Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, twittert viel und gerne und meistens Unsinn. Im März letzten Jahres gelang ihm ein besonders origineller Coup, als er bekannt gab, es sei unfassbar, was für einen Schaden jüdische Rechte wie Weinthal & Broder für Antisemitismusbekämpfung anrichten würden, was zur Folge hätte, dass der Unmut über ihre Diffamierungen in den jüd. Gemeinden zunähme.
Für diese kühne Behauptung legte Mendel nicht den Hauch eines Belegs vor. Wozu auch. Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, einer ehemaligen Jugendbegegnungsstätte, würde so etwas nicht erfinden, nicht mal nach dem dritten Bembel Äbbelwoi. Meron Mendel ist ja nicht Claas Relotius. Nein, er ist nur ein Schmock, der seiner Phantasie freien Lauf lässt.
Neulich hat er es wieder getan. Er twitterte, die WELT würde die Klimaaktivistin und ehemallige Vielfliegerin Luisa Neubauer mit Goebbels vergleichen und damit die "NS-Geschichte" relativieren. "Das fehlende Geschichtsbewusstsein der #Springer-Presse kann nicht mit ihrer scheinheiligen Israel-Solidarität kompensiert werden."
Springers scheinheilige Israel-Solidarität
Fassen wir an dieser Stelle kurz zusammen. Die WELT hat die junge Frau Neubauer mit Goebbels verglichen und damit nicht etwa die Klimaaktivistin maßlos überschätzt, sondern gleich die ganze NS-Geschichte relativiert. Das zeugt von einem fehlenden Geschichtsbewusstsein und ist nicht dazu geeignet, Springers scheinheilige Israel-Solidarität zu kompensieren. Sagt Dr. Meron Mendel, Fachmann für historische Relativierungen und fehlendes Geschichtsbewusstsein.
Was hat die WELT tatsächlich getan? Einen längeren und exzessiv ausgewogenen Artikel über das "totalitäre Denken" und "die Auslöschungsfantasien" der Klima-Aktivisten mit einem Foto von Luisa Neubauer bebildert und darunter geschrieben: "Wollt ihr die totale Angst?"
Im Text selbst wurde die Aktivistin versilbert und vergoldet: Luisa Neubauer ... steht bestimmt für alles andere als Extremismus, sondern für Dialog, Anstand im Ton und politische Ernsthaftigkeit in der Sache. Aber auch sie, die nun seit mehr als einem Jahr fast peinlich von Konzernchefs und Alpha-Journalistinnen umgarnt wird, beherrscht die Rhetorik des Pistole-auf-die-Brust-Setzens. Das klang in einem ihrer Tweets etwa so: „Es bleibt zu hoffen, dass das Parlament sich wehrt. Wir werden haargenau hinschauen. Haargenau.“ Das war genau ein „haargenau“ zu viel...
Aber so weit kam Meron nicht. Er sah nur die Bildzeile "Wollt ihr die totale Angst?", und sofort machte es Klick bei ihm. Das klingt nach Goebbels! Eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, dass Springers Israel-Solidarität eine scheinheilige ist.
Diese Solidarität kommt vom Herzen
Meron Mendels Israel-Solidarität ist dagegen eine echte. Und sie kommt von Herzen. Über den designierten Direktor des Dokumentationszentrums Yad Vashem in Jerusalem verbreitete er, der Mann sei eine Person, die wir im deutschen Kontext ganz klar im rechten, sogar im rechtsextremen Kontext zu verorten haben, über diesen Skandal habe er mit der ARD in Tel Aviv gesprochen.
Mit anderen Worten: Die Leute vom Tel Aviver ARD-Büro haben den Leiter der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank angerufen und gefragt: Herr Mendel, was halten Sie davon, dass Herr XY der neue Direktor von Yad Vashem wird? Worauf das Würstchen vom Dienst antwortete, es handle sich um eine Person, die wir im deutschen Kontext ganz klar im rechten, sogar im rechtsextremen Kontext zu verorten haben. Denn das ist es, worauf es bei der Besetzung der Topstelle von Yad Vashem ankommt: Wo der Kandidat im deutschen Kontext verortet werden muss.
Wir machen es M. M. nach und verorten ihn dort, wo er hingehört. Bei den bedeutenden Denkerinnen und Denkern des 21. Jahrhunderts, zwischen Ruprecht Polenz und Wolfgang Benz.