Bischof Bedford-Strohm stellt falsche Ideen zur Rede

Die Evangelische Kirche in Deutschland, EKD, ein Zusammenschluss von 20 formal eigenständigen „Gliedkirchen“, feiert einmal im Jahr ihre „Synode“, eine Art Parlament mit 126 Abgeordneten, die im Namen von 21 Millionen Protestanten Kirchengesetze beschließen und den „Vorstand“ der EKD wählen.

In diesem Jahr fand die Synode in Dresden statt, auf der Tagesordnung stand u.a. die Frage, wie die richtige „Antwort auf den drohenden Klimawandel“ lauten müsste und welche „friedensethischen Konzepte“ die Kirche anbieten sollte, um eine „Orientierung für konkretes Handeln“ zu geben. So weit, so gut. Frieden und Klima gehören zu den Kernkompetenzen der Kirche. Beide Themen haben mit dem Wirken einer höheren Macht zu tun.

Aber das war nicht alles. Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, nahm auch zu irdischen Vorgängen Stellung. Er sagte u.a.:

„Wenn im Bundestag und in den Landtagen vertretene Parteien rechtsradikale Ideen in ihren Reihen dulden, dann disqualifizieren sie sich im demokratischen Diskurs… Wir werden die zur Rede stellen, die Rechtsradikalen Deckung geben, auch dann, wenn sie selbst nicht so denken…“

Gegen eine zweite Machtergreifung

Erklärungen dieser Art gelten in der Bundesrepublik derzeit als Zeichen „zivilgesellschaftlichen Engagements“. Denn es gilt nicht nur, den Frieden zu sichern und den Klimawandel zu stoppen, es muss auch eine erneute „Machtergreifung“ durch Rechtsradikale verhindert werden, wie sie zuletzt 1933 stattgefunden hat. Die Kirche hat aus ihren Fehlern gelernt und will diesmal gegen statt mit dem Strom schwimmen.

Dafür muss die Kampfzone wesentlich erweitert werden. Leider bleibt ungesagt, was mit den Abgeordneten jener Parteien geschehen soll, die rechtsradikale Ideen in ihren Reihen dulden oder Rechtsradikalen Deckung geben, ohne selbst rechtsradikal zu sein. Werden sie von der Synode der EKD abgewählt, exkommuniziert, in die Uckermark verbannt? Was bedeutet, man werde sie „zur Rede“ stellen? Wäre es nicht eher Aufgabe der Kirche, die verlorenen Schafe zurückzuholen, statt ihnen zu drohen?

Gegenüber den Sündern in den eigenen Reihen, die Kindesmissbrauch getrieben haben, war die Kirche weitaus generöser. Die meisten bekamen eine zweite Chance. Aber das waren ja keine Rechtsradikalen.

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche.

 

Von Henryk M. Broder erschien am 8. November 2019 das Buch „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden.

Foto: Evang.-Luth. Kirche Bayern Linkvia Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karl Dreher / 16.11.2019

In meinen Augen: Die EKD vernachlässigt zu meinem großen Bedauern seit vielen Jahren die kirchliche Seelsorge vor Ort und agitiert stattdessen als obermoralisierende, die Wahrheit pachtende, weltliche, politische (Hilfs-) Truppe. Nach langem Überlegen und Zaudern bin ich, unverändert gläubiger Christ, vergangenen Monat aus ihr ausgetreten. Moralisches Geschrei statt fürsorgliche seelsorgerische (Kirch-) Gemeindearbeit vermochte ich nicht mehr zu ertragen. Die nun eingesparte Kirchensteuer werde ich anderweitig gemeinnützig verwenden - etwa durch Spenden an die Stiftung Ja zum Leben und an eine örtliche christliche private Schule.

Peter Thomas / 16.11.2019

Herr Bedford-Strohm leistet für die EK in Deutschland das, was Frau von der Leyen für die Bundeswehr geleistet hat. Was seine charakterlichen Dispositionen angeht, so könnte er zweifellos unsere Gottkanzlerin jederzeit ersetzen. Ich zweifle auch keine Sekunde daran, daß ihm das vollkommen bewußt ist. Welchen Namen er sich wohl nach seiner Wahl zum Papst zulegen würde?

Werner Arning / 16.11.2019

Die Kirche scheint einmal mehr MIT dem Strom zu schwimmen und nicht GEGEN den Strom. Gegen den Strom zu schwimmen, entspricht nicht ihrem Wesen. Sie schien stets darauf bedacht zu sein, sich mit dem gerade regierenden Zeitgeist gut zu stellen, mit ihm im Einklang zu stehen. Man bekommt viel von den Mächtigen und man zahlt durch Loyalität zurück. Es gilt die Schäfchen im Sinne dieser Macht anzuleiten. Dazu braucht sich Herr Bedford-Strom allerdings in diesem Fall auch nicht sonderlich anzustrengen, da seine politischen Ansichten ohnehin nach links tendieren dürften. Da liegt es vermutlich nahe, so wie manch Linker es vorexerziert, eine Drohkulisse aufzubauen für diejenigen, die widerspenstig sind. Aber meint die Kirche nicht im Auftrage Gottes zu agieren? Meint sie also diesen “Auftrag“ zu erfüllen, indem sie damit droht, jemanden zur Rede zu stellen? Was soll der Bedrohte in dieser Lage denn „reden“? Was sagt er, wenn er ein gläubiger Christ sein sollte und ihm an der Gemeinschaft der Kirche viel liegt? Was sagt er, wenn er sich, trotz beispielsweise einer Unterstützung der AfD, mit Kirche und Gott im Einklang fühlt? Muss er sich dann trotzdem für Bedford entscheiden? Oder erklärt dann Bedford diesem verlorenen Schaf, dass dieses fortan der Sünde entsagen müsse, um weiterhin Mitglied der Kirche bleiben zu dürfen? In welchen Konflikt wird dieser Mensch getrieben? Hat das links-autoritäre Denken und Auftreten nun auch endgültig die Kirche erreicht? Gibt es keinen Zufluchtsort mehr für Andersdenkende. Sind sie verdammt? Wird über sie Gericht gehalten? Wird mit dem Finger auf sie gezeigt? „Herr, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie dieser Sünder dort“? Maßen Sie sich ein Urteil an, Herr Bedford? Oder reden wir hier womöglich von allzu viel Selbstgerechtigkeit? Von allzu viel Abkehr, von allzu viel „Antichristentum“?

Heinz Thomas / 16.11.2019

Die evangelische Kirche auf Wildwassertour, die Stromschnellen abwärts. Man hätte schon meinen können, dass es nach Huber und Käßmann als Ratsvorsitzende der EKD nicht mehr hätte schlimmer kommen können, doch Bedford-Strohm toppt sie alle. Dieser Mann wäre so gerne ein Dietrich Bonhoeffer, ist aber nur das Abziehbild eines Ludwig Müller. Eigentlich müsste man die Kirche zusperren…

Rolf Lindner / 16.11.2019

Rechtsradikale Ideen ist ein weites Feld. Wie wir wissen, ist alles rechtsradikal, was sich gegen herrschende linksgrüne Wahnideen stellt. Außerdem ist es eine maßlose Kompetenzüberschreitung von Bedford-Strohm sich in die Parteipolitik einzumischen. Wer solche Sprüche sät, wird Kirchenaustritte ernten. Ich würde mich jedenfalls schämen, immer noch Mitglied in diesem linkspopulistischen Verein zu sein.

K.Richter / 16.11.2019

Bedfort-Strohm entwickelt sich zum linkspopulistischen Polemisierer der ev. Kleriker, dem offenbar das 8.Gebot “Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten” entfallen ist. Und wieder einmal wurde ich in meiner abgrundtiefen Verachtung für Kirchenfürsten und deren Handlanger bestätigt.

Peter Midasch / 16.11.2019

Oh, ja. Man sollte AfD-Anhänger und AfD-Wähler zwingen, in der Öffentlichkeit ein Abzeichen zu tragen, damit man sie erkennen kann. Man sollte ihnen die Bürgerrechte entziehen, sie enteignen und in Lager zur Umerziehung stecken. Und natürlich sollte man die Partei verbieten. Denn wir wollen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen ... ups ... aber auf jeden Fall darf niemals wieder ein Mann mit Oberlippenbart Kanzler werden.

Matthias Braun / 16.11.2019

” Ach! welcher Gott verhing der Erde diese Strafen? Kein Gott! der Mensch – sein Wahn schuf diese Wüstenein.” ( Christoph August Tiedge )

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com