Henryk M. Broder / 18.01.2019 / 06:16 / Foto: Henryk M.Broder / 67 / Seite ausdrucken

Wie ein Hammer auf den Stein

Ende letzter Woche wurde der Achse eine große Ehre zuteil. In einem vierseitigen Artikel über den amerikanischen Botschafter in Berlin, Rick Grenell, waren wir, die Achse, das Grand Finale. Der Artikel selbst ist ebenfalls lesenswert, zeigt er doch, dass trotz der Entlassung von Claas Relotius der Geist des gefeierten Reporters immer noch im Haus an der Ericusspitze spukt. 

Da der Botschafter zu einem Gespräch "nicht bereit" war, konzentrierte sich "die Recherche auf Interviews mit mehr als 30 Informanten, die Grenell in den vergangenen Monaten erlebt und getroffen haben", unter ihnen "viele amerikanische und deutsche Diplomaten, Kabinettsmitglieder, Abgeordnete, hohe Beamte, Lobbyisten und Angehörige von Thinktanks". Sie alle waren "bereit, offen zu reden", wollten sich "aber nicht zitieren lassen", schreibt Konstantin von Hammerstein.

Wovor hatten die "Informanten" Angst? Dass ihnen die Pall-Mall-Rationen gekürzt werden? Dass sie zur Strafe Grenells Hund "Lola" Gassi führen müssen? Dass man ihnen das Wasser, den Strom und CNN abdreht? Jedenfalls waren sich die "Informanten" erstaunlich einig. "Das Bild, das fast alle Informanten von dem Botschafter zeichnen, ist wenig schmeichelhaft, und es ähnelt erstaunlich dem Mann, der Grenell nach Berlin geschickt hat: Donald Trump." Jo mei, wer sonst soll Grenell nach Berlin geschickt haben, wenn nicht der amtierende Präsident?

Wie gesagt, es lohnt sich, diese preisverdächtige Hintergrundgeschichte zu lesen, die zu 90 Prozent aus Mutmaßungen, Unterstellungen und namenlosen Quotes besteht. Der Rest ist Kaffeesatz. "Es sieht nicht so aus, als würde er jemals Nein sagen, wenn Fox News anruft."

Wie in jeder guten Geschichte kommt das Beste zum Schluss. "Grenell manövriert sich damit immer weiter ins politische Aus. Ende Oktober bittet er in seine Residenz im feinen Villenviertel Dahlem zur Halloweenparty, das Motto: "Superheroes". Grenell lädt die Berliner Politprominenz ein, doch viele Politiker sagen ab. Wer zusagt, ist Henryk M. Broder von der "Achse des Guten". Der Islamkritiker gehört bei Grenells Fest zu den prominentesten Gästen. Er kommt verkleidet als Burkafrau."

Da hat der Kollege knallhart recherchiert. Soll heißen, die Kolumne "Geschlossene Gesellschaft" in der BILD vom 29.10.2018 gelesen. Und da war auch ein Foto von mir als Burkafrau und der bezaubernden Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bürgerliches Engagement im Berliner Senat, als Köngin von Saba (siehe oben). Seitdem sind wir ziemlich beste Freunde und lesen uns gegenseitig Hammersteins Geschichten aus dem SPIEGEL vor.

Lesen Sie auch: Achse-Autorin Orit Arfa im Jewish Journal über Richard Grenell, den Spiegel und die Deutsche Märchenstraße.

Foto: Henryk M.Broder

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Leserpost

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Walter Neumann / 18.01.2019

War doch klar, dass das Märchen-Magazin seinen Reportage-Stil nicht ändert. Aber solange es Menschen gibt, die dafür noch zahlen, lohnt es sich offenbar. Darin liegt auch das eigentliche Problem. Beim GEZ-Fernsehen zwingen sie uns zu zahlen, sonst gingen dort die Lichter aus.

Marc Blenk / 18.01.2019

Lieber Herr Broder, wie groß muss die Verzweiflung beim populären Fachblatt für politische Esoterik sein, mit den Lügen und Halbwahrheiten einfach so weiterzumachen wie bisher. Oder ist das zwangsneurotisch und sie können nicht anders? Oder hat Hammerstein selbigen an den Kopf bekommen? Vielleicht hülfe dann ja ein zweiter Schlag, um alles wieder ins Lot zu bringen. Und nicht mal Chebli war mit ihrem guten Namen bereit gegen den Bösewicht, der es gewagt hat, gegen den Spiegel etwas vorzubringen? Und auch keiner von den sonst vorlauten üblichen Verdächtigen und USA - Hassern? Womöglich war es selbst denen zu doof, noch mit diesem Käseblatt in Verbindung gebracht zu werden? Anwälte aus Fergus Falls: Bitte den Fall übernehmen. Der Spiegel hat Schmerzen und braucht den Fangschuss.

Helge-Rainer Decke / 18.01.2019

Spiegel hin und Spiegel her. Der Botschafter Grenell verhält sich wie ein Statthalter. Das ist zu verurteilen. Wer Unternehmen droht, die an der Pipeline mitwirken, den sollte man energisch in die Schranken weisen und nicht kuschen. Mag auch die Warschauer Regierung besonders laut gegen Nord Stream 2 aufbegehren. Das ist lächerlich, hat sie doch eigene Projekte. So die Baltic Pipeline, die norwegisches Gas über Dänemark nach Polen bringen soll, selbstverständlich an Deutschland vorbei. Russland liefert Gas über die Blue-Stream-Pipeline direkt nach Anatolien, da wird die Ukraine ebenfalls umgangen. Gerade Polen und die Ukraine wollen nichts anderes als horrende Transitgebühren kassieren, würde die Rohrleitung über ihr Staatsgebiet laufen. Herr Grenell ist so etwas wie his Masters Voice. Logisch, sonst wäre er auch nicht Botschafter. Da stimme ich Herrn Broder zu.

Th.F. Brommelcamp / 18.01.2019

Eine Zeitschrift, deren Auflage hauptsächlich im Wartezimmer von Ärzten liegt, neben Bunte und Quick, auch die Linke GALA genannt, wird sonst nur von TAZ Lesern bevorzugt. Um mit der heutige Bildung ihre Leserschaft Schritt zu halten und nicht zu sehr zu überfordern, ist die Qualität und die Seitenzahl auf die Größe einer Kaufhof Werbeeinlage geschrumpft. Wahrscheinlich auch um mit der SPD Schritt zu halten. Sie war schon immer das, wo Linke Journalisten sich selbst feiererten konnten. Relotius hat seine Geschichten wenigstens sozioromantisch erzählt.

Leo Anderson / 18.01.2019

Die Hammersteins sind auch nicht mehr, was sie mal waren Es sei denn, Konstantin ist mit Kurt NICHT verwandt (- dann betrachten Sie bitte diesen Post als zurückgezogen).

Dr. Gerhard Giesemann / 18.01.2019

Lieber Herr Broder, Sie schaffen mich. Ist das wirklich die Chebli? Also die hinter Burka … . Dass Sie so hübsch aussehen muss der Kreativität einer SEHR guten Kosmetikerin oder wie man das nennt geschuldet sein. Wenn man nur nicht der “Spiegel” den Trend verpasst. Man kann sie eigentlich nur noch ver*äppeln.

Martin Krieger / 18.01.2019

Auf diesen Blog habe ich gewartet, bin gleich am Montag über den Artikel gestolpert! Köstlich, und das sage ich als einer, der den Spiegel weiterhin kritisch liest. Eigentlich sollten Sie sich vor Anfragen von Kanzleramt und AA gar nicht mehr retten können, wenn Sie offenbar der einzige sind, der “Zugang” zum Botschafter hat.

Leszek Kuryłowicz / 18.01.2019

Verdammt, Herr Broder, Sie sind einfach der Beste! Bleiben Sie weiterhin bei Laune und Gesundheit! VG aus Warschau, Leszek

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