Ich bin mittlerweile raus aus dem Geschäft, erinnere mich aber gern an Klassenfahrten - sowohl als Schüler als auch als Lehrer. Als Schüler: Coole Lehrer und erinnerungswürdige Streiche: Im Stadtbrunnen (Eberbach?) gebadet und von der Polizei auf die Wache gebracht, dann vom Lehrer ausgelöst. Im Dom (Speyer?) den Heiligenfiguren Hüte aufgesetzt. Schlafenden Klassenkameraden die Hand in warmes Wasser getaucht - in der Erwartung von Bettnässe. Usw… Als Lehrer: Wissend, dass einige Schüler rauchen, beim Wandern voran gegangen und die eine oder andere Kippe halb angeraucht auf den Boden fallen lassen… Im Bus auch geraucht, allerdings bei offenem Fenster. So konnte der Rauch abziehen. Nie eine Beschwerde seitens der Eltern… Heute unvorstellbar :-(
Beim Durchlesen der Kommentare kam mir noch meine erste, allerdings nur eintägige Klassenfahrt, als Referendar mit einem Oberstufenkurs ins Gedächtnis. Es war Ende der 70-iger, Anfang der 80-iger. Es ging nach Köln, des gotischen Doms und der Museen wegen. Aus dem Hauptbahnhof heraus, versammelte ich den hoffnungsvollen akademischen Nachwuchs auf der Domplatte. Meine Erklärungen betrafen den Dom, das Römisch-Germanische-Museum sowie das in der Nähe befindliche Museum Ludwig für moderne Kunst. Kaum geendet lautete die Parole allerdings: “Ok, Leute da drüben ist McDonnald’s.” Und weg waren sie. Die erfahrene Kollegin blickte mich nur mitleidig an und meinte schulterzuckend: Was hatten Sie denn erwartet? Klar, zu der Zeit das einzige McDonald’s im Umkreis von mindestens 200 Km unserer niederrheinischen Provinzstadt, da konnte kein Dom oder Museum gegen anstinken.
Die letzten 5 Punkte sind’s, Herr Geissler. Das hat nicht unbedingt etwas mit Rudolf Steiner zu tun. Wir sind doch Hand-Kopf-Augen-Menschen. Erfolgserlebnisse sind spürbar, sehbar und erlebbar. Die Identifikation mit sich selbst und die Freude ( das Wichtigste) etwas erreicht zu haben. Eine ” Vollendung”. Der Selbstwert, das Gefühl persönlich eine Leistung vollbracht zu haben, ist doch Voraussetzung für alles was da noch kommt oder kommen könnte. Ich erinnere mich an viele dieser Schulausflüge, in denen so mancher Hasenfuss eine 360 Grad-Wende machte. Allerdings, in der Oberstufe war manches Fenster morgens nicht geschlossen. Schweigen im Walde. Nachtwachen waren mir echt zu blöd. Und Steiner? Teilweise gute Sachen. Nur die stringend vorgeschriebene Bewegungsschulung entspricht nicht der individuellen Gestaltung des Menschen. Da sind die Walddörfler leider im letzten Jahrhundert, zu Beginn des freien Tanzes hängen geblieben, schläppchenweise, leider!
@ Thomas Taterka Könnte man so sehen. Meine Absicht war, einmal zu zeigen, dass das Lehrerleben gelgentlich auch was Heiteres haben kann. Grundsätzlich glaube ich schon, trotz der oft recht finsteren Analyse der gegenwärtigen Situation, dass ‘Verbesserungen möglich sind. Ich hoffe das kommt in meinen Texten zumindest gelelegentlich durch. Bemerkenswert ist, dass, wenn man Abiturklassen über die Schulzeit reden hört, da die Klassenfahrten unangefochten Thema Nummer eins sind. Und: Für die Biographie scheinen mir positive Erinnerungen an die Schule enorm wichtig. An rein wissensorientierten Unterricht glaube ich nicht, Die Schulzeit scheint mir eine Lebensepoche eigener Wertigkeit. Aber keine Bange: Es wird schon wieder theoretischer. Spaß muss gelegentlich sein. Grüße, Hubert Geißler
Ersetzt eine komplette pädagische Handreichung - eben da aus dem Leben gegriffen. Zu hoffen ist, dass nicht nur zahlreiche, sondern auch in dem Metier Beschäftigte diese Texte lesen.
” Haarscharf ” am ” Weisst Du noch ? “ vorbei. 5, 5 in der Pflichtnote.
Die erste angeschickerte Lehrperson, die mir untergekommen ist, war mein Linguistikprofessor Professor Doktor Wolfgang H., damals Köln zuletzt Utrecht. Eine Art Erweckungserlebnis für mich, oder wie es heute heißt meine “wokeness” wurde aktiviert. // Was Pontius Pilatus über Jesus, Napoleon Bonaparte über Goethe und Friedrich Nietsche über sich selbst sagten - “Ecce homo” bzw. “Voilà un homme“ - entdeckte ich, in meinem ebenfalls leicht angeheiterten Zustand, spontan bei Professor H. Intuitiv entschloss ich mich, mein Examen bei ihm abzulegen.
Das mit dem Verlaufen auf einem Klassenausflug erinnert mich an etwas. Im achten oder neunten Schuljahr machten wir einen mehrtägigen Ausflug ins schöne Bamberg. Von dort ging es einmal zur Stadtbesichtigung nach Nürnberg. Mit dem Bus dort angekommen, durften wir uns den Stadtkern jeder auf eigene Faust ansehen. Mein Freund Andreas S. und ich hatten jedoch kaum Augen für die Sehenswürdigkeiten. Wir nutzen die freie Zeit, uns nach fränkischen Mädchen umzusehen. Nach Flirten stand uns der Sinn. Vielleicht waren die süddeutschen Mädchen ja etwas offener als die aus konservativ-spießigen Familien stammenden Münsterländerinnen. Darüber vergaßen wir die Zeit. Wo war noch einmal der Bus geparkt? Wie hieß der Ort? Wie waren wir gelaufen? Wir hatten keine Ahnung. Mein Orientierungssinn ist bis heute äußerst schwach entwickelt. Und der von Andreas S. war nicht viel besser. Jedenfalls fanden wir den Bus nicht und verirrten uns immer tiefer, nicht wissend, welche Richtung einzuschlagen war und ohne jeglichen Anhaltspunkt. Unser Klassenlehrer Herr K. muss in eine mittlere Panik geraten sein. Am Ende entschloss er sich durch die Nürnberger Straßen zu fahren, um uns zu suchen. Und fand uns dann tatsächlich auf diese Weise. Uff. Auf der Rückfahrt nach Bamberg wurde dann darüber diskutiert, ob man mich nicht von meinem Amt des Klassensprechers absetzen müsse, wegen Inkompetenz. In Handy-Zeiten sind solche Abenteuer nicht mehr möglich.
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