Henryk M. Broder / 23.11.2020 / 10:00 / Foto: Acgut.com / 34 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: M. M.

Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, twittert viel und gerne und meistens Unsinn. Im März letzten Jahres gelang ihm ein besonders origineller Coup, als er bekannt gab, es sei unfassbar, was für einen Schaden jüdische Rechte wie Weinthal & Broder für Antisemitismusbekämpfung anrichten würden, was zur Folge hätte, dass der Unmut über ihre Diffamierungen in den jüd. Gemeinden zunähme. 

Für diese kühne Behauptung legte Mendel nicht den Hauch eines Belegs vor. Wozu auch. Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, einer ehemaligen Jugendbegegnungsstätte, würde so etwas nicht erfinden, nicht mal nach dem dritten Bembel Äbbelwoi. Meron Mendel ist ja nicht Claas Relotius. Nein, er ist nur ein Schmock, der seiner Phantasie freien Lauf lässt.

Neulich hat er es wieder getan. Er twitterte, die WELT würde die Klimaaktivistin und ehemallige Vielfliegerin Luisa Neubauer mit Goebbels vergleichen und damit die "NS-Geschichte" relativieren. "Das fehlende Geschichtsbewusstsein der #Springer-Presse kann nicht mit ihrer scheinheiligen Israel-Solidarität kompensiert werden."

Springers scheinheilige Israel-Solidarität

Fassen wir an dieser Stelle kurz zusammen. Die WELT hat die junge Frau Neubauer mit Goebbels verglichen und damit nicht etwa die Klimaaktivistin maßlos überschätzt, sondern gleich die ganze NS-Geschichte relativiert. Das zeugt von einem fehlenden Geschichtsbewusstsein und ist nicht dazu geeignet, Springers scheinheilige Israel-Solidarität zu kompensieren. Sagt Dr. Meron Mendel, Fachmann für historische Relativierungen und fehlendes Geschichtsbewusstsein.

Was hat die WELT tatsächlich getan? Einen längeren und exzessiv ausgewogenen Artikel über das "totalitäre Denken" und "die Auslöschungsfantasien" der Klima-Aktivisten mit einem Foto von Luisa Neubauer bebildert und darunter geschrieben: "Wollt ihr die totale Angst?"

Im Text selbst wurde die Aktivistin versilbert und vergoldet: Luisa Neubauer ... steht bestimmt für alles andere als Extremismus, sondern für Dialog, Anstand im Ton und politische Ernsthaftigkeit in der Sache. Aber auch sie, die nun seit mehr als einem Jahr fast peinlich von Konzernchefs und Alpha-Journalistinnen umgarnt wird, beherrscht die Rhetorik des Pistole-auf-die-Brust-Setzens. Das klang in einem ihrer Tweets etwa so: „Es bleibt zu hoffen, dass das Parlament sich wehrt. Wir werden haargenau hinschauen. Haargenau.“ Das war genau ein „haargenau“ zu viel...

Aber so weit kam Meron nicht. Er sah nur die Bildzeile "Wollt ihr die totale Angst?", und sofort machte es Klick bei ihm. Das klingt nach Goebbels! Eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, dass Springers Israel-Solidarität eine scheinheilige ist.

Diese Solidarität kommt vom Herzen

Meron Mendels Israel-Solidarität ist dagegen eine echte. Und sie kommt von Herzen. Über den designierten Direktor des Dokumentationszentrums Yad Vashem in Jerusalem verbreitete er, der Mann sei eine Person, die wir im deutschen Kontext ganz klar im rechten, sogar im rechtsextremen Kontext zu verorten haben, über diesen Skandal habe er mit der ARD in Tel Aviv gesprochen. 

Mit anderen Worten: Die Leute vom Tel Aviver ARD-Büro haben den Leiter der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank angerufen und gefragt: Herr Mendel, was halten Sie davon, dass Herr XY der neue Direktor von Yad Vashem wird? Worauf das Würstchen vom Dienst antwortete, es handle sich um eine Person, die wir im deutschen Kontext ganz klar im rechten, sogar im rechtsextremen Kontext zu verorten haben. Denn das ist es, worauf es bei der Besetzung der Topstelle von Yad Vashem ankommt: Wo der Kandidat im deutschen Kontext verortet werden muss. 

Wir machen es M. M. nach und verorten ihn dort, wo er hingehört. Bei den bedeutenden Denkerinnen und Denkern des 21. Jahrhunderts, zwischen Ruprecht Polenz und Wolfgang Benz.

Foto: Achgut.com

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Thomas Taterka / 23.11.2020

Eine nur scheinbar unfreundliche Randbemerkung von mir zur gestrigen, ziemlich guten Debatte bei Indubio : den musikalischen Schrott am Ende der Sendung musste ich sofort mit Andre Ceccarellis ” Tones for Elvin ” aus ” Carte Blanche ” und der Malt-Hausmarke von A.W. Bechlenberg ins Klo WEGSPÜLEN . -Bitte aufrichtig um Verzeihung. Der ” Blues ” muß hart sein und unversöhnlich und kein Kirchenliedchen, das durchgewimmert wird und es darf ruhig “etwas” intelligenter sein. Sind ja keine Schnarchsäcke, die hier diskutieren, -oder?

Heribert Glumener / 23.11.2020

Konstruktiver Vorschlag: Herr Mendel könnte sich in eine Selbsterfahrungsgruppe mit Irena Wachendorff und Edith Lutz, der Jüdin von Sötenich (ich hoffe, sie lebt und ist gesund), begeben. Kein Mensch ist jemals verloren, lieber Herr Broder ! Es gibt immer eine Hoffnung, denn der Herr kann aus Güte und Gnade heraus jeden zur Erkenntnis führen.

Frances Johnson / 23.11.2020

Da sehe ich dann dieses Gesicht oben auf der Startseite der Welt, dieses Gesicht voller Weisheit, Wärme und Humor. Vater ermordet, zwei Onkel ermordet, Dietrich und Klaus Bonhoffer, er selbst, wie um das auszugleichen 92, der Bruder Christoph 91 Jahre: Klaus von Dohnanyi. Ich sehe die alte SPD, Helmut Schmidt, diese Charaktere. Er ist noch gerade eben da, von Dohnanyi, ansonsten ist sehr viel verloren gegangen, viel mehr, als die meisten Leute ahnen. Und da sie es nicht wissen, kann man sie schurigeln. Sie iwssen nicht, was Hans von Dohnanyi, der Vater, gemacht hat und sind nichtsahnend, wie gefährlich Gehorsam sein kann.

B. Ollo / 23.11.2020

Mit Propaganda kennt er sich vielleicht einfach aus? Die deutschen Staatsmedien und deren Dauerpropaganda gegen politisches Personal vor Wahlen im Ausland, darunter USA, Großbritannien, Italien, Österreich, Polen, Ungarn - also alles, was nicht sozialistisch ist - , haben sich ja nur hinter vorgehaltener Hand gegen Akteure in Israel zu Wort gemeldet. Die Zeiten ändern sich. Jetzt werden sich die großdeutschen Reichsmedien auch sämtliches Personal in Israel vornehmen und Dauerpropaganda gegen unliebsames Personal machen. Wo kommen wir denn hin, wenn irgendwer noch irgendwo frei wählen dürfte? Die glauben nämlich, die haben gerade einen Lauf. Die einen, wie China, unterwerfen die Welt mit ihrer Wirtschaft, die anderen, die deutschen Deppen, glauben, die könnten die Welt mit ihrer Deppenpropaganda unterwerfen. Daran hat selbst China niemals geglaubt. Wer Deppenpropaganda macht, das wussten schon die altkommunistischen Chinesen, der braucht natürlich auch Gulags für die, die widersprechen.

Hans-Peter Dollhopf / 23.11.2020

Instinktiv erinnert man die Kritik von Ulf Poschardt im WELT-Artikel “Wer Journalismus betreibt, sollte nicht beim ersten Shitstorm einknicken” (auf WON veröffentlicht am 20. Oktober 2020) an der Entschuldigung der SZ wegen des Artikels “Igor Levit ist müde” von Helmut Mauró (auf SZ online veröffentlicht 16. Oktober 2020). Nein, damit war nichts ausdiskutiert und gut is’! Wenn man sich die Verzahnung von Meron Mendel in den herrschenden Deutschen Politsumpf, in den auch der ZdJ als Akteur fest integriert ist, anschaut, ist es kein Wunder, dass er im latenten innerjüdischen “Bürgerkrieg”, der auch in der “Diaspora” tobt, sich aufseiten der Woken engagiert und bei solchen Gelegenheiten mit zündelt: Ein Jude als nützlicher Idiot aus innerer Überzeugung. Dieser “Bürgerkrieg” tobt auch in den USA. Rabbi Prof. Dov Fischer bemerkte in “Trump’s core righteousness shines through Pompeo’s anti-BDS and pro-Jews in Yesha speech” (online auf Arutz Sheva vom 21. November 2020) etwa am Beispiel des “Jewish leader” Kayleigh McEnany : “Before Trump even got elected, the Media-Democrat-Left Alliance busily propagated the horrible lie that Trump hates Jews. CNN put on the air a Nobody — an absolutely non-entity whose claim to fame is that he was a homosexual leftist activist in New Jersey — and this character presented as a “Jewish leader” qualified to brand Trump an anti-Semite. Kayleigh McEnany then was a CNN contributor who sat on the panel with Erin Burnett, alongside this phony, and really lacked the inside information to realize that she was debating a Nobody as to whether Trump hates Jews. I saw this lie as the Rosetta Stone, the deciphering linguistic key, to all future attacks on Trump as a hater.” Eine wesentliche Taktik woker Kombattanten ist es, Ihren eigene Scheußlichkeit als Kampf gegen die der anderen Seite zuvor sinnvollerweise angedichteten Hässlichkeit zu deklarieren.

Florian Bode / 23.11.2020

Das müssen Sie verstehen. Wegen der “Pandemie” sind die Pandeutschen Betroffenheitsfestspiele diesjahr etwas flau ausgefallen. Da wollte der Herr M. M. für etwas Thermik im Blätterwald sorgen.

Eberhardt Feldhahn / 23.11.2020

Schiller verhöhnte einst den „Sturm und Drang“ als „tintenklecksendes Saeculum“. Ich denke, unsere Zeit kann man getrost als „meinungsscheissendes Saeculum“ brandmarken. Jeder Vollpfosten lässt irgendetwas unter sich, was 99,9 % der Menschen nicht interessiert.

Gudrun Meyer / 23.11.2020

Warum bloß müssen ALLE Direktoren aller Institutionen im Merkelreich, die für mehr als die Unterscheidung von Schuhcreme und Zahnpasta bezahlt werden, so besserwisserische Moraltüten sein? Wetten, als nächstes beschwert sich der Typ über die “Islamophobie”, die zur Zeit in jeder noch so minimalen Solidarität mit Österreich und besonders Frankreich steckt?

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