Frau Lambrecht träumt vom Polizeistaat

Frau Lambrecht wird zum Sheriff. Oder zur Sheriffin? Man weiß es nicht. Aber wie auch immer. Die Justizministerin meint es ernst. Wenn die Menschen wieder aufgrund der Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen, müsse bei Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz „glasklar eine rote Linie gezogen werden.“ Die Politikerin, die mit ihrem Plan zur Verschärfung des freiheitsfeindlichen Netzwerksdurchsetzungsgesetz das Überschreiten von roten Linien eine völlig neue Dimension gegeben hatte, legt also nach. Offenkundig hat sie genug von Meinungen, die nicht ihrer Sichtweise entsprechen. Die muss man dann eben polizeilich und mit Verweis einer nie validierten Gesundheitsgefahr bei Ansteckungen im Freien unterbinden. So geht angewandter Autoritarismus in Verbindung mit dem Willen zur Willkür. 

„Letzte Konsequenz“ müsse es sein, sagt Christine Lambrecht, die Demonstration „durch die Polizei“ aufzulösen. Denn „Wir können nicht von den Menschen erwarten, dass sie sich in ihrem Privatleben sehr stark einschränken, während sich zugleich andere bei Corona-Demonstrationen über alle Regeln hinwegsetzen.“ Und da hat sie völlig recht. Sie kann die stete Beschneidung empfindlichster Freiheitsrechte aufgrund vonweniger als ein halbes Prozent positiv getesteter Menschen unmöglich erwarten. Viele Menschen erfüllen ihre Prophezeiung. Sie haben genug, sie halten sich nicht mehr an viele Vorschriften, was ich völlig verstehen kann und ich genauso sehe: Sie können uns nicht das Leben verbieten. 

Doch die Justizministerin ist noch nicht fertig. Bei den Demonstrationen gegen die Corona-Politik habe es „Grenzüberschreitungen“ gegeben, die „eine Gefahr für die Meinungsfreiheit und für unsere Demokratie“ seien. Noch so eine überschrittene Line. Und da die Proteste so eine Gefahr für die Meinungsfreiheit sind, muss diese Meinung eben verboten werden. Ja. Wie? Das verstehen Sie nicht? Na, um freie Rede zu gewährleisten, muss man Beiträge, die man nicht hören möchte, unterbinden. Mit der Mentalität hätte man auch die Glawlit, die oberste Zensurbehörde der UDSSR, leiten können. 

Die Antifa hält schon immer die Maskenpflicht ein...

Man muss Lambrechts obige Zitat zweimal lesen, um es in seiner Absurdität zu verstehen: Proteste gegen eindeutige Freiheitsbeschränkungen seitens der Regierung seien eine Gefahr für die Demokratie, weil eventuell Extremisten auf der Bühne sprechen könnten. Wirklich? Das ist die Haltung einer sogenannten Verfassungsministerin? Artikel 5 des Grundgesetzes hat für die SPD Politikern ganz offensichtlich keine Bedeutung. Freie Rede stört den Sozialdemokraten, die sich einst Stolz und mit Ehre auf dieses Recht beriefen. Doch gegen die Größe eines August Bebels ist Christine Lambrecht so klein, so atemberaubend winzig und moralisch so entsetzlich unterlegen. 

Und so ist es auch nur folgerichtig, dass man vergeblich kritische Worte der Sozialdemokratin findet, als es um Gewalttaten bei Demonstranten in den letzten Wochen wie hier in Stuttgart, oder dort in Kassel geht. Einzig und immerhin haben die Antifas dort die Maskenpflicht eingehalten, ein seit langem gepflegter Brauch in der Autonomen Szene, um sich zu schützen. Vor einer Anklage versteht sich. Die Justizministerin, eigentlich Patron von Recht und Gesetz aller Menschen in Deutschland, schweigt hierzu. Vielleicht möchte sie auch keinen Ärger mit den Jusos, die seit jeher mit der Autonomen Antifa paktieren. Vielleicht ist es ihr auch einfach völlig egal. Ich denke, es ist ihr ihr völlig egal. 

Christine Lambrecht droht Demonstranten. Ganz unverblümt. Es ist überhaupt nicht die Aufgabe einer Bundesregierung, der Polizei Ratschläge zu geben, wie sie einen Einsatz organisiert. Es ist nicht weniger als ein Skandal, was die Justizministerin hier tut – ich meine auch das völlig ernst. Nonchalant verlässt sie die geklärte Definitionen der Gewaltenteilung und gibt sich als Sheriff. Oder Sheriffin. Bei Monnemer Dreck und einer Kiste Eichbaum kann sie ihre Diäten aus 24 Jahren Bundestag genießen. Was sie wohl auch tun wird, denn tritt sie im September nicht mehr zur Wahl an. Hoffen wir, dass die Justizministerin bis dahin nicht noch mehr Schaden anrichtet.

Nachtrag des Autors:

Im ursprünglichen Text ist mir ein Fehler unterlaufen. Natürlich ist Christine Lamprecht ein Teil der Exekutive, jedoch nicht der Polizeiarbeit. Und ein Teil der Legislative als 24 jährige Abgeordnete. Sorry.

Dieser Text erschien auch auf Neomarius

Foto: Armin Kübelbeck CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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G. Böhm / 18.04.2021

DROHT DEM STAAT UNGEMACH? - folgte man den Gedanken Ciceros, müßte man wohl die Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten. Zu gestern war in einer deutschsprachigen Auslandszeitung ein interessanter Beitrag über die historischen Wurzeln der amerikanischen Verfassung zu lesen. Der Autor verwies auf Cicero wie folgt: “Cicero hatte das Recht zur notwendigen Bedingung jeglicher Staatlichkeit erhoben. Die Zustimmung des Volks zum Recht war für ihn keine Bedingung, sondern die Folge der Gerechtigkeit der Rechtsordnung. Volkssouveränität setzte also eine minimale Verfassungsrechtsordnung immer bereits voraus. Wurde diese Ordnung nun zum Spielball von Gesetzesrecht, dann war der Staat in Gefahr – so Ciceros Diagnose für den von ihm miterlebten Zerfall der römischen Republik.” Da mußte ich doch unmittelbar an D-Land denken, dem Land, in dem die Regierung versucht, das Recht möglichst einzuhalten und in dem die Ersatzverfassung namens GG wie einfaches Recht tagesaktuell nach Gutdünken der Administration inflationär modifiziert wird. Mit diesem Background ist es sicherlich richtig, vom aktuellen Zerfall der Republik zu sprechen, allerdings kein Selbstzerfall, sondern ein bewußt gesteuerter. DIE TÄTER SIND BEKANNT! [M. m. wg!]

E. Albert / 18.04.2021

@R.Bunkus “[...] als so freiheitsverachtend outen, wie sie wirklich ist und auf friedliche Demonstranten schießen.  Dann sieht die Welt Frau Merkels wahres Gesicht und auch der letzte uneinsichtige Depp kann vor dem Offensichtlichen nicht mehr die Augen verschließen. [...]”. Da wäre ich mir mal nicht so sicher. Die Schüsse würden mit weiteren Lügen begründet, die gerne geglaubt würden, etwa, dass gefährliche und gewalttätige Aufwiegler und Revoluzzer gegen die führsorgliche Regierung rebelliert hätten, diese unser aller Wohl und Frieden gefährden würden und der Polizei einfach keine andere Wahl gelassen hätten…Ich sehe und höre schon, wie im klebrigen heute journal so etwas mit Inbrunst vorgetragen wird…- Die Mehrheit würde es glauben (wollen). Wie bisher auch. Wetten?

Rainer Mewes / 18.04.2021

@Steffen Huebner - Lieber Herr Huebner, es liegt mir fern, hier einen unsinnigen Dialog vom Zaun brechen zu wollen. Gestatten Sie mir trotzdem folgende Bemerkung: Es gibt ja aus der Zeit einer ECHTEN Diktatur (1933 - 1945) reichlich Archiv-Material - ich behaupte, nirgendwo ist zu sehen, daß friedliche Zivilsten, die spazierengehen, von schwerbewaffneten Polizisten schikaniert werden. @Judith Panther - unbekannterweise einen lieben Gruß, Sie sind eine Bereicherung meines Daseins

Jens Lück / 18.04.2021

Frau Lambrecht bedroht nicht nur Demonstranten, sondern die Demokratie selbst. Politiker mit einem derartigen Horizont und Selbstverständnis waren zu jeder Zeit die Totengräber der Freiheit. Sie hätte sicher auch früher in den dunkelsten Zeiten unserer Geschichte große Karriere gemacht.

Thomas Brox / 18.04.2021

@ Enrique Mechau. ” ... denn nur in Armut gedeiht der Stalinismus; der im Übrigen bei uns fälschlich Sozialdemokratie genannt wird. ... ”  Guter Kommentar. ++ Langsam komme ich zu der Überzeugung, dass ein modernisierter, weichgespülter Stalinismus (Stalinismus-2.0) eine große Zukunft hat. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten ist es nicht notwendig Millionen Menschen zu erschießen oder in den Gulag zu stecken. Dummerweise hat der Stalinismus eine inhärent schwache wirtschaftliche Performance. Vielleicht ist dann doch eine etwas härtere Gangart notwendig. ++ Was mich aufgrund meines Alters eher akademisch interessiert: Wie verträgt sich ein moderner Stalinismus mit dem ebenfalls vorrückenden Islam. Die Frage betrifft hauptsächlich die europäischen Gesellschaften. Gibt es eine Symbiose? Stalinismus bedeutet nicht zwingend atheistisch. Ein totalitärer Gottesstaat?

Horst Jungsbluth / 18.04.2021

Was erwartet man eigentlich anders von einer Justiz, die trotz ihrer Rolle als Täterin in den beiden Diktaturen den Sinn des Artikel 3 (1) GG bis heute ganz offensichtlich total missverstanden hat. Der Hochstapler und Ganove Gert Postel (s. Wikipedia) gab gegenüber der FAZ an, dass “Staatsanwältinnen und Richterinnen ihn bei seinen Straftaten gedeckt und geholfen hätten”, eine versteckte ihn gar vor der Polizei und einer anderen machte er wohl ein Kind und heute soll er auch wieder mit einer Juristin zusammenleben.  Frau Lambrecht ist nur die logische Nachfolgerin solcher “Koryphäen” wie Limbach, die als Berliner Justizsenatorin das Verbrechen begünstigte, aber dafür unbescholtene Bürger mit dem schlimmen Missbrauch der Verwaltungsvorschriften wie Kriminelle verfolgte und die danach an das Bundesverfassungsgericht berufen wurde und sich von der strammen Ex-SED-Juristin Will begleiten ließ. In Berlin -wo sonst?- nutzten die Verbrecher, wie es er damalige Vorsitzende des Rechtsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus Gram zugab, die Gefängnisse wie Hotels, Handys wurde über die Mauern geworfen und der Drogenhandel funktionierte problemlos. RichterInnen, die das nicht mitmachen wollten, verließen den öffentlichen Dienst oder sie endeten wie eine bekannte Jugendrichterin an einem Baum in einem Waldstück, worauf die Justizsenatorin von der Aue bereits kurz nachdem sie abgeschnitten war, sofort Selbstmord diagnostizierte, was viele in der Stadt nicht glauben.

E. Albert / 18.04.2021

@Dr. Jürgen Kunze - “Die Regierungsmit- und ohngliederinnen” - Ein absolutes Highlight! Ich kann nicht mehr. Vielen Dank.

Hans-Peter Dollhopf / 18.04.2021

Herr Hohensee, Sie sagen es:  “Es sind einfach zu viele von der Sorte.” Darum ist es doch auch so eine nette Geste von diesem “Menschen mit sozialistischem Antlitz”, dass sie jetzt ihr Lehen freigibt. Wird wohl zusammengerechnet haben, dass die errafften Millionen aus den letzten 23 Jahren locker reichen für die Sause. Darf jetzt nur kein Brustkrebs dazwischen kommen, wie bei der Schwesig! Das Land ist eh nicht mehr vom “richtigen Kurs” abzubringen. Und das Justizministerium nicht mehr zu unterscheiden von einer Anlaufadresse der “Roten Hilfe”. Also macht sie Platz für die nächste Laffenkohorte: Abgeordnetensessel, Ministersessel und was sonst noch an Sessel-Vakanz sie vermachen wird an ein paar bedürftige Schmeißfliegen, die schon die ganze Zeit um den Baal Zebub herumsurren.

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