von ihnen wurden einige Wochen später wieder freigelassen, mit Ausnahme von fünf hochrangigen Kommandeuren (Moshe Hason, Eliyahu Lankin, Yaakov Meridor, Bezalel Amitzur und Hillel Kook), die mehr als zwei Monate lang festgehalten wurden.

S. Marek / 09.09.2023

( 6 - 6 ) (Sie wurden dank des öffentlichen Drucks am 27. August 1948 freigelassen).  Jahre später, am Vorabend des Sechstagekriegs, im Juni 1967 (nachdem Ben-Gurion sich aus der Politik zurückgezogen hatte und Levi Eschkol Premierminister war), schloß sich Begin einer Delegation an, die Sde Boker besuchte, um David Ben-Gurion zu bitten, zurückzukehren und das Amt des Premierministers wieder zu übernehmen. Nach diesem Treffen sagte Ben-Gurion, wenn er Begin damals so gekannt hätte wie heute, wäre die Geschichte anders verlaufen.  #  Genau so wie 75 Jahren ist heute die radikale Linke bereit im Staat Israel einen Bürgerkrieg zur Initiieren und zu deren Sicherheit zu Gefährdern ( im Endeffekt zu opfern ) nur an die Macht zu kommen !

Stefan Riedel / 09.09.2023

Gott segne Israel.

Jochen Selig / 09.09.2023

Prima Serie

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