Henryk M. Broder / 14.07.2020 / 07:46 / Foto: Superbass / 124 / Seite ausdrucken

Frau K. stellt klar. Wer hat hier einen an der Klatsche?

Als ein zutiefst empathischer Mensch kann ich es nachvollziehen, dass Frau K. über das Urteil des Amtsgerichts Duisburg vom 13.7. nicht gerade begeistert war, hatte das Verfahren doch einen anderen Verlauf genommen, als die in und rund um Dinslaken weltbekannte Religionspädagogin und Islamwissenschaftlerin es erhofft hatte. Aber so ist es nun mal, das Glück gleicht dem Balle, es steigt zum Falle; vor Gericht und auf hoher See ist man/frau allein in Gottes Hand. 

Kaum war das Urteil gesprochen, hatte Frau K. schon eine Stellungnahme online gestellt, um aktuell kursierende Missverständnisse im Hinblick auf das Strafverfahren gegen Henryk M. Broder auszuräumen. Soll heißen: Um ihre Sicht der Dinge aus dem sumpfigen Hintergrund in den glasklaren Vordergrund zu rücken. 

1) Herr Broder hat keineswegs „gewonnen“ und ich habe mitnichten „verloren“. Es handelt sich um ein Strafverfahren, in dessen Rahmen der Staat einen Bürger anklagt. Es stehen sich also nur diese Seiten gegenüber.

2) Gegenstand der Anklage war eine Äußerung Herrn Broders, wonach ich „einen an der Klatsche hätte“. Veröffentlicht wurde sie am 30. September 2016 in der „Jungen Freiheit“, die sich nach Ansicht vieler Experten im Grenzbereich zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus bewegt. Abzurufen ist der Artikel immer noch hier: https://jungefreiheit.de/…/henryk-m-broder-lamya-kaddor-ha…/

3) Ich habe daraufhin Strafantrag gestellt und die Duisburger Staatsanwaltschaft um eine strafrechtliche Würdigung ersucht. Diese hat die Äußerung für strafbar befunden und einen Strafbefehl beantragt, der vom Amtsgericht Duisburg antragsgemäß erlassen worden ist. Gegen diesen Strafbefehl hatte Herr Broder Einspruch eingelegt, weswegen es zu einer Hauptverhandlung gekommen ist. Das Verfahren fand also statt, weil sowohl Gericht als auch Staatsanwaltschaft die Äußerung für strafbar gehalten haben.

4) Im Strafverfahren forderte Herr Broder, dass ihm nachgewiesen werde, er habe die Äußerung getätigt. Er, der in einem Video nach der Verhandlung süffisant kundtat, er könne sich vorstellen, das gesagt zu haben, hatte also nicht einmal die Chuzpe einzuräumen, dass er die Äußerung getätigt hat. Da sich der als Zeuge geladene Journalist der "Jungen Freiheit" auf sein Aussageverweigerungsrecht berief, wurde Broder freigesprochen. Jeder möge selbst sein Urteil bilden, für wen das ein Sieg und für wen eine Niederlage ist.

5) Soweit behauptet wird, ich sei wegen „Falschbehauptungen rechtskräftig verurteilt“ worden, ist das nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass es um ein Zitat aus dem Buch Necla Keleks ging und die Rechtsprechung sehr strenge Maßstäbe an penibel korrekte Zitate anlegt. Nur deshalb hat sich Necla Kelek in diesem Verfahren, das übrigens ein Zivil- und kein Strafverfahren war, durchgesetzt. Funfact: Die Entscheidung wurde von derselben Kammer getroffen, die es bereits als zulässig ansah, dass Frau Künast u.a. als „Drecksfotze“ bezeichnet worden ist. Herr Broder ist indes der Letzte, der Falschbehauptungen monieren sollte, wie das Oberlandesgericht Dresden neulich festgestellt und folglich die Aussage Claudia Roths (im Folgenden: Antragsgegnerin), Broders (im Folgenden: Antragsteller) Geschäftsmodell beruhe auf Hetze und Falschbehauptungen, als zulässig erachtet hat: 

„Unstreitig ist des Weiteren, dass die vom Antragsteller erhobene Behauptung, die Antragsgegnerin habe sich am Holocaust-Gedenktag in Teheran aufgehalten, unwahr ist. Diese Äußerung greift in das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Antragsgegnerin ein, weil ihr damit zugleich eine Nähe zu der bekanntlich auf die Vernichtung des Staates Israel abzielenden Position des iranischen Regimes unterstellt wird, der sie durch einen Besuch in Teheran ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag Ausdruck verliehen haben soll. Dass der Antragsteller diese Behauptung in satirischer Absicht verbreitet haben will, ändert an dieser objektiven Unwahrheit nichts. Unstreitig ist schließlich, dass der Antragsteller wegen der Behauptungen in einem Kommentar vom 1.2.2011 über die Antragsgegnerin eine Richtigstellung veröffentlichen musste und dass seine die Antragsgegnerin ebenfalls beeinträchtigende Behauptung, sie halte sich zu einem Studienaufenthalt über den Klimawandel in der Südsee auf, ebenfalls unwahr ist.“

Warum sie sich zu einem Verfahren äußert, mit dem sie eigentlich nichts zu tun hat, weil es "der Staat" war, der "einen Bürger" angeklagt hatte – sie war nur bei der Duisburger Staatsanwaltschaft vorstellig geworden und hatte um eine strafrechtliche Würdigung ersucht – wäre schon eine Überlegung wert, speziell hinsichtlich der Frage, ob Frau K. zu faul oder zu geizig war, um einen Anwalt zu beauftragen, ihr bei einer Zivilklage beizustehen. Warum also "der Staat" jetzt für die Kosten des Verfahrens aufkommen muss, das allein einem Zweck dienen sollte – Frau K.'s verlorene Ehre wiederzufinden.

Ich will nur zwei Punkte festhalten.

Erstens: Frau K. wirft mir vor, ich hätte nicht einmal die Chuzpe einzuräumen, dass ich die verfahrensrelevante Äüßerung – Frau K. hätte einen an der Klatsche – getätigt habe.

Nun ist es im deutschen Strafrecht so, dass der Angeklagte sich selbst nicht belasten muss. Es ist der Job der Anklage, zu beweisen, dass er sich schuldig gemacht hat, nicht andersrum. Das mag in der Scharia so sein, im deutschen Strafrecht ist es nun mal nicht der Fall. 

Ist Ihnen aufgefallen, welches Wort Frau K. in diesem Zusammenhang benutzt? Chuzpe. Es bedeutet im Jiddischen so viel wie Frechheit, Unverschämtheit. Ein typischer Fall von Chuzpe liegt vor, wenn ein Elternmörder vor Gericht um mildernde Umstände bittet, weil er Mutter und Vater verloren hat. Chuzpe kann aber auch zärtlich konnotiert sein, wenn z.B. eine Bulette namens gefilte fish so tut, als ob sie schwimmen könnte. 

So rum oder so rum, Frau K. hat keine Ahnung, was Chuzpe bedeutet. Vielleicht meinte sie Cojones, im Sinne von Kraft oder Mutdas hört sich so ähnlich an, meint aber etwas anderes. Macht nix, Frau K. ist ja Islamwissenschaftlerin und keine Linguistin oder Urologin. Sie "jiddelt" nur gelegentlich.

Zweitens: Frau K. behauptet, das Verfahren habe stattgefunden, weil sowohl Gericht als auch Staatsanwaltschaft die Äußerung für strafbar gehalten haben.

Das ist dummdreister Unsinn. Für die Zulassung der Anklage ist ein "begründeter Anfangsverdacht" nötig; ob tatsächlich eine Straftat vorliegt, soll in der Verhandlung ermittelt werden. Dazu ist sie da. Deswegen enden manche Verfahren mit einem Schuldspruch, andere mit Freispruch. Das ist so sensationell wie die Erkenntnis, dass die Basis die Grundlage des Fundaments ist. Nur Frau K. muss es irgendwie entgangen sein. Sie sucht nach Antworten auf ganz andere Fragen, zum Beispiel: „Warum geht der Nobelpreis fast nie an Muslime?“ 

Ja, warum nur? Warum ist die Banane krumm, und warum schmückte sich die Heimatbotschafterin des Landes NRW und Trägerin zahlloser Preise und Auszeichnungen zeitweise mit einem Dr. h.c., der ihr von einer Uni verliehen wurde, die man nur mit Hilfe einer großen Lupe irgendwo zwischen Wuppertal, Delaware und Nicaragua finden konnte?

Ich hätte da einen Anfangsverdacht.

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Leserpost

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n.reher / 14.07.2020

Wer zahlt denn tatsächlich für Artikel von Frank Preuß, die sich bei der WAZ hinter der Bezahlschranke befinden… Liest die tatsächlich jemand bei dem Blättchen? Könnten die einen an der Klatsche haben?

Kurt Schrader / 14.07.2020

Sorry, ich find diesen ganzen aufgeregten Wirbel um Formalien jetzt nicht so toll… Hätt’s besser gefunden, wenn das mit der Klatsche, an der diese Frau ja wirklich einen hat, noch mal klar rübergekommenen wäre -auch wenn’s bisschen was gekostet hätte….

Ulrich Schellbach / 14.07.2020

Und wieder hat Frau Kaddor im realen Leben gekniffen. Und wieder möchte diese Dame hinterher die taffe, starke Frau mimen. Der diesbezüglich durchaus mögliche medizinischen Befund könnte in der allgemeinverständlichen Art und Weise einleuchtend und nachvollziehbar so formuliert werden, wie es Herrn Broder (Herzlichen Glückwunsch übrigens!) vorgeworfen wurde. Das wäre einfach nur die schlichte, stöhnende Nachsicht.

Alexander Schilling / 14.07.2020

Als K. eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte… musste sie feststellen, dass selbst der neudeutsch-wikipedianische cursus honorum migrantium “eine deutsche Lehrerin, muslimische Religionspädagogin,  und Publizistin” nicht vor dem epitheton ornans “beleidigte Leberwurscht” zu schützen vermag. Wo ‘eine syrischstämmige Lehrerin für islamische Religion und Sachbuchautorin mit Universitätsabschluss’ nach der ersten Instanz der Schmierenkomödie vielleicht mit dem Gedanken einer Metamorphose in Richtung ‘Schmierwurscht’ spielen würde (klassisches Arabisch erfordert einen prosthetischen Vokal zur Vermeidung von Doppelkonsonanz im Anlaut, womit man exakt bei der arabo-bayuwarischen ‘Isch-mir-Wurscht’ landet, in obersächsischem Kanzleineudeutsch: ‘ist mir piepegal’), bleibt die Frage an die ‘Rote Hilfe’: ist etwa der temporäre Charakter des sandinistischen Doktordiploms oder nicht doch eher der islamwissenschaftliche Migrationshintergrund der religionspädagogischen Publizistin vordergründig dafür verantwortlich zu machen, dass die davon Betroffene sich genötigt sieht, viā juris ihre honores migrationis ins Treffen zu führen?

Wiebke Ruschewski / 14.07.2020

Also Herr Broder, ich hoffe Sie haben wenigstens etwas aus diesem Verfahren mitgenommen: Blaue, gelbe, grüne oder sonstwie bunte Briefe nicht mehr ungeöffnet in die Plastiktüte und unter den Tisch! Das könnte sonst in Steuergeldverschwendung gipfeln! Manche Gewohnheiten sollte man ablegen.

rudi brusch / 14.07.2020

Sehr geehrter Herr Broder. Meine Gratulation zum Gerichtsurteil. Ich hätte es so nicht (mehr) erwartet, wenn ich inzwischen als hier und da neugieriger öffentlicher Gast in den heiligen Räumen von Justitia sehe, welch unterschiedliche Messlatten ich bei den Gerichten empfinde. Aber ehrlich:  gegen Frau K. in einen intellektuellen Wettkampf ziehen zu wollen und sich dann im Ergebnis zu sonnen? Das haben Sie nicht nötig. Ich brüste mich doch auch nicht damit, schneller zu laufen als eine Schildkröte. Mich irritiert lediglich, dass es einige von K.‘s Schutzbefohlenen waren, die zu IS-Terroristen geworden sind. Unternehmen Sie nur einmal das Gedankenspiel, dass ein einstiger Schüler von Björn Höcke Polizist geworden wäre und physisch eingegriffen hätte, wenn die Event- und Partyszene buntes Stuttgart feiern will. Für diesen Rassismus würden zwar bestimmt auch Frau K. die Worte fehlen, aber wenigstens wäre die Ursache offensichtlich.

K.Lehmann / 14.07.2020

Hat denn Frau K. mit Ihrer wöchentlichen Kolumne auf t-o nicht genug zu tun? Aber Sie mußte im Vorfeld dieser Niederlage wahrscheinlich schon mal vorausschauend schon mal ein paar Zeilen texten….

Carl Weber / 14.07.2020

Nun will ich altbekannte Religionen nicht Abstand dazu bescheinigen, jedoch macht mir, die links grün ideologische Sekte mehr Angst als jene die die Worte eines wörtlich übersetzten Korans ernst nehmen. Sie verstehen nicht einmal den Sinn ihrer Worte, sie benutzen nur Argumente anderer, machen daraus Phrasen und werfen, egal wie unsinnig, damit um sich. Mit so etwas ist Dialog, ja nur die geringste Wertschätzung auf Augenhöhe sinnlos. Aber genau sie schreien am lautesten: “Kampf der Hetze und den FakeNews!” Der Bauernverband hat es exakt formuliert: “Sie sähen nicht, sie ernten nicht, aber sie Wissen alles besser.”

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