Henryk M. Broder / 12.01.2020 / 08:54 / 49 / Seite ausdrucken

Zweierlei Fake News

Als treuer und verlässlicher DLF-Zuhörer staune ich immer wieder, woher der Sender seine "Experten" nimmt, die sich zum aktuellen Geschehen äußern und dabei gelegentlich entleiben. Und woher diese "Experten" ihre Informationen beziehen, die ihnen, den Experten, ermöglichen, Hintergründe zu erklären und Vorhersagen zu machen.

Vorgestern, am Freitag, führte Jörg Münchenberg ein Gespräch mit einem Luftfahrtexperten über den Absturz einer ukrainischen Maschine in der Nähe des Teheraner Flughafens. Es komme für seine Begriffe "überhaupt nicht in Frage", sagte der Experte, dass die Maschine abgeschossen wurde. Teheran spiele mit offenen Karten. Dass "ein Raketenabwehrsystem ein Flugzeug abschießt, was soeben von dem eigenen Flughafen gestartet ist", das habe "mit Abwehr ja wohl überhaupt nichts zu tun". Denn: "Da hätte das Flugzeug ja eher umgekehrt fliegen müssen, von außen in das Land hinein, auf den Flughafen oder Teheran als Stadt, so dass man da überhaupt eine Bedrohungslage sich zusammenreimen kann. Das halte ich allein aus diesem Grunde für ausgeschlossen. Dass man aus Versehen ein solches Flugzeug abschießt, kommt für meine Begriffe auch nicht in Frage."

Nun ja, kann schon mal passieren, Ferndiagnosen sind immer ein wenig riskant. Nur ein paar Stunden später gab ein Kommandeur der Revolutionären Garden zu, dass seine Jungs das Flugzeug abgeschossen hatten, versehentlich, weil sie es für eine US-Rakete gehalten hatten. Wir merken uns: Bis zum Nachweis des Gegenteils gilt, dass der Iran ein friedliches Land ist, das weder die Hamas noch die Hizbollah unterstützt, was immer die zionistischen Hetzer behaupten.

Brok bereut nichts

Sehr lustig war auch eine Geschichte aus der Abteilung Fake News und Liebesdienste, die das Westfalen-Blatt über Elmar Brok verbreitete, der sich in den fast 40 Jahren seiner Zugehörigkeit zum EU-Parlament den Status einer Antiquität ersessen hatte. Nun meldet das Westfalen-Blatt, Broks Rat "bleibt gefragt", er "hilft Regierungen, hält Vorträge und plant ein Buch", genieße seine "neue Freiheit" als "Vize-Präsident des Weltverbandes der Christdemokraten" und auch als "Senior Fellow der renommierten US-amerikanischen Denkfabrik Aspen Institute", ist "international unterwegs, zuletzt bei Vorträgen in Thailand und Australien oder demnächst in Indonesien", wobei ihn "die Länderbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützen", und sorgt daheim dafür, "dass der Flughafen Paderborn-Lippstadt eine gute Zukunft hat". Ein Kümmerer aus Überzeugung: „Wenn es gewollt ist, helfe ich gerne."

Vor allem aber: „Ich habe die Entscheidung, nicht mehr für das Europaparlament zu kandidieren, nicht eine Sekunde bereut, was mich nach fast einem Jahr selbst überrascht.“ Surprise, surprise!

Tatsächlich hatte Brok entschieden, nicht mehr für das Europaparlament zu kandidieren, nachdem er bei der Aufstellung für die CDU-Landesliste zur EU-Wahl durchgefallen war – gegen einen unbekannten Parteifreund. Erst als ihm von der Partei ein unsicherer Listenplatz trosthalber angeboten wurde, zog er die „Notbremse" und gab seinen "freiwilligen" Rückzug bekannt. 

Sehr zum Bedauern von Jean-Claude Juncker, der sich ein Europaparlament ohne Brok nicht vorstellen konnte. 

 

Von Henryk M. Broder erschien am 8. November 2019 das Buch „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die zweite Auflage ist ab sofort lieferbar.

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A. Ostrovsky / 12.01.2020

@Thomas Weidner Weil es hier gerade um Fake News geht. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses MH17-Dejavue gerade ein ukrainisches Flugzeug trifft? Ich meine, wenn man ein ziviles Passagoerflugzeug mit einem Marschflugkörper verwechselt, kann man es ja nicht richtig identifiziert haben. Um aber diese Wiederaufführung von MH17 zu veranstalten, müsste man es doch eindeutig als ukrainisches Passagierflugzeug identifizieren. Wenn ich jetzt mal von der populistischen Behauptung absehen will, der Russe wars, dann müßten doch Außerirdische immer noch etwas gegen die Ukraine haben, obwohl dort der Schokoladenpräsident längst durch einen abgelöst ist, der gar keine Schokolade mag. Da versehe einer die Außerirdischen! Und Kanada? Was weiß Harry? Wird er doppelbesteuert, obwohl das in Deutschland verboten ist? Wo sind die Plopaten hin, wo sind sie gebliihibehn? Ganz allein der Wind. Sind denn dort nur noch überall Ungläubige am Werk?

Sylwester Minko / 12.01.2020

Einen Experten und Einern Eunuchen verbindet eines: Beide wissen wie, aber keiner kann es.

A. Ostrovsky / 12.01.2020

@Hubert Bauer / 12.01.2020 Irgendwo im wehwehweh ist gut, aber wo genau? Wie muss man sich die Experten-Rekrutierung vorstellen? Gibt es da Experten-Agenturen, wo man Anfragen kann “Also in China ist ein Sack Reis umgefallen, kennt ihr da einen Reisexperten”? Oder bewerben sich die Experten pausenlos bei allen Sendern, oder nur beim DLF, der sie dann nach Proportz und Dublin III Regel an Zeitungen und Weihnachtsmarktbuden verteilt? Ich habe noch nie bei einem Jobportal eine Stellenanzeige gelesen ” Wir sind ein regional renommierter Rundfunksender und suchen einen Experten für Alles”. So eine Expertensuche muss doch einen Vorlauf haben. Bis sie alle Bewerbungsmappen durchgearbeitet haben, ist doch das Ereignis schon wieder vergessen, zu dem der Experte reden soll. Wenn ich das mal mit Großkonzernen vergleiche, wo die einfache Absage auf eine Bewerbung neun Monate dauern kann, wenn überhaupt.  Mal angenommen,  also nur mal angenommen, ich wäre Experte für Waschbärplagen und Supernovae, sowie partielle Mondfinsternisse. Wo müßte ich das bekanntgeben, wenn mal Beteigeuze explodiert, dass sie mich dann zu der verstärkten Waschbärinvasion und ihrerr Auswirkung auf den Brexit und die Zahl der Haiunfälle im Pazifik fragen können. Ich meine, natürlich bin ich Experte, aber warum fragen die eigentlich immer Leute, die keine Ahnung haben? Fazit: WER SIND DIE? Und Elmar Brog, war das nicht der mit dem gurgelnden tieftönigen Gerede ohne jeden Sinn. Wenn da jemand behauptet etwas Konkretes herausgehört zu haben, sind das selbstverständlich Fake News.

Michael Hofmann / 12.01.2020

Sehr geehrter Herr Broder.Ich kann Ihre Hassliebe zu Elmar gut nachvollziehen. Im Ruhestand reist er jetzt auf Steuerzahlerkosten rund um die Welt und hält Reden, die keiner hören will.Zum Abschuss des Passagierflugzeuges war es von Anfang an für mich klar,dass es wohl nicht auszuschließen ist,dass die arabischen Technik Legastheniker auf alles ballern was nächtens in der Luft unterwegs ist.

Stine Bading / 12.01.2020

Welch Geistes Kind der DLF, den ich auch seit Jahren gerne, allerdings mit abnehmender Tendenz, gehört habe, ist allein durch die Auswahl der “Experten” mittlerweile bekannt. Dem Faß den Boden ausgeschlagen hat er (DLF) jetzt allerdings am Freitag (10.00h bis 11.30h), in dem es in einer Sendung um die Situation farbiger Menschen in Deutschland ging. Dort durfte ein farbiger Dirigent (nach eigenen Angaben angestellt beim regionalen öR) völlig unwidersprochen erklären, dass es Rassismus sei, wenn die Deutschen von Ausländern erwarten, dass sie die deutsche Sprache lernen. Es gab keinerlei Widerspruch von der Moderatorin, einem zugeschalteten Bürgermeister (nach eigenen Angaben selbst farbiger Deutscher), und von keinem anderen Teilnehmer dieser Sendung. Der DLF ist eben auch nur ein GEZ- zwangsfinanzierter Staatsfunk, den ich noch am selben Tag bei mir aus der Programmliste meines Radios entfernt habe.

Gertrud Tunn / 12.01.2020

Und da stelle man sich noch vor, dass dieses Militär Zugang zum “roten Knopf” der Atombombe bekommt!

Karl Dreher / 12.01.2020

@Hubert Bauer: Ist der “Experte” Elmar Giemulla jener Prof. Dr. iur. Elmar Giemulla, der u. a. auch das “Handbuch des Luftverkehrsrechts” mit herausgibt? Dann dürfte dessen Expertise diesen juristischen Bereich erfassen, wozu aber wohl nicht die Beurteilung, ob ein Absturz oder Abschuß vorliegt, gehört! Wie kann man diesen Herrn dann in diesem Zusammenhang als “Experten” dazu befragen ...?

Wolfgang Janßen / 12.01.2020

Lieber Herr Broder, trauen Sie keinem Experten. Ich weiß wovon ich rede, ich bin selber einer.

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