Henryk M. Broder / 12.12.2018 / 08:31 / Foto: achgut.com / 98 / Seite ausdrucken

Der Irrsinn der Taten und der Aberwitz der Worte

Der Terroranschlag in Straßburg war der Höhepunkt des gestrigen Tages, aber nicht unbedingt sein Ende. Dem Irrsinn der Tat folgte der Aberwitz der Worte. Der Präsident des Europaparlaments, Antonio Tajani, twitterte dem flüchtigen Täter hinterher: „Dieses Parlament wird sich von Anschlägen von Terroristen oder Kriminellen nicht einschüchtern lassen... Antworten wir auf terroristische Gewalt mit der Stärke der Freiheit und der Demokratie.“

Und weil sich dieses Parlament nicht einschüchtern lässt und auf terroristische Gewalt mit der Stärke der Freiheit und der Demokratie antwortet, wurde das Gebäude von der Polizei abgeriegelt, so dass keine Sau raus oder rein konnte. Vermutlich gegen den Willen der Parlamentarier, die sonst auf die Straße gerannt wären, um den Terroristen zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen.

Derweil wurden die Kontrollen an der deutsch-französischen Grenze bei Kehl verstärkt, ohne Rücksicht auf das Votum der Kanzlerin, dass sich Grenzen nicht kontrollieren lassen. Sie überließ es ihrem Sprecher, die unpassenden Worte zu finden: „Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten..."

Ja, was für Motive könnten es gewesen sein? Wollte der Täter ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen? Gegen die Vermüllung der Meere oder die Nöte der Eisbären? Wer macht denn so was? Und war da nicht schon mal was in der Art? In London, Paris, Brüssel, Berlin, Nizza, Kopenhagen und einigen anderen Orten? Schauen Sie doch mal in Ihrem Leitz-Ordner unter dem Stichwort "Gedanken und Wünsche" nach, Herr Seibert.

Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Am Morgen wurde bekannt, dass sich ein als Top-Gefährder eingestufter Islamist – 19 Punkte auf der nach oben offenen Willkommens-Skala – in die Türkei abgesetzt hatte. Die Essener Polizei bestätigte die "Ausreise", konnte sie aber nicht verhindern.

Bamberg bleibt bunt und auf dem Berg

In der Nacht zuvor hatten Geflüchtete aus Eritrea in einem bayerischen Ankerzentrum randaliert, Feuer gelegt und Polizisten angegriffen. Dabei entstand ein Sachschaden von 100.000 Euro, den zu begleichen das Aktionsbündnis "Bamberg bleibt bunt und auf dem Berg" angeboten hat. 

Und aus Bremen kam die frohe Kunde, dass aus Rücksicht auf muslimische Frauen eine männliche Kartoffel seine verdächtig blonde Tochter nicht zum Kinderschwimmen begleiten durfte. Er wäre besser, so wurde ihm mitgeteilt, wenn seine Frau mitkommen würde.

Die einzig betrübliche Nachricht des Tages kam aus Brüssel, wo an einer Richtlinie gearbeitet wird, die helfen soll, den Plastikmüll zu reduzieren. Konkret geht es darum, "die Deckel von Einwegkunststoffflaschen künftig fest mit dem Flaschenhals zu verbinden, so dass sie vom Verbraucher nicht mehr abgelöst werden können". Daran habe ich auch schon mal gedacht, hab mich aber nicht getraut, es laut zu sagen. Jetzt ist mir irgendein Dödel aus der EU-Kommission zuvorkommen. Welches Motiv auch immer hinter der Idee stecken mag, ich finde, wir sollten uns nicht einschüchtern lassen und die Kunststoffflaschen samt Deckel weiterhin in der Biotonne entsorgen.

So war der Tag gestern. Mal schauen, wie es heute weitergeht.

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Moritz von Kreuz / 12.12.2018

Herr Seibert sollte die Motive des Amokläufers recht genau kennen, denn der Täter hatte sich vorher länger in Deutschland aufgehalten und galt den Behörden als Gefährder, bis er 2017 wegen einiger Verbrechen zurück nach Frankreich abgeschoben wurde.

U. Unger / 12.12.2018

Herr Broder, ich bin immer begeistert mit welch noch milder Wortwahl Sie große Empörung formulieren können. Daher lese ich Sie gerne, auch in dem Bewusstsein persönliche Aggression zu mildern. Trotzdem führt jede Meldung in Ihrer Liste zum anwachsen meiner persönlichen angestauten Aggression, ganz besonders das schäbige Verhalten unserer “Regierenden”. Das Zuwanderer, die sich so benehmen, hier absolut nichts zu suchen hätten, würde das Volk entscheiden, tröstet momentan noch. Aber es dürfte erst wieder vernünftig werden, wenn die Bevölkerungsmehrheit den Rausschmiss dieser kriminellen Störenfriede beschließt und umsetzt. Im Idealfall schicken wir unsere “Funktionäre” mit!

A. W. Gehrold / 12.12.2018

Klingt vielleicht etwas unpolitisch, vielleicht sogar albern: Ich wünsche Ihnen ein ewiges Leben, Herr Broder. Bei bester Gesundheit natürlich.

B. Meyer / 12.12.2018

Wie soll man das alles auf Dauer ertragen? Innerlich emigrieren oder doch Europa verlassen, wenn man noch die Möglichkeit dazu hat? Aber weiterhin verhält sich die Masse der deutschen Bevölkerung wie die drei Affen.  Es ist mir einfach unbegreiflich.

Hubert Bauer / 12.12.2018

Sehr geehrter Herr Broder, falls Sie Organspender sein sollten, hätte ich gerne ihr Hirn. Ich weiß nicht, wie ich den Irrsinn ohne Sie aushalten sollte.

Karla Kuhn / 12.12.2018

!Vermutlich gegen den Willen der Parlamentarier, die sonst auf die Straße gerannt wären, um den Terroristen zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen.” Eigentlich ist das nicht zum lachen aber Ihre Formulierung nimmt dem Ganzen die Schärfe. Sonst ist das doch alles gar nicht mehr zu ertragen. ANSTATT ENDLICH mal das Kind beim NAMEN zu nennen, wird nur geschwafelt. Seibert scheint sich in seiner Rolle wohl zu fühlen, denn spätestens seit Chemnitz hat er sich “geoutet.” (So sehe ich das).  “... seine verdächtig blonde Tochter.” Unter diesen Umständen würde ich meine (heute erwachsene aber trotzdem verdächtig naturblonde Tochter, die auch noch Kleidchen und Zöpfe trug) gar nicht mehr zum Schwimmunterricht lassen. Der Mann soll Anzeige wegen DISKRIMINIERUNG erstatten. WEM fällt SO ETWAS bloß ein , nicht zu fassen. Die Deckel m it den Flaschen verbinden. Deutschland muß dankbar sein, für solche “Dichter und Denker.”

Karla Kuhn / 12.12.2018

!Vermutlich gegen den Willen der Parlamentarier, die sonst auf die Straße gerannt wären, um den Terroristen zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen.” Eigentlich ist das nicht zum lachen aber Ihre Formulierung nimmt dem Ganzen die Schärfe. Sonst ist das doch alles gar nicht mehr zu ertragen. ANSTATT ENDLICH mal das Kind beim NAMEN zu nennen, wird nur geschwafelt. Seibert scheint sich in seiner Rolle wohl zu fühlen, denn spätestens seit Chemnitz hat er sich “geoutet.” (So sehe ich das).  “... seine verdächtig blonde Tochter.” Unter diesen Umständen würde ich meine (heute erwachsene aber trotzdem verdächtig naturblonde Tochter, die auch noch Kleidchen und Zöpfe trug) gar nicht mehr zum Schwimmunterricht lassen. Der Mann soll Anzeige wegen DISKRIMINIERUNG erstatten. WEM fällt SO ETWAS bloß ein , nicht zu fassen. Die Deckel m it den Flaschen verbinden. Deutschland muß dankbar sein, für solche “Dichter und Denker.”

Chris Groll / 12.12.2018

Sehr geehrter Herr Broder, das mit dem Europaparlament habe ich genau so auch zu meinem Mann gesagt, als ich den Bericht über das Weihnachtsmarkt-Attentat heute morgen in einer anderen Zeitung gelesen habe. Aber Sie haben alles wieder in der Ihnen eigenen Art wunderbar auf den Punkt gebracht. Ich musste Lachen obwohl es ja alles nur noch zum Weinen ist. Danke dafür.

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