Diese Helden-Berichte, lieber Herr Geißler, sind ein großes Lesevergnügen! In den vergangenen Wochen war aber die Kommentarfunktion dafür so schnell geschlossen. Bitte schreiben Sie weiter! Heute werden in Nullkommanichts aus fast Nichts “Experten” deklariert, zu allem und nichts, dafür aber laut. Wer Berufsethos, Arbeitsethos hoch schätzt, ist schnell unbequem in Betrieben, in denen ein smartes Pseudo gefragt ist und nicht substantiell Gekonntes. Und wenn es mit der Motiviertheit in der Belegschaft hapert, werden Event-Manager geschaffen und Bespaßungsprogramme , um in der Belegschaft mehr “Commitment” zu generieren. Funktioniert natürlich nicht wirklich, kostet aber viel. Das müssen wieder die Schrauber erarbeiten, und wenn da gegrummelt wird, sofort gute Teams splitten und ein paar neue sinnlose Vorgaben machen (QM geht immer). Und wieder bespaßen. Den Gebrüdern Geißler vielen Dank und ein schönes Wochenende, bitte weitermachen!
tja,die Russen mussten auch erst lernen wie “friedlich” der kaukasische Islam doch ist…. ich vermisse die 90er irgendwie, es gab soviele Möglichkeiten nach dem Mauerfall allerorten, etwas wirklich zu erleben… Gruss an den Bruder
Lieber Herr Kolb, das ist nur “interesseloses Wohlgefallen” im Sinne Schillers. H.G.
Ich war etwa zur gleichen Zeit berufsbedingt in St. Petersburg, und zwar wegen dem Bau eines Flugzeughangars für die Lufthansa. Terroranschläge habe ich dort allerdings nicht erlebt. Aber in Bezug auf die ewig lange Dauer von Auftragsverhandlungen muss ich Ihnen zustimmen, es war manchmal eine Farce, worüber dort schier endlos diskutiert werden musste. Ihrem nicht zu übersehendes Faible für die sehr femininen, sehr gepflegten und hübschen Frauen dort kann ich indes beipflichten. Was mir möglicherweise auch deshalb besonders auffiel, weil zu dieser Zeit bei uns viele Frauen „schon weiter“ waren und oft ein eher rustikales Frauenbild (EMMA-Fashion) favorisierten.
Wieder eine sehr erfrischende, wirklichkeitsnahe Beschreibung der Erlebnisse ihres Bruders. Ihr Bruder ist ein ausgezeichneter Beobachter, der in der Lage ist, sich flexibel an ungewohnte Umstände anzupassen und aus ihnen das Beste zumachen. Er begegnet den Situationen vorurteilsfrei, lässt sich überraschen, jedoch niemals unterkriegen. Gerade so, wie es des „Schraubers“ Art ist. Es gibt immer eine Lösung, immer einen Ausweg. Und er nimmt die Dinge von ihrer positiven Seite. Sieht das Gute und weiß dieses zu schätzen. Ein überaus angenehmer Zeitgenosse.
Meine Frau und ich haben 1995 - 98 in Moskau gelebt und können die Erfahrungen Ihres Bruders nur bestätigen. Mit den Technikern konnte man hervorragend zusammenarbeiten, mit den Apparatschiks nicht. Meine Firma betrieb eine Pharmaherstellung nach westlichem Standard. Was mich besonders beeindruckt hat, war die Arbeitsqualität der Frauen. Work-life balance hat da eine eher geringe Rolle gespielt. Geschlechter gab’s auch nur zwei.
17 Jahre her. Lassen Sie mich die aktuelle Fassung geben: nicht aus Moskau sondern 450km weiter östlich. Bezahlung ist mitlerweile mit Kreditkarte möglich, Geld abholen mit EC-Karte. Die Englischkenntnisse werden besser - sonst helfen Hände und Füsse sowie die 7 Begriffe, die man in einer fremden Sprache immer kennnen sollte (Ja, Nein, Bitte, Danke, Moin, Tschüss und OK). Die Leute sind eher still und bescheiden, aber gastfreundlich und hilfsbereit. Die Werker wissen zumindest in den großen Betrieben, was sie wert sind und würden nicht mehr 4 Monate auf ihr Gehalt warten. Arme Leute gibt es immer noch zu viele und viel Militär und Polizeipräsenz (Aber nicht annähernd so viel wie z.B. Indien). Kein Grund zur Beschwerde, immer alle höflich und geduldig und von Kriminalität nichts zu sehen. Meine Sachen konnte ich im Werk einfach an der Anlage oder im Büro liegen lassen, da wäre keiner dran gegangen. Die Instandhalter beherrschen ihr Fach und hören gut zu wenn man ihnen was erklärt. Bestechung ist nicht nötig oder erwünscht, aber man sollte keine Rechnung erwarten wenn einem mal ein Elektriker ein paar Stunden aushilft weil die Firma wieder mal keinen mitgeschickt hat. Die Planer… eher junge Männer die froh sind wenn man ihnen sagt was sie machen sollen. Deren Vorgesetzte sind mir erspart geblieben, aber auch dort scheint das Peter-Prinzip zu gelten. Wobei es aber auch unhöflich gewesen wäre vor Fremdarbeitern zu laut über den eigenen Vorgesetzten zu schimpfen. Alles in Allem - wie in anderen Teilen Europas. Praktisch orientiert und entgegenkommend. Wenn Sie mal was exotisches haben wollen, fragen Sie Ihren Bruder nach Indien. Da ticken die Uhren jetzt noch anders. Yes, Mam.
Herzlichen Dank dem Autor und dessen Bruder. Jeden Samstag freue ich mich auf die neue Folge, hoffentlich geht diese Fortsetzungsgeschichte noch lange weiter. Es ist so, wie der Autor schreibt, wo Schrauber werken herrschen Vernunft und Augenmaß. Als ehemaliger Handwerker im Ruhrgebiet weiß ich diese Berichte zu schätzen und kann die Idiotie fachfremder Manager im Mittel- und Oberbau von Firmen bestätigen, die früher Eigengewächse auf verantwortliche Posten beförderten. Mittlerweile sind die Schrauber durch Betriebswirtschaftler ersetzt. Es regiert rasender Schwachsinn und die unteren Ränge kultivieren eine leck mich am Arsch Haltung. Hab ich auch so gehalten. Wenn man immer wieder von Nichtsnutzen und Hohlschwätzern ausgebremst wird, reagieren die Arbeiter mit Verachtung und schließlich machen sie Dienst nach Vorschrift. „Ich reiß mir für die Wichser nicht länger den Arsch auf.“ „Sollen die Penner doch sehen wie die klarkommen.” „Hauptsache ich hab pünktlich Feierabend und am Letzten ist die Kohle aufm Konto.“ Wie oft ich solche Sätze gehört und selbst gesagt habe. Die Haltung, für gutes Geld gute Arbeit abzuliefern und das Firmeninteresse über das Private zu stellen ist von Oben sabotiert worden. Einsatzfreude wird durch achselzuckende Gleichgültigkeit abgelöst. Kurz und gut, die Arbeit hat schon länger keinen Spaß mehr gemacht und jetzt bin ich Rentner und froh, die sinnlose Schufterei hinter mir zu haben.
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