Ausgestoßene der Woche: Anne Frank und die drei Fragezeichen

Die Kindertagesstätte „Anne Frank“ im sachsen-anhaltischen Tangerhütte soll umbenannt werden, weil „Eltern mit Migrationshintergrund“ mit dem Namen nichts anfangen könnten. Und der Hörbuchverlag Europa versieht Kultserien wie etwa „Die drei Fragezeichen“ ab sofort mit Warnhinweisen.

Der Hörbuchverlag Europa möchte „die kulturellen Versäumnisse der Vergangenheit nicht [...] verbergen“. Deshalb bietet er nach wie vor Orginalversionen von Hörspielen an, auch wenn sie „diskriminierende Darstellungen enthalten“, die „nicht [...] unserer heutigen Auffassung von einer vielfältigen und gleichberechtigten Gesellschaft“ entsprechen. Diesen Warnhinweis stellt er alten Folgen populärer Hörspiel-Reihen voran: Hanni und Nanni nach der britischen Jugendbuch-Autorin Enid Blyton und die Nachwuchsdetektivserien Die drei ??? (aus den USA stammend) sowie TKKG von Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf. Das berichtet Apollo News. Kein neues Phänomen, es betrifft bekanntlich auch Jules Vernes Reise um die Erde in 80 Tagen sowie diverse Fernsehsendungen aus früheren Jahrzehnten. Der Verlag Europa gehört zum Sony-Konzern, da liegen sicher woke Richtlinien zum Umgang mit der düsteren Vergangenheit unserer Kultur vor.

Es geht hier wohl primär um Werke aus dem letztem Viertel des 20. Jahrhunderts. Was daran genau diskriminierend sein soll, bleibt wie immer im Dunkeln. Bei der deutschen Schöpfung TKKG lässt sich das immerhin erahnen, denn sie hat in den letzten Jahren wiederholt Empörte auf den Plan gerufen. Die Protagonisten Tim, Karl, Klößchen und Gaby – für sie steht das Akronym – „hätten vermutlich AfD gewählt“ (Bento). Ein Frauenbild „aus dem 18. Jahrhundert", „rassistische Sprüche und fremdenfeindliche Witze“ sowie ein Tim, der „Obdachlose […] einfach mit blanker Gewalt aus der Waldhütte [prügelt]“ – so stellt man sich in gewissen Redaktionsstuben anscheinend AfD-Wähler vor. Kiffer, Punks, Tätowierte und Gepiercte kämen in der Serie nicht gut weg, schreibt Annika Leister. Die Täter seien meistens Ausländer, Italiener bei der Mafia, Juden, „gerissene Juweliere“ und Araber, „öläugige Betrüger“. Von dem Ausspruch „Das haut den stärksten Neger aus der Weltraumkapsel!“ gar nicht erst zu sprechen.

Hauptfigur Tim vertrete ein „Menschenbild, das an das der White Supremacists erinnert“, so die taz. „TKKG ist keine unschuldige, unverfängliche Kinderserie“, heißt es im Stern, den Eltern hätte das damals doch auffallen müssen. Mir selbst (ich war Leser, nicht Hörer) ist übrigens nichts dergleichen mehr erinnerlich. Das muss wohl an den dunklen Zeiten liegen, die der Stern-Redakteur aus der Generation Y messerscharf auf den Punkt bringt: „Früher wurde über manche Dinge halt weniger nachgedacht.“ Jetzt wissen wir, warum die Dinge heute so sind, wie sie seinerzeit noch nicht waren, und warum nun „die alten Kassetten der Eltern besser aus den Kinderzimmern verschwinden [sollten]“: Es liegt am vielen Denken.

Anne Frank passt nicht ins Konzept

Die Kindertagesstätte „Anne Frank“ im sachsen-anhaltischen Tangerhütte sollte umbenannt werden. (Achgut berichtete). Hintergrund sei ein neues Konzept, behauptet der parteilose Bürgermeister Andreas Brohm. Denn „die Kita [sei] heute offener als früher und fördere viel stärker die Selbstbestimmtheit und Vielfältigkeit der Kinder“. Das passt in Brohms Denke offenbar nicht zum ermordeten jüdischen Mädchen. Eltern hätten sich einen neuen Namen gewünscht, so die Kita-Leiterin. Und zwar seien es „Eltern mit Migrationshintergrund“, die „mit dem Namen nichts anfangen“ könnten. Um niederländischen Migrationshintergrund dürfte es sich dabei nicht handeln. Wobei – den haben ja auch die hier kürzlich erwähnten Fußballer Noussair Mazraoui und Anwar El Ghazi nach Deutschland mitgebracht. „Weltentdecker“ soll die Kita künftig heißen, der Beschluss ist aber dem Stadtrat vorbehalten.

Unterdessen hagelt es Kritik, unter anderem vom Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, der darin ein falsches Signal sieht. Ein Kommentator beim behördlichen MDR findet das alles übertrieben, man werde sich doch wohl noch Gedanken um eine Umbenennung machen dürfen – und ohne den Terror vom 7. Oktober hätte man die Sache nicht so hochgekocht. In der Folge haben sich nun diverse Stadtratsfraktionen gegen die Namensänderung positioniert. Stadtratsvorsitzender Werner Jacob von der gemeinsamen CDU/FDP-Fraktion spricht von „Geschichtslosigkeit“, die er auf das junge Alter der Kita-Leiterin schiebt. Der Bürgermeister jedoch hätte „die erinnerungspolitische Bedeutung eines solchen Schritts erkennen müssen“.

Zur Sicherheit nichts Jüdisches

Wie Anne Frank musste auch Lilli Wolff jahrelang vor den Nazis untertauchen – und hat im Gegensatz zu dem jungen Mädchen den Holocaust überlebt. Wolff wurde von der österreichischen Schauspielerin Dorothea Neff, ihrer Lebensgefährtin, in deren Wiener Wohnung versteckt. Aus der Feder des Journalisten Jürgen Pettinger ist dazu ein Buch mit dem Titel Dorothea. Queere Heldin unterm Hakenkreuz frisch erschienen. Eine seiner Lesungen, so Pettinger, wurde jetzt abgesagt. Die – selbst jüdischen – Veranstalter in Wien, die er nicht näher benennt, möchten „aus Sicherheitsgründen derzeit keine Veranstaltungen mit jüdischem Konnex“ durchführen.

Neue Namen in alten Federn

Kennen Sie sich mit Vögeln aus? Dann sind Ihnen vielleicht Setophaga townsendi und Puffinus lherminieri bekannt, der Townsendwaldsänger beziehungsweise der Audubonsturmtaucher. Deren amerikanische Bezeichnungen werden sich jetzt ändern. Namensgeber Audubon war Sklavenhalter und Rassist – wie bei uns schon thematisiert –, Townsend plünderte Indianergräber. Das wurde zunehmend zum Problem für die Amerikanische Ornithologische Gesellschaft (AOS). Von „Rassismus und Mysogynie“ geprägte Benennungen hätten einen „ausschließenden“ Charakter, befindet deren Chefin Judith Scarl. Schon 2020 hat man sich des Südstaatengenerals entledigt, dessen Namen die Schwarzbrust-Spornammer jenseits des Großen Teiches trug.

Jetzt macht man Nägel mit Köpfen: Alle nach Personen benannten Vögel bekommen ein neues Etikett. So erspart man sich mühsame Einzelfallprüfungen und lange Diskussionen. Woken Kritikern zufolge besteht die Riege der Namensgeber eh aus einem Übermaß an weißen Männern. Die Umbenennungsorgie wird 70 bis 80 Vogelarten treffen. In Deutschland sind übrigens schon über 1000 Vogelnamen geändert worden, zum Beispiel Hottentottente, Kaffernsegler und Mohrenkopfpagagei. Es gibt allerdings noch das Odinshühnchen, eine Nazi-Benennung.

Wiener Toleranz

Aber zurück nach Österreich. Die Uni Wien sagt eine Vortragsveranstaltung ab, bei der Götz Kubitschek reden sollte. Der Verleger und Vordenker der Neuen Rechten in Deutschland, der uns in dieser Kolumne schon mehrfach über den Weg gelaufen ist, war vom Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) eingeladen worden, der FPÖ-Studentenorganisation. Eine Nationalratsabgeordnete der Grünen hat verlangt, dass der Auftritt „verhindert“ wird. Begründung der Untersagung: „Die Universität Wien steht für Toleranz, Offenheit und Internationalität [...]“ – das heißt selbstverständlich nicht, dass man andere Meinungen tolerieren, für Kontroversen offen sein oder einen ausländischen Redner sprechen lassen muss.

Der RFS beschreitet dagegen wohl den Rechtsweg und beruft sich auf einen Vertrag. Der Uni zufolge war eine Rede Kubitscheks bei der Anmeldung nicht angegeben worden. Kubitschek ist entschlossen, seinen Vortrag am 17. November in jedem Fall zu halten. „Ob in der Universität, vor der Universität, unter der Universität oder jenseits der Universität, werden wir dann sehen.“ Im Vortrag soll es um Ray Bradburys Dystopie Fahrenheit 451 gehen, in der die Feuerwehr Bücher verbrennt. Die hält es mit dem Löschen so wie die Uni Wien mit der Toleranz.

Ausfall im Orbit

Aus dem Alpenland stammt der Sender AUF1, der zum Missvergnügen gewisser Kreise seit einer Weile in Deutschland über Satellit gesendet wird. Kürzlich war zum Beispiel Achgut-Autor Gunter Frank dort Interviewgast. Nach Darstellung des Senders von Anfang dieser Woche würden einige AUF1-Sendungen seit dem Donnerstag zuvor nicht mehr ausgestrahlt, was Betreiber ASTRA mit technischen Problemen begründe, aber nur diesen Kanal betreffe. Senderchef Stefan Magnet „vermutet dahinter Sabotage“.

Cambridge Cancel Culture

Nun über den kleinen Teich. Britanniens namhafte Uni Cambridge ist uns letzte Woche schon mehrfach begegnet, aber damit nicht genug. Am Christ's College beschweren sich Studenten, dass in ihrem Bereich eine Veranstaltung einer konservativen Studentenvereinigung stattfinden soll. Die Cambridge University Conservative Association (CUCA) hat nämlich eine Räumlichkeit gebucht, um Ende des Monats dort ein Dinner abzuhalten. Die CUCA sei frauenfeindlich und habe die „gleichgeschlechtliche Ehe kritisiert“. Dass sie dort etwas veranstalten darf, beträfe auch Kommilitonen negativ, die ethnischen Minderheiten angehören. Außerdem hat die Vereinigung letzten Monat eine Debatte durchgeführt, bei der es thematisch um einen Präventivschlag gegen den Iran ging. Dies sei ein „Aufruf zur Gewalt“, dem es Rücksicht gegenüber iranischen Studenten mangele.

Eine andere Einrichtung der Uni, das King's College, wurde im Dunkeln mit einem Boykottaufruf gegen Israel angestrahlt. Die Initiatoren fordern, dass Cambridge aufgrund der Gaza-Auseinandersetzungen seine finanziellen Beziehungen zu Israel auf Eis legt – mit Verweis auf ein ähnliches Verhalten der Hochschule gegenüber Russland im vergangenen Jahr. Israel ist im Weltbild solcher Kräfte nämlich generell der Aggressor.

Unsportlich

Passend dazu: Vor einigen Monaten hatten wir den Fall eines verweigerten Handschlags unter Tennisspielerinnen. Damals ging es um eine Ukrainerin, die Russland boykottiert. Letzte Woche wollte eine türkische Judoka namens Tuğçe Beder ihrer siegreichen Konkurrentin nach der ersten Runde bei der EM keine Hand reichen. Bei der Sportlerin handelte sich um Tamar Malca aus Israel. Da der Verband zwar die Verbeugung vorschreibt, nicht aber den Handshake, sind keine Konsequenzen zu erwarten. Ein algerischer Judoka, der sich geweigert hatte, bei den Olympischen Spielen gegen einen israelischen Kollegen anzutreten, wurde deshalb 2021 für zehn Jahre gesperrt. Bild notiert, dass nach arabischen Athleten „diesmal erstmals eine türkische Sportlerin auffiel“. Ob das auf Druck ihres Verbands geschah? Staatspräsident und „Terrorunterstützer“ Erdoğan trommelt jedenfalls gegen Israel. Ein in Köln wohnender palästinensischer Ringer wird wie folgt zitiert: „Ich gehe davon aus, dass immer mehr arabische oder propalästinensische Athleten Wettkämpfe boykottieren werden, wenn sie gegen israelische Sportler antreten müssen.

Keine Volksbühne bieten

Es geht selbstverständlich auch umgekehrt. Die Berliner Volksbühne hat Jeremy Corbyn ausgeladen, den früheren Chef der britischen Labor-Partei. Das Theater veranstaltete von vorgestern bis heute einen Kongress in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linkspartei. Unter dem Titel „Europa den Räten“ waren Politiker der Partei, Gesine Schwan, eine Vertreterin der Letzten Generation und einige mehr angekündigt – sowie anfangs auch Corbyn. „Aufgrund der Haltung, die Jeremy Corbyn aktuell zum Nahost-Konflikt vertritt, haben wir entschieden, ihm keine Öffentlichkeit in der Volksbühne zu bieten“, so das Theater. Corbyn neigt nicht nur aktuell, sondern schon lange zu einer israelfeindlichen Haltung, lobte 2009 die Hamas und sprach von „Freunden“ dort und bei der Hisbollah. Das hätte man durchaus vor dem 7. Oktober wissen können. Im Sommer war ein Film über den Briten aus dem Programm des Glastonbury-Festivals genommen worden, weil er nach Ansicht von Kritikern antijüdischen „Verschwörungstheorien“ Vorschub leistet.

Was für ein Theater

Apropos Theater: Am Santa Monica College in Südkalifornien wollten Studenten ein Bühnenstück (By the river Rivanna von Bruce G. Smith) aufführen, in dem es um eine schwule Liebesgeschichte zwischen einem schwarzen Sklaven und seinem weißen Halter im Jahre 1850 geht. Nachdem Vertreter verschiedener Organisationen an der Uni, wie der Panafrikanischen Allianz, davon Wind bekommen hatten, kam es zu Beschwerden, und die Uni-Verwaltung schaltete sich ein. Für die Panafrikanische Allianz romantisiert das Stück „das Erbe der Sklaverei, sexuellen Missbrauch und Ausbeutung“.

Eine andere Funktionärin fand die Musikeinlagen „problematisch“ und „verstörend“. Teile der Hochschulleitung befragten daraufhin die beteiligten Studenten und übten Druck gegen die Aufführung aus. Sie ließen die Beteiligten zweimal darüber abstimmen, ob sie immer noch spielen wollten, und sei es zu einem späteren Zeitpunkt beziehungsweise vor einem begrenzten, eingeladenen Publikum. In beiden Fällen ergab sich zwar eine Mehrheit; da aber einige aussteigen wollten, hätten nicht mehr genug auf der Bühne gestanden. So wurde das Theaterstück einen Tag vor der Premiere abgesagt.

Der schwarze Gott

Bleiben wir auf den Brettern, die die Welt bedeuten. In Frankfurt am Main hat eine Inszenierung der Oper Le Grand Macabre von György Ligeti Aufsehen erregt. Dort tritt ein Sänger als Anubis auf. Die altägyptische Gottheit der Unterwelt und der Mumifizierung wird klassischerweise mit schwarzem Gesicht abgebildet. Dem trägt in der Aufführung eine Kostümierung mit Pharaonenkrone und schwarz-goldener Gesichtsbemalung Rechnung. Dies sei Blackfacing, so die Stadtratsfraktion der Partei Volt. Deren kulturpolitische Sprecherin Britta Wollkopf sieht „die Oper in der Pflicht, dieses Fehlverhalten umgehen zu korrigieren“. Die Vorsitzende des städtischen Kulturausschusses, die in Kamerun geborene Grünen-Politikerin Marianne Mahn, ergänzt: „Als schwarze Frankfurterin bin ich erschüttert und verletzt.“

Hier geht es aber um einen antiken Gott, „nicht um eine weiße Person, die eine schwarze Person darstellt“, wie die F.A.Z. die Oper Frankfurt, die Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) sowie den kulturpolitischen Sprecher der Grünen, Uwe Paulsen, je wortgleich zitiert. Also kein Blackfacing, das inzwischen als No-go gilt. Operintendant Bernd Loebe will jetzt mit der schwarzen Grünen Mahn reden. Vielleicht kann er sie als neue Diva engagieren.

Was sich manifestiert

Vor einem halben Jahr hatte ich Ihnen berichtet, dass die Behörden in den USA ein „Manifest“ Audrey Hales zurückhielten, die an einer Grundschule in Nashville sechs Menschen ermordet hatte. Inzwischen sind jedenfalls drei Seiten geleakt (hier mit Übersetzung). Hale, die sich als Mann identifzierte, bezeichnet in ihrem Gekritzel die Schüler der Schule, die sie einst selbst besucht hatte, als einen „Haufen kleiner Schwuchteln mit euren weißen Privilegien“. Das Dokument hat nicht den Umfang oder den Gehalt wie etwa das Manifest des Anders Breivik – und von Erwähnungen Adornos oder eines Achgut-Herausgebers sah sie dankenswerterweise ebenfalls ab. Die Echtheit der durchgestochenen Aufzeichnungen wurde inzwischen bestätigt; die Polizei Nashville hat sieben Beamte suspendiert, während sie ermittelt, wie das Material an die Öffentlichkeit gelangen konnte.

Das politisch etwas heikle Dokument sollte angeblich der Allgemeinheit vorenthalten werden, um Angehörige und Mitschüler vor Traumata zu bewahren und um keine Nachahmer zu animieren. Es findet sich bei Twitter, wird auf anderen Social-Media-Plattformen wie Facebook, Youtube, Instagram oder Reddit allerdings gelöscht. Twitter-Eigner Elon Musk kommentiert die Motivlage der Täterin sogar persönlich: „Definitiv geisteskrank, aber definitiv auch durch Gehirnwäsche vom System zur Massenmörderin gemacht.“ Hales Hinweis auf – von Woken angeprangerte – „weiße Privilegien“ wirkt umso absurder, als dass sie als Weiße auch einen Schwarzen tötete.

Achtung im Verkehr

Nigel Hunt, außerplanmäßiger Professor für klinische Psychologie an der Universität Nottingham, lehrt nebenbei außerdem in Helsinki und – bisher – an der Universität Wexham in Wales. Die hat allerdings ihre Zusammenarbeit mit Hunt beendet, weil sich dieser erdreistet hatte, zweisprachige Verkehrsschilder zu kritisieren. In einer Facebook-Gruppe schrieb er über ein Verkehrszeichen auf Englisch und Walisisch, dass es nur verwirre und den Verkehr gefährde, da man länger brauche, es zu erfassen. „Weil die meisten Leute selbst in Wales diese Schilder nicht verstehen (die walisische Sprache ist im Rückgang begriffen, trotz der Versuche, sie populär zu machen), bitte nur Englisch verwenden“, so sein Wunsch. Die identitätspolitische Mode, das Walisische zu fördern (an die Umbenennung eines Nationalparks sei erinnert), schlägt offenbar so stark durch, dass die Uni Hunt nach einigen Beschwerden rausschmiss, wie ihm Vizekanzlerin Maria Hinfelaar mitteilte. Für ihn gelte, so die Funktionärin, zwar Meinungsfreiheit – aber nicht, wenn man die Hochschule in „Misskredit“ bringe.

Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Webseite auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.

 

Christoph Lövenich ist Redakteur beim Online-Blog „Novo“ und wohnt in Bonn. 

Foto: Immanuel Giel CC BY-SA 4.0, Link

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Leserpost

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Marc Sebastian / 10.11.2023

Als Hörspiel-Fan kann ich berichten, dass mir schon vor 30 Jahren immer wieder Äußerungen der TKKG extrem negativ aufgefallen sind. Wie “Gabi” als “schwaches Mädchen” behandelt und als phlegmatisch/devot dargestellt wird, ist tatsächlich für eine Kinder-Krimi-Serie unterirdisch; die Figur “Tarzan” ist ein chauvinistischer Narzist mit ausgeprägter Gewaltneigung, dessen Selbstbewußtsein sich offenbar aus der Herabwürdigung und/oder körperlichen Überwindung Dritter speist. Wenn ich heute in alte TKKG-Folgen reinhöre, wird mir regelmäßig schlecht vor Ekel über die primitive Weltsicht der Protagonisten. Ich würde meinen Kindern sowas nicht zumuten. Die Drei Fragezeichen dagegen sind m.E. gut gealtert; es wird stets deutlich, dass jede Figur aufgrund ihrer Handlungen und nicht aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit oder sonstiger zugeschriebener Attribute beurteilt wird; wobei gerade Vorurteile in dieser Hinsicht selten vorkommen und sich im alltäglichen Rahmen halten. Und ich meine das Ernst: Die Sprecher und auch die Produzenten der Drei Fragenzeichen sollte mit Auszeichnungen wie Bundesverdienstkreuzen etc. überhäuft werden; ihre Arbeit hat so vielen Menschen über die Generationsgrenzen hinweg Werte wie Hilfsbereitschaft, Mut, Rechtschaffenheit uva. auf eine Art und Weise vermittelt, die sich wie eine warme plüschige Wolldecke anfühlt, wie ein warmer Tee nach herbstlicher Gartenarbeit. Für mich fällt diese Serie unter die bedeutensten Kulturgüter der deutschen Nachkriegszeit - so trivial Jugendkriminalgeschichten auch an sich sein mögen. Sehr überrascht war ich übrigens kürzlich, wie “hübsch” die Masters of the Universe/He-Man-Geschichten für Kinder sind. Da findet sich wirkliches Miteinander, keine Identitätspolitik und am Ende steht immer eine kindgerechte “Moral” der Geschichte.  

Nikolaus Neininger / 10.11.2023

Es ist wohl mittlerweile Einstellungsvoraussetzung für Jobs in der “Kulturverwaltung” und allmählich auch generell in Universitäten, daß man zwar keinen blassen Schimmer von gar nichts, aber eine ganz festgenagelte “Haltung” hat. Woher kommen denn sonst die offensichtlichen Selbstwidersprüche (“Toleranz” nur für die Einheitsmeinung) oder krasse Ignoranz in einem Bereich, der eigentlich bekannt sein sollte. Hauptsache, man hat sich in den Vordergrund gedrängt und herumgemault.

Franz Klar / 10.11.2023

In Anbetracht deutscher Schuld und des erstarkenden Rechtspopulismus kann es keine unbeschwerte Kindheit mehr geben . Die “erinnerungspolitische Bedeutung” aller Lebensbereiche ist deutsche Staatsräson , schon im Hinblich auf günstige Sozialprognose und Wahlwohlverhalten .  Ich fordere die politisch korrekte Umbenennung auch der “Kraftzwerge” und “Saftstrolche” !  Es bieten sich Namen wie Ernst Thälmann , Rosa Luxemburg und Wahra Sagenknecht an…

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