Irgendwann platzt jede Blase. Denkblasen gibt es entgegen der medialen Behauptung ja nicht nur rechts, sondern erst recht auch links. Und dort hat es nun eben plopp gemacht. Muss man des Levit jetzt übel nehmen, dass er die Kurve bekommt? Nein, wenn Menschen sich offen umorientieren, weil sie ihr bisheriges Verhalten als falsch erkannt haben, so ist das eindeutig zu begrüßen.
Im Schweizer Fernsehen war IL vor einiger Zeit als Gesprächsgast in die Sendung „Sternstunden“ eingeladen. Mein Eindruck: IL ist ein sehr zorniger junger Mann, der all die woken Plattitüden herunterbetet und voll im Mainstream-Wind segelt. Ich war von der meiner Ansicht nach sehr unreflektierten Art seiner Gesprächsbeiträge zu aktuellen Themen enttäuscht. Kein Vergleich zu seinem virtuos differenzierten Klavierspiel. Bis Cororna verlor ich ihn dann ein wenig aus den Augen. Dann aber kamen seine Corona-Hauskonzerte, es folgte das Bundesverdienstkreuz, die FFF-Anbiederung mit Klimageschwafel und die unsägliche Aussage, die AfD bestünde aus Menschen, denen das Menschsein abzusprechen sei. Eine Ungeheuerlichkeit, die, von einem AfD-Bundestagsmitglied ausgesprochen, garantiert mit einer Strafverfolgung geahndet und mit Blitz und Donner in den Medien begleitet worden wäre. Bei IL aber - null Reaktion in Politik und Mainstream. „Wir Guten“ sind ja alle gegen die AfD, nicht wahr? Da darf man als Mensch und Pianist doch schon mal sagen, wie die Polit-Musik zu tönen hat. Jetzt aber meldet sich der zornige junge Mann in den Medien und beklagt sein „Jude sein“, weil die Hamas auf Deutschlands Strassen den Juden ihr Menschsein abspricht. Aber, aber - nicht diese Töne! Ausgerechnet. Das ist doch voll Nazi. Bis jetzt habe ich von IL nichts gehört, dass er seine AfD-Aussage zurückgenommen und sich entschuldigt hat. Nicht mal die Plattitüde „Was du nicht willst, das man dir tu‘, füg auch keinem andern zu“ scheint in seinem geistigen Repertoire vorhanden zu sein. IL ist für mich darum zum personifizierten Misston geworden. Und das bleibt er, bis er sich mit der Frage des Menschseins erkennbar tiefgründig auseinandergesetzt und entsprechend geäussert hat.
Levit hat das Syndrom jüdischer Intelligenz: Er ist ein hoch - intelligenter Wellenreiter, der jetzt sehen mußte, daß seine Brüder und Schwestern von Haien gefressen wurden. Er ist immer noch ein brillanter Surfer, nur jetzt ist sein Ego in einer Relation mit den Haien unter ihm. Das mit dem Pogrom ist wie mit einem Erdbeben in San Francisco: Jeder weiß um die Tektonik und jeder verdrängt sie. Jeder ist der Held seiner eigenen Erzählung bis auf den Tag, wo die Realität die Narrative überwogt. Jetzt kommt zur Intelligenz die Ernüchterung und Chochma kündigt sich im inneren Scheitern an. So wird aus Brillanz der Maßstab von Güte in der ganzen Person. Die Illusion ist auf Masse kurzgeschlossen. Dieser Zustand ist für jede Form wahrerer Kraft sehr dankbar. Die Chance sich über den Nazi im Nacken der Geschichte zu erheben ist historisch gut. Das ist auch das, was die Welt fürchtet: Ein an sich selbst gewachsenes Judentum mit Juden, die nicht mehr als Figürchen von Monowitz in den Geschichtsbüchern eingepfercht sind, sondern über eine eigene Erfahrung von Macht gegen ihre Widersacher verfügen. Emanzipierte Juden, die Horrorvision aller Geschichtenspinner zwischen Judas und Ahasver. Das selbstbewußte Judentum, was nicht mehr im Käfig des Gedenkens weilt. Das ist Machtverlust auf gewissen Seiten….. Die Klinik von Gaza wird das nächste Mahnmal der christlichen Verlogenheit von Güte vor dem Übel. Aber auch das ist, - in der vierten Dimension schon längst eine Geschichte über die man sich hinaus entwickeln kann. Noch nie nach 1945 war die Verzweiflung so groß wie die Chancen, die sich jetzt bieten werden, wenn man keine Konzessionen eingeht.
Nun, das hat doch einen gewissen Unterhaltungswert. Mein Mitleid hält sich sehr in Grenzen. Wohlgemerkt nur das mit Igor Levit, nicht das mit den Geiseln in den Händen der Hamas-Schergen.
Parole für Hitlers Endkampf: “Kampf bis zum letzten Blutstropfen!” Parole für den Endkampf der Demokratie gegen den Islam: “Arschkriechen bis zum letzten Blutstropfen!”
Von einem Musiker geradliniges Denken zu erwarten, ist regelmäßig fehl am Platze. Der soll seine Kadenz klimpern.
Der Igor Levit hat nun verstanden, dass die Politik insgesamt und die Kulturpolitik insbesondere eine gewaltige Untiefe hat, wo die Leichen nur knapp unter der Oberfläche schwimmen. Unangenehm, wenn da was auftaucht… Immerhin ist seine Verstellungskunst gering, und sein Entsetzen sicher echt. Ich denke, wir müssen ihm eine zweite Chance geben. Er hat sich erfolgreich eingeschleimt, bei der Haute-Volée, und wird vermutlich den Weg zurück auch selber finden. Der Ausgang ist immer da, wo das Licht ist, egal wie tief man wo-auch-immer drinsteckt…
“Menschen die ihr Menschsein verwirkt haben” Vielleicht hat der Gute sich ja auch von dem “Kabarettisten” Moritz Neumeier inspirieren lassen, der öffentlich auf 3Sat den “Scherz” gemacht hat, an Stelle von Illegalen auszuweisen, lieber über 70 jährige Deutsche töten will. Das wäre wohl billiger. Im “besten Deutschland ever” gibt es keine Grenzen mehr.
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