Das ist das Problem einer Geschichtsschreibung, die ständig irgendwelche Lehren ziehen will und immer mit Begriffen wie “Schuld” sogar in den zwischenstaatlichen Bezeihungen argumentiert. Europa vor fast 100 Jahrren war ein Irrenhaus und ist es heute wieder. Lernen kann man daraus gar nichts, jedenfalls nichts für unsere Zukunft oder höchstens, dass die Irren in der Regel sich ihres Irreseins nicht bewusst sind, sondern sich als rational und durch irgendetwas legitimiert agierend sehen.
Ich empfehle dem Author, die Karte Polens und Russlands 1772 sich genauer anzuschauen. Russland hat Polen im XVIII Jh. enorme Gebiete geraubt und nicht umgekehrt. In 123 Jahren versuchten die Russen die Polen zu rusifizieren. Widerständler wurden nach Sibirien verbannt. Vilnius, Lemberg und viele andere Städte im Osten Polens waren für polnische Kultur von enormer Bedeutung. Es waren und es sind bis heute polnischer Prägung. Auf dem Lande hat man mehr als 150.00 Polen grausam ermordet, den Rest vertrieben und deren Besitz geklaut oder niedergebrannt (Stichwort Wolyn 1943). Lieber Author, fahren Sie mal hin. Jedes Haus, jedes Kulturdenkmal dort trägt polnische Handschrift. Sollte man Ihnen folgen, müßte die westliche Grenze Polens irgendwo zwischen Magdeburg und Berlin liegen. Die Slawen waren lange vor Deutschen da.
Dieser Text ist gekennzeichnet von Selbstüberschätzung und gefährlichem Halbwissen. Wer anderen Geschichtsklitterung vorwirft und vorgibt im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein, ist selbst ein Geschichtsklitterer. Die These des Präventivschlages ist z.B nicht aus den 60er Jahren, sondern von 1941! So niedergeschrieben in Meyers Konversationslexikon, Ausgabe von 1942. Die Sowjetunion steht übrigens als militärisch besiegt darinnen. Muß also wahr sein, wo es doch im Lexikon so geschrieben steht, oder? Die meisten Deutschen wissen auch nichts über die Amgriffskriege Polens gegen die Sowjetunion, Tschechien und Litauen. Der Geschichtsunterricht in Deutschland war seit dem 2. Weltkrieg geprägt von der Kriegspropaganda der Siegermächte. Bis heute dient ein englisches Propagandaplakat als Beleg für deutsche Welteroberungspläne. Unerwähnt bleibt auch die Beteiligung von de Gaulle bei Polens Raubzügen. Und es gab in Polen nicht nur Progrome gegen Juden, sondern auch gegen Russen, Tschechen, Litauer und Deutsche. Selbst die friedliche Revolution von 1989 wird verfälscht und umgedeutet. Wie? Kommt auf die jeweilige Interessenlage an. Und auch heute erleben wir live, wie Geschicjte entsteht am Beispiel der Chemnitzer Hetzjagden. Der Regierungssprecher und die Kanzlerin haben es gesagt und ARD, ZDF und fast alle überregionalen Zeitungen auch. Wenn aber schon den “Fakten” nicht immer getraut werden kann, warum dann bei deren Bewertung? Und welche Absicht hinter Handlungen stand, darüber haben sogar die jeweiligen Protagonisten gelogen. Woher also wollen dann Historiker wissen, wer was warum getan hat? Übrigens, falsch ist auch die Annahme, daß man Ereignisse nur mit anderen zusammen nennen dürfe. Wo soll denn das dann enden? Beim Urknall oder später bei der Ursuppe?
Da hat der Herr Zeyer groß ausgeholt und am Ende einen Artikel geschrieben, welcher nur so von Geschichtsklitterung strotzt. Ich habe keinerlei Originalquellen gelesen, nur das, was öffentlich zugänglich ist. Aus diesen Informationen kann ich dem Artikel nicht folgen! Russland bezeichnet sich seit dem 18. Jahrhundert, nach den Siegen gegen Schweden und die Türkei als Nachfolger des Römischen Reiches; Moskau betrachtete sich nach Rom und Byzanz als 3. Rom. Der Doppeladler Ostroms/Byzanz im Wappen bis heute symbolisiert dies. Von der griechischen Schrift als Ursprung der russischen bis zur orthodoxen Kirche und ihren Riten kann man das Erbe erfassen. Und wie Rom wollte man die Welt beherrschen. Zar Alexander auf dem Wiener Kongress und Stalin in Potsdam haben entsprechend gehandelt. Sich Macht und Einfluss gesichert; 1815 Finnland und Polen, 1939/40 wieder Finnland (Wyborg) und Polen sowie das Baltikum und 1945 ganz Osteuropa bis zum Eisernen Vorhang. Später dann die Abenteuer in Korea und Afghanistan. Immer ging es nur um Macht und Einfluss. Ich sehe auch Putin in dieser Abfolge! Er selbst soll gesagt haben, der Untergang der Sowjetunion wäre für Russland die größte Katastrophe des 20. Jhd. gewesen. Dementsprechend folgerichtig der Kampf um die Ukraine. Wenn Stalin 1939 nur eine Atempause gegen Deutschland haben wollte, warum hat er dann Ostpolen und das Baltikum annektiert? Warum hat er Tausende polnische Offiziere in Katyn erschießen lassen? Sie waren seinen Plänen im Wege, sie stellten einen Teil der damaligen polnischen Elite dar. Nein, Nazideutschland und die Sowjetunion waren vom gleichen Schlag. Sie verteilten die Beute unter sich und waren sich doch klar darüber, das der Krieg zwischen ihnen nur aufgeschoben war. Insofern war dieser Pakt samt Geheimprotokoll ein Schandvertrag für beide! Auch wenn nicht abzustreiten ist, dass sich andere Länder vor und nach dem Pakt nicht klar und eindeutig verhalten haben.
Herr Zeyer, daß die Sowjetunion von 1939 bis 1941 auf deutscher Seite kämpfte und somit den Zweiten Weltkrieg vollends mit-initiierte ist keine “Behauptung”, sondern Fakt. Bereits im Vorfeld hatte Stalin weltweit sämtlichen Kommunisten jegliche NS-feindliche Propaganda verboten, ja die sowjetische Regierung war sogar eine der ersten, die nach dem mißglückten Attentat Georg Elsers auf Hitler diesem in einem Schreiben ihre “Entrüstung über den ruchlosen Anschlag” kundtat. Stalin wollte sogar 1939 den Achsenächten (!) beitreten, was lediglich daran scheiterte, daß er ganz Osteuropa als Satellitenstaaten beanspruchte, was Hitler und Mussolini ihm dann doch nicht zugestehen wollten (anders als später Churchill und Roosevelt, notabene!). So WOLLTE Stalin Polen ebenso vernichtet sehen wie Hitler, beide betrieben Vorbereitung und Durchführung der “Vierten Teilung” Polens -der mörderischsten in der Geschichte dieses Landes. Nach vollendeter gemeinsamer Bluttat schlossen Hitler und Stalin den “Deutsch- sowjetischen Friedensvertrag” (die Ähnlichkeit dieses Begriffs mit späterem DDR-Jargon läßt einen erschauern), und Stalin griff eigenmächtig Finnland an, nachdem er zuvor einen finnischen Angriff auf die Sowjetunion fingiert hatte (nicht anders als zuvor die SS-Aktion beim Sender Gleiwitz, um den deutschen Angriff auf Polen zu rechtfertigen). ...bis Hitler 1941 auch ihm, Stalin, seinem getreusten Verbündeten und Mordgenossen in den Rücken fiel - da war in der Sowjetunion das antifaschistische Geschrei auf einmal wieder groß, denn Stalin MUSSTE nun (widerwillen!) auf Seite der ihm verhaßten Demokratien kämpfen. Stalin war schlichtweg ein betrogener Betrüger…! Und Sie, Herr Zeyer, erzählen hier ernsthaft, er hätte sich wegen des Antikomintern-Paktes “nur absichern” wollen…? Sie sollten sich eher überlegen, vielleicht besser als Faktenchecker für die ARD zu arbeiten, anstatt bei achgut zu schreiben. ... soweit meine persönliche Meinung zu diesem Ihrem Artikel.
Hier ist nicht der Ort, um eingehend auf Ihren Aufsatz zu reagieren. Auch sollte dies Historikern überlassen bleiben, wobei ich Ihnen fundierte Kenntnisse nicht absprechen möchte. Was allerdings zwischen den Zeilen z.T. nebulös durchschimmert hat m.M.n. wiederum mit Geschichtswissenschaft, die Sie so heftig anmahnen, nix zu tun. Feuchtwanger, den Sie auch kritisch hinterfragen, ist zunächst wie manche Intellektuelle, auf den Kommunismus hereingefallen, obwohl er es nach seinem Aufenthalt in der SU besser hätte wissen müssen. Damit hat er sich ideologisch selbst diskreditiert, und das ist entscheidend. Was den Ausbruch des 2.Weltkrieges betr. dürften Sie das bedeutende Werk von G. Schultze - Ronhoff “Der Krieg, der viele Väter hatte” kennen. Selbstverständlich handelte es sich bei Hitler und Stalin um zwei Menscheitsverbrecher im Geiste und in der der Tat. Nur wird leider immer wieder unter den Tisch fallen gelassen, dass Stalin Millionen Menschenleben mehr als Hitler vernichtet hat, was nichts mit Relativierung sonder mit Tatsachen zu tun hat. Was der Kreml - Münchhausen dazu verlauten läßt, ist wahrlich vernachlässigbar. Und: Sie scheinen es ja nahezu zu bedauern, das das Terrorregime Stalin / Lenin nach dem, Oktoberputsch überlebt hat. Na, toll !! Der Gulag ist wohl Legende? Um die Lanze, die Sie für Putin brechen, ist es jammerschade. Dessen KGB - Wurzeln liegen im Stalinismus, und wir müssen durchaus - leider !- gewappnet sein. Was glauben Sie denn, warum im Baltikum - berechtigte ! - Ängste vor Rußland herrschen ???
Vor 50 Jahren erhielt ich das Buch “Memoiren eines sowjetischen Botschafters” von I.M. Maiski. Es hat meinen Blick auf den Hitler-Stalin-Pakt im Sinne des obigen Artikels geändert. Die gescheiterten Verhandlungen zwischen England, Frankreich und der Sowjetunion werden ausführlich gewürdigt. Die Politiker der beiden westlichen Demokratien konnten sich nicht vorstellen, dass es zu einer Übereinkunft zwischen der Sowjetunion und Deutschland kommen könnte. Deshalb war ihr Entgegenkommen so gering. (Russland hat doch keine Wahl!) Auch konnte die Sowjetarmee ohne gemeinsame Grenz mit Deutschland, Polen nicht gegen Deutschland verteidigen. Ein Abkommen, dass es dem sowjetischen Militär erlaubte, die Westgrenze Polens zu schützen, war nicht zu erreichen.
Werter Herr MAINZ, der Pakt wurde damals schlichweg geheim gehalten !
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