Henryk M. Broder / 17.01.2019 / 13:00 / 58 / Seite ausdrucken

Keiner ist gezwungen, Mitglied der EU zu sein, aber…

Worum geht es bei der Brexit-Debatte? Jedenfalls nicht darum, GB in der EU zu halten. Für die Unnachgiebigkeit der EU, die sich bis jetzt bei jeder Vertragsverletzung ihrer Mitglieder entgegekommend und kompromissbereit gezeigt hat, gibt es andere Gründe. Jedes Land sollte wissen, was ihm blüht, wenn es "die europäische Idee in Frage" stellt, sagt, nein droht, der Spitzenkandidat der Koservativen bei den kommenden Europa-Wahlen, Manfred Weber, CSU. Im normalen Leben würde man so etwas "Nötigung" nennen. In Brüssel und Strassburg ist das freilich Teil der Strategie, Europas Einheit zu bewahren. So bleibt der EU noch ein wenig Zeit, sich in eine zweite SU zu verwandeln. Das Wort hat Manfred Weber, der gerne Jean-Claude Juncker beerben möchte, bevor der Laden auseinanderfliegt. 

Wir von der europäischen Seite her waren bei all den  Gesprächen konsensbereit und haben sogar verschiedene Optionen angeboten… Es gibt schon Optionen, es gibt schon Blaupausen für das Modell, das Großbritannien sucht, Großbritannien konnte uns keine klare Orientierung geben, was sie denn eigentlich wollen, wie sie sich die Zukunftsbeziehungen vorstellen, und ich muss schon eines klarstellen: Keiner ist gezwungen, Mitglied der EU zu sein, aber wenn jemand die Europäische Union verlässt, muss er mit den Konsequenzen leben, dann kann er nicht die gleichen Vorteile in Anspruch nehmen, die ein Mitglied der Europäischen Union hat, und das ist eine Erfahrung, die die Briten jetzt leider Gottes erst in den letzten Monaten gemacht haben, dass sie das verstehen, dass sie große Nachteile in Kauf nehmen, wenn sie die Gemeinschaft in Frage stellen…

Und noch wichtiger zu sagen ist, dass alle Populisten und alle Nationalisten auf diesem Kontinent an Großbritannien ablesen können, was passiert, wenn man die europäische Idee in Frage stellt. Der Brexit ist die Ursache, ähh sozuagen das Ergebnis von Populismus, der in Großbritannien leider obsiegt hat, und wir haben ihn ja in Deutschland auch. Die AfD hat ja auch den Dexit beschlossen, den möglichen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union, und deswegen muss die Grundbotschaft auch allen klar sein. Es ist 1000mal besser, die heutige Europäische Union zu erneuern, dort wo es Erneuerungsbedarf gibt, als Europa zu verlassen oder gar zu zerstören. Das ist auch die Erfahrung, die wir am Brexit machen.

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Dietrich Herrmann / 17.01.2019

Der Herr ist ja genau so ein toller Redner wie die junckersche Knutschflasche oder der merkelsche Blubbertopf. Wie sagte einst die grünlackierte Rothe: Herr, lass Hirn regnen.

Arno Besendonk / 17.01.2019

Komisch, ich habe gelesen, das die AfD den Dexit als letzte Option nach einer fehl geschlagenen Erneuerung sieht. Die AfD fordert Erneuerung, Weber von der CDU spricht zumindest davon, dass es Erneuerungsbedarf geben könnte. Ganz so weit scheinen die dann ja nicht auseinander zu liegen?

fritz kolb / 17.01.2019

Richtig, Herr Broder. Als Wirtschaftsunion, in ihrer ursprünglichen Ausrichtung, macht eine reformierte EU Sinn. Möglicherweise auch als militärische Partnerschaft, aber dafür steht ja eigentlich schon die NATO. Aber wer soll denn die EU grundlegend erneuern? Doch bestimmt nicht diejenigen, die sich fürstlich darin eingerichtet haben (den Spruch von den Fröschen und dem Teich erspare ich uns jetzt). In den Jahrzehnten ihres Bestehens wäre für eine Interessenentflechtung und Modernisierung genug Zeit gewesen, stattdessen wurde das Herrschaftsmodell EU immer weiter ausgebaut. Und der Herr Weber ist einer der größten Populist von allen. Karrieregeil bis unter die noch vorhandenen Haarspitzen. Wenn der jetzt die Notwendigkeit der Erneuerung beschreibt, dann dient das alleine nur dem Zweck, Whisky-Jean-Claudes Nachfolger zu werden. Der Mann ist für mich total unglaubwürdig. Merke: die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.

fritz kolb / 17.01.2019

Richtig, Herr Broder. Als Wirtschaftsunion, in ihrer ursprünglichen Ausrichtung, macht eine reformierte EU Sinn. Möglicherweise auch als militärische Partnerschaft, aber dafür steht ja eigentlich schon die NATO. Aber wer soll denn die EU grundlegend erneuern? Doch bestimmt nicht diejenigen, die sich fürstlich darin eingerichtet haben (den Spruch von den Fröschen und dem Teich erspare ich uns jetzt). In den Jahrzehnten ihres Bestehens wäre für eine Interessenentflechtung und Modernisierung genug Zeit gewesen, stattdessen wurde das Herrschaftsmodell EU immer weiter ausgebaut. Und der Herr Weber ist einer der größten Populist von allen. Karrieregeil bis unter die noch vorhandenen Haarspitzen. Wenn der jetzt die Notwendigkeit der Erneuerung beschreibt, dann dient das alleine nur dem Zweck, Whisky-Jean-Claudes Nachfolger zu werden. Der Mann ist für mich total unglaubwürdig. Merke: die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.

Helge-Rainer Decke / 17.01.2019

Sehr geehrter Herr Broder, verstehe ich Sie richtig, dass Sie, im Umkehrschluss zu den Äußerungen Herrn Webers, der sinngemäß darauf hinwies, wer die EU verlässt, kann konsequenterweise nicht erwarten, wie ein EU Mitglied weiter behandelt zu werden, also dass Sie, Herr Broder, dies trotzdem einfordern? Nach der Rosinentheorie ist dies möglich, setzt aber die Zerschlagung der EU voraus. Inwieweit die Rosinentheorie dann noch greift, vermutlich nicht. Wo es keine Rosinen mehr gibt, gibt’s nichts mehr zu picken:-)

Marc Blenk / 17.01.2019

Lieber Herr Broder, - SU? Davon träumen die in Brüssel vielleicht. In Wirklichkeit wackeln denen die Zähne. Und die gespielte Brüsseler Gutsherrenart registrieren nun all diejenigen, die für ihre Staaten sich von der EU immer weniger positives erwarten. Es bilden sich neue Allianzen und man wird sehen, wohin sich die EU nach der Wahl entwickelt. Vielleicht lagen die Schmidts, De Gaulles, Kohls, Giscard d’Estaing ja nicht so falsch, denen jedenfalls kein europäischer Superstaat vorschwebte mit einer entmündigten Bevölkerung. Und was hat nun mehr Friedenspotential: Die europapolitischen Bestrebungen der erwähnten alten weißen Männer, oder die größenwahnsinnigen Superstaatsvisionen von Schulz und Merkel, Juncker und Macron? Was ist aus dem ehemaligen Friedensprojekt unter letzteren geworden?

Thomas Taterka / 17.01.2019

A propos ” Heinies” : gestern sah ich nach langer Zeit ” Five Graves to Cairo” wieder. Natürlich das Original. Es ist keine Situation,  die man “direkt ” vergleichen” kann,  aber die ” Spannung “, die in der Luft liegt,  ist nicht “unähnlich “. Oder übertreibe ich mal wieder?

Nina Herten / 17.01.2019

Wieder einmal das bewusste (?) Vermischen von EU und Europa. Ob Herrn Weber von der *CS*U (Chaoten und Sharia?) Union bekannt ist, dass es Europa auch schon lange v o r den - von seinesgleichen gewünschten - ‘VSE’ (‘Vereinigte Staaten von EUROpa/EurAsien) gab und diese ihre (trotz deutlichen Auflösungserscheinungen weiterhin angestrebte) Utopie gerade wegen der Grossmannssucht von seinesgleichen zum Scheitern verurteilt ist? Ach nein, Schuld daran haben letztendlich ‘die üblichen Verdächtigen’ (‘Nahsiehs’) ... - ‘Keiner ist gezwungen, Mitglied der EU zu sein, ABER (...)!‘ Stimmt: niemand ausser D, offenbar. Rechnung folgt, ABER: ‘wir’ zahlen ja schliesslich gern (‘Koste es, was es wolle’?!) Den Letzten beissen die Hunde. Daher hoffe ich, dass die Briten vernünftiger sind als Herr Weber und die restliche Mischpoke an EUROkraten und sich hinsichtlich des Ausstiegs durchsetzen werden.

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