Henryk M. Broder / 05.01.2019 / 10:00 / Foto: Servusbonjourtschuess / 44 / Seite ausdrucken

Neu im Club der verkrachten Dichter: Robert Menasse

Am 18. Januar, dem Todestag von Carl Zuckmayer ("Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten"), sollte der österreichische Schriftsteller Robert Menasse "für seine Verdienste um die deutsche Sprache" mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet werden. Alles war vorbereitet, der Saal gemietet, die Canapes bestellt, der Sekt vorgekühlt und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), las sich schon in ihre Laudatio ein. "Robert Menasse vermittelt in kritisch-ironischer Weise einen Blick auf politische und weltgeschichtliche Zusammenhänge. Er schafft dadurch nicht nur unterhaltsame Literatur, sondern regt auch zum Nachdenken an.“

Damit sollte die lange Liste der Preise, die Menasse nicht nur verliehen, sondern von ihm auch dankbar angenommen wurden, um einen weiteren Preis verlängert werden. Cui honorem, honorem! Leider hat sich auch in diesem Fall eine alte Weisheit als richtig erwiesen: Wie bringt man Gott zum Lachen? Man macht einen Plan.

Denn inzwischen steht Menasse als Lügner und Fälscher da, natürlich im Dienste der guten Sache, nämlich der Idee einer "Europäischen Republik", für die er sich so heftig ins Zeug legt wie eine Puffmutter für die Legalisierung der Prostitution. In der Staatskanzlei von Rheinland Pfalz wird derzeit die Verleihung der Medaille an Menasse "überprüft", melden die FAZ und die NZZ, während der Pfälzische Merkur die Frage stellt, ob Menasse "bewusst Zitate gefälscht" habe. 

Und als wollte er beweisen, dass er nicht ganz dicht, dafür aber ein Dichter ist, sagt Menasse, für Romane würden "andere Regeln als für Doktorarbeiten" gelten, die Kritik an seinem Umgang mit Zitaten sei nichts als „künstliche Aufregung“. Obwohl er das von ihm Walter Hallstein in den Mund gelegte Zitat nicht nur in seinem Brüssel-Roman verwendet hat, sondern auch in Reden und Vorträgen. Damit nicht genug, um der Scheinheiligkeit seines Treibens einen zusätzlichen Heiligenschein zu verleihen, hat er Hallstein die Rede in Auschwitz halten lassen. Mieser, hinterfotziger und obszöner gehts nimmer. Aber - was tut man nicht alles für ein vereintes Europa, in dem die Dichter und Denker das Sagen haben.

Foto: Servusbonjourtschuess CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Mike Loewe / 05.01.2019

Melasse sollte die Zuckermayer-Medaille bekommen? Süß!

Klaus Klinner / 05.01.2019

In den Jahren nach dem bisher letzten Kriegsende konnte sich Oma Anna selig nur schwer mit selbigem Ausgang abfinden. Wenn sie richtig in Brass war, pflegte sie über die “Neuen”, die Amis, den Franzmann, den Tommy, na und die Russen erst zu schimpfen und drohte: “wartet nur, irgendwann kommt es auch wieder andersrum.” Oma Anna hat schon lange ihren Löffel abgegeben, aber die Rosstäuscher tauchen so langsam wieder auf. Ich hätte das nie für möglich gehalten.

Dietmar Blum / 05.01.2019

Frau Meyer, die Burmester unterrichtet ( laut Wikipedia) ”  u. a. Kreatives Schreiben an der Akademie für Publizistik in Hamburg, beim SWR und an der Henri-Nannen-Schule…” Kreatives Schreiben heißt für mich, der Wahrheit NICHT verpflichtet sein.

Helge-Rainer Decke / 05.01.2019

@Thomas Taterka, den Spaß werden wir sicherlich haben. Möge unser Schriftwechsel so, wie der Schriftwechsel berühmter Dichter und Denker, einem Kompendium gleich, dem geneigten Leser über die Jahrhunderte als labender Quell erquickend dienen. Un petit peu:-)

ulix vanraudt / 05.01.2019

Welcher Dichter? Welcher Denker?

Heinrich Niklaus / 05.01.2019

Bei dieser so treffenden Berwertung eines Mehr-Europa-Jakobiners sollte Ulrike Guérot nicht vergessen werden. Sie und Menasse sind doch in puncto Mehr-Europa ein Team. Welchen Anteil hat sie an den Lügengeschichten dieses Möchte-Gern-Literaten.

Hans Schafranek / 05.01.2019

Robert Menasse glänzt noch mit anderen Perlen, z.B. : “Und natürlich gehören die nordafrikanischen Staaten zur EU. Dieser historische gemeinsame Kulturraum - ´Mare nostrum´- muss rekonstruiert werden” (www.deutschland.de, 12.12.2017). Ausgerechnet “mare nostrum”, ein von Gabriele d´Annunzio wiederbelebter Terminus, nunmehr als nationalistischer Kampfbegriff des Dichters und Faschisten der ersten Stunde. D´Annunzio, der Mussolini ideologisch stark beeinflusste, machte damit den Anspruch des faschistischen Italien auf den gesamten Mittelmeeraum geltend.

Nadja Schomo / 05.01.2019

Es gelingt zweit(dritt?...)rangigen Dichtern einfach nicht,  Aktuelles - sofern es dargestellt werden soll - auf eine allegorische Ebene zu transponieren, wie es ein Shakespeare etwa konnte. Nämlich, weil wir Leser zu doof zum Entschlüsseln sind. Oder dafür gehalten werden. Leichter ist es,  die Dinge nahezu unverfremdet darzustellen, abgesehen von ein paar Korrekturen. Da weiß jeder, wer und was gemeint ist; und die Korrekturen: geschenkt.

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