Claudio Casula / 04.12.2023 / 13:00 / Foto: Superbass / 90 / Seite ausdrucken

Vorsicht, gefährliche Mitesser!

Schon wieder hat ein scheinbar harmloses Dinner die deutsche Demokratie erschüttert: Ein Unternehmer hat in Cannes mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel gespeist. Und sich mit ihr über Politik unterhalten! Darf der das? 

Was für ein Schreck zu früher Morgenstunde! Meine Frau weckte mich, ganz aufgeregt: „Du, wach auf, es ist etwas Schreckliches passiert!“ Ich war sofort hellwach, mein Herz pochte. Was war los? Stand der Russe an der Oder? Hatte Ricarda sich zum Essen angemeldet? Nein, es war viel schlimmer: Wie sich herausstellte, hatte sich ein Molkerei-Unternehmer mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel getroffen. Ein gewisser Müller. Theo Müller. Der mit der Müller-Milch. Hätte Weidel ein Date mit einem Mullah gehabt, wäre nicht gleich ein Aufschrei der Empörung durchs Land gegangen.

Also: Alles Mullah oder was?! Der Milchmann hat, wie es heißt, den Kontakt bereits „eingeräumt“, also gewissermaßen gestanden. Schuldig. Unfassbar: Wie Müller dem Handelsblatt weiter sagte, sei es noch nicht einmal das erste Treffen gewesen. Ende des Jahres sei zudem ein weiteres Treffen mit der AfD-Politikerin geplant. Der Wiederholungstäter versuchte gar nicht erst, sich herauszureden, etwa derart, man habe sich nur ganz zwanglos über die Fortpflanzung der Klippschliefer und deren Einfluss auf die innerasiatische Binnenschifffahrt unterhalten, nein: Sein Interesse habe „dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik" gegolten!

Politische Beobachter in Berlin fühlen sich sogleich an den Fall Hans Joachim Mendig erinnert. Der Geschäftsführer der hessischen Filmförderung HessenFilm hatte sich 2019 mit dem damaligen Bundessprecher der AfD, Jörg Meuthen, zum Mittagessen getroffen. Auch bei diesem brisanten Termin ging es nicht um das Wetter, um die Frage, ob es die oder das Nutella heißt, oder um philosophische Dilemmata („Wenn ein Masochist darunter leidet, dass er Masochist ist – ist das für ihn dann ein Vergnügen?“), sondern um einen „sehr angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“, wie Meuthen anschließend in den sozialen Netzwerken, von Mendig unwidersprochen, postete. Also wahrscheinlich um nicht weniger als den Umsturz. Kein Wunder, dass Mendig für den Lunch gelyncht wurde (also: beruflich) und seinen Posten aufgeben musste, weil sich 350 Schaffende schlechter Filme und 90 Prozent der Presse ganz furchtbar aufgeregt hatten.

Was erlaube Theo?!

Nun wird sogar die Milch in den Betrieben von Müller, Weihenstephan und Landliebe sauer. Woher wir das wissen, was dem Molkerei-Oligarchen alles so gehört? Von Renate Künast. Sie hinterließ bei Twitter / X folgende Produktinformation:

„Sollt ihr wissen! Theo Müller: Molkerei-Milliardär bestätigt Kontakte zur #AfD . Müller ist Haupteigner der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Zur größten Privatmolkerei Deutschlands gehören bekannte Marken wie #Müllermilch , #Weihenstephan #Landliebe .“

Warum sollen wir das wissen? Ruft Frau Künast hier etwa implizit zum Boykott dieser Marken auf? „Kauft nicht bei Müller“? Was erlaube Theo?! Weiß er nicht um die Kontaktschuld oder, schrecklicher Verdacht: Sind ihm solche Vorwürfe vielleicht sogar egal? Meint er, er kann auf die Empörung pfeifen, weil er finanziell unabhängig ist? Ist Müller unser Elon Musk?

Dieses im besten Fall leichtsinnige Verhalten konterkariert jedes Bemühen, die Demokratie zu retten. Da versucht man etwa mit allen Mitteln, die Rechtspopulisten von den Fleischtrögen fernzuhalten, macht extra ein Gesetz, das so maßgeschneidert ist, dass eine parteinahe Stiftung – anders als die politische Konkurrenz – keinen müden Cent bekommt. Gut, man hätte es auch anders formulieren können: „…erhält keine Fördermittel, wenn die Gründung der Partei nach 2012 erfolgte.“ Oder: „Stiftungen sind von der Förderung ausgeschlossen, wenn ein Ex-Vorsitzender der Partei eine Hundekrawatte getragen hat.“ Hauptsache, die gehen leer aus. Wie auch bei den Vizepräsidentenposten, neulich hat es ja wieder einer von denen versucht (ein Mann namens Braun!), nur um sogleich wieder abgelehnt zu werden, wie es seit sechs Jahren Praxis ist, Geschäftsordnung hin oder her.

Wer speist wo und mit wem?

Wer weiß, ob dieser Müller, der bestimmt sehr reich ist, die AfD nicht doch durch die Hintertür finanziert, auch wenn er das (noch) abstreitet. Vielleicht schiebt er mal eben heimlich 100.000 Euro in bar in einem Koffer rüber, solchen Leuten ist ja jede Ferkelei zuzutrauen.

Was also tun? Müller enteignen!, werden die Linken rufen. Theo in die Produktion! Oder nach Bayerisch-Sibirien. Am sichersten wäre allerdings ein Verbot der AfD, wie es eben erneut gefordert wurde, diesmal vom Arbeitnehmerflügel der Union. Der NSDAP-Vergleich hinkt wie der Fuß des Humpelstilzchens: Auch die Nazis seien eben damals durch Wahlen an die Macht gekommen, weshalb man jetzt eine Oppositionspartei, die zwar nicht der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefährlich wird, aber doch den etablierten Parteien, endlich verbieten müsse.

Vor allem muss – als Sofortmaßnahme im Notstand – das mit diesen scheinbar harmlosen, dabei hochgradig konspirativen gemeinsamen Mahlzeiten von AfD-Politikern und vermeintlich unschuldigen Zivilisten unverzüglich ein Ende haben. Es muss geheimdienstlich erfasst werden, wer wo welchen Tisch reserviert und mit welchem Mitesser er schließlich im Restaurant aufschlägt. Die Nachverfolgung in der Corona-Zeit war da doch wegweisend. Frau Faeser, Herr Haldenwang – handeln Sie!

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten

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Wolfgang Richter / 05.12.2023

Künast sollte an ihre Gesundheit denken und sich nicht so aufregen. Ist der Blutdruck schon wieder runter, nachdem sie sich über den Begriff “Clan-Kriminalität” meinte aufregen zu müssen? Sie muß es ja wohl wissen, wo doch der Ehemann -darf man das noch sagen?- als Rechtsbeistand ?? so die mediale Gerüchteküche,

Dr. med. vet. Hans Christ / 04.12.2023

Es tut mir Leid, und das soll keinesfalls eine Verharmlosung der Judenverfolgung im III Reich darstellen, geschweige des Holocaust. Aber irgendwie erinnert mich die Reaktion der Künast an die Bilder aus jener Zeit, die ich glücklicherweise nur aus einschlägigen Dokumentationen kenne, als jüdische Auslagen mit Hakenkreuzen beschmiert wurden und Schilder mit der Aufschrift “kauft nicht bei Juden” zu sehen waren!  Gut, vielleicht, oder sogar wahrscheinlich fehlt Frau Künast die historische Bildung, um zu erkennen, in welchen geistigen Schweinetrog sie sich hiermit legt Dr.Hans Christ

Geert Aufderhaydn / 04.12.2023

Müller war mir immer zu teuer. Aber jetzt leiste ich meinen Beitrag. . .

Lisa Deetz / 04.12.2023

@Roland Stolla-Besta, auch in meinem Freundeskreis hat kürzlich eine Dame geäußert: “Irgendwie bleibt fast nur noch, die AfD zu wählen! —- Aber leider gibt es noch zuviel Hirngewaschene, die von sich selbst meinen, intelligent, hip und progressiv zu sein, die sind selbst keine Akademiker, haben im Bekanntenkreis aber einen davon und laden sich gelegentlich gegenseitig zum Kaffeetrinken ein, also sie gehören quasi zum elitären Zirkel, haha!!——-Die Vernünftigen sind die Straßenbauer, die Lieferfahrer, die Metallbauer - also der sog. ‘Kleine Mann’ , die wissen was hier abgeht und die haben die Schnauze voll!!

A. Ostrovsky / 04.12.2023

Die Frau Künast, aha. Die musste einfach mal was sagen, damit niemand denkt, sie wäre an Korona gestorben. Es ist nicht leicht, was schlaues zu sagen. Vor allem, wenn einem selbst dazu nichts schlaues einfällt. Aber wenn man was sagen muss, naja, dann ist es halt nicht so schlau. Das ist eigentlich logisch. Ich würde da gar nicht ernst nehmen. Sicher nimmt sie es selber nicht ernst.

W. Renner / 04.12.2023

Dass Olaf und Frank Walter mit Terroristen speisen und Händchen halten, scheint aber keinen zu stören.

Roland Stolla-Besta / 04.12.2023

Dieser treffliche Artikel hat in mir einen bisher verdrängten Konflikt wachgerufen, den ich hier schildern muß, vielleicht kann mir einer von Euch Achgut-Lesern in dieser schweren Stunde mit seinem Rat helfen: Wir sind ein Freundeskreis, der sich regelmäßig zu gemeinsamem, meist italienischem, Gaststättenbesuch trifft (intern daher unsere „Pizza-Connection“). Wir halten uns bei den Unterhaltungen mit unseren auch divergierenden Meinungen nicht zurück. Nun aber haben zwei unserer Freunde schamlos gestanden, sie sehen keinen Sinn mehr darin, bei der nächsten Wahl anzutreten, allenfalls könnten sie sich für die einzige Alternative, die AfD, entscheiden! Muß ich jetzt polit-korrekt und moralistisch höchstwertig den Kontakt mit diesen Freunden abbrechen? Vielleicht wäre diese Kühne Frau Nast die richtige anzusprechende Person?

Mathias Rudek / 04.12.2023

Der vorbildliche Denunziant heißt Künast in diesem Land.

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