@Anneliese Bendit : “Im 1. WK haben 85.000 deutsche Juden für Kaiser, Gott und Vaterland gekämpft; darunter auch mein Opa und meine Großonkel. In welchem Geschichtsbuch wird das gelernt?” In meinem Gedächnis steht es. Nur so ist die Empörung und Verbitterung des Großvaters zu verstehen, der die Entrechtung und Verfolgung gerade deshalb nicht ertragen konnte. Aber er war ja nur ein Halber, weil die Mutter nicht jüdisch war, nur sein Vater. So einer hatte überhaupt keine Freunde, er war nirgendwo anerkannt, zumal er selbst noch eine “Schickse” geheiratet hatte. Das konnte nur schief gehen. Sein Ankerpunkt war nach dem verlorenen Weltkrieg seine Identifikation mit dem sozialdemokratischen Deutschland. Und er hatte das Schlachten überlebt und damit die Widersprüche, die in seiner Person lagen, untrennbar, unabwaschbar, in die spätere Zeit mitgebracht, in die Nazizeit. Seine Söhne wurden zum Arbeitsdienst gezwungen, sie konnten gar nicht in die Wehrmacht, denn sie erbten ja den Makel. Für die, die nicht richtige Juden waren (nach Biller und Schuster) war es besonders bitter. Sie konnten nicht fliehen, sie mussten alle Not und Verfolgung bis zum bitteren Ende durchstehen und das Ende war bitter. Für seinen Sohn, meinen Vater, war nach dem Schreckensregime Hitlers die Wiederbewaffnung beider Teile Deutschlands eine Katastrophe, der sichere Weg in neue Gewalt und Niedergang. Und eine Identifikation mit einem der beiden remilitarisierten deutschen Staaten war nicht mehr möglich, nicht mit dem einen und nicht mit dem anderen. Aber er hätte auch nie in Israel seine Heimat sehen können. Als Kind war mein Vater im Geist der deutschen Aufklärung aufgewachsen, nicht im deutschen Nationalismus. Als Erwachsener hat er versucht, in diesem Geist eine Heimat zu finden. Sein Vater hatte den Terror knapp überlebt und starb ganz kurz nach dem Ende der Tyrannei an den Krankheiten und den Umständen, die noch lange nach dem “Endsieg” in die Besatzungszonen hineinwirkten.
“Machen wir uns nichts vor: 2022 war ein Scheißjahr.” Absolut! Aber es wird nicht besser. Wodurch sollte es besser werden? Die Meilensteine des Militärrabinats halte ich für eine Wegmarkierung in der Ebene, die die Mühen messbar macht. Aber was ist das Ziel? Gibt es unter den Berufssoldaten der Bundeswehr wirklich Juden? Oder Jüdinnen? Viele? Kämpfen sie wirklich für den Militärkomplex eines deutschen Staates? Oder ist das symbolischer gemeint?
Sie haben recht: 2022 war ein richtiges Scheißjahr. Andererseits muss man zugeben, dass wenigstens einiges los war; es war also nicht langweilig. Außerdem hat die Ökobewegung ein richtiges Wunder vollbracht: Diese Neubauer sieht scheißgut aus - von Jahr zu Jahr besser. Dabei dachte man immer, die Ökos bringen nur so weibliche Frankensteinmonster wie Claudia Roth und Ricarda Lang auf die Beine.
Frau Fäser: hat er seine Unschuld bewiesen? Oder haben Juden wieder mal ein Sonderprivileg? Wachsam bleiben!
Das deutsche Wesen im Jahre 2022 besteht im Setzen von Zeichen. Und wenn sich Politiker “irgendwas mit Juden” auf die Fahne schreiben können, sind sie zufrieden. Jetzt gibt es einen verbeamteten Militärrabbiner. Ob das Sinn macht oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Es ist ein Zeichen. Und nur darauf kommt es an. Herrn Balla sei es gegönnt. Zwar denke ich, dass er sich da für “das Zeichen” missbrauchen lässt, aber die Verbeamtung auf Lebenszeit, nebst einer guten Pension, ist ein fairer Ausgleich. Herzlichen Glückwunsch…
Ich glaub, in der Nähe des Brandenburger Tors steht auch ein monströser Channukaleuchter rum. Mir riecht das stark nach Ankumpelei. Die tiefere Botschaft soll wohl sein: Wir reden nicht abschätzig über den koranischen Gott, weil wir es ja auch nieeeeeee und nimmer über den alttestamentarischen Gott täten. Wir bezeichnet den Koran nicht als Märchenbuch, weil wir das ja auch niiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeemalsnie bei der Bibel tun würden. War immer so viel Geschiss? Ich denke, es geht gar nicht um Juden.
¿Como? Wie bitte, Der russische Konstantin Pal wurde nun zum ersten verbeamteten Rabbiner Deutschlands? Ach, persönliche kenne ich ihn nicht, doch wußte unsere Religionslehrerin eine Menge über ihn zu berichten. Und besser ist, ich behalte ihre Eindrücke für mich… Aber ansonsten paßt es doch vorzüglich, daß man große Mittel verschwendet und immer seltsamere Wege geht, um sich auch die meschuggensten Juden (von denen man ja so wenig weiß) dienstbar zu machen. Der Riesen-Skandal um Walter Homolka (!) zeigt doch, daß es keinerlei Grenzen nach oben - und schon gar keine in´s Abseits gibt. Ach, sehr geehrter Herr Broder, ich glaube es auch nicht, daß irgend ein “Beamtenstatus” vor Ähnlichem rettet, wie es die Juden während der Nazijahre erfahren mußten. Übrigens finde ich es äußerst aufschlußreich und symtomatisch, daß es sich unsere tapferen Bundeswehrsoldaten offenbar nicht mal trauen zu ihrer Religion zu stehen? Diese Feiglinge! Oder liegt die Hauptschuld nur bei unserem Zentralrat, der Weisung hat, über die Anzahl der jüdischen Soldaten besser zu schweigen. Wegen ihrer Auslandseinsätze ... und so.
Jeden Juden zum Beamten machen ? Aber das würden Sie doch ablehnen Herr Broder , oder nicht ?
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