Doch, die Schweiz hat auch einen nationalen Finanzausgleich. Leider. Die wohlhabenden Kantone bezahlen für die armen Kantone.
Die Schweiz kenne ich auch beruflich und speziell den Genfer See, als europäischen Sitz eines oft besuchten amerikanischen Auftraggebers. Dort haben wir allerdings praktisch immer im nahen Frankreich im Hotel gewohnt und sind dort essen gegangen. Auch ein großer Teil der Kollegen war Franzosen oder in Frankreich wohnende Schweizer. Die Schweiz hat was, die direkte, sehr föderale Demokratie ist unserem Parteienstaat weit voraus. Allerdings bin ich immer froh, wenn ich auf dem Rückweg Bregenz (Österreich) erreiche, und noch mehr wenn ich kurz drauf wieder in Bayern bin, ohne daß ich konkret sagen könnte, warum. Der Auftraggeber verlegt seine Europazentrale jetzt nach Prag, aus Kostengründen vermutlich.
Als ich 2015 vor dem Schwachsinn in der BDR (Absicht) floh und in die Schweiz verlegte , kam es mir vor, als ob mein Ausreiseantrag genehmigt wurde. Was für eine Befreiung. Und in der Tat erinnert mich dieser Umzug in seiner Qualität an einen Übertritt von der DDR nach Westdeutschland, als die BRD noch dem Westen angehörte.
Explizit danke für diesen Balsam für die geschundene deutsche Arbeitnehmerseele. Schön wäre eine vergleichende Übersicht über Einkommensentwicklung und Kaufkraft zwischen Schweiz und Deutschland während der letzten (wenigstens) 35 Jahre. 35 Jahre deshalb, um 80er Jahre der Bundesrepublik mit zu erfassen, da wir alle wissen, dass schon mit der Wiedervereinigung die Turbulenzen begannen…
Spare in der Schweiz, so hast Du in der Not ! Und der Schweizer hat sein Servicemilitaire - Gewehr im Schrank im Eigenheim stehen. Das nennt sich Vertrauen haben seitens der Regierung. Ein entwickelter Bürger eben. Davon sind wir in der BRD Galaxien entfernt. Musste mich von einem Osterhasen mit blauer Mütze ( Polizist ) mal fragen lassen, warum ich einen Hockeyschläger im Fahrzeug liegen habe. Ich sagte ihm, dass das doch leicht zu begreifen sei. Worauf er sich in seiner intellektuellen Reduktion angegriffen fühlte und deutlich sagte, dass das im Auto nichts zu suchen hat. Es wäre ein Schlaggerät. Woraufhin ich bejahte und auf die staatliche Anzahl von Wölfen in der Lüneburger Heide hinwies. Und mit Hockeyschläger fühle ich mich während eines meiner Spaziergänge einfach besser. Und staunenswertes passierte: er verstand. Und ging. Schönes Wochenende allen Idealisten der Achse.
Einen Finanzausgleich zwischen den Kantonen gibt es in der Schweiz auch. Die Mittel dürfen aber im Gegensatz zu Deutschland nur für wirtschaftsfördernde Investitionen verwendet werden. Das Ziel ist also, den Finanzausgleich irgendwann überflüssig zu machen. Davon kann in Deutschland keine Rede sein.
In letzter Zeit hatte ich oft Gespräche zu der von der Soziologie fast unisono vertretenen Ansicht, die Schicht der Arbeiter in Deutschland sei quasi ausgestorben und politisch irrelevant. Um es kurz zu machen: Ich halte das, wie auch die Reaktionen auf unsere Artikel zeigen, für Propaganda. Natürlich sind „Schrauber“ als Inbegriff der Arbeiter nicht mehr angemessen organisiert: Weder die Sozialdemokratie noch die Gewerkschaften funktionieren, wie sie funktionieren sollten und z.B. auf der anderen Seite des Rheins auch funktionieren. Dort wird für ein Renteneintrittsalter und Rentenniveau gestreikt, das bei uns utopisch anmutet und lediglich den Verdacht erweckt, dass die Rechnung wieder mal an den deutschen Wirt gehen soll. Einen eigentlichen Grund, dass es den „Schraubern“ an Selbstbewusstsein, ihre Interessen zu vertreten fehlen sollte, sehen wir nicht. Die Einübung in technische Intelligenz scheint immer noch eine Garantie auch für eine gewisse politische Vernunft zu sein, die im gegenwärtigen Wertewahnsinn abhanden zu kommen droht. Aber vermutlich platzen ja in der, wie wir meinen, sicherlich kommenden wirtschaftlichen und finanziellen Kontraktionskrise einige dieser ideologischen Blasen, die doch sehr an Phasen religiösen Wahns vergangener Jahrhunderte erinnern und die „schrauberische“ Vernunft kommt wieder zum Zug. Zu hoffen wär´s und die Hoffnung stirbt zuletzt. Hubert und Bernhard Geißler
Ausgeschraubt „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei!“ Bestimmt kennt jeder dieses Liedchen und so soll auch die „Schrauberserie“ nicht zu einer neuen Lindenstraße werden. Für mich und meinen Bruder war der Versuch, Aspekte eines publizistisch eher vernachlässigten Standes darzustellen, eine positive Herausforderung. Wir möchten uns ausdrücklich für die vielen detaillierten und kompetenten Kommentare bedanken. Sie zeigen auf jeden Fall eins: Es gibt so etwas wie eine gemeinsame Erfahrung dieser Gruppe und nicht selten hatte ich das Gefühl, man könnte die Serie auch von den Lesern schreiben lassen. Ein Dank auch an das Achgutteam, vor allem für die wirklich witzigen Fotos zu den Artikeln. Zu einigen Zuschriften, die mehr Recherche und Objektivität einforderten: Wir wollten gerade ein strikt subjektives Bild einer persönlichen Lebenserfahrung geben, das naturgemäß auch beschränkt ist. Oft ist das Schrauberleben schlicht auch monoton, spielt sich in Produktionshallen ab oder „auf Montage“ in Hotels und Restaurants, die nicht unbedingt von touristischem Reiz sind. Fast notwendigerweise ist die Perspektive auf eine Funktion der Gesellschaft, die Produktion beschränkt, die ein normaler Reisender gerade nicht mitkriegt oder mitkriegen will. Man interessiert sich im Speisesaal nicht für die Küche und beim Verzehr des Steaks nicht für den Schlachthof. Fortsetzung folgt.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.