Jeder Mensch muss ein Ziel haben - da haben Sie Recht, Herr Broder. Und für einen Nachwuchspolitiker mit SED-Hintergrund ist das ultimative Ziel Minister in einem hoch subventionierten Bundesländchen zu werden. Wer das erreicht hat, hat es geschafft. Ob Saarland oder Meck-Pomm. Da kann man nichts mehr falsch machen. Wenn etwas misslingt, war es entweder der Bund oder die EU, wenn es so lala funktioniert, war man es selbst. Sprungbrett nach Berlin.
Broder ist das intellektuelle Salz in einer emotionalen links-grünen Gemüsebrühe, die ansonsten nach nichts schmeckt.
Lieber Herr Broder, Sie meinen natürlich die Quantenfeldtheorie. Tun Sie dem Leser Herrn Kaiser und mir den Gefallen und machen Sie mal. Dann haben wir alle Ruhe. Übrigens, das Zeitparadoxon wurde schon in ‘Futurama’ geklärt, da brauchen Sie mehr nicht ran. Obwohl das besser gepasst hätte.
Ich gestehe, ich gehörte zu den Linken, die es Ihnen übel nahmen, dass Sie “uns” Antisemitismus unterstellten. Daraufhin hatte ich eine Phase, in der ich Sie nicht so gut leiden konnte. Mittlerweile habe ich begriffen, dass Sie schlicht verdammt recht hatten und haben. Hat etwas gedauert. Aber ich bin ja auch noch jünger als Sie. Deswegen verzeihe ich mir.
Na ja, dann lese ich doch lieber ein “überschätztes” Genie als einen überschätzten (Feuilleton-)Trottel.
Sehr geehrter Herr Broder, nachdem ich Sie erst ein paar Jahre kenne (Schande über mich) kann ich nicht beurteilen, ob Sie früher besser waren. Inhaltlich machen Sie durchaus ein paar Fehler. Aber Sie, Karl Lagerfeld und Donald Trump haben Eines gemeinsam: Man darf sie niemals wörtlich nehmen, aber man muss sie immer ernst nehmen. Insoweit bin ich mit Ihnen sehr zufrieden und wünsche mir, dass Sie uns noch lange in dieser Form erhalten bleiben.
Lieber, verehrter Herr Broder, im Gegensatz zu „Dabei war er früher doch einer von uns!“ glaube ich, waren Sie schon immer „einer von sich“, also ganz sie selbst. Unbeirrbar in Ihren Ansichten, geradlinig und authentisch. Gerade weil Sie Ihren „Mantel nicht nach dem Wind drehen“ um an der Tafel der Mächtigen und Meinungsbildenden zu sitzen, um mit Preisen wie beispielsweise Claas Relotius überhäuft zu werden, hasst und fürchtet man Sie. Ein aufrechter, unbeugsamer Geist. Und dazu noch Jude, der sich partout nicht zum Hofjuden eignet, wie Charlotte Knobloch, und den man eben gerade nicht mit dem Totschlagsattribut „Nazi“ diffamieren und mundtot stellen kann. Der sich nicht dazu hergibt, wie das bekannte Waschmittel aus der Werbung „das Beste das es je gab“ zu sein und mit Gefälligkeitsjournalismus gesellschaftliche Entwicklungen, Medienschaffende, Politik und Politiker strahlend weiß zu waschen. Jeden Tag müssen diese ertragen, wie sie den Verhang vom Selbstbildnis abnehmen und der ganzen Welt offenbaren, wie hässlich in Worten und Taten sie doch sind. Ich freue mich über jede Zeile von Ihnen.
Und früher war auch mehr Lametta, um Loriot zu zitieren. Und es wurde noch diskutiert, meistens ohne Links-Rechts- Diffamierung, aber meistens zum Erkenntnisgewinn. Die ideologischen Auseinandersetzungen fanden meist kein großes Publikum, denn dem ÖR war der Zwang zur flächendeckenden Einordnung noch nicht eingefallen und jeder konnte sich seine eigene Meinung bilden. Die Linke verkniff es sich, ihren Antisemitismus lautstark vorzutragen , um ihren internationalistischen Anspruch nicht gefährden. Und die wirklich Rechten und Nazis trauten sich nicht aus ihren ideologischen Löchern, weil sie feststellen mussten dass die Mehrheit der Bevölkerung kein Interesse an dumpfer Verwirrung hatte. Früher waren SPIEGEL und ZEIT noch das Produkt von Journalisten, die schrieben, was ist und Haltung nicht mit Ideologie verwechselten. Vorbei, heute läuft es andersrum. Nur Henryk Broder hat sich nicht geändert. Er war früher gut und ist es noch heute. Und ich weiß wovon ich rede, mt beinahe 76.
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