Kakao mit Schuss soll nicht mehr Lumumba heißen, Müller-Milch soll vom Tisch, weil Yoghurt-König Theo Müller mit Alice Weidel sprach, die Kindertagesstätte Mobi in Hamburg-Lokstedt hat den Weihnachtsbaum abgeschafft. Das Team der Einrichtung möchte nämlich „kein Kind und seinen Glauben ausschließen“.
Darf man Kakao mit Schuss nach einem erschossenen Politiker benennen? Da als Namensgeber des dieser Tage auf vielen deutschen Weihnachtsmärkten begehrten Getränks der kongolesische Premier Patrice Lumumba (1925–1961) fungiert, sei dies „rassistisch“, meint Annalena Schmidt. Ihr Tweet vom vergangenen Samstag und die Reaktionen darauf veranlassten diverse Medienbeiträge. Spekuliert wird übrigens, dass das Getränk Lubumba seinen Namen zu Ehren des als Märtyrer der afrikanischen Unabhängigkeit Verehrten bekommen haben könnte. Das ficht den woken Hamburger Geschichtsprofessor Jürgen Zimmerer indes nicht an, er pflichtet Schmidt bei: „Jetzt, da man weiß, wonach es benannt ist, ist es auch rassistisch.“ So gerade noch als nicht rassistisch geht für den Bayern Zimmerer durch, wenn Nicht-Bajuwaren Lederhosen tragen. Eine Twitterin schlug für den Lumumba die Alternativ-Bezeichnung KaRumKao (aus Rum und Kakao) vor.
Überwiegend erhält Schmidt aber negative Rückmeldungen hinsichtlich ihres Vorstoßes und inszeniert sich als Opfer von „Hetze“ – als wäre die Attacke nicht von ihr ausgegangen. Die nach Selbstbeschreibung „links-grüne Bürgerin“ Schmidt saß mal für die Grünen im Stadtrat des sächsischen Bautzen – als hessische Zugezogene, deren westlinke Kolonisierungsversuche an Teilen der Stadtgesellschaft abprallten. Selbst die Mainstream-Presse versah sie mit dem berüchtigten Etikett „umstritten“, und dass sie als „Botschafterin für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet worden war, kommentierten die Fraktionsvorsitzenden von FDP und Bürger Bündnis im Bautzener Stadtrat 2020 so: „Das ganze Gegenteil ist nach unserer mehrjährigen Erfahrung mit Frau Schmidt der Fall.“ Als die Dame noch im gleichen Jahr aus der Oberlausitz wegzog, dürften nur wenige Tränen die Spree heruntergeflossen sein. Aktuell trägt sie übrigens „wieder Maske in Bahn, Supermarkt etc.“
Alles Müller, oder was?
Für die Einmischung in die Ernährung Anderer sind Renate Künast und ihre grüne Partei schon lange bekannt. Letzten Freitag tweetete Künast einen kaum verhohlenen Boykottaufruf gegen einen bestimmten Lebensmittelhersteller. „Sollt ihr wissen! Theo Müller: Molkerei-Milliardär bestätigt Kontakte zur #AfD. Müller ist Haupteigner der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Zur größten Privatmolkerei Deutschlands gehören bekannte Marken wie #Müllermilch, #Weihenstephan #Landliebe“. Multimilliardär Müller hatte gegenüber dem Handelsblatt bestätigt, sich im Oktober mit AfD-Chefin Alice Weidel getroffen zu haben (Achgut berichtete). „Bei den Gesprächen mit Frau Dr. Weidel galt mein Interesse dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik.“ Er distanzierte sich nicht von der Partei, sondern nahm die Politikerin gegen Vorwürfe des Rechtsextremismus in Schutz.
„Vor einer Todsünde schreckte Müller dabei noch zurück“, formuliert es ironisch der kritische Journalist Boris Reitschuster: und zwar vor Spenden an die AfD aus der Unternehmenskasse oder seiner Privatschatulle. Da geben sich Spender der Grünen ungehemmter, wie beispielsweise die Liste der (ungegenderten!) Sponsoren ihres jüngsten Bundesparteitags zeigt. Dessen ungeachtet ätzte ein Twitterer: „Wer #Müller-Produkte kauft, kann nicht ausschließen, dass das eigene Geld an Faschisten geht.“ Und die Frankfurter Rundschau titelte: „Müllermilch bleibt rechts.“ 2019 war dem Molkereikonzern mal in einer Online-Petition ein Boykott angedroht worden, weil er mit dem „rechten“ österreichischen Sänger Andreas Gabalier als Werbe-Promi zusammenarbeitete.
Auf Künasts „Sollt ihr wissen!“ reagieren aber auch andere Twitter-Nutzer. „Sollt ihr wissen! Die Grünen geben Geld an Judenmörder im Gazastreifen“, heißt es beim Achgut-Kollegen Gerd Buurmann. Und YouTuber Tim Kellner informiert: „Sollt ihr wissen! Rüdiger Portius: der Ehemann von Renate Künast vertritt gerne und oft schwerkriminelle arabische Clanchefs vor Gericht!“ „Wer aber, Frau Künast, ist wohl schlechterer Umgang?“, fragt ein Anderer, „Alice Weidel oder Clan-Kriminelle?“ Mit diesem Vokabular sind sie bei der Grünen-Bundestagsabgeordneten an der falschen Adresse. Denn schon im Sommer hatte sie sich um eine einschlägige Sprachregelung bemüht: „Benutzen Sie bitte nicht mehr das Wort Clan-Kriminalität, weil es auch in diesen Clans und Familien tolle Leute gibt, die tolle Ausbildungen machen und tolle Jobs haben.“ Vielleicht arbeiten ja welche in der Herstellung von Müller Ayran.
Die AfD ist an allem schuld
Bundesinnenministerin Nancy Faeser ergriff die Gelegenheit, um Unternehmen zu einer Distanzierung von der AfD aufzufordern. Sie müssten „deutlich Haltung […] zeigen“, denn die Partei „schreckt hochqualifizierte Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland ab“, so die Antifa-nahe SPD-Politikerin. Die AfD bedeute, wird FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai in einer Agenturmeldung zitiert, „‚ein erhebliches Risiko‘ für den Erfolg der deutschen Wirtschaft“. Aus biographischen Angaben Djir-Sarais geht übrigens nicht hervor, dass er sich je in der Privatwirtschaft betätigt hat. Verschiedene Politiker von Union, SPD und Grünen stießen ins selbe Horn. Unternehmern wird in der Konsequenz also angeraten, lieber die Wirtschaftspolitik der etablierten Parteien zu unterstützen, die mehr Erfolg und noch mehr Fachkräfte garantiere.
Der Baum muss weg
Von einem hessischen Kindergarten, in dem keine Mutter- und Vatertagsgeschenke mehr gebastelt werden und von einem österreichischen, der keinen Besuch des Nikolaus mehr wollte, habe ich Ihnen bereits berichtet. Jetzt hat die Kindertagesstätte Mobi in Hamburg-Lokstedt den Weihnachtsbaum abgeschafft. Das Team der Einrichtung möchte nämlich „kein Kind und seinen Glauben ausschließen“. Man habe zwar Adventskalender gebastelt und veranstalte ein „Weihnachtsfrühstück“, bestehe aber darauf, dass „keine christlichen Feste gefeiert werden“. Die Kita gehört zur Stiftung Kindergärten Finkenau, die aus der Kinderladenbewegung hervorgegangen ist. Diese Stiftung bekennt sich „zur Vielfalt und Diversität der Kinder und Mitarbeitenden“ und schließt religiöse Symbole aus ihren Einrichtungen aus. Die Beantwortung der Weihnachtsbaum-Frage überlässt sie den jeweiligen Kitas selbst.
Das Mobi („Im Alltag trinken die Kinder stilles Wasser, gelegentlich eine stark verdünnte Saftschorle“) im „bürgerlich geprägten“ Lokstedt hat die Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt, einige haben dem Hamburger Abendblatt gegenüber ihren Unmut kundgetan. Die Entscheidung „passt so ein bisschen in den Zeitgeist der Cancel Culture“, meint ein Vater. Einen Weihnachtsbaum gemeinsam aufzustellen und zu schmücken, wie man das bisher in der Kita zu tun pflegte, bietet „auch Gelegenheiten der Begegnung und kulturellen Annäherung“, gibt Achgut-Autorin Anabel Schunke in der Weltwoche zu bedenken.
Nachholende Entnazifizierung
Dirigent Herbert von Karajan war der NSDAP schon im April beziehungsweise Mai 1933 beigetreten. Während der Zeit des Dritten Reiches betätigte er sich unter anderem als Generalmusikdirektor in Aachen. Eine Karajan-Büste, die im Foyer des dortigen Stadttheaters gestanden hatte, ließ die neue Generalintendantin Elena Tzavara nun entfernen und will sie durch eine ersetzen, die einen anderen Österreicher abbildet, den Komponisten Mozart. Ihr Vorgänger Michael Schmitz-Aufterbeck hatte Karajan noch als „großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt.
Dass Karajan dem NS-Regime nähergestanden hatte, als während seiner Nachkriegskarriere teilweise kolportiert, ist nichts Neues mehr. So gibt es Hinweise auf eine (jedenfalls zeitweise) antisemitische Gesinnung; für seine zweite Ehe mit einer „Vierteljüdin“ nahm er wohl keine Nachteile in Kauf. Nach einem Vortrag des Karajan-Biographen Klaus Riehle an der Aachener Volkshochschule und entsprechenden Forderungen, wie von einer grünen Vize-Oberbürgermeisterin, erfolgte nun die Entfernung der Büste. Sie soll künftig in einer Ausstellung des Stadtmuseums über die Geschichte des örtlichen Theaters zu sehen sein.
Kölscher Pluralismus
„Bestimmen türkische Genozidleugner die Erinnerungskultur in #Köln?“, fragt Rechtsanwalt Ilias Uyar auf X (früher Twitter). Uyar gehört der örtlichen Initiative „Völkermord erinnern“ an, die in der Domstadt ein Denkmal für den osmanischen Genozid an den Armeniern aufgestellt hat. Die rostbraune Stele mit der Aufschrift „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ war seit 2018 immer mal wieder abgebaut und wieder aufgestellt worden. „Ein Mahnmal to go“, kritisierte Uyar. Es steht – ohne dauerhafte Genehmigung – zentral nahe der Hohenzollernbrücke – in Sichtweite des Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm II, einem Verbündeten der Osmanen im Ersten Weltkrieg.
Zum Jahresende soll das Denkmal endgültig verschwinden. Und zwar wegen der „vielfältigen Interessen unserer pluralistischen Stadtgesellschaft“, sagt die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Bei diesen handelt es sich um ein „Bündnis von türkischen Nationalisten, Erdoganisten und Islamisten“, wie die Welt schreibt. Zum 100. Jahrestag der Gründung der türkischen Republik hatte ein einschlägiger Personenkreis am Mahnmal für dessen Entfernung demonstriert, wobei auch der Gruß der rechtsextremen Grauen Wölfe gezeigt wurde.
Trennendes im Verein
Nochmal zurück zur AfD. Vor einigen Wochen hatte ich Ihnen den Fall des Heidelberger AfD-Mitglieds M. vorgestellt, das übrigens Albert Maul heißt. Dass dieser mit seinem Parteibuch als Beirat des Stadtteilvereins Neuenheim aktiv sein durfte, überschritt die Toleranzschwelle einiger Mitmenschen erheblich. Nach Leserbriefen aus der grünen Ecke, die die lokale Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) im Sommer veröffentlichte, folgten Antifa und andere. Angeblich unterwandere die Partei den Verein. Tatsächlich war Maul schon Mitglied des Stadtteilvereins, als es die AfD noch gar nicht gab. Und seinen Gegnern dürfte es vielmehr darum gehen, politisch nicht Wohlgefällige aus dem Vereinsleben zu verdrängen.
Anlass seines vom Vorstand beschlossenen Vereinsausschlusses war eine Begegnung mit dem pakistanischstämmigen Gemeinderatsmitglied Waseem Butt, die dieser als Einschüchterungsversuch gewertet haben will. Am Montagabend beriet die Mitgliederversammlung des Stadtteilvereins über den Ausschluss. Er habe sich, so Maul, „fünfzehn Jahre lang ohne jede Beanstandung mit viel Herzblut für diesen Verein eingesetzt“. Seiner Darstellung zufolge habe er weder Butt eingeschüchtert noch sei er im besagten Gespräch als Vereinsrepräsentant aufgetreten. Ein mutmaßlich rechtswidrig aufgenommenes Video des Gesprächs, das der RNZ wie dem Vereinsvorstand vorliege, nicht aber Maul oder der Öffentlichkeit, zeige, wie dieser „sich sowohl als Vertreter der Partei als auch als Vertreter des Stadtteilvereins zu erkennen gibt“. Einen Satz, in dem er dies äußere, wird vom Vorstand als vereinsschädigendes Verhalten interpretiert. Eine solche Interpretation steht, zumal ohne Kontext, auf tönernen Füßen.
Wie der Zufall es will, gehört dem Verein auch der Heidelberger Arzt und Achgut-Autor Dr. Gunter Frank an, der in dem Vorgang „eine Kampagne einzelner Stadträte und der Rhein-Neckar-Zeitung“ sieht. Frank ergriff auf der Versammlung das Wort und sprach sich gegen den Ausschluss Mauls aus, bis er „dieses mittelalterliche Scherbengericht“ entnervt verließ. Die große Mehrheit bestätigte Mauls (möglicherweise rechtswidrigen) Ausschluss – und gleich noch einen juristisch fragwürdigen „Widerruf“ seiner Wahl zum Beirat. Mit dessen Parteizugehörigkeit, so betont man, habe das natürlich rein gar nichts zu tun. Frank vermisst bei den Verantwortlichen „jedes Problembewusstsein, dass sie genau die undemokratischen Mittel einsetzen, gegen die sie vorgeben zu kämpfen“.
Dialog erwünscht?
Während erst kürzlich noch eine Lesung Patrik Baabs in einer rheinischen Schule abgesagt wurde, konnte der als prorussisch geltende Journalist vorgestern im sächsischen Kamenz auftreten. Die Veranstaltung erfolgte im Rahmen einer städtisch organisierten Reihe, für die Oberbürgermeister Roland Dantz verantwortlich zeichnet. Das Stadtoberhaupt der Oberlausitzer Kleinstadt, der zugleich „größten Stadt Deutschlands, in deren Stadtrat die SPD nicht vertreten ist“, gehört den Freien Wählern an. Dantz hatte während der Corona-Massenproteste Anfang 2022 zu den Kamenzer Montagsspaziergängern gesprochen und will nun über die Veranstaltungsreihe „Im Dialog“ Filterblasen durchstechen.
Nachdem im Oktober bereits Gabriele Krone-Schmalz im örtlichen Stadttheater aufgetreten war, die in Sachen Ukrainekrieg ebenfalls eher Moskauer als westlichen Narrativen zuneigt, regte sich Protest. Osteuropahistorikerin Anna Veronika Wendland wandte sich an den OB mit der Bitte um Umformulierung der Veranstaltungsankündigung, die im Sinne Baabs vom „Putsch auf dem Maidan, [dem] Bürgerkrieg im Donbass und [dem] Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der NATO“ spricht und damit der Historikerin zufolge „russische Geschichtsmythen reproduziert“. Wendland bot sich außerdem als Rednerin für eine alternative Veranstaltung an, in der eine proukrainische Sichtweise zum Tragen kommt. Sie forderte aber nicht die Absage des Baab-Termins.
OB Dantz ließ die Ankündigung nicht ändern und antwortete Wendland mit dem Hinweis, sie möge sich doch bitte in ihrem Urteil gegenüber Baab (und Krone-Schmalz) mäßigen, schließlich erfahre sie als Atomkraftbefürworterin ebenfalls Framing-Gegenwind. Wendland hat im vergangenen Jahr das Buch „Atomkraft? Ja, bitte!“ veröffentlicht und in diesem Jahr eines zur Ukraine. Über beide Themen sprach sie letzten Freitag in Kamenz, organisiert vom Verein Stadtwerkstatt. So bildet sich Pluralität ab, ohne dass etwas gecancelt wird. Vor Ort waren sowohl Dantz als auch FDP-Mitglied Martin Walther. Walther hatte letzten Monat eine Rolle bei der Absage der genannten Lesung im Rheinland gespielt. Er sei „natürlich für Meinungsfreiheit“, in öffentlichen Gebäuden sollte Baab aber eher nicht auftreten dürfen.
Ein weiterer Brief an den Kamenzer OB kam von Osteuropa-Professorin Ricarda Vulpius. Sie forderte, wie das Overton Magazin zitiert, dass ein Fachwissenschaftler zur Veranstaltung hinzugezogen werde, damit man aus „abgesicherter Warte diskutieren kann“. „Abgesicherte Diskussionsrunden also?“, fragt Overton-Autor Roberto De Lapuente. „Das liest sich, als ob die Lordsiegelbewahrer der Wahrheit Politkommissare zu allen Podien hinausschicken wollten, damit dort so diskutiert wird, wie sie es sich vorstellen.“ Am interessantesten wären sicherlich gemeinsame Diskussionsrunden, zum Beispiel Wendland versus Baab, wo die unterschiedlichen Positionen aufeinander träfen.
Offenheit
„Ich stehe für Offenheit, Gleichberechtigung und Vielfalt – und so möchte ich mich auch repräsentiert fühlen“, ließ Fußballspieler Kevin Schade verlauten. Der aktuell beim englischen FC Brentford kickende deutsche Nationalspieler hatte sich nämlich von seinem Spielerberater Maik Barthel getrennt. Das tat ihm Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim nach. Anlass war ein Tweet Barthels, in dem er sich kritisch zum Fußballklub FC Union Berlin geäußert hatte. Für hatte erstmalig eine Frau als Co-Trainerin auf der Bank eines Bundesligaspiels der Männer gesessen, Marie-Luise Eta. „Ein Co-Trainer muss ja auch mal in die Kabine der Mannschaft. Bitte nicht noch den deutschen Fußball der Lächerlichkeit preisgeben. Es langt, dass man die Mannschaftshierarchie komplett zerstört hat mit den Transfers. Es braucht nicht noch andere Storys aktuell“, so Barthels Verdikt. Nach Kritik löschte er den Tweet und versuchte es mit einer Neuformulierung: „Eine Co Trainerin zum Thema zu machen, wird dem @fcunion nicht helfen.“
Für „Offenheit und Toleranz“ stehe Bayer 04 Leverkusen, wie Geschäftsführer Fernando Carro mitteilt. Daher kritisiert der Club eine Aktion von Leverkusen-Ultras, die bei einem Spiel auf der Tribüne ein nicht genehmigtes Spruchband mit der Aufschrift „Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur zwei Geschlechter” gezeigt hatten. „Es sollen Gespräche gesucht werden, in denen deutliche Worte fallen werden“, weiß der Express zu berichten. Offenheit bezieht sich zuweilen nur auf ein bestimmtes Körperteil.
Schwarz-rote Posse
Vor Kurzem ging es hier um einen Jungen, dem Blackfacing unterstellt worden war, und letzte Woche hatte ich die X-Funktion „Kontext hinzufügen“ thematisiert. Aktuell kommt in den USA beides zusammen: Ein Artikel des Sportmediums Deadspin zeigt ein Foto eines Jungen mit schwarz gefärbter rechter Gesichtshälfte und Indianerhäuptlings-Schmuck auf dem Kopf bei einem Spiel der American-Football-Mannschaft Kansas City Chiefs. Dieser Fan „fand eine Möglichkeit, Schwarze und die amerikanischen Ureinwohner gleichzeitig zu hassen“, so Kommentator Carron Philips. Die Liga solle einschreiten.
Wenn man den neunjährigen Nachwuchsfan aber nicht nur im rechten Profil zeigt, stellt sich heraus: Die andere Gesichtshälfte war rot geschminkt, denn Rot und Schwarz sind die Clubfarben. Genau diesen Kontext haben andere X-Nutzer unter den Deadspin-Tweet gepackt, was X-Eigner Elon Musk ausdrücklich lobt. Autor Philipps wiederum, der Falschbehauptung geziehen, sieht den Fehler natürlich nicht bei sich. Dass zur schwarzen auch noch rote Farbe komme, mache alles noch schlimmer, da seine Kritiker Mexikaner hassen würden und trotzdem schon mal einen Sombrero trügen. Diesen seltsamen Tweet löschte er allerdings wieder. Und was den Kopfschmuck angeht: Der Junge hat indianische Vorfahren, sein Opa sitzt sogar in einem Stammesvorstand.
Dritter Versuch
Der Dokumentarfilm Adult Human Female setzt sich kritisch mit dem Transgender-Kult auseinander. Vom ersten und vom zweiten gescheiterten Versuch, ihn an der Universität Edinburgh in Schottland aufzuführen, hatte ich Ihnen berichtet. Aber aller guten Dinge sind letztlich drei: Die Ortsgruppe der Wissenschaftler für Wissenschaftsfreiheit (AFAF) konnte ihn Ende letzten Monats endlich zeigen. Wieder gab es zahlreichen Gegenprotest, es gelang diesem diesmal jedoch nicht, die Veranstaltung zu blockieren.
Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!
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