Henryk M. Broder / 18.09.2018 / 11:00 / 30 / Seite ausdrucken

Der Infarkt ist ein Meister aus Deutschland

Anlass der Demonstrationen war der Tod eines 22-jährigen Deutschen vor einer Woche; der Schwerkranke war nach einer Auseinandersetzung mit zwei Afghanen an einem Infarkt gestorben. Die Tagesschau in einem Bericht aus Köthen am 16.9.18

Im Juli 2007 wurde ein aus Mecklenburg-Vorpommern stammender deutscher Bauingenieur, der für eine deutsche Telekommunikationsfirma in Afghanistan arbeitete, von den Taliban entführt und als Geisel genommen. Wenige Tage danach wurde er tot aufgefunden, irgendwo in den Bergen, wohin ihn seine Entführer verschleppt hatten.

Darauf trat der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier, inzwischen Präsident der Bundesrepublik Deutschland, vor die Mikrofone und gab eine Erklärung ab: “Wir müssen davon ausgehen, dass einer der entführten Deutschen in der Geiselhaft verstorben ist. Nichts deutet darauf hin, dass er ermordet wurde, alles weist darauf hin, dass er den Strapazen erlegen ist, die ihm seine Entführer auferlegt haben.”

Der 44 Jahre alte Mann und Familienvater sei „sozusagen eines natürlichen Todes gestorben“, schrieb ich damals, „vielleicht hatte er was mit dem Herzen, war unsportlich oder hat das Klima nicht vertragen – tagsüber extreme Hitze, nachts klirrende Kälte. Da kann man schon mal kollabieren und den Geist aufgeben, wenn man aus einem Land am Rande des Golfstroms kommt“.

Nun, elf Jahre später, erlebe ich ein Deja-vu. Die Polizeidirektion von Sachsen-Anhalt Ost gibt bekannt: „In der Nacht vom Sonnabend, 8. September, zu Sonntag, 9. September, ist ein 22-jähriger Mann in Köthen zu Tode gekommen. In diesem Zusammenhang wurden zwei Afghanen vorläufig wegen des Anfangsverdachts eines Tötungsdeliktes festgenommen.“

Allerdings: „Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis ist der 22-jährige Köthener einem akuten Herzversagen erlegen, das nicht im direkten kausalen Zusammenhang mit den erlittenen Verletzungen steht.“ DIE WELT meldet, es habe zwischen dem Mann aus Köthen und den beiden Afghanen eine „Auseinandersetzung“ gegeben, T-Online ergänzt: „22-Jähriger starb nicht durch Tritte gegen den Kopf“, wie es eine „angebliche Augenzeugin“ gesehen haben will. Die Todesursache war „akutes Herzversagen“. 

„Akutes Herzversagen“ war auch die beliebteste Todesursache an Orten wie Buchenwald, Dachau, Neuengamme, so lange noch individuelle Todesscheine ausgestellt wurden. Laut Paul Celan ist der Tod ein „Meister aus Deutschland“.

Das stimmt nicht ganz. Es ist das Herzversagen, eine sehr natürliche Art des Ablebens.

Zuerst erschienen in den Zürcher Weltwoche

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Leserpost

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Andrèe Bauer / 18.09.2018

Autsch, Herr Broder - das war jetzt aber wirklich böse. Aber ein Volltreffer.

Andreas Horn / 18.09.2018

Also Herr Broder ! Diese Rumdokterei an staatlich sanktionierten Fakten kann doch nur auf eines hindeuten - eine Psychose. - Denn bevor wieder die Totenscheine alle auf Herzversagen ausgestellt werden, glaube ich persönlich an psychiatrische Anstalten ala Sowjetunion, wo man uns dann Alle betreuen wird. Das schließt natürlich den Totenschein nicht aus, nicht jeder kann geheilt werden.

A.Kehrwald / 18.09.2018

Es wird wirklich täglich krasser. Auf ZON hat man geheadlined, dass der Mann an Herzversagen starb. Die journalistische Restehre erwähnte im Text dann zwar noch die Tritte gegen den Kopf, die Aussage war aber klar: natürlicher Tod, ein Zutun der Schutzsuchenden zu behaupten ist nix als die übliche Hetze. Im Forum wurde das dann beherzt aufgenommen und man stritt sich herum, weil die Rechten mal wieder den Tod eines Mannes instrumentalisierten, der quasi sowieso hätte jederzeit sterben können. Wenn man schon den Tod eines Menschen, der offensichtlich durch Gewalt ums Leben kam, so dermaßen relativiert und es auch noch viele gibt, die in dieses bizarre Narrativ einsteigen, dann schwant mir Übles. Es wird heute schon auf breiter Ebene akzeptiert, das Wahrheiten verschwiegen, schöngeredet und verbogen werden, nur damit sie in die politische Agenda passen. Früher gab es, wenn die Medien Lügen der Politik entlarvten, einen Skandal, der im besten Fall zu Rücktritten führte. Heute beteiligen sie sich an der Wahrheitsklitterung. Wie können die Deutschen nur so dumm sein, ihre Demokratie so aufs Spiel zu setzen? Aber vielleicht waren und sind sie es einfach nicht: Demokraten - und fühlen sich nur unter totalitären Verhältnissen wohl.

Frank Stricker / 18.09.2018

Auffallend in der Berichterstattung über Flüchtlingspolitik ist das “Gut” und “Böse” Spiel der Mainstream-Medien. “Gute” Täter sind immer “mutmaßliche” Täter , wie zum Beispiel der Afghane in Kandel wie auch die beiden Afghanen in Köthen. Bei “bösen” Tätern gibt es kein mutmaßlich , sondern es wird gnadenlos draufgehauen , wie bei den Demonstranten in Chemnitz . Obwohl vielleicht nur 5 % von denen rechtsextremes Gedankengut auf die Straße gebracht haben , werden die anderen 95 % natürlich in Mithaftung genommen.  Wäre ja noch schöner , wenn Claus Kleber auf seine alten Tage noch anfangen würde zu differenzieren………….

A. Kommen / 18.09.2018

Die Manipulation ist die Tochter der Merkel-Aera. Nirgendwann in der deutschen Geschicht - bis natürlich auf die bekannten Ausrutscher der deutschen Geschichte - wurde so vollendet formuliert oder weggelassen. Aber nun sind wir in einem Stadium angelangt, wo aus Spaß Ernst wird. Herr Broder, Sie sind dabei, ein echter Dissident zu werden. Vermutlich gehen Sie demnächst noch nicht einmal mehr bei Talksendungen durch.

Armin Hoffmann / 18.09.2018

Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los ... ... anti-jüdische Untertöne, Sprachgebrauch des dritten Reiches, bundespräsidiale Werbung für gewaltverherrlichende Kaoten. Ganz oben auf: Schulz, Nahles, Roth schreiend am Reichstags-Pult ... immer öfter wahrnehmbar - immer abstoßender - was für Polit-Heuchler! All` das gab es schon einmal, sehr ähnlich, es führte in den Abgrund! Wer nicht erkennt, daß das Weltbild von Kulturkampf und Wettbewerb zwischen Völkern geprägt ist, der gibt sich und seine (!) Gesellschaft auf, der wird zum Verräter und schließt sich denen an, die “diffamieren, desavouieren, benachteiligen, mobben”, die alle ausgrenzen, “die sich trotz des täglichen Brain-washing ihrer Gesinnungsmedien immer noch einen Funken gesunden Menschenverstandes bewahrt haben und sich ihrer ideologisch verblendeten Zerstörung unserer vertrauten, liebens- und erhaltenswerten westlichen Lebenswelt entgegenstellen.” Diese “scheuen sich nicht, selbst die aufrechtesten Demokraten, Faschismusgegner, ja sogar von dem Mordgräuel des Dritten Reichs familiär betroffene Juden in die rechte Nazi-Ecke zu stellen — mehr Amok geht nicht. (!!!) Sie sind die Zauberlehrlinge, denen die Geister gewalttätiger judenfeindlicher islamischer Rechtsverachtung und reaktiver antisemitischer extremistischer Demokratie-Ablehnung, die sie selbst gerufen haben, längst über den Kopf gewachsen sind.” Dr. Rafael Korenzecher hat die Lage in diesem Land treffend beschrieben. Quelle : Jüdischen Rundschau, 15.09.2018

Wolfgang Kaufmann / 18.09.2018

Die Inka sahen in der Invasion der Spanier mit ihren blitzblanken Waffen einen Besuch der Götter. Auch hier gibt es einige IQ-Allergiker, die von edlen Wildinnen und Wilden das Heil für unsere Zivilisation erwarten; darunter nicht wenige Kandidatinnen für den Darwin Award.

Martin Landner / 18.09.2018

Wie wäre es mal mit einem Artikel zu dem “Bedrohungsgefühl”? Ich finde es immer wieder witzig wie hunderte Artikel vorgeben, die “Ängste” der Bürger und den “Aufstieg der AfD” verstehen zu wollen, es aber irgendwie schaffen, komplett die Begriffe “IS”, “Anschlag”, “illegale Einwanderung” zu “vergessen”. Und dann schlagen die Autoren theatralisch die Hände über den Kopf zusammen, weil sie die Motivation der “irrationalen” Bürger nicht erklären können. Da werden ganze Seiten Abhandlungen geschrieben, über Angst um “Kultur”, dass man Politik “besser erklären” muss, und gegen “Radikalisierung” vorgehen muss (Also den der Staatsbürger, nicht des IS), während in Paris und Amsterdam schon die nächsten Anschläge stattfinden & man nur nach Israel schauen muss, um zu wissen, wohin die Reise geht.

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