Tatsächlich war die vegane Ernährung damals etwas einfacher. Man brauchte keine zusätzlichen B12- Präparate einnehmen. Ganz davon abgesehen, dass es keine gab. Den B12-Haushalt regelte die mangelnde Hygiene. Ziemlich ekelhafte Sache aber gut dafür effektiv.
Und auf einmal wird das einst dunkel gescholtene Mittelalter zum Inbegriff des Lichts geframed?! Und die eben noch gefeierte Aufklärung wird vermutlich demnächst mikroskopische Spuren von Rassismus o.ä. aufweisen (und bestimmt auch am Klimawandel Schuld tragen), so dass vermutlich alle „Kantstraßen“ umbenannt werden. Was hier läuft, ist nicht nur irre, es ist zutiefst bösartig!
Es ist mir unbegreiflich, wie viele “Wissenschaftler” sich hergeben, um den Führenden nach dem Maul zu reden. Gab es das nicht schon einmal, hatten wir das nicht schon. Ich stöbere gerne in öffentliche Datenbanken nach alten Büchern. Es ist erstaunlich, wie viele Bücher sogenannter Wissenschaftler es zum Thema des Nachweises der Minderwertigkeit der Juden gibt. Da haben viele in gleicher Weise den Herrschenden nach dem Maul geredet.
Wissenschaftlich gearbeitet habe ich nie, ein Geschichtsstudium abgeschlossen allerdings schon. An Prof. Kehnels Argumentation fällt mir auf, dass sie offenbar nur extreme Möglichkeiten der Nachhaltigkeit oder ihres Fehlens wahrnimmt. Wie wäre es mit der Idee, in Sachen Nachhaltigkeit etwa den westdt. Zustand von 1960 bei gleichzeitig umweltschonenderen Produktionsmethoden, Autos (die heute nicht nur sauberer, sondern auch viel sparsamer sind) usw. anzustreben? Um 1960 fiel in dt., auch in westdt., Haushalten wenig Müll an. Alte Zeitungen z.B. verwendete man zum Feueranmachen und als Toilettenpapier, zerlumpte Kleider als Putzlumpen (das Wort gibt es heute noch). Zum Haushalt gehörte ein Werkzeugkasten, und man konnte mit dem Inhalt umgehen, auch wenn man keinem technischen Beruf nachging. Fast ganz West-D hatte Stromanschluss, verbrauchte aber wenig davon. Der Herd, der gleichzeitig die Heizung war, verbrannte Kohle und abgesehen von den wenigen, die bereits Zentralheizungen hatten, kam niemand (auch in der Oberschicht) auf die Idee, ein ganzes Haus zu heizen, wenn die Familie im Moment nur die (oft große) Küche belegte. Die Wäsche brachte man in den Waschsalon. Man reparierte sogar Laufmaschen in Nylonstrümpfen. Nein, damit will ich nicht etwa sagen, um 1960 wäre alles besser und sauberer gewesen. Dass die meisten Menschen damals noch am Samstag badeten und sich sonst nur Gesicht und Hände wuschen, entspricht z.B. nicht unseren Standards. Aber wer eine zumutbare Nachhaltigkeit predigt, sollte sich eben nicht am Mittelalter ausrichten. Frage: warum hält Prof. Kehnel das MA für ein Vorbild, das sehr viel bessere Leben von 1960 aber nicht? Weil sich aus dem weit entfernten MA eher eine Utopie basteln lässt?
Nach meinem Kenntnisstand wurde in dem von Frau Kehnel hoch gepriesenen Mittelalter die Frauenquote bei der Hexenverbrennung sträflich missachtet. Auch wurden die Hexen nicht gendergerecht als Hex*innen bezeichnet.
Vielleicht sollten sie Frau Prof. Kehnel mal fragen, ob sie nicht Lust hätte, als wandernde Kesselflickerin durch’s Land zu ziehen. Ach was, Kesselflickerin ist viel zu interessant. Wie lange würde sie wohl als leibeigene Bäuerin mit 14-Stunden-Tag durchhalten?
Susanne Billig, die Autorin des Artikels bei Br24 schreibt: “Was für ein wunderbares Buch. Besonders entzückt die stilistische Lässigkeit, mit der die Autorin das „Damals“ mit dem „Heute“ verknüpft.” Billiger wurde wohl selten Werbung betrieben, gut, dass Thilo Schneider hinter die grün-nachhaltigen Gardinen geschaut hat und ordentlich auslüftet. Unglaublich, wer heute alles im Wissenschaftsbetrieb so kreucht und fleucht. Aber Annette Kehnel weiß das alles, sie hat 1995 am Trinity College in Dublin promoviert und später habilitiert mit einer Arbeit über die Franziskaner auf den Britischen Inseln vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. “Schon unter den Kelten wurden Kinder mit einem halben Jahr fremd betreut in anderen Familien: Es wurden damit Freundschaften geschlossen, um Kriege zu vermeiden. Die Vielehe existierte dort, genauso aber unter Mose, Abraham oder Jakob.” Alles klar, wohin die Richtung geht?
Beeindruckend, dass man Historikerin und gleichzeitig völlig ahnungslos von den menschlichen Antrieben ist. Ist es Zufall, dass wir heute nicht mehr wie im Mittelalter leben? Ist es vielleicht der schurkische Plan der europäischen Herrscher und des Adels gewesen? Des Adels sicher nicht, der fremdelte sehr mit den neuen Zeiten. Das war weder geplant noch Zufall, es beruht auf dem gewaltigen Wissens- und Spieldrang, der unlösbar Teil des Menschen ist und der sich in der Renaissance-Zeit mit ihren vielen Neuerungen, Erfindungen, Erkenntnissen endgültig Bahn brach. Im übrigen sei mal bemerkt, dass in der Zeit, in der vorwiegend mit Holz geheizt und Häuser und Schiffe gebaut wurden, die europäischen Wälder verschwanden. Erst massive Aufforstungen in späterer Zeit änderten daran etwas. Aber heute haben wir hier praktisch nur Forsten, keine wirklichen Wälder.
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