Vielen Dank für diese kluge Analyse in sehr schöner präziser Sprache. Mittelfristig hat der Autor wohl recht, dass sich die Sprachentwicklung nicht diktieren lässt, kurzfristig lässt sich jedoch über die Verwendung bzw. Nicht-Verwendung der Gendersprache sofort ablesen, auf welcher Seite der Sprechende steht. Die Gendersprache nicht mitzumachen, ist in unseren Zeiten für viele bereits mit realen Nachteilen verbunden.
„Wenn aus dem „Weihnachtsmarkt“ der „Wintermarkt“ wird, dann regen sich einige Menschen auf. Aber warum? Es geht doch nur um Wörter. Um Begriffe. Es ist doch noch immer das Gleiche – oder nicht? Eigentlich sind das doch nur kleinliche Wutbürger, die da nörgeln. Nein, das glaube ich nicht – im Gegenteil“. Na gut. Herbert Wehner, unvergessen, würde raunzen: „Junger Studiosus“ (oder ist Ihnen diese Bezeichnung etwas zu verstaubt?) Also, „junger Studiosus, dann wird aus Ihnen künftig nicht mehr der Weihnachtsmann, sondern fürderhin und allenthalben der Wintermann obsiegen:-) Aber wenn Sie glauben, Herr Student, empfehle ich den Gottesdienst.
Ein Land, das so dermaßen Hand anlegt an seine kulturell gewachsene Sprache, verliert einen Teil seiner Identität. Das ist meine persönliche Meinung. Schon mit der seinerzeit eingeführten neuen Rechtschreibung hatte man begonnen, die deutsche Sprache zu verhohnepiepeln. Anscheinend war das bereits der Vorläufer des Genderismus, ein Test, wie weit man gehen kann. Doch anscheinend wird das Muttersprachliche heute sowieso überbewertet. Man schaue sich nur an, dass ein sehr großer Teil der Schulabgänger nicht einmal in der Lage ist, eine fehlerfreie Bewerbung zu schreiben. Oder man schaue sich einmal in den (a)sozialen Netzwerken um. Da versuche Jugendliche mit langen Texten arschklug rüberzukommen und einen zu belehren und man selbst hört bereits nach dem zweiten Satz mit dem Lesen auf, weil man sich anstatt auf den Inhalt nur noch auf das Zählen der Rechtschreibfehler konzentriert. Aber verwundert das einen, wenn es immer heißt “schreib, wie du es hörst” oder wenn anscheinend nur noch Singen und Klatschen in den Schulen auf der Tagesordnung steht?
In letzter Konsequenz souffliert man der Bevölkerung Skrupel, Bedrohungen klar und unmissverständlich zu benennen. Aus eloquenten Leuten werden ” Abstotterer ” eines bis in den letzten Bewusstseinswinkel verlogenen Herrschaftssystems, das jede Klage auf Gerechtigkeit durch Hinweis auf unzählige versäumte Formalitäten zurückweisen kann. Das wäre etwas zuviel Macht im Tauschhandel für Anpassung, oder?
Man stelle sich die großartige Lyrik der Rilke, Fontane, Storm, Ringelnatz oder Mascha Kaleko einmal in einer gegenderten und politischen korrekten Sprache vor. Wer lernen möchte, wie schön Sprache sein kann, sollte die Gedichte obiger Autoren lesen.
Gegen Propaganda gibt es nur ein effizientes Mittel: Gegenpropaganda. Was die Evolution erschaffen hat, FRAU und MANN für ihre vornehmste Aufgabe, die Fortpflanzung, werden ein paar Zeitgeist-Genderei-Sternchen a u f DAUER nicht ändern. Alle Selbstdenker lassen sich in ‘irren Zeiten’ von schwachsinnigen Wohlstandsbratzen nicht manipulieren und die ‘unreflektierte’ Masse der Menschen, die Schwarm-Dummheit, blubbert ohnehin alles nach, was man ihr vorgibt, bis, JA, bis die sich verschlechternde Wirtschaftslage am Geldbeutel und der Bequemlichkeit des Einzelnen kratzt. Matthias@W.Moritz, genau so ist es. Eine funktionierende Gesellschaft braucht k l a r definierte Regeln, auf die sich alle Teilnehmer beziehen und verlassen können. So einfach ist das. Linke möchten diese klaren Strukturen aushöhlen und destabilisieren für eine politische Transformation, deren Ziel und Sinn ihnen weder klar ist noch überlegt wurde. Solange es Studenten wie Sie gibt, Herr Roland, bin ich nicht bange.
Ach ja die „Fachkräfte“. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als uns der Begriff „Migrationshintergrund“ eingehämmert wurde. Ich prophezeite damals, dass auch dieser Begriff bald negativ besetzt seien würde, und heute hört man auch schon einmal die Abkürzung „Mihigru“ mit eindeutig negativer Konnotation, wie übrigens viele solcher Abkürzungen im Deutschen, siehe „Vokuhila“, „Stasi“ und „Gröfaz“ – in der aktualisierten Fassung vielleicht als Wortspiel (Herbert) „Grönefaz“ oder „Grüfaz“ (Robert Habeck). Wie dem auch sei, ungeachtet soziopolitischer Entwicklungen und der Freiheit der Gedanken hat jede Sprache ihre eigene innere Logik, die man nicht einfach ändern kann. Muttersprachler akzeptieren Dinge nicht, die der inneren Sprachlogik zuwiderlaufen.
Doch momentan siegen sie ! Nicht an allen Fronten, aber an vielen. Ob und wann und wenn dann in welcher Form noch einmal ein Wandel kommt, kann ich nicht abschätzen. Erst muß das Geld ausgehen, vorher passiert nichts. Schuld ist die allgegenwärtige Dauerberieselung aller Medien. Viele verstehen es nicht was man mit ihnen macht, viele schon, aber halten es derzeit für klüger und angebrachter mitzumachen und sich anzupassen.
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