Henryk M. Broder / 16.10.2019 / 13:00 / Foto: Tim Maxeiner / 36 / Seite ausdrucken

Liebesgrüße aus Europa

Gestern, mitten im goldenen Oktober, bekam ich eine Einladung zum "Presseball Berlin 2020", nicht zu verwechseln mit dem Bundespresseball, der von der Bundespressekonferenz ausgerichtet wird. Beide Events sind nahe Verwandte, ein Treffpunt der Adabeis, die anderen Adabeis beim Adabeien zusehen und nebenbei einen Thermofix bei der Tombola zugunsten Not leidender Journalisten gewinnen wollen. Für die gehobenen Stände der Hauptstadt sind diese Bälle ebenso Pflicht wie für niedere Stände ein Besuch auf dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest, das dieses Jahr leider ausfallen musste, weil der Veranstalter „keinen geeigenten Festplatz" finden konnte. (So viel zum aktuellen Stadt der deutsch-amerikanischen Freundschaft.)

Der Presseball Berlin 2020 dient allerdings einem höheren Zweck. Unter dem Motto „Liebesgrüße aus Europa", soll „die europäische Idee von einem friedlichen und geeinten Kontinent – eine Idee mit Strahlkraft weit über Europa hinaus – (thematisch) aufgegriffen werden". Die „rauschende Ballnacht mit musikalischen Top-Acts und bekannten Gesichtern aus Politik, Kultur, Medien, Sport und Wirtschaft", soll auch der europäischen Integration in Frieden und Freiheit zugute kommen.

Das Parlament gewährt die Schirmherrschaft

Wohl deswegen hat das Europäische Parlament die Schirmherrschaft für den Ball übernommen und damit endlich eine Aufgabe gefunden, die seiner Bedeutung entspricht. Der Präsident des EU-Parlaments, David-Maria Sassoli, den die Organisatoren des Balls bereits zum „EU-Präsidenten" befördert haben, hat der Sache seinen Segen erteit: „Daher freue ich mich sehr, die Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments für Ihre Veranstaltung gewähren zu können.” Schöner hätte es auch Sassolis Vorgänger Martin Schulz nicht sagen können. 

Aber es kommt noch besser. Der Presseball hat auch eine „Zeremonienmeisterin", ein „international anerkanntes Multitalent", das „bereits im Theater und im Fernsehen in mehr als 35 Ländern performed" hat, als „Carmen, Thalassa, Matrix und Scheherazade", „die einzige Sopranistin, die singt, während sie auf Spitzenschuhen tanzt". Genauso wurden in den 1960er Jahren die Multitalente angekündigt, die am Tanzbrunnen im Kölner Rheinpark performten.

Also, halten Sie den 11. Januar 2020 von Terminen frei. Beim letzten Presseball war die gesamte Berliner Prominenz dabei, einschließlich der SPD-Power-Troika aus Chebli, Giffey und Kolat. Die werden auch beim nächsten Presseball dabei sein, als Trostpreise für alle, die bei den vergangenen Wahlen SPD gewählt haben. Ich werde ebenfalls da sein und auf Spitzenschuhen meinen Namen in den Saal tanzen, während ich die SPD-Hymne zum Vortrag bringe.

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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S. L. Mueffler / 16.10.2019

1. Zeremonienmeister ... eine ehemals wichtige und leider völlig unterschätzte Position bei Hofe, heute gerne von völlig überschätzten Figuren eingenommen. 2. Der Zeremoniar im katholischen Ritus ist nach dem II. Vaticanum still entsorgt worden. Die Gründe dafür? Zuvor hat der Zeremoniar den Priester/Bischof durch den Ritus geleitet (und notfalls auch geschubst!) Er hat ihm seine wahre Rolle gezeigt, nämlich daß er Diener und nicht Herr ist ...

Jörg Themlitz / 16.10.2019

Wie sagt der Berlin/Brandenburger, na dann Herr Broder F F, Fiel Fergnügen!  ...und immer auf den CO2 Fußabdruck achten.

Christa Born / 16.10.2019

Vorsicht, Herr Broder, in Ihrem Alter wäre ich zurückhaltend beim Tanz auf Spitzen. Geht in die Gelenke, das merken Sie erst am andern Tag. Singen ist aber OK! Bin ja froh, dass ich auf sowas nie nicht eingeladen werde.

Thomas Taterka / 16.10.2019

Der Titel hat mich natürlich zum Lachen gebracht, Genosse Major Broder!

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