Christoph Lövenich, Gastautor / 20.10.2023 / 10:00 / Foto: Imago / 34 / Seite ausdrucken

Ausgestoßene der Woche: Alice Schwarzer frauenfeindlich?

Alice Schwarzer möchte ihre Autobiographie in Leipzig präsentieren. Dagegen protestieren 33 Autoren und Künstler. Denn: Die Emma-Herausgeberin habe in der jüngeren Vergangenheit durch „transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen“ auf sich aufmerksam gemacht.

Control, ein neuer Spielfilm, sollte seine Premiere nächsten Monat in einem Londoner Kultkino feiern. Doch das Prince Charles Cinema sagte nun ab. Man hatte dort erst mit Verspätung gemerkt, dass ein Schauspieler, der im Film gar nicht zu sehen ist, durch seine Stimme darin eine große Rolle spielt: Kevin Spacey. Das erschreckte den Chef Greg Lynn und sein Personal, mit Spacey wollen sie nicht „im selben Atemzug“ genannt werden. Der bedeutende Hollywood-Mime gilt nämlich seit 2017, als Vorwürfe sexueller Belästigung gegen ihn ruchbar wurden, als unberührbar. Im damaligen #MeToo-Eifer meinte man, auch mal männliche Opfer gefunden zu haben – dank des schwulen Spacey. Der vorverurteilte Darsteller wurde aus einem Film sogar herausgeschnitten und jahrelang nicht wieder beschäftigt.

Nun sind aber sämtliche strafrechtlich relevanten Vorwürfe gegen Spacey entweder fallengelassen oder durch gerichtliche Freisprüche entkräftet worden – sowohl in den USA als auch in Großbritannien, dort zuletzt diesen Sommer. Das ging zwar nicht ganz so groß durch die Medien wie die Berichterstattung vorher, aber die Kunde von Spaceys Unschuld  sollte inzwischen auch zum Prince Charles Cinema in London durchgedrungen sein. Für die Premiere wurde stattdessen ein größeres Kino gefunden, das Genesis Cinema. Der Schauspieler hatte seit letztem Jahr wieder mehrere Auftritte in Filmen, eine Rehabilitierung durch Hollywood steht allerdings noch aus.

Schwarzer frauenfeindlich?

Altfeministin Alice Schwarzer möchte ihre Autobiographie Mein Leben nächsten Mittwoch in Leipzig präsentieren. Die Veranstaltung soll im Rahmen des Literarischen Herbstes in der Stadtbibliothek stattfinden. Dagegen protestieren 33 Autoren und Künstler, die ebenfalls an dem Festival teilnehmen und fordern eine Absage. Denn: Die Emma-Herausgeberin habe in der jüngeren Vergangenheit durch „transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen“ auf sich aufmerksam gemacht. Nie habe sie gegen Transsexuelle agitiert, wehrt sich Schwarzer. „Was ich allerdings kritisch sehe, ist die neue Transideologie, die das Recht auf den Personenstandswechsel ab dem 14. Lebensjahr und auf gefährliche Hormonbehandlungen und Operationen für alle fordert.“

Die Veranstalter schreiben, dass es sich bei der Eingeladenen um eine „umstrittene, durch provokante, manchmal auch für uns problematische Äußerungen, polarisierende Autorin“ handelt, man aber wegen ihrer „Errungenschaften“ an ihr festhält. Ein Mitorganisator namens Jörn Dege pausiert deshalb beim Literarischen Herbst, die örtliche Buchhandlung Rotorbooks sowie die Zeitschriften Hot Topic! und Edit haben sich von dem Projekt zurückgezogen, um nicht mit Schwarzer assoziiert zu werden.

Uni verhüllt Brüste

Als rassistisch und misogyn betrachten einige offenbar auch ein Bild, das in der Fernuniversität Hagen hängt. Das heißt, richtig betrachten kann man es nicht mehr, da es teilweise hinter einer Milchglasscheibe versteckt wurde. Das Buntglas-Kunstwerk des Hagener Künstlers Hans Slavos zeigt zwei kaffeebraune Kaffeepflückerinnen aus El Salvador, davon eine mit nacktem Oberkörper. Es befand sich als Fenster in der früheren Zentrale des Süßwarenhandels Hussel, ebenfalls in Hagen. Vor dem – durch eine Insolvenz im Zuge der Coronapolitik-Wirtschaftskrise ausgelösten – Verkauf des Gebäudes wurden mehrere solcher Fenster gerettet. Eines hängt nun in einem Café, die anderen in der Fernuni.

Die Hochschule findet laut Westfalenpost (WP) die Darstellung problematisch: „Die Kaffeepflückerin, die die schwere Ernte auf ihrem Kopf trägt, scheint sich wohl zu fühlen, obwohl die Kaffee-Ernte in Wahrheit harte Arbeit ist, die oft von Ausbeutung geprägt war.“ Auch sei die abgebildete Kleidung nicht authentisch. Nach Beschwerden von Mitarbeitern (Studenten halten sich in den Bauten weniger auf, es ist ja eine Fernuni) verständigten sich die zuständigen Stellen darauf, das Werk zu verfremden, statt das Dargestellte „zu idealisieren“. Wie die WP berichtet, verdeckt nun eine aufwändige Milchglaskonstruktion den Großteil des Bildes, Barbusiges ist nur noch zu erahnen. „Eine irritierende Darstellungsform wie die Verschleierung […] animiert […] mehr zum Nachdenken“, so der Uni-Sprecher. Einem Leser ist aufgefallen, dass zeitgleich in Hagen – unweit vom alten Hussel-Stammhaus – Gemälde und Zeichnungen mit entblößten Frauenkörpern präsentiert werden. Er befürchtet, „dass für diese Ausstellung der Bestand an verhüllendem Milchglas eines gesamten Baumarktes aufgekauft werden muss“.

Klima oder Kündigung

Immer wieder ist uns die Kündigung privater Girokonten begegnet, ob bei Boris Reitschuster, Nigel Farage oder Tino Chrupalla. Auch geistig Behinderte und ägyptische Staatsbürger stehen zuweilen vor Hürden, wenn sie in Deutschland ein Konto eröffnen wollen. Die ING DiBa geht weiter und kündigt sogar Geschäftskonten, wenn ihnen die Firmenpolitik eines Unternehmens nicht behagt. Wer der Bank „keine glaubwürdigen Pläne zur Emissionsreduzierung“ – also zur CO2-Einsparung – vorweisen kann, bekommt keinen Kredit oder sein Konto wird geschlossen, erklärt Vorstandsmitglied Eddy Henning. Jedes Jahr weise man so in „einer Handvoll Fällen“ Kunden zurück, um „eine wichtige Botschaft“ an die betroffenen Unternehmen auszusenden. Denn um das „Kreditportfolio gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auszurichten“, wolle man die Kunden bei „der Senkung von Emissionen […] begleiten“. Notfalls begleitet man sie eben zur Tür.

Große Investoren, darunter (staatliche) Pensionsfonds, üben offenbar entsprechenden Druck auf Banken aus, sich in dieser Richtung zu betätigen. Der niederländische Mutterkonzern, die ING-Gruppe, gehört zu den 30 „systemrelevanten“ Großbanken der Welt. Im Rahmen der globalen ökonomischen Transformation orientiert man sich an ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance). „Ist das eigentlich die Aufgabe einer Bank?“, fragt finanzmarktwelt. „Unternehmen, die eine derartige unverschämte Einmischung ihrer Bank in ihr eigenes Geschäftsmodell ablehnen“, geben Kritiker zu bedenken, könnten sich ein anderes Kreditinstitut suchen – am besten gleich auf einem anderen Kontinent.

AfDler müssen länger leben

Der Verein Sterbehilfe, der seinen Mitgliedern einen assistierten Suizid ermöglicht, will keine Menschen mit AfD-Parteibuch mehr in seinen Rängen. Wer „Mitglied einer Partei [ist], die vom deutschen Verfassungsschutz auf Bundes- oder Landesebene beobachtet wird“, so ein Antrag für die Mitgliederversammlung, soll nicht mehr aufgenommen werden. Altfälle sollen ausgenommen sein, gleichfalls Mitglieder, die sich erst nach ihrem Sterbehilfe-Beitritt der Partei anschließen. Als Grund nennt Vereinsvorsitzender Roger Kusch, dass die AfD angeblich gegen „eine starke Verfassungsgerichtsbarkeit“ sei – das Bundesverfassungsgericht hatte dem Verein die Tätigkeit in Deutschland erst wieder ermöglicht. Außerdem befürchte er „eine feindliche Übernahme durch AfD-Seilschaften“. Kusch war vor 20 Jahren für die CDU Justizsenator in Hamburg und führte danach kurzzeitig eine erfolglose – und Kritikern zufolge „rechtspopulistische“ – Partei namens HeimatHamburg. Eine Nachfrage, ob die Mitgliederversammlung dies tatsächlich beschlossen hat, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Vereint gespalten

Mit AfD-Mitgliedern in Vereinen scheint es so eine Sache zu sein. Der Stadtteilverein Neuenheim in Heidelberg hat jetzt seinen Funktionsträger M. ausgeschlossen. Dass M., der früher im AfD-Kreisvorstand gesessen hatte, als Beirat des Vereins wiedergewählt worden war, führte zu einigem Unmut und wochenlanger Berichterstattung in der Lokalpresse. Der Vorstand stellte sich zunächst hinter M. Es gab Austritte aus dem Stadtteilverein, darunter den eines Sportvereins. Waseem Butt, Einzelvertreter der Liste „Heidelberg in Bewegung“ im Gemeinderat, urteilte: „Wenn ein Stadtteilverein aber einen Vertreter der AfD in seinen Beirat wählt und damit eine Partei toleriert, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird, bringt er aktiv eine politische Haltung zum Ausdruck.“ Vereine sollen also für die politische Einstellung ihrer Funktionäre in Haftung genommen werden – zumindest, wenn es sich um die „falsche“ handelt.

M. hat dann mit einer weiteren Person zusammen den pakistanischstämmigen Butt, der einst als Asylant nach Deutschland gekommen und vor Jahren aus der CDU-Fraktion geflogen war, bei dem von ihm geführten Asia-Shop aufgesucht. Im folgenden Wortgefecht hat sich M. offenbar nach eigener Aussage sowohl im Namen des Vereins als auch seiner Partei geäußert, was eine unzulässige Vermischung nahelegen könnte. Diese Auseinandersetzung wurde jedenfalls als „Einschüchterungsversuch“ M.s gewertet. Der Vorstand des Stadtteilvereins begründete dessen Ausschluss damit, so die Rhein-Neckar-Zeitung, dass „politisch motivierte Aktionen im Zusammenhang mit dem Stadtteilverein von dessen Funktionsträgern gemäß dessen Grundwerten und der Satzung nicht tolerabel“ seien.

Prechtige Zensur

Gecancelt werden kann man offenbar auch zu seinem eigenen Schutz. Das widerfuhr Deutschlands bedeutendstem Gegenwartsphilosophen, Richard David Precht. Eine seiner Aussagen wurde aus der neuen Folge des Podcasts Lanz & Precht herausgeschnitten. Diese ZDF-Sendung bestreitet die Geistesgröße zusammen mit dem ihm beinahe ebenbürtigen Talkmaster Markus Lanz. Precht hatte behauptet, (ultra)orthodoxen Juden sei aus religiösen Gründen nur die Arbeit als Banker und Diamantenhändler gestattet. Dem pflichtete die zugewanderte Fachkraft Lanz bei. Dies löste Empörung aus, unter anderem bei der israelischen Botschaft in Deutschland. „Der ewige Schwätzer liegt einmal mehr falsch“, urteilt die F.A.Z.

Der Folge wurde nun nach Entfernung der entsprechenden Passage eine Erklärung Prechts vorgeschaltet, in der er die Kritik an seiner Äußerung bedauert, „zumal es nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde“. Das ZDF bläst ins gleiche Horn: „An einer Stelle wurden komplexe Zusammenhänge verkürzt dargestellt, was missverständlich interpretiert werden konnte.“ Das Problem liegt offenbar nicht an der Quelle, sondern bei denen, die auffassen, interpretieren und missverstehen …

Terror und seine Folgen

In Sachen Israel ereignete sich eine Fülle hier relevanter Vorgänge, auf die nur unvollständig eingegangen werden kann. Auf Halbmast gehisste Israel-Fahnen wurden abgerissen, geklaut, verbrannt, mit Füßen getreten – alleine in NRW vielerorts. Die Jugendorganisation der palästinensischen Fatah hat ihre Zusammenarbeit mit deutschen Jusos beendet, nachdem diese sie nur einfrieren wollten – weil sich die nahöstliche Organisation nicht hinreichend vom Hamas-Terror distanziert hat. Elisa Baş, kopfbetuchte Fridays-for-Future-Funktionärin und Gegnerin der „weißen Vorherrschaft“, ist in den sozialen Medien abgetaucht, nachdem sie jüngst behauptet hatte, der Zentralrat der Juden sei dabei, eine „eine ‚Pogromstimmung‘ gegen Palästinenser zu schüren“; auch für Grünen-MdB Marlene Schönberger eine „klassische Täter-Opfer-Umkehr“.

Fußball-Erstligist Mainz 05 stellt seinen Spieler Anwar El Ghazi frei. Der Niederländer marokkanischer Abstammung hatte zuvor einen Post gegen das Existenzrecht Israels in den sozialen Medien abgesetzt. Aus ähnlichen Gründen wird die Entlassung des ebenfalls marokkanisch-niederländischen Fußballers Noussair Mazraoui beim Topverein Bayern München gefordert, die CDU-Bundestagsabgeordneten Johannes Steiniger und Christoph Ploß wollen ihn des Landes verweisen. Hamas-Sympathisanten und ausgewiesene Antisemiten sollen ausgewiesen werden, fordern einige aus der Wir-schaffen-das-Partei. Judenhasser raus ruft auf einmal auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Ein Kommentar aus der Bild-Chefredaktion erklingt plötzlich in einer Tonlage, die bei jedem AfD-Politiker sofort Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz auf den Plan rufen würde. Lässt man hier etwas Druck aus dem Kessel, der sich lange aufgestaut hat, weil manches auszusprechen als politisch unkorrekt gilt? Nius fragt: „Warum braucht es Juden-Morde, um über Abschiebungen zu sprechen?“ Schön, dass wir mal darüber gesprochen haben.

Pandemische Störmanöver

Die üblichen Verdächtigen lautet nicht nur der Titel eines der bekanntesten Filme mit dem eingangs erwähnten Kevin Spacey, bei einem „Weltgesundheitsgipfel“ in Berlin saßen auch die üblichen Verdächtigen mit auf dem Podium: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Hofvirologe Christian Drosten. Lauterbach beklagte eine „Info-Pandemie“ von kritischen Stimmen, zum Beispiel in den Sozialen Medien, gegen sich und seinesgleichen, die einfach „alles, was wir tun, in Frage stellen“. Drosten beschwerte sich über „Desinformation und Propaganda“ und darüber, dass in einer „Pandemie“ Medien und Politik nicht nur handverlesene Experten zu Wort kommen lassen, sondern „jeden beliebigen mit irgendeinem akademischen Grad“. „Es ist geradezu zynisch zu behaupten, dass es in der Corona-Pandemie zu viel Meinungsvielfalt unter den Wissenschaftlern gegeben hätte, die sich öffentlich äußerten“, entgegnet Larissa Fußer bei Apollo News. Mal schauen, wie es bei der nächsten „Pandemie“ so läuft.

Redner raus

Der Medizinprofessor Vinay Prasad darf nicht auf einer Konferenz der Vereinigung für Klinische Pharmazie in den USA (ACCP) sprechen. Ursprünglich war er zu einem Vortrag im November in Dallas eingeladen, das ACCP lud ihn jetzt allerdings wieder aus. Begründung: Es gab Beschwerden. Alicia Lichvar, eine Kollegin Prasads, die sich wie er an einer kalifornischen Universität betätigt, machte ihre Empörung auf Twitter öffentlich: Der Mediziner mache sich der notorischen Verbreitung von „irreführenden und falschen Informationen“ sowie „gefährlichen Falschinformationen“ schuldig. Genauer wird sie nicht. Allerdings prangert sie an, dass Prasad die Coronapolitik der USA mit Deutschlands Entwicklung in den 1930er Jahren verglichen – wenn auch nicht unbedingt gleichgesetzt – hat. (Für diese Äußerung aus dem Jahr 2021 tadelte ihn ausgerechnet Wissenschaftshistoriker Robert Proctor wegen Verharmlosung des Dritten Reichs; Proctor sympathisiert mit Teilen der NS-Gesundheitspolitik und bezeichnet in einem Buchtitel das Tabakrauchen als „Holocaust“.)

Der ACCP-Vorstand rühmt sich, mit der Ausladung Prasads (dessen Vortragsthema nicht Corona gewesen wäre) den Wünschen der Mitglieder Genüge getan zu haben. Prasad hingegen sieht in der Kampagne gegen seinen Auftritt nur „eine winzige Online-Minderheit“ am Werk, die aber umso lautstärker auftrat. Solchen Gruppen sollen Veranstalter gar nicht erst nachgeben, findet der Wissenschaftler. Er selbst stehe Debatten offen gegenüber und sei bereit, seine Meinung auch mal zu ändern. Die genannte Lichvar hingegen findet es „gefährlich“, dass Prasad den etablierten Mainstream der Volksgesundheitsszene infrage stellt.

Dubai or not Dubai

Eine andere Organisation sagt ihre Konferenz gleich ganz ab: 2024 wird kein Weltkongress der Internationalen Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen (IFLA) stattfinden. Der Vorstand hatte Dubai zum Veranstaltungsort erkoren, worauf einige Mitglieder protestierten. Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) sah es als nicht gesichert an, dass im Emirat „unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Identität oder politischer Überzeugung eine sichere und freie Teilnahme am IFLA-Weltkongress möglich ist“. Eine Umfrage unter den Mitgliedsverbänden erbrachte eine Zweidrittelmehrheit gegen Dubai, zu der aus Deutschland neben dem dbv auch der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) gehörte. Der IFLA-Vorstand, der in junger Vergangenheit mit dem Vorwurf einer „toxischen Arbeitsatmosphäre“ in seiner Den Haager Zentral zu kämpfen hatte, erneuerte dennoch seine Entscheidung. Nun aber zog der Gastgeber-Nationalverband der Vereinigten Arabischen Emirate seine Einladung zurück, und die IFLA sieht für nächstes Jahr keine örtliche Alternative.

Westminster Declaration

Zum Abschluss sei auf sich regenden Widerstand verwiesen. Frisch erschienen ist die Westminster-Erklärung, in der zahlreiche Publizisten, Wissenschaftler und öffentliche Personen zunehmende Zensur anprangern. Sie sehen durch den „Zensurkomplex“ aus Staaten, Internetkonzernen, NGOs & Co. die Meinungsfreiheit und die offene Debatte bedroht. Zu den über 130 Unterzeichnern unterschiedlicher politischer Ausrichtung gehören Twitter-Files-Journalisten wie Michael Shellenberger und Bari Weiss, Julian Assange und Edward Snowden, Achgut-Gastautoren wie Ayaan Hirsi Ali und Jordan Peterson, wiederkehrende Gäste dieser Kolumne wie Ulrike Guérot und Jay Bhattarchya, der britische Komiker John Cleese (der 2020 bereits den deutschsprachigen Appell für freie Debattenräume mitunterschrieben hatte) und Schauspieler Steven Berkoff, der einen Bösewicht im James-Bond-Film Octopussy mimte.

Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Webseite auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.

Foto: Imago

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Leserpost

netiquette:

W. Renner / 20.10.2023

Je mehr linke NichtdenkerInnen ihre eigenen Ausgrenzungs- und Diffamierungspraktiken selbst betreffen, desto besser..

Sabine Schönfeld / 20.10.2023

” Es gibt eben doch einen Unterschied - zwischen Hirn und Vagina” - Dieser unterirdische Kommentar von “Ulla Schneider” findet die Redaktion eine angemessene Sprache, aber unterdrückt meine Replik? Finden sich da Brüder im Geiste - im gemeinsamen Frauenhass? Mich graust vor den einen wie vor den anderen.

Fred Burig / 20.10.2023

Nicht, um Grundsatzdiskussionen zu provozieren, aber das mit den Weibern an der Macht hat wohl nicht nur in den ehelichen Beziehungen Bedenklichkeiten erkennen lassen…... Die Frauenquote ist quasi schon übererfüllt ..... also, was wollen “Die” noch mehr? MfG

sybille eden / 20.10.2023

Die Schwarzer beschimpfte Esther Villar “Der dressierte Mann”, in dem berühmten Fernsehduell als ” Faschistin”.  (!) Nun,wie heisst es so schön; ” Wer den Wind sät erntet den Sturm”. Habe keinerlei Mitleid mit dieser Hetzeule !

Sabine Meyer / 20.10.2023

Was sucht der Weltkongress der Internationalen Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen (IFLA) überhaupt in Dubai? Haben die dort etwas verloren?

Matthias Müller / 20.10.2023

Frau Schwarzer ist m.E. kein “Opfer” von Cancel Culture sondern Täterin. Sie hat diese bereits vor Jahrzehnten in Deutschland eingeführt und ist für die heutigen Verhältnisse mit verantwortlich. Ich kann mich noch gut an ihre letzte große Cancel-Aktion in Fall “Kachelmann” erinnern. Damals hatte sie im Auftrag der Bild-Zeitung gegen ihn gehetzt und versucht, durch ihre einseitige “Prozessberichterstattung” die öffentliche Meinung gegen ihn aufzubringen und den Strafprozess für ihn negativ zu beeinflussen. Selbst 10 Jahre später war sie unverbesserlich „auf nichts so stolz wie auf mein Durchhalten in der Causa Kachelmann“ wie sie vor zwei Jahren in einem Interview gegenüber der FAZ erklärte. Ein Zivilgericht sah das ganz anders. Der Springer-Verlag (Bild-Zeitung) musste Kachelmann am Ende ein sehr hohes Schmerzensgeld zahlen. Ich habe kein Mitleid mit Frau Schwarzer, sondern empfinde es eher als “ausgleichende Gerechtigkeit”, wenn sie jetzt genau das durchmacht, was sie Jahrzehnte lang anderen Menschen angetan hat. “Die Geister, die sie rief”, wird sie nun nicht los.

Thomin Weller / 20.10.2023

Ist doch vollkommen klar das viele Veranstaltungen durch Cancel Culture Gruppen/Personen/Inhalte ausgeladen werden. Die politische Welt der verrückten Reichsregierung, letztlich total durchgeknallten Politiker. Wer erinnert sich noch an Bassam Tibi und die Definition der deutschen Lei(t)dkultur? Nun, diese Vollpfosten aus der pseudo Wissenschaft, Politik haben sich etwas neues ausgedacht und Kultur normiert und dem Finanzamt unterstellt—>“ISO 20121 Diese Internationale Norm legt Anforderungen fest, wie ein nachhaltiges Managementsystem für Veranstaltungen aufgebaut, umgesetzt, gepflegt, dokumentiert und laufend verbessert werden kann. Zu Veranstaltungen zählen Sportevents, Musik- und Kunstfestivals, Konzerte, Messen, Konferenzen, Tagungen, Verkaufsveranstaltungen und andere Veranstaltungen zwischen Geschäftspartnern.” <—Der größte Schlag gegen alles menschliche und seiner Kultur—> “Die ISO 26000 ist ein Leitfaden, der Orientierung und Empfehlungen gibt, wie sich Organisationen jeglicher Art verhalten sollten, damit sie als gesellschaftlich verantwortlich angesehen werden können.” <—Sorry, es ist absolut unfassbar wie das ISO Normierungssystem derart missbraucht wird. Wer eine Messestand buchen möchte wird wohl auf den Kosten sitzen bleiben, sollte diese Messe nicht der ISO Norm entsprechen. Das Finanzamt verweigert die steuerliche Beachtung. ABSOLUT UNFASSBAR, die ISO/DIN normierte Kultur und Betrugsökonomie.

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