Ich lebe teilweise in Südafrika und Plastiktüten werden in allen Supermärkten angeboten und vor allem von der armen Bevölkerung bevorzugt benutzt und liegen dann vor den townships. Wir haben eigentlich eine Mülltrennung, aber das Verständnis dafür fehlt häufig, da dafür zumeist die Hausangestellten zuständig sind. Abhängig von der Strömung ist der Strand manchmal mit Plastik überflutet. Es gibt private Gruppen, die regelmäßig sammeln. Die dafür zuständige Umweltbehörde sammelt eher lustlos und erfolglos. Anhand der gesammelten Objekte, kann man gut erkennen, woher der Abfall kommt, nämlich Afrika und China.
“Ich habe meine Meinung. Verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!” würde ein aufrechter deutscher Öko Ihnen jetzt entgegenschleudern. Es gehört doch mittlerweile zum Allgemeinwissen des deutschen Berufsbetroffenen, dass natürlich auch der Plastikmüll, der über die Flüsse und Küsten in Afrika und Asien ins Meer gelangt, zum größten Teil aus Deutschland stammt. Es gerät, so wollen die Weltenretter uns weismachen, ja schließlich auch der Plastikmüll in der Nordsee primär deshalb dorthin, weil der gemeine Deutsche seinen Kunststoffabfall nicht im Gelben Sack entsorgt sondern dem nächsten Fluss übereignet, der das Zeug flugs ins Meer befördert. So konnte man im Regionalfernsehen schon Betroffenheitsberichte zum Thema Müll in den Meeren bewundern, die mit den Bildern von einigen Plastikflaschen illustriert wurden, die im Verlauf der Kieler Woche über die Kaimauer geflogen waren. Die müssen dann wohl aus der Kieler Förde über Ost- und Nordsee in den Nordatlantik treiben und unter der Arktis durchtauchen, um dann schließlich im Pazifik herumzuschwimmen. Dazu wird dann noch ein wenig Antikapitalismus gemixt in der Form, dass der Müllexport nach Asien angeprangert wird, ohne dass die wirtschaftlichen Zusammenhänge berücksichtigt werden. In dem Kontext nicht zu verachten ist schließlich noch die letztendlich rassistische romantische Vorstellung unserer Gutmenschen, der Bewohner Afrikas und Asiens sei als “edler Wilder” noch so naturverbunden, dass dort kaum Plastik verwendet würde, als seien die Waren in den Regionen immer in Palmblätter oder Bambuspapier verpackt.
90% des Mülls kommt aus Afrika und Asien bzw. fällt dort an ? wieviele Hunderttausende Arbeitsplätze in der Abfallwirtschaft sind hier zu schaffen - mit Steuern und Versicherung - für Entsorgung und Recycling ? gibt den notleidenden, perspektivelosen Afrikanern Chancen für eine gesicherte wirtschaftliche Existenz -könnte auch u.A. mit Hilfe der Gelder des Ministeriums für wirtschqftliche Zusammenarbeit geschehen . (Sehe bei unserer Müllabfuhr doch auch gelegentlich afrikanische Mitarbeiter !)
Dieses Mal ist es der moralistische Imperialismus, der von Deutschland aus in die Welt ziehen soll. Ist eben mal was Anderes.
Wenn 90% des Mülls durch 10 Flüsse, davon 8 in Asien und 2 in Afrika, in die Meere transportiert werden, dann wüsste ich nicht, was ich an meiner Verhaltensweise ändern sollte.
Lieber Herr Seitz, wieder mal ein kundiger Bericht über die Verhältnisse auf dem afrikanischen Kontinent, den sich die deutscheuropäische Sektion des Weltreichsbürgertum gerne im miesesten Opferzustand erhalten möchte, um sein vor allem moralisches Überlegenheitsgefühl auszuleben… Und wenn es schon nicht zu leugnen ist, dass die Urheber der Plastikverklappung eher in Afrika als in Europa zu finden ist, dann wird man argumentieren, dass das Plastik natürlich in Europa erfunden wurde, ganz ohne Gebrauchsanweisung für Afrikaner, die wir bösen Europäer aus dem Paradies vertrieben haben, in dem sie natürlich früher gelebt haben. Und daran ist ja nichts zu ändern und dies lässt das innere Gutmenschentum wie die moralische zivilisatorische Selbstkasteiung so lustvoll reproduzieren.
Das ist in meinen Augen der Kernsatz: Es geht nicht darum, am Problem zu arbeiten und wirklich etwas zu ändern, sondern darum “ein Zeichen zu setzen!”. Denn die Absicht ist ja nicht, etwas zu verbessern, sondern sich als “Retter des Universums” medienwirksam zu produzieren und als solcher letztendlich Macht über andere ausüben zu können. Dazu werden notfalls Probleme aus dem Hut gezaubert, wo gar keine sind. #ASCII13 Beispiele: Kernenergienutzung, Klima, die rechte Gefahr, und, und, und…. Wenn jemand das Spielzeug kaputtmacht, indem er sachliche Argumente und Fakten bringt, wird der nicht bekämpft, weil er damit eine reale Gefahr verstärkt, sondern weil er den Heiligenschein des “Zeichensetzers” beschädigen könnte. Eine Lösung wäre z.B. Plastikmüll aus Afrika aufzukaufen und hier zu recyclen oder energetisch zu verwerten. Wenn der Preis stimmt, könnte man den Plastikmüll sicher sortenrein haben und hätte damit eine Win-Win-Situation: Das sortenreine Recycling würde sich lohnen und gleichzeitig könnte man Arbeit und Einkommen in breite Bevölkerungsschichten bringen. Selbst wenn es Zuschussprojekte blieben: Das Geld wäre bestimmt sinnvoller investiert als in das 20 + x -te Zementwerk irgendwo im Busch, das spätestens 14 Tage nach der Inbetriebnahme (mit Bundestagsabgeordneten, Presse, Funk und Fernsehen!) keinen Zement mehr produziert.
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