Als Wehrpflichtiger bei der Luftwaffe landete in einer Außenstelle der Hochschule der BW in München als “Heimschläfer” und hatte Gelegenheit u.a. in die USA zu fliegen und die Naval Academie, Westpoint und das Pentagon kennenzulernen. Gleichzeitig regte sich mein Interesse für das Fliegen überhaupt, weshalb ich unmittelbar nach meiner Wehrpflicht Verkehrspilot für Flugzeuge und Hubschrauber wurde. Für mich Einzelfall hat es ich - wenn man so will - also gelohnt. Und Hinweise wie: “Soldaten sind potentielle Mörder” jucken mich nicht. Das Leben selbst ist tödlich und der Wahrscheinlichkeit nach, werde ich wohl in etwa 20 Jahren abtreten; so what ...?
Bevor man über die Rückkehr zu einer allgemeinen Wehrpflicht (die das Grundgesetz ja durchaus vorsieht) nachdenkt, wäre vielleicht erst einmal eine funktionsfähige Ausstattung der Streitkräfte von Vorteil? Ansonsten wäre der Dienst an der nicht einsatztauglichen Waffe , wie auch immer man zur Wehrpflicht ansonsten stehen mag, wirklich vergeudete und verlorene Zeit. Bei der ganzen Debatte finde ich einen anderen Aspekt viel wichtiger, der zwar medial Erwähnung fand, aber insgesamt eher unter den Tisch fällt: unsere Politik phantasiert sich schon jetzt wieder den dann ggf. alternativ zu leistenden Ersatzdienst herbei - und freut sich schon über viele billige Helfer in den Krankhäusern und Pflegeheimen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, zumal angesichts der Tatsache, dass die von Herrn Spahn in Aussicht gestellten 8000 Fachkräfte in der Altenpflege vielleicht gut gemeint sind, vor dem Hintergrund des bundesweiten Pflegekräftemangels aber nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass es in Wahrheit gar nicht um die eigentliche Wehrpflicht geht. Es geht um den zivilen Ersatzdienst durch die Hintertür; sogar eine allgemeine Dienstpflicht zum Wohle der Allgemeinheit wird herbeiphantasiert (und auch da geht es letztlich wieder um billige Ersatzpflege in Kliniken und Heimen.) Generell kann ich der Argumentation, dass der junge erwachsene Mensch beim Bund als der “Schule der Nation” noch was lernen könne, nur mit einem Kopfschütteln begegnen. “Schule der Nation” sind die Grund-, Hautpt-, Real- und Gesamtschulen sowie die Gymnasien. Der tieferen Sinn des Strammstehens habe ich noch nie verstehen können - vielleicht, weil es ihn nicht gibt? Ich war in den 90er übrigens selber Zivi. Dem dummen Spruch “Soldaten sind Mörder” habe ich aber auch als Verweigerer nie zustimmen können.
Die Überschrift dieses Beitrags ist reine Demagogie. Man könnte das auch umdrehen in »Wehrpflicht für Schneeflocken – warum?« Nur weil der Autor als Wehrpflichtiger vor Jahrzehnten bei den Fallschirmjägern war, meint er, die Jungen müßten den Unsinn auch mitmachen. Nur angemerkt, ich war bei der Luftwaffe, zur Ausbildung in Erndtebrück und dann ein Jahr in Meßstetten. Es waren 15 verschenkte Monate. Heute würde ich eher das Land verlassen, als zu dieser Armee zu gehen. Das Warum ist schnell erklärt: Ein Land, das es nötig hat, seine jungen Männer zwangsweise zur Armee zu pressen, hat es meiner Ansicht nach nicht verdient, verteidigt zu werden. Wollte die Politik Personal für das Militär, ginge das auch ohne Wehrpflichtige, die sowieso nichts wirklich Sinnvolles tun dürfen (außer bei ABC-Alarm die Z’ler im Bunker zu schützen, so war das jedenfalls bei uns). Man muß für das Militär die richtige Infrastruktur schaffen, die damit beginnt, alle, die gegen die Bundeswehr hetzen, wegen Wehrkraftzersetzung einsitzen zu lassen, fähige Minister einzusetzen statt Lachnummern à la von der Leyen. Dann muß man die, die bereit sind, ihr Leben für diesen Staat zu geben, entsprechend bezahlen und vor allem, man muß ihnen die entsprechende Reputation geben. Dann klappt es. Man braucht auch keine Weiberwirtschaft; Frauen, die nicht in den Kampfeinsatz ziehen dürfen, sind in einer Armee ein schlechter Witz. Aber ich möchte dem Autor noch etwas anderes auf den Weg geben und ihn fragen, ob er wirklich dieses Regime mit seinem Leben verteidigen möchte? Ich nicht. Denn das Militär verteidigt nun einmal nicht das Volk, das ist nach einem verlorenen Krieg immer noch da, sondern seine Politiker. Wer möchte ernsthaft eine Roth, einen Gysi, einen Altmeier, eine Merkel, einen Seehofer, eine von der Leyen, einen Steinmeyer und so weiter verteidigen? Ich möchte sie alle davonjagen, aber nicht auch noch schützen. Deshalb NEIN zur Wehrpflicht in diesem unseren ehemaligen Land.
Ich war nicht beim Bund, sondern 20 Monate als Zivi unterwegs, weil mir schon vorher klar war dass ich die von Herrn Schneider beschriebenen hierarchischen Probleme haben würde. Nur war das Problem im Zivildienst fast exakt dasselbe, denn auch dort tummelten sich unter den Vorgesetzten nicht gerade Intellektuelle. Trotzdem würde ich zustimmen, dass es nicht schlecht ist, wenn junge Menschen mal zwangsweise für eine Weile aus der heimischen Behütung gerissen werden und lernen, dass die Realität noch ein paar mehr Schattierungen enthält als bislang ihre Filterblase durchlässt. Dieses ganze sich mittlerweile festsetzende mimimi-Schneeflocken-Daueropfer-Empfinden wäre ziemlich schnell wieder erledigt, wenn die betroffenen Herrschaften mal mit unangenehmen Realitäten dauerhaft in Zwangskontakt und einen Realitätsabgleich geräten Ob das nun unbedingt über Wehrdienst erfolgen müsste, sei mal dahingestellt. Den Gedanken der Verankerung der Armee in der Bevölkerung fand ich aber so schlecht nicht - und es wäre ja immer noch alternativ Zivildienst möglich. Also Dienst für die Gesellschaft, soweit jedenfalls das persönliche Gutmenschenbewusstsein dies als erstrebenswerter betrachtet
Ich fürchte, dass bei dem in Deutschland herrschenden politischen Klima maximal 10% der Dienstverpflichteten Wehrdienst leisten würden. Die hochnäsigen Ressentiments gegen nicht akademische Vorgesetze, Kassierern oder Fliesenlegern des gebildeten Herrn Schneider sagen ja schon alles. Aber wer will zudem auch noch ein Mörder sein? 90% würden sich also für einen Zivildienst vornehmlich in der Pflege entscheiden. Und was wäre die Folge? Die Zivis übernehmen wieder die Alten- und Pflegeheime. Okay - dann kümmert sich endlich mal überhaupt wer um die Pflegebedürftigen. Dann kann aber auch weiter an qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich gespart werden und die Träger, maßgeblich die Kirchen, können sich die Taschen noch voller machen als ohnehin schon. Beim Wehrdienst habe ich aber auch meine Zweifel, da die hochqualifizierten Berufssoldaten, insbesondere die Offiziersanwärter, ja heute schon beim Eingewöhnungsmarsch (4 km Spaziergang) kurz nach dem Kasernentor tot umfallen. Und dann noch Wehrpflichtige? Die müssten heute förmlich betreut werden. Vielleicht schließt sich der Kreis da wieder zu den Zivildienstleistenden. Da die Nordic-Walking-Gruppen der Senioren meist mehr Leistungsfähigkeit aufweisen, könnte ein Arbeitsdienstjahr doch alternativ auch mit 67 plus (demnächst wohl 70 plus) angetreten werden. Das hätte den zusätzlichen Vorteil, dass die Alten bereits am aktuellen BW-Material (von der grünen Zwickel-Baumwoll-Unterhose über die Moleskin-Anzüge und den ABC-Schutzplanen bis hin zu Uraltfahrzeugen, die damals schon nicht fuhren und den ganzen anderen Schrott, allesamt aus den 60-igern und 70-igern) bestens ausgebildet sind.
Nachtrag: Auch falsch: Die Engländer allein haben nicht Waterloo gewonnen. Ohne Blüchers rettende Kavallerie wäre das nämlich gründlich in die Hose gegangen. “Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen.” (Wellington während der Schlacht) Im Übrigen hat Herr Augst Recht mit seiner Formulierung : “Stammtisch-geschwätzig”. Ich weiß sehr genau, warum ich meinen Sohn so erzogen habe, daß er nicht im Traum auf die Idee kam, sich zum Militär zu melden. Im günstigsten Fall läuft es darauf hinaus, Leute zu Duckmäusern zu erziehen, ihren Willen zu brechen und deren Lebenszeit zu verschwenden. Darüber hinaus habe ich in einer richtigen Armee 3 lange Jahre Zustände erlebt, die sich der BW-Rekrut Schneider nicht mal in seinen kühnsten Albträumen ausmalen kann. Oder um es mit Reinhard Mey zu sagen: “Nein, meine Söhne geb’ ich nicht.”
Wehrpflicht also aus erzieherischen Gründen? Struktur in das Leben bekommen , oder zur Berufsfindung? Das sind Aufgaben, welche eigentlich von anderen wargenommen werden sollten. Wer sollte denn zur Wehrpflicht eingezogen werden? Unsere Neubürger? Die häufig immer sehr schnell beleidigt und impulsiv sind? oder unsere paar Nachkommen derjenigen, die schon länger hier leben. Um ein Land militärisch zu unterstützen benötigt es auch eine Identifikation mit dem eigenen Land. Man muss sein Land lieben, sich mit ihm identifizieren. Unsere Politik ist ja gerade dabei dieses aktiv allen Bürgern aus dem Kopf zu treiben. Wir sind ja keine Nation mehr, es gibt ja nur noch Europa. Niemand würde derzeit für unser Land seine Haut zu Markte tragen. Ganz anders in den anderen europäischen Staaten. Die Franzosen lieben Frankreich. Die Engläder England und die Italiener Italien.
Was das Wichtigste, meiner Meinung nach, bei der Wehrpflicht war, auf Andere, Gleichaltige Rücksicht zu nehmen und zu lernen, Aufträge auszuführen. Heute kommen die kleinen Schneeflocken in die Lehre und sind geschockt, daß etwas von ihnen verlangt wird, daß sie etwas zu leisten haben, das ihre Ausdauer und Kondition fordert. Die werden doch völlig von der Welt “da Draußen” erschlagen. Nicht umsonst war von der Armee als Schule der Nation die Rede.
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