Hubert Geißler, Gastautor / 01.02.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 27 / Seite ausdrucken

Neues vom Schrauber: Mangelwirtschaft

Es gibt in unserem Land eine Schicht, über die, oder besser über deren zunehmendes Fehlen, viel geschrieben wird: die sogenannten Fachkräfte, Techniker, der gut ausgebildete Teil der produktiven Arbeiterschaft, hier kurz „Schrauber“ genannt. Heute geht es um Abläufe, die an die Mangelwirtschaft der Ex-“Zone“ erinnern.

Diese Geschichte aus dem realen Schrauberleben fängt fast belanglos an. In der Firma meines Bruders stand nun seit Monaten eine Maschine geradezu im Weg, die nicht fertig geschraubt werden konnte. Das Übliche: Lieferschwierigkeiten: Wegen China, Corona, oder was auch immer. Was fehlte, war ein Standardteil für 800 Euronen, ein sogenannter Achsverstärker, der wohl bei Werkzeugmaschinen so häufig verbaut wird, wie die die Leberwurst auf die Semmel kommt.

Bestellt worden war dieser im Februar 2022 bei einem deutschen Weltkonzern, Name tut hier nichts zur Sache. Geliefert sollt er nun Ende Januar 2023 werden. Aber es kam nichts. Auf mehrfache Nachfragen, wann denn mit dem Teil zu rechnen sei, keine Antwort: Morgen, in einer Woche, oder im nächsten Leben, man wollte nichts zusagen.

Was das heißt ist klar: Die Maschine verstopft die Halle, der Kunde ist verärgert und kann nicht produzieren, Geld fließt nicht, Konventionalstrafen drohen und so weiter und so fort. Derartige Vorgänge scheinen im Schrauberwesen schon Alltag zu sein.

Ein Instrument elektronischer Tauschwirtschaft

Das Problem wurde hier allerdings gelöst. Einer der Chefs suchte und fand das Teil bei eBay. Zwar für 2500 Euro, also schlicht für das mehr als dreifache, aber immerhin. Man schlug sofort zu. Hauptsache der Auftrag konnte raus.

Nun war die Frage, was geschehen sollte, wenn das zugesagte Teil wider alle Wahrscheinlichkeit doch geliefert würde: „Stell es doch auf eBay, und verlang auch ein paar Tausender, meinte mein Bruder.“ Die Idee wurde für gut befunden.

Die Abläufe erinnern mich an die Mangelwirtschaft der Ex-“Zone“ und den Tauschhandel der Nachkriegszeit. eBay ist doch eigentlich im Kern ein Instrument elektronischer Tauschwirtschaft. Dem Mangel wird in einer Art Schwarzmarkt abgeholfen. Ganz nebenbei: Man hört immer mehr Gerüchte, dass eBay-Gewinne versteuert werden sollen. Dem Fiskus, der großem Krake, entgeht kein Schlupfloch. Ganz am Rande: Was ist mit den Verlusten? Gibt es da Verlustvortrag? Das hätte doch was, wenn ich die Ertragsdifferenz zwischen dem Erlös für mein altes, durchgelegenes Sofa mit dem Einkaufspreis verrechnen könnte.

Fazit: Deutschland bewegt sich zurück in die Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit.

Halle mieten und Schnaps lagern

Aber natürlich gibt es auch Krisengewinnler. In unmittelbarer Nähe der „Bude“ meines Bruders steht ein Lager eines Elektrogroßhändlers. Gelagert werden Notstromaggregate in beträchtlicher Anzahl. Nun das Mirakel: Die Anzahl der Porsches, die vordem Verwaltungstrakt parkten, würde wöchentlich zunehmen, meinte mein Bruder. Man braucht also nur die richtige Ware, um sich eine güldene Nase zu verdienen. Das scheint auch für einen Vertrieb zu gelten, bei dem mein Bruder aushalf: Eine Halle war voll mit Speicherelementen für Solaranlagen. Man hörte von Planungen für einen Hallenneubau. Also stagniert keineswegs alles.

So blüht so manches Gänseblümchen in der allgemeinen wirtschaftlichen Versteppung. Und: Eine Währungsreform würde auf mittlere Sicht sicher helfen. Man sollte aber zwischenzeitlich eine Halle mieten und Schnaps und geschmuggelte Zigaretten lagern. Lucky Strike war immer schon ein probates Zahlungsmittel auf dem Schwarzmarkt, wie man aus der Geschichte lernen kann. Da kommt auch der Fiskus schwer ran. Besser dürfte es sein.

Foto: Pixabay

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Judith Elvira Elisabeth Siart / 01.02.2023

eBay war mal gut. Vor einiger Zeit wurde die sichere, klassische, schnelle Überweisung als Zahlungsart VERBOTEN und sehr viele Kunden verärgert. Der Freiheit zuliebe und um mir keine Kreditkarten aufschwatzen zu lassen und das teils erpresserische, undurchsichtige PayPal, kaufe ich dort nicht mehr ein.

Holger Sulz / 01.02.2023

Ich bin da auch ziemlich gelassen.  Neben Schnaps und Zigaretten haben sich noch immer Klassiker wie Hartwurst, Schinken und Salzheringe bewährt. Ganz davon abgesehen, welche Wunder sich für eine Silberunze oder gar dieselbe aus Gold auftun. Meinen Informanten nach ist zwar der Preis für eine Kalaschnikov in Serbien gestiegen, aber ne Handgranate für nen Hunni gibts immer noch. Ich bin sicher, auch aus dem Ukraine-Schwarzmarkt wird es heftigen Nachschub an praktischem Krieggerät geben, vor dem sich die gegenderten Büttelchen noch fürchten lernen werden. Die Clans schlafen übrigens nicht, siehe Schwedistan, wo mittlerweile knackige Panzerminen zum Einsatz kommen. In allen hybriden Kriegen gingen Kollaborateure auch ein erhebliches Risiko ein, denn es ist nur Bonzenschutz gewährleistet und die danken ihren Arschkriechern nichts, gar nichts. Remember die Volksmujaheddin im Iran 1978, wie sie fröhlich an den Laternen baumelten. Oder die erbärmlichen Singvögelchen um die brutale rote Lina zu Leibzig, die für etliche Jährchen sorgen werden. Jedes Regime hat die Anhänger, die es verdient hat. Bei Straßenklebern der ultimativen, von Soros-NGOs bezahlten Front, die Gerichtstermine nicht wahrnehmen können wegen einer gebuchten Balireise, sollten einem an deren Entschlossenheit zu heroischem Opfermut generell Zweifel kommen. Lies nach bei Bild. Selbst mit der Antifa-SA kann man erfolgreich sprechen in der Sprache, die sie verstehen: Polenbengalos brennen nicht nur in Bürgerautos, sondern auch in ihren Rattenlöchern gut. Und wenn der Nachschub an harten Sachen fehlt, liegense klappernd auf Turkey auf Müllhaufen in der Rigaer, weshalb ich für völlige Freigabe sämtlicher Drogen und Lieferservice bin. Ceterum censeo, Carthaginem esse delendam.        

Wolfgang Richter / 01.02.2023

@ Wolfgang Schönfeldt - “Seit der Übernahme der Bundesrepublik durch die Stasi im Jahre 1990” - Kleine Zumerkung - plus ihrer West-IMs, Maulwürfe und sonstigen Agenten, bzw. deren Seilschaften, die ja nie aus dem “Verkehr” gezogen wurden, obwohl die entsprechenden “Karteien” mit dem formalen Ende der DDR 1.0 verfügbar und auswertbar waren. Zumindest die Amis haben sich ja daraus schlau gemacht. Ob daher diverses Erpressungspotential bzgl. “Schland” kommt und das teils merkelwürdige Verhalten hiesiger Politiker auf US- / “West”-Forderungen ? Man wird ja mal fragen dürfen.

Torsten Hopp / 01.02.2023

Das war es, was dem Sozialismus gefehlt hat: ebay. Die DDR hätte die BRD überlebt.

Chris Kuhn / 01.02.2023

In der BRD wird doch seit Jahren schändlich gegen das Doppelbesteuerungsprinzip verstoßen. Am krassesten bei der Grunderwerbssteuer auf nicht vermehrbare Güter, aber auch bei der Besteuerung der aus versteuerten Einkommen aufgelaufenen Renten. Für die geplante Besteuerung von Privatverkäufen träfe das gleiche zu. Da Verkäufer solche Mehrbelastungen natürlich weitergeben müßten, würde sich etwa ein für Nichtvermögende interessanter Pkw von 3000 € auf mehr als 4500 € verteuern (bei einem Grenzsteuersatz des Verkäufers von, sagen wir, 35%). Ja, liebe Genossen und Wähler derselben, so “sozial” ist Eure SPD. In den Besserverdienerparteien GRÜNE und FDP kratzt so etwas ja kaum jemanden.

Ulla Schneider / 01.02.2023

@Peter Wachter, guten Abend. Wenn dem so ist und das nicht nur bei ebay, dann schlüge ich vor, den Preis ohne Angabe vor Ort verhandelbar zu machen. Es könnte aber sein, daß so ein frisch innenministerisch gekürter Denunziant sich stattdessen meldet. Man muss da schon vorspähen. MfG.

Ulla Schneider / 01.02.2023

@Peter Wachter, guten Abend. Wenn dem so ist und das nicht nur bei ebay, dann schlüge ich vor, den Preis ohne Angabe vor Ort verhandelbar zu machen. Es könnte aber sein, daß so ein frisch innenministerisch gekürter Denunziant sich stattdessen meldet. Man muss da schon vorspähen. MfG.

Hjalmar Kreutzer / 01.02.2023

Für Einlagerung und Tausch empfehle ich schwedischen Absolut Vodka.

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