Thilo Schneider / 15.12.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 64 / Seite ausdrucken

Kernfusion: Eine Lösung der „Klimakrise“ wäre wirklich ärgerlich

Amerikanischen Forschern ist es nach eigenen Angaben gelungen, eine Kernfusion durchzuführen. Ja, das wäre ärgerlich, wenn auf einmal eine Lösung der „Klimakrise“ möglich wäre, die über das Ankleben auf Autobahnen und Windrädchen hinausginge. Geht gar nicht!

Um es kurz zu erklären: Amerikanischen Forschern ist es nach eigenen Angaben gelungen, eine Kernfusion durchzuführen. Hierbei werden zwei Wasserstoffatome zu einem Heliumatom zusammengebacken. Die dabei freiwerdende Energie kann dann genutzt werden. So funktioniert auch unsere Sonne, das Verfahren gilt als sehr sicher, es fällt so gut wie kein radioaktiver Müll an – und CO2-neutral ist das Ganze auch noch. Statt dass wie bei der Kernfission aber Kerne gespalten werden, werden sie hier also verschmolzen. So viel zu meinem laienhaften Verständnis des Geschehens .

Experten meinen zwar, dass bis zu einer kommerziellen Nutzung noch 20 bis 30 Jahre vergehen (da wäre ich 86, dann ist es mir auch egal), aber immerhin: Der Durchbruch scheint da zu sein, harrt allerdings noch einer offiziellen Bestätigung (wer des Englischen mächtig ist, kann einen ziemlich detailierten Bericht dazu im Guardian lesen). Und wer den Kapitalismus kennt, weiß, dass das auch viel schneller gehen kann, weil es jetzt einen guten Grund gibt, Unmengen an Fördergeldern in die neue Technologie zu pumpen. 

Und da beginnt das Problem: Fördergelder fallen, anders als beispielsweise Sonnenstrahlen, nicht einfach so vom Himmel. Wo einem Projekt Fördergelder bewilligt werden, fehlen diese dann an anderen Projekten. Beispielsweise in der Erforschung und dem Ausbau der sogenannten „erneuerbaren Energien“, der Lieblingszukunftsvision der Grünen. So ist es also kein Wunder, dass die Grünen dagegen fast schon Sturm laufen, der glatt ein Windrad antreiben könnte. 

Eine Lösung der „Klimakrise“ wäre wirklich ärgerlich

Noch halbwegs zustimmend äußert sich Dieter Janecek, wirtschaftspolitischer Sprecher und Leiter Wirtschaftsbeirat bei „Grüne Bundestag“: „Fortschritt bei der #Kernfusion fasziniert. Allen Beteiligten ist klar, dass eine Nutzbarmachung der Technologie noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen könnte. Bei meinem Besuch dieses Jahr am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik durfte ich viele spannende Eindrücke mitnehmen.“ Und wahrscheinlich auch ein paar Kugelschreiber, aber er ist nicht prinzipiell dagegen. 

Anders als beispielsweise Özden Terli, laut Eigenaussage „Diplom-Meteorologe. Weather & Climate Presenter. Journalist. Moderator. Autor. CO₂ 326 ppm. Fernmeldeanlagen-Elektroniker“. Der „presented“ auf Twitter empört: „#Kernfusion passiert jeden Tag auf der Sonne. Aber einfach mal massenhaft Photovoltaik nutzen wäre zu einfach. Stattdessen feuchte Träume von etwas, was auf sehr lange Zeit keinen realen Nutzen hat. Die Zeit läuft uns davon, die Ausreden um nicht zu handeln nehmen zu. #Klimakrise“

Ja, das wäre ärgerlich, wenn auf einmal eine Lösung der „Klimakrise“ möglich wäre, die über das Ankleben auf Autobahnen und solarpanelbehämmerte Großflächen hinausginge. Geht gar nicht!

Das sieht auch Sascha Müller-Kraenner, der „Chef“ der allseits beliebten Deutschen Umwelthilfe so. Tapfer verkündet er auf Twitter: „#Kernfusion ist ein teurer Traum in ferner Zukunft. Sonnenenergie ist billig und funktioniert. Noch Fragen?“ Jede Menge: Beispielsweise, warum der Verein gemeinnützig und nicht einfach nur gemein ist und wovor Sascha Müller-Kraenner so verdammt viel Angst hat. Geht es dann „Alarmismus als Geschäftsmodell“ an den Kragen?

Oh je: winzige Atombomben

Noch kürzer haben sich Anton Hofreiter auf Nachfrage am 18. August 2021 und seine Chefin Annalena Baerbock am 22. September 2021 auf Anfrage geäußert: „Wir Grüne lehnen die Kernfusion als zukünftige Energiequelle ab.“ Basta. Baerbock begründete es wenigstens noch damit, dass „die Technologie sowieso zu spät käme und außerdem bis dahin auch nicht mehr benötigt würde, da es dann genug Erneuerbare Energie gibt“ – wenn man nur einfach die Grünen tun und machen lässt, was sie für richtig halten. 

Die Ersten haben auch bereits Angst. n-tv titelt auf seiner Homepage: „Laserfusion? Wie die Zündung winziger Atombomben“. Oh je: winzige Atombomben. Wer so titelt, der beschreibt auch die Verbrennung in einem Benziner als „Aneinanderreihung der Explosionen winziger Ketten von Landminen“. Kann man zwar machen, ist aber blöd. Das Problem dabei ist nicht nur n-tv, sondern sind auch die Menschen, die n-tv als seriöse Nachrichtenquelle betrachten. „Atombomben“ – wer will damit schon ein Energieproblem lösen? Obwohl… Wo es keine Menschen mehr gibt, braucht auch niemand mehr Energie…

Betrachtet man unsere engagierten Klimaretter in der Gesamtheit, so lässt sich eine enorme Technologiefeindschaft ablesen, getarnt als „zu teuer, zu spät, zu gefährlich“. Hier sind plötzlich die Rollen zwischen Konservativen, Liberalen und sogenannten „Progressiven“ vertauscht. Verwunderlich ist es nicht, denn sollte die Kernfusion ein Erfolg werden – und das kann ja passieren – dann geht es sehr hart an die Pfründen der Grünen und ihrer Lobbyisten.

Ich komme mir vor, als wäre der Verbrenner soeben erfunden worden und die Inhaber und Eigentümer von Gestüten, Hufschmieden und Kutschen würden gegen die „neue Technologie des Teufels“ buchstäblich Sturm reiten. Auf einer materiellen Ebene ist mir das menschlich auch verständlich. Auf einer ideologischen Ebene, auf der sich irgendwelche Wirren zwecks Klimaschutz derart auf die Straße kleben, dass sie den Asphalt als Souvenir mitnehmen können, ist es mir unverständlich, dass eine derart fortschrittliche Technik, die unsere Probleme lösen könnte, quasi als Feind betrachtet wird. Aber vielleicht geht es ja gar nicht um „Weltrettung“ und „Klimarettung“, vielleicht sind das nur Aushängeschilder für den sozialistischen Umbau der Gesellschaft. Aber auch die Sozialisten werden Energie brauchen – wenn sie nicht hinweggefegt werden wollen. 

  

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro. Weitere fusionierende Geschichten des Autors unter www.politticker.de.

 

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Harro Heyer / 15.12.2022

Am Ende könnte die in ein bis zwei Jahrzehnten ereichte kommerzielle Nutzung der Kernfusion die Rettung für die Grünen bedeuten. Das ist kein abwegiger Gedanke, weil man am Ende einer längerfristigen Zeitspanne enttäuscht feststellen wird, dass der Mensch das Weliklima nur marginal beeinflussen kann. Die Nutzung der Kernfusion wird das Zustandekommen dieser Erkenntnis behindern, weil ein Scheitern der grünen Energieformen zur Rettung des Klimas dann nicht mehr offensichtlich werden wird. Weshalb bin ich so sicher. Weil bisher in der sog. Klimawissenschaft die Bilanz der eingestrahlten zur ausgestrahlten Energie falsch abgeschätzt wird. Die Erde muss zwangsläufig mehr Energie abstrahlen, als sie von der Sonne empfängt. Man hat wahrscheinlich mit Absicht die Energie der Gezeitenwelle, die zweimal am Tag gewaltige Flut- und Ebbewassermengen auf unserem Erdball hebt und senkt, in der Betrachtung ausgeklammert, weil die Klimamodelle die Wärme nicht berechnen, die durch die sog. Dissipation der Strömungsenergie durch Turbulenz entsteht. Wenn mir jemand erklärt, man könne das doch vernachlässigen, dann kommt meine Gegenfrage: wie viel Energie müsste z.B. Deutschland aufbringen, um zweimal am Tag die Deutsche Bucht mit allen angeschlossenen Flüssen und Wattgebieten zu fluten.

Michael Elicker / 15.12.2022

In Bezug auf die Kernfusionstechnologie sind wir hier sicherlich alle Laien (es sei denn, Herr Haferburg würde sich bemüßigt sehen, das Experiment aus USA einzuordnen), aber wie ich es verstehe, mussten 2MJ Energie im Plasma aufgewendet werden, um 3MJ zu ernten, wenn die Kerne verschmelzen; das stimmt aber nur insoweit, wie es die innerste Bilanz betrifft. Damit die Kerne sich drangeben und aufeinander zu rasen, mussten weitere 300MJ an Energie zugebuttert werden. Wer zusammenrechnet kommt also auf einen Nettoenergieeinsatz von 299MJ. Die Grünen Khmer haben also ausnahmsweise und zufälligerweise mal Recht.

Ralf.Michael / 15.12.2022

Da bekommt die Kirche wieder eine wichtige Rolle und wieder mehr Zulauf. Weihwasser und Segnungs-Gebete gegen gegen eine Atomkern-Verschmelzung… ?  ( wie weiland bei Inbetriebnahme der ersten Lokomotive ) HaHaHa, Stelle ich mir dann äusserst Geil vor….Pragmatismus und Fortschritt hat sich noch nie verhindern lassen.

Jörg Themlitz / 15.12.2022

Hä, hä 20 bis 30 Jahre und 86 werden? Wie ich aus vertrauenswürdiger, sicherer Quelle (“Klimakleber”) weiß und was nach deren Aussage von allen Wissenschaflern bestätigt wird, gibt es die Erde dann schon nicht mehr. Das Problem können wir alle lösen. Wir kleben uns alle gemeinsam fest. Nach einer Woche ohne Wasser wäre das Problem erledigt. Und die Erde kann noch vier Milliarden Jahre weiter leben. Ohne Menschen. Das hat schon mal funktioniert. Im Gegensatz zu kruden wissenschaftlichen Auffassungen, sind die Saurier genau sooo ausgestorben. Ich melde mich freiwillig als Überwacher, damit keiner beim Ankleben schummelt. Zur Unterstützung benötige ich noch eine Person. Wo ist den jetzt wieder der Penthouse Katalog?

Marco Schulz / 15.12.2022

Das mit den Atombomben galt in den 50er Jahren tatsächlich als gute Idee, wurde höchst offiziell erforscht, Project Orion. // Ich halte es schon länger durchaus für möglich, dass eine neue Energiequelle präsentiert wird, dies längst geplant ist. Es würde die E-Autoförderung erklären. // Was die Grünen tun wird verständlich, wenn man es mit Religion vergleicht. Früher geißelte man sich, heute klebt man sich.

Michel-Feierabend / 15.12.2022

Ach, wie hübsch, Herr Schneider. Danke

Lutz Liebezeit / 15.12.2022

Das Internet emittiert jedes Jahr 830.000.000 Tonnen CO2. Die Regierungslügner nehmen unser sauer erworbenes Geld und bauen damit ihr Internet aus. Unser Internet ist diese megalomane Überwachungsmaschine gewiß nicht. Und gesund sind 830 Millionen Tonnen CO2 sicher auch nicht. Die Brüssel.Nazis produzieren mit ihrem Internet 18.785 Tonnen CO2 im Jahr. Wie ist das mit dem Finger und dem auf andere zeigen? Ich halte unsere selbsternannten Intellektuellen für vollkommen ungeeignet, Führungsaufgaben zu übernehmen. Gleichzeitig schröpfen die uns, damit wir CO2 einsparen. Und die Ursache der Inflation ist ein physikalischer, das Internet in Deutschland braucht 55 Terawattstunden Strom. Man bräuchte bloß Teile des Internets ausschalten, am besten den ganzen Moloch, dann wäre für alle genug Strom da, und die Inflation wäre vorbei.

George van Diemen / 15.12.2022

Sehr geehrter Herr Thilo: Du musst jetzt Gans stark sein! Kernfusion ist eine sehr nette Idee - wie auch Perry Rhodan - aber die doofe Physik zickt permanent rum. Somit tobt seit Jahrzehnten der Wettbewerb um Fördermittel, ohne dass irgend etwas bei rauskommt. Außer weiteren Fördermittelanträgen und zugehörigen Jubelveröffentlichungen. Und seit 50(+) Jahren erfährt der geneigte Leser, dass in genau(!) 30 Jahren das erste produktive Fusionskraftwerk an die Kobolde Futter abgibt. Oder war es umgekehrt? Egal. DIESE Nummer muss den Hopsern, Klebern und Lobbysierenden garantiert keine Angst machen. Da fusionieren vorher die Grünen mit der AfD…

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