Lieber Herr Rietzschel, und wie ist es eigentlich mit dem Nazarener und seiner Maria Magdalena? Da wird sich doch auch noch was finden lassen.
Was heute als sexuelle Belästigung gilt, nannte man noch vor 10 Jahren ein Kompliment machen, flirten, eine zärtliche Berührung oder eine meist spielerische, nicht ernstgemeinte kleine Anmache. So Politiker und Staatsmänner wie John F. Kennedy oder Willy Brandt hätten wohl vorzeitig zurücktreten müssen, Brandt noch früher und Kennedy innerhalb seiner Präsidentschaft noch vor dem Attentat, weil beide Schwerenöter waren.
Irgendwann stolpert wohl auch der alte Adam über die Me-Too-Kampagne. Macht er sich doch im Paradies einfach über Eva her und mit ihr Kinderinnen und Kinder. – Juristisch korrekt wäre eine internationale Ausschreibung der Stelle gewesen, gendergerecht als „Partner m/w/d“, mit dem Zusatz: „Bei gleicher Eignung werden Migranten, Frauen und Kinder bevorzugt.“ Und vor dem Sex bitte einen schriftlichen Vertrag in dreifacher Ausfertigung.
Sehr richtig, werter Herr Rietzschel. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man seitens der wachsenden Anzahl Spät-Empörter lediglich dunnemals vertane Chancen beklagt. Und weil man entgangene erotische Abenteuer nicht nachholen kann (schließlich weiß jeder, dass der- bzw. diejenige, die zu spät kommt, vom Leben bestraft wird), macht man seinem eigentlich längst verjährten Frust über beklagenswerte Versäumnisse mit allen zur Verfügung stehenden Luft. Dabei zieht man sehr bewusst selbst Register, die für einen ehemaligen Turbo-Flirter oft das berufliche und soziale Aus bedeuten. - Löblich, dass man sich wenigstens im so bedeutenden Salzburger Kulturbetrieb vom Geheul der alten Wölfinnen nicht beeindrucken lässt. Ich wünsche Ihnen viel Freude an den gewohnt hochkarätigen Aufführungen der Salzburger Festspiele. Ich gebe zu, dass ich Sie mehr als nur ein wenig um diesen Kunstgenuss beneide….
Widerspruch! Mozart wurde ganze 36 Jahre alt. Er starb verarmt. Von einem „alten Lustmolch“ zu schreiben und ihn mit Domingo zu vergleichen ist absurd. Wer die Abhängigkeiten im Künstlergeschäft, besonders auf der Opernbühne kennt, der weiß, wie schwer es gerade für Frauen ist und war, sich gegen die Lüste und Anzüglichkeiten von Opernstars zu wehren. Der Konkurrenzdruck ist enorm. Erst in letzter Zeit bricht das Eis. Das mussten zuletzt auch Dirigenten wie Charles Dutoit, James Levine und Daniele Gatti erfahren. Und das ist auch gut so. Frauen sind kein Freiwild.
Gut, dass die Damen im vermutlich fortgeschrittenen Alter beginnen, ihr früheres Leben mit den Versäumnissen und enttäuschten Erwartungen aufzuarbeiten. „Natürlich“ benötigen sie dafür, zur nachträglichen Reinwaschung, ein gewisses Maß an Öffentlichkeit, zeugenhalber. Dabei dürfte die „ Abwehr“ gegen Plácido deutlich einfacher gewesen sein, als die gegen unsere feurigen männlichen Gäste. Während Plácido das Private vorzog, wie ( fast) alle weißen Herren, dem sich die eingeschränkt talentierte Madame leicht hätte entziehen können, vermutlich hätte ein eindeutiges Nein allerdings ohne widersprüchliches Verhalten genügt, bevorzugen unsere aktuellen Gäste zumindest anfänglich den öffentlichen Raum, da sie mehrere Ziele zugleich und gerne auch kollektiv ( die Angst des Einzelnen ?) verfolgen. Im Gegensatz zum weißen Mann. Und ein einfaches „Nein“der potentiellen Beute, die sie selbstredend darstellen, genügt hier eher nicht. Aber die Damen wissen natürlich um die erwartbaren Reaktionen einer psychopathologischen Gesellschaft. Und Salzburg macht sich der nachträglichen Mittäterschaft schuldig. Ein shitstorm ist das Mindeste, das die Einladung und der Auftritt eines weißen ( in die Jahre gekommenen )Wüst- und Lüstlings auslösen müsste. „Hoffentlich“ trifft es irgendwann nicht auch die „Künstler“ di Caprio und co., deren Objektverhalten zur Zeit allerdings noch rege nachgefragt wird, Schwammigkeit hin oder her. Und Moral wird ebenso wie die „Würde“ der Frau stündlich und immer wieder neu mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen „ verhandelt“.
Vielleicht sollte Placido Domingo mit Dieter Wedel eine “Selbsthilfegruppe” gründen. Wie das manchmal so ist , da fällt einer B oder C-Schauspielerin plötzlich ein , Mensch , hat mir nicht damals vor 25 Jahren der berühmte XY mal einen schweinischen Witz erzählt oder sogar einen Farbigen mit dem bösen N-Wort angesprochen ? Da läßt sich doch was machen mit Hilfe von #metoo# , mindestens 1 Woche Titelseite inklusive.
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