Henryk M. Broder / 30.03.2019 / 14:43 / Foto: achgut.com / 33 / Seite ausdrucken

Sag es durch die Blume

Das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, ist, ihm einen Job zu geben, dem er nicht gewachsen ist. So hat die SPD einen Vorsitzenden nach dem anderen verschlissen und die Deutsche Bank ihren Ruf und ihre Bilanzen ruiniert. Dabei geht es nicht nur um das nötige Fachwissen, das kann man/frau sich anlesen (oder Leute anheuern, die es haben), es geht um das Selbstbewusstsein, das dem Job entspringt wie ein Fohlen aus seinem Gehege.

So betrachtet ist der Religions- und Politikwissenschaftler, Wissenschaftsblogger & Buchautor Michael Blume als Antisemitismus-Beauftragter des Landes Baden-Württenberg eine totale Fehlbesetzung. Und das hat – damit keiner auf Abwege kommt – nichts damit zu tun, dass er kein Jude ist. Marx war Jude und Antisemit, Sartre kein Jude und hat eines der besten Bücher über das Wesen der Antisemitismus geschrieben. Und schon Alexander Roda Roda war der Meinung, "aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden".

Michael Blume ist also kein Jude, dafür aber ein echter Schmock. Er behauptet, es werde ihm "wegen meiner Ehe mit einer Muslimin rassistisch vorgeworfen, Teil Ihrer angeblichen 'Muslimbrüder-Verschwörung' zu sein". Wer, wann, wo, wie und weshalb, darüber schweigt er sich aus. Dafür verschickt er "Solidarische Grüße aus Baden-Württemberg!" in die Welt hinaus. Im Amerikanischen nennt man so etwas "self-aggrandizement", "Selbstüberhöhung". 

Gestern hat er nun auf seinem Twitter-Konto etwas gepostet, das so komplett gaga ist, dass man sich fragen muss, was der Mann unter seine Spätzle mischt: 

Der Henryk Broder trollt mich wieder. In seiner letzten Mail an mich nannte er Herrn Weinthal "rotzfrecher Judenlümmel" und kündigte an, mir seinen "Arierschein" vorzulegen (!). Ich bitte um Verständnis, dass ich auf Texte & Kontaktversuche dieser Herren nicht mehr reagiere.

Zu behaupten, ich würde ihn trollen, ist so wahr, wie es wahr ist, ich hätte ihn gebeten, mich auf der Cannstatter Wasen zu begleiten, bis einer von uns beiden besoffen umfällt. Das Mikro-Körnchen Wahrheit, das sich in seiner Lüge, ich würde ihn wieder trollen, versteckt, liegt in einer e-mail, die ich ihm am 9. Oktober geschickt habe, nachdem er, Michael Blume, Benny Weinthal von seinem, also Blumes, Twitter-Konto ausgesperrt hatte.

sehr geehrter herr blume,

wie ich eben erfahren habe, haben sie beschlossen, ihre kommunikation mit benjamin weinthal abzubrechen. das ist natürlich ihr gutes recht. weinthal ist ein rotzfrecher judenlümmel, der sich gegenüber deutschen autoritäten unverschämtheiten erlaubt, die ihm nicht zustehen. 

darf ich sie deswegen in aller demut und gebeugter haltung fragen, unter welchen umständen ich eine anfrage an sie richten darf?

eine kopie meines deutschen passes finden sie im anhang. und sobald ich den arierschein meiner eltern gefunden haben, werde ich diesen ihnen ebenfalls zuschicken. das kann aber etwas dauern.

mit besten grüßen

b.

Worauf mir Blume zwei Stunden später antwortete:

Sehr geehrter Herr Broder,

haben Sie vielen Dank für Ihre humorvolle Anfrage. Ich lese Sie immer wieder gerne. Und, ja – wirklich schade.

Über Medienanfragen (auch) an mich freut sich bei uns die Pressestelle: stm.pressestelle@stm.bwl.de. Einen Pass benötigen Sie dafür nicht. :-)

Mit Dank und herzlichen Grüßen

Michael Blume

Das war ganz witzig und auch durchus souverän, fand ich. Nun, sechs Monate später, ist er in die großen Schuhe, die er mit dem Amt eines Antisemitismus-Beauftragten übernommen hat, hineingewachsen. Und fühlt sich von mir getrollt. Obwohl ich nicht auf Twitter bin. Deswegen kann er mich auch nicht aussperren. Was macht er nun, der lustige Troll von der Cannstatter Wasen?

 

Foto: achgut.com

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Leserpost

netiquette:

HaJo Wolf / 30.03.2019

Was für ein Abschaum regiert, nein, beherrscht uns…

Andreas Ludwig / 30.03.2019

Lieber Herr Broder, ich habe gehört Sie sind der Verursacher dafür, daß Wuppertaler demnächst alle für den Nahverkehr zahlen sollen. Ob sie fahren oder nicht. Ich möchte Sie bitten ihren Humor zu zügeln. Diese Gesellschaft heute greift jeden Schenkelklopfer auf. Auch wenn man glaubt, den größten Unsinn von sich zu geben, wird er tatsächlich Wirklichkeit.

Peter Zentner / 30.03.2019

Es tut wohl, Herr Broder, dass Sie Roda Roda zitieren (geboren am 13. April 1872 in Drnowitz, Mähren, Österreich-Ungarn als Sándor Friedrich Rosenfeld). Nicht nur sein Aphorismus zum Antisemitismus ist unsterblich; so gut wie alles, was er schrieb, ist es. Seit gymnasialen Zeiten in Österreich, wo noch Joseph Roth, Franz Kafka, Heinrich Heine et al. neben Schiller, Goethe, Hölderlin, Raabe zum Pflicht-Syllabus der Matura zählten ... seit damals liebe ich diese knorrigen, unverwechselbaren Autoren. || Was heutzutag’ kurzatmige, durch Publicity-Gurus ihrer Verlage beatmete Bestsellerlisten füllt, ist großteils druckfrisches Altpapier. — Selbst die Schwestern Brontë, Oscar Wilde und Raymond Chandler, am besten im Original gelesen, sind unglaublich fesselnder und lesenswerter.

Joachim Lucas / 30.03.2019

Was macht dieser Mann eigentlich? Wofür braucht man den? Möglicherweise generiert er auf seinem Posten lediglich Arbeit, die es ohne sein Wirken überhaupt nicht gäbe.

Matthias Braun / 30.03.2019

” Die Unverschämtheit des unbrauchbaren Mannes. Wie darfst du dich auch neben mir zeigen? sagte ein neuer, aber unbrauchbarer Mahlstein zu einem abgeschliffenen alten, der neben ihm lag. Dieser antwortete ihm: wir sind jetzt freilich beide unbrauchbar: aber ich, weil ich ausgebraucht bin, und du, weil man dich nie brauchen wird.” ( Johann Heinrich Pestalozzi ) Lieber Herr Broder : WIR BRAUCHEN SIE!!!!!!!

Robert Jankowski / 30.03.2019

Offensichtlich sind Sie mittlerweile auf der Blacklist gelandet. Aber es ist schon spaßig, dass er sich selbst zum Opfer und zum Stalker macht. Anscheinend gehört das zum Ductus eines Antisemitismus Beauftragten. Ich würde gerne eine weitere Öffentlichkeit schaffen für Achgut.com, gibt es irgendwann Merchandizing Artikel, wie Aufkleber und TShirts? :o)

Belo Zibé / 30.03.2019

Auf Twitter gedeihen und spriessen täglich Gedankenblumen en masse und manchmal sticht eine Blume besonders hervor. Das liegt vor allem am Dung. Twitterdung ausbringen-eine Schritt für Schritt Anleitung: 1. Frischen Dung kann man auf Twitter, FB,  oder bei den ÖR abholen. Vorab muss man sich allerdings erkundigen, wann sie wie viel Dung abgeben können. Dabei sollte deutscher Twitterdung von Anton Hofreiter, Sawsan Chebli, KGE, Claudia Roth , Ralf Stegner,Baerbock,Habeck oder Reschke,Slomka, Kleber, Hayali bevorzugt werden. 2.Twitterdung einarbeiten: Beim Einarbeiten muss der Twitterdung erst einmal vor Ort ausgebracht werden. Hierzu benötigt man einen Account , um den Dung oberflächlich unterzuharken. Dabei sollte der tweet vorab etwas gelockert und anschließend grob mit dem Dung vermischt werden. Diesen darf man allerdings nicht zu tief unterheben. Der Twitterdung kann auf diese Weise im Laufe der Zeit nämlich langsam ins Bewusstsein hindurchdringen.

Gert Köppe / 30.03.2019

Lieber Herr Broder, bevor ich hier ein paar Zeilen schreibe habe ca. 20 Minuten angestrengt darüber nachgedacht, wo wir hier in Deutschland denn keine Fehlbesetzung in verantwortlichen Ämtern haben. Mir ist leider noch nichts eingefallen. In Deutschland, wo “Schwarzgeldverwalter” zum Finanzminister gemacht werden, eine FDJ-Sekretärin, für die die kapitalistische Bundesrepublik der absolute Klassenfeind war, wird genau in diesem Staat Bundeskanzlerin, ein nahezu handlungsunfähiger Innenminister (ja wo ist er denn?), eine Verteidigungsministerin, die die Bundeswehr zur “Stricklieseltruppe” umfunktioniert, eine Bundestagspräsidentin die Deutschland als “ein mieses Stück Scheiße” findet, ein Außenminister-Männchen, von dem man lieber nicht im Ausland vertreten werden möchte und auch ein Bundespräsident, der in jeden Fettnapf trampelt, der ihm vor die Linse kommt. Da passt doch ein Michael Blume bestens in die Reihe. Deutschland hat in zwei Weltkriegen viele Länder zerstört und nun, aus Mangel an äußeren Feinden, zerstört es sich zur Abwechslung mal einfach selbst. Darum wohl auch das große Aufgebot an “Fachkräften” in den Ämtern (vielleicht klingt Fachidioten angebrachter?), damit auch der “Erfolg” gesichert ist. Deutschland hat zwei Weltkriege verloren, aber den letzten wollen sie unbedingt gewinnen. Der Krieg gegen sich selbst und das eigene Volk. Das wird dann wohl der lang ersehnte “Endsieg” sein. Herr Broder, bleiben Sie uns erhalten. Einer, mit dem nötigen Verstand, muss schließlich eines Tages den Nachruf, die Grabrede, für Deutschland verfassen. Für die Geschichtsbücher kommender Generationen.

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