Thomas Rietzschel / 17.06.2023 / 15:00 / Foto: Olaf Kosinsky / 12 / Seite ausdrucken

Kaube weiß, was Habeck mit Börne verbindet

Vor einer Woche wurde der Börne-Preis für Essays, Kritik und Reportage an Wirtschaftsminister Robert Habeck verliehen, in der Frankfurter Paulskirche. Man muss schon eine Weile suchen, bis man den Grund für diese Auszeichnung in Habecks literarischem Werk findet.

Es war einmal, so beginnen die Märchen, die wir den Kindern erzählen, inzwischen aber auch eines, das Erwachsene bisweilen zu hören bekommen: das Märchen von der FAZ, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von der es einmal hieß, hinter ihr stecke „immer ein kluger Kopf“.

Das war ein werbewirksames Kompliment an die Leser des Blattes. Indem sie sich durch die FAZ über das Weltgeschehen, über Wirtschaft und Kultur unterrichten ließen, durften sie sich geistig erhoben fühlen in den Stand der Gescheiteren. Der Slogan besagte ja auch, dass es besonders kluge Köpfe seien, die die „Zeitung für Deutschland“ machten. 

Falsch war das nicht, man denke nur an den für das Feuilleton zuständigen Herausgeber Joachim Fest oder den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Ihre Meinungen mussten nicht  jedem gefallen, bezeugten aber allemal einen großen Bildungsfundus. Heute steht an der Stelle von Joachim Fest Jürgen Kaube als verantwortlicher Herausgeber des Kulturteils, ebenfalls ein – wie wir bisher annahmen – gescheiter Kopf. Nun aber müssen wir uns korrigieren, müssen sogar fragen, wie es um Kaubes literarisches Urteilsvermögen bestellt ist. Hat er doch, wie bei der Verleihung des Börne-Preises üblich, als alleiniger Juror die Auszeichnung in diesem Jahr dem amtierenden Bundeswirtschaftsminister und vormaligen Kinderbuchautor Robert Habeck zugesprochen. 

Die Jagd auf den Wolf

Welcher Teufel, fragt man sich, mag den Mann geritten haben? Immerhin soll der Preis Autoren ehren, die „im Bereich des Essays, der Kritik und der Reportage Hervorragendes geleistet haben“ und Börne ebenbürtig sind. Nun stimmt es zwar, dass der in Frankfurt geborene Autor als politischer Publizist nie das Niveau eines Heinrich Heine erreichte. Die beiden waren lebenslang tief zerstritten, haben sich befehdet, aber nie mit der groben Keule aufeinandergeschlagen, sondern mit spitzer Feder gefochten. Börne war ein Meister der sprachlichen Polemik. 

Dass auch, geht es nach Jürgen Kaube, Robert Habeck ein solcher sein soll, ist uns neu. Worin, bitteschön, besteht sein publizistisches Schaffen? Die FAZ spricht in Rätseln, wenn sie dazu poetisch angehaucht faselt: „Die Waage als Zeichen des politischen Denkens und Handelns verbindet den Bundeswirtschaftsminister und Publizisten Robert Habeck (Die Grünen) mit dem politischen Publizisten Ludwig Börne (1786 bis 1837): Das immer neue Ringen um ‚Maß und Mitte‘ sieht Habeck als Merkmal der Demokratie der Bundesrepublik.“

Wo, bitte, wo kann man Beiträge lesen, die diesem Lob entsprechen würden, etwa in dem Werk „Jagd auf den Wolf“, das er wie andere Kinderbücher zusammen mit seiner Frau verfasste? Nun, rein sprachlich spricht einiges dafür, dass das gemeint sein könnte. Bewegt sich der unterdessen zum Wirtschaftsminister avancierte Habeck weiter auf dem solistischen Niveau von Kinderbüchern. 

In der Diskussion um das Verbot älterer, noch mit fossilen Brennstoffen betriebener Heizungsanlagen besänftigte er die verstörten Bürger unlängst mit der Aussage, wer schon älter sei und noch eine der demnächst verbotenen Anlagen in seinem kleinen Hexenhäuschen habe, könne diese weiter betreiben. Auch könne er die Anlage, wenn sie ein „Aua“ habe, wieder „heile machen“ lassen. Wahrlich eine Sprachkultur, die es verdient, mit einem nach Ludwig Börne benannten Preis ausgezeichnet zu werden. 

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Karl-Heinz Vonderstein / 17.06.2023

Dabei singt er doch immer so schön mit bei der Nationalhymne.

Stefan Riedel / 17.06.2023

“...etwa in dem Werk „Jagd auf den Wolf“”? Jagd auf den Bürger? Heizung, Auto, Essen, Denken, Sprache, Traditionen,...? Wann wird der Jäger zum Gejagten?

holger milde / 17.06.2023

War es nicht va. in Frankfurt, wo KBWler & Maositen wie Joseph, genannt Joschka Fischer, Dany le Rouge Kinderladen-Freund, Jutta von Ditfurt uvva. die GRÜNEN infiltrierten und kaperten? Vielleicht ergibt sich ja da ein Faden zum “Juror” und den GRÜNEN Maoisten?

F. Bothmann / 17.06.2023

Können die sehr geschätzten ostsozialisierten Foristen bitte hier ergänzen wie der entsprechende Preis des Neuen Deutschland hieß?

BKKopp / 17.06.2023

Unser aller Problem ist nicht nur Habeck. Es sind die Kaubes, die meist nicht einmal dem Namen nach bekannt sind.

Ludwig Luhmann / 17.06.2023

Seit über 10 Jahren stecken gescheiterte Köpfe hinter der FAZ. - Ich weiß, dass die Deutschen auf die harte Tour lernen werden, die Grünen zu hassen - ganz besonders deren Zersetzungsminister!

Franz Klar / 17.06.2023

” >Gesellschaftswissenschaftlich informierte und lebensweltlich grundierte Reflexion prägen seine Äußerungen. In den Zwängen der Politik erkämpft er sich auf beeindruckende Weise Freiräume durch Nachdenklichkeit. Das lässt ihn in der Tradition des politischen Publizisten Ludwig Börne stehen< “ ( Quelle boerne-stiftung.de ) . Ich füge hinzu , auch auf dem Gebiete des Insolvenzrechts der Bäckerinnung leistete er ( Habeck ) Hervorstechendes ... P.S : 2007 erhielt ein gewisser Henryk M. Broder den Preis . Vielleicht kann der noch Kenntnisreiches beitragen ?

Hans Bendix / 17.06.2023

Nun, der Karl-Friedrich-Börne-Preis für Arroganz, Selbstüberschätzung und Hoffart wurde Herrn Dr. Habeck wohl völlig zurecht verliehen. Vielleicht findet sich für ihn sogar gelegentlich eine Statistenrolle im Tatort aus Münster.

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