Lieber Max Roland, meine Hochachtung, wie Sie versuchen, sich der Sprachverhunzung entgegen zu stellen. Eine Universität sollte ja ein Ort der Bildung, auch der sprachlichen Bildung, der Pflege einer wissenschaftlichen Sprache unabhängig vom Studienfach, die Sprache in wissenschaftlichen Arbeiten eine Visitenkarte des Verfassers und seiner Professoren (Lehrer) sein. Studienfach, Person und Thema der Hausarbeit sollen hier auch zum Schutze des Studenten hier nichts zur Sache tun: Kürzlich bat mich jemand, seine Hausarbeit hinsichtlich Rechtschreibung gegenzulesen, der im Vorhinein aber ausdrücklich für die „Genderei“ um Entschuldigung bat, dies müsse an seiner Uni leider so sein, damit die Arbeit überhaupt bewertet würde. Was tun? Sich in die entsprechende universitätsinterne Ordnung einzulesen und diese ggf. auf bestehende oder nicht vorhandene Rechtsgrundlagen überprüfen zu lassen, wäre der richtige Weg. Ob dies aber jemandem zuzumuten ist, der gerade sein Studium beginnt? Als Lektüre empfehle ich: „Halt bloß die Klappe - als konservativer Student am Otto-Suhr-Institut“. Der Verfasser ist nicht mit dem von mir beschriebenen Studenten identisch. Es ist traurig, dass man heute wieder so „konspirativ“ agieren muss, um niemandes Studium zu gefährden. Zum wiederholten Male: Ich bin einfach nur heilfroh, dass meine Tochter (31) nicht mehr auf das Wohlwollen von Gymnasiallehrern und Uniprofessoren angewiesen ist. Vielleicht finden Sie ja hier bei den Co-Autoren der Achse rechtlichen Rat. Alles Gute!
Ausgezeichnet! Nebenbemerkung, Ausgezeichnet! – Randbemerkung, alte Ausdrücke wie „allenthalben“, „obsiegen“, etc. sind aus dem aktiven, nicht aber aus dem passiven Wortschatz geschwunden. Als ich einmal im Einkaufszentrum den „beklagenswerten Zustand der Herrentoilette“ erwähnte, wirkte die Dame erheitert statt betreten.
@Sonja Dengler: Wie wär’s mit Sprach-Despot?
Vor ein paar Tagen gab’s im Deutschlandfunk eine Sendung über Paläoantropologie. Seit einiger Zeit ist der DLF sehr bemüht, immer die weibliche Form mitzusprechen, und so verkrampft dieses Bemühen ist, so verkrampft und umständlich sind dann auch die sprachkorrekten Texte, die zur Verlesung kommen, Da ist dann stets von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und von Forschenden die Rede; “Die Forschenden haben herausgefunden ...”. Da sich diese Verkrampfung aber nicht konsequent durchhalten läßt, heißt es dann u.a. , daß Amerika von Europäern besiedelt wurde, (also nicht von Europäerinnen und Europäern). Der arme Zuhörer muß dann rätseln, ob hier tatsächlich nur männliche Europäer gemeint sind, oder ob der Autor nur nachlässig war. Wie konnten die Europäer in Amerika überleben, wenn nur Männer dort siedelten? Ebenso ging es mit den Krankheitserregern, die kommen beim DLF auch nur in der männlichen Form vor, Krankheitserregerinnen gibt es dort nicht. Die Bakterien, die Krankheiten auslösen, sind also nur männlich, oder wie? Was will ich damit sagen: Es leidet nicht nur die Sprachästhetik sondern auch die sprachliche Präzision. Und das bei einem (populär-)wissenschaftlichen Text, in dem es auf Präzision ankommt. Das ist bedenklich.
“Sehr geehrte Brüderinnen und Schwesteriche, liebe Kastraten…”
Im Intranet meiner Behörde las ich einen Artikel, indem von „Radfahrenden“ die Rede war, obwohl die zu der Uhrzeit, als ich den Artikel las, ganz bestimmt schon „Schlafende“ oder „Träumende“ waren. Jedenfalls erdreistete ich mich, in einer Mail an den Autor kritisch auf die Verhunzung der deutschen Sprache hinzuweisen. Es gab keine Antwort des Autors. Dafür musste ich zwei Tage später zu meinem Chef („mach mal bitte die Tür zu und setz dich…“). Der wies mich mit ernstem Gesichtsausdruck darauf hin, dass unser oberster Dienststellenleiter über meine Mail höchst ungehalten sei. Ich solle künftig „soetwas“ nicht mehr schreiben. Leute! Ich weiss jetzt, wie sich kritische DDR-Bürger gefühlt haben mussten, wenn sie wegen einer freien Meinungsäußerung vor ihrem Kombinatsleiter antreten mussten. Denn genau da sind wir inzwischen auch angekommen. Man fühlt Wut und Zorn auf diese gehirngewaschenen Schwachmaten und gleichzeitig Hilflosigkeit. An solche Gefühle kannst Du Dich schonmal gewöhnen, lieber Max! Denn ich wette auf dieses Land keinen Pfifferling mehr, dass es nochmal zur Besinnung kommt. Ich wünsche Dir trotzdem für Deine Zukunft viel Weisheit, Erfolg und Durchhaltevermögen!
Den Optimismus, Sprache bzw. Sprachgebrauch ließen sich nicht dekretieren, teile ich nicht. Es mag Leute geben, die genug Sprachgefühl und Selbstbewußtsein haben, sich diesen Oktroys zu widersetzen - aber das sind die wenigsten. Ich sehe in meinem engeren Verwandtenkreis, daß die Studenten unter ihnen sich der Genderei, aber auch z.B. der Zeitangabe “v.u.Z.” und zig anderen Diktaten beugen (“weil man sich sonst ausschließt”), aber dies dann wie selbstverständlich in ihre alltägliche Sprach- und auch Denkpraxis übernehmen. Es ist auch gut nachvollziehbar - man riskiert u.a. schlechte Noten, wenn man seine Seminararbeiten gender- und sonstwas-unsensibel formuliert. Da hilft nur intensives Dagegenhalten. Immerhin gilbt es außerhalb dessen, was die Kultusminister als “richtig” für die Schulnotenvergabe festlegen dürfen, keine wirklich rechtsverbindliche Festlegung von korrekter Rehtschreibung und Grammatik. Und keine Behörde ist berechtigt, sprachliche Festlegungen außerhalb ihrer originären Zuständigkeit zu treffen. Eine Finanzbehörde beispielsweise kann also in Bezug auf Steuer-Fachsprache Definitionen vorgeben, aber nicht in Bezug auf “Geschlechtergerechtigkeit.
Lieber Herr Roland, dann bin ich einmal gespannt, wie tapfer Sie den Sprachdiktatoren noch entgegentreten, wenn man Ihnen Punkte in Ihrer Hausarbeit abzieht, weil Sie sich nicht an den Gender-Sprech gehalten haben. Berichten Sie uns weiter. Und … müssen Sie eigentlich immer wieder hervorheben, daß Sie demnächst wohl eher feiern als studieren werden? Wenn Sie Zeit brauchen, um sich auszutoben, dann nehmen Sie sich die. Aber kokettieren Sie nicht damit, daß man Sie in nächster Zeit wohl eher in der Wirts- als der Studierstube finden wird. Das ist jedenfalls meine unmaßgebliche Meinung. Falls Ihnen mein Ton zu belehrend und meine Ansichten zu anmaßend erscheinen, ignorieren Sie einfach meinen Kommentar.
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