Julian Marius Plutz, Gastautor / 03.04.2023 / 16:00 / Foto: Pixabay / 12 / Seite ausdrucken

Arbeitsmarkt im März: Agenda-Erfolge und Migranten-Arbeitslosigkeit

Fachkräfte werden fast überall gesucht, selbst ältere sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt, derweil sind Menschen „mit Migrationshintergrund“ unter Arbeitslosen und Bürgergeldempfängern deutlich überrepräsentiert.

Ich weiß es, sie weiß es, wir wissen es. Sogar die Tagesschau weiß es. Und dennoch werden Monat für Monat Arbeitslosenzahlen gemeldet und verbreitet, die falsch sind. Im Zuge dieser ritualisierten Massenveralberung ergeben sich auch immer wieder – selten, aber immerhin – gute Nachrichten. Und da der Negativismus eine weit verbreitete Krankheit unter Journalisten ist, möchte ich dem in dieser Kolumne zumindest zum Teil widerstehen und frei nach meinem Vater beginnen, der einst meinte: „Schreib doch mal was Positives”.

Der Arbeitsmarkt ist an vielen Stellen ein Bewerbermarkt. Das bedeutet, dass es in vielen Berufszweigen mehr Stellen gibt als Bewerber. Das sind Fachkräfte wie Pfleger, Elektroniker, aber auch Industriemechaniker und Erzieher. (Details finden Sie hier.) Bei Pädagogen sagte man noch vor wenigen Jahren, diese gebe es „wie Sand am Meer”. Ein Grund mehr, sich bei der Berufswahl weniger am aktuellen Stellenmarkt zu orientieren, kann sich ändern, sondern an den langfristigen Perspektiven, die sich bei den verschiedenen Professionsfelder ergeben.

Agenda 2010 wirkt

Aber auch Akademiker werden gesucht. Gerade im Bereich der „Seniors”, was nichts mit der Altenpflege zu tun hat, sondern viel mehr mit Berufserfahrung. Ob es in der Lositistik ist, im Vertrieb, im Marketing oder im Controlling: Stellen sind frei. Wo vor zwanzig Jahren gerade in Konzernen hauptsächlich auf das Alter und die damit verbundenen geringeren Kosten geschaut wurde, existiert heute für Menschen ab 45 ein echter Arbeitsmarkt. Das gilt nicht nur für aktuell Arbeitslose, sondern vor allem für Mitarbeiter, die unglücklich beschäftigt sind. Bei vielen hat sich die Denkweise festgesetzt, man sei ab einem bestimmten Alter nicht mehr vermittelbar und man könne froh sein, überhaupt Arbeit zu haben. Das war auch lange Zeit der Fall.

Erst mit der Agenda 2010, die in diesem Jahr 20. Geburtstag feiert, wurde der Arbeitsmarkt wirksam flexibilisiert. Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe wurden zusammengelegt, für proper finanzierte Langzeitarbeitslose hieß es, zumindest in der Theorie, sie sollten sich bewerben, ansonsten werden Leistungen gekürzt. Gleichzeitig wurde für Firmen Arbeitnehmerüberlassung in Anspruch zu nehmen erleichtert. Ein Mittel, das für viele Joblose als den ersten Schritt in den ersten Arbeitsmarkt bedeutet. Für Angela Merkel bedeutete die Schröders Reform übrigens „ein Schritt in die richtige Richtung”. Es sei jedoch „nicht der große Wurf”. Etwas, was uns die Kanzlerin, abgesehen von ihrer verantwortungslosen Energie- und Einwanderungspolitik bis zum Ende ihrer Regentschaft, schuldig geblieben ist.

Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund

Währenddessen bot die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage einen ganz besonderen Einblick in die Arbeitslosenstatistik, der trotz 82 Seiten Arbeitsmarktbericht den Weg nicht in selbigen geschafft hat. Auf die Frage des Bundestagsabgeordneten Bernd Schattner (AfD), ob die Bundesregierung Kenntnis davon hat, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund Bürgergeld beziehen, antwortete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales kurz und bündig: Im September 2022 hatten rund 2,35 Millionen der rund 3,84 Millionen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten einen Migrationshintergrund. Das entspricht 63 Prozent aller Leistungsbezieher. Zum Vergleich: Die Nachfrage, ob man die Zahl noch weiter in Hinblick auf die Herkunft qualifizieren könne, wurde mit Hinblick auf die Freiwilligkeit der Angaben der einzelnen Agenturen abgelehnt.

Laut Mikrozensus im Jahr 2019 leben 21,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, was einem Anteil von 26 Prozent entspricht. Auch wenn man herausrechnet, dass sich die eine Zahl nur auf die erwerbsfähigen Menschen bezieht und die andere auf alle, sind die Menschen mit Migrationshintergrund bei den Bürgergeld-Beziehern deutlich überrepräsentiert.

Interessant wäre nun eine noch differenziertere Betrachtung. Zum einen führt die Bundesregierung an dieser Stelle gern den Sonderfall der ukrainischen Kriegsflüchtlinge an, zum anderen bezieht wahrscheinlich ein höherer Anteil der hier lebenden Afghanen Sozialleistungen, als dies unter Vietnamesen der Fall ist. Doch die Nachfrage nach genaueren Daten wurde nicht beantwortet. Begründung: die Freiwilligkeit der Angaben der einzelnen Agenturen.Fragesteller Bernd Schattner fasste zusammen: „Wir holen uns seit 2015 meist unqualifizierte Leute ins Land, während 2,7 Millionen Deutsche, davon eine Million hochqualifizierte Fachkräfte, im Ausland leben.“ Unterdessen steigt der Zuzug der für den deutschen Arbeitsmarkt nicht hinreichend Qualifizierten auf immer neue Rekordhöhen.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Steffen Huebner / 03.04.2023

@Burkhard Mundt: Deshalb bin Ich auch seit langem fūr eine einheitliche Altersversorgung aller Būrger: Entweder die Beamten gehen mit in die GRV oder die gesetzlich Versicherten gehen mit in die Beamteversorgung - dann ist Gerechtigkeit getan. Leider machen da die Beamten nicht mit.

Thomin Weller / 03.04.2023

Nachtrag. Lügen haben immer längere Beine. Brandolinis Gesetz trifft vollens zu. Ich habe keine Energie die Inhalte des Autors ad absurdum zu führen, echt müssig. Nebenbei werden 55jährige in Frührente gezwungen. VW stellt KfZ Software her, die abstruse Fehleraussagen macht und die KfZ Leistung reduziert , da hilft kein Fachmann weil sie es selbst nicht wissen. Ist halt “Software”.

Thomin Weller / 03.04.2023

Von einem Personalplaner solchen Artikel…gruselig das Framing “Agenda-Erfolge”. Agenda Erfolge heißt dann wohl Armutsgrenze! Wall Street Journal “Among those who said they advertised job postings that they weren’t actively trying to fill, close to half said they kept the ads up to give the impression the company was growing. One-third of the managers who said they advertised jobs they weren’t trying to fill said they kept the listings up to placate overworked employees.” Exakt das gleiche in Deutschland. The European und Bertelsmann, es gruselt ebenso.

A. Ostrovsky / 03.04.2023

Was soll das denn sein, ein Arbeitsmarkt? Wird das so genannt, oder ist das tatsächlich ein Markt, in dem es darauf ankommt, dass einerseits jede “Ware” einen Kunden findet (sonst gibt es ja Verluste) und dass auch jeder Kunde die gewünschte Ware bekommt? Oder gewinnt auf dem Basar der schamloseste Lügner und Schwätzer? Und das hat nichts mit Migrations-Vorder- oder Hintergrund zu tun. Das ist ein Systemfehler. Das Problem, wieso hochqualifizierte wirkliche Spezialisten lieber im Ausland arbeiten, hat nicht nur mit Geld zu tun. Das durchbürokratisierte “Personalmanagement” in Deutschland, das vorwiegend von Personen betrieben wird, die vom Geschäftszweck des Unternehmens, für das sie rekrutieren, keinen blassen Schimmer haben. Sie ersetzen ihre sachliche Unterqualifikation durch Küchenpsychologie, manchmal sogar Pseudopsychiatrie, und neuerdings sind die woken Haltungen gefragt. So kann man in einem Hochtechnologieland die Jobs nicht optimal besetzen. Hochtechnologie zeichnet sich durch höchste Spezialisierung in einem komplexen arbeitsteiligen Prozess aus. Wenn man da Dilettanten die Jobs ordnen lässt, werden alle Ressourcen, die über Jahre teuer aufgebaut wurden, verschwendet. Der Kampagnen-Sozialismus der FDJ-Agitations-Kanzlerin ist zerstörerisch. Es ist das primitive “packt mal alle mit an” der Hilfsarbeiter, das jetzt schon ins private hineinwuchert, dass sich ALLE impfen lassen müssen und ALLE die Annalena ganz super finden und ALLE für mehr Flüchtlinge sind und ALLE IMMER und ÜBERALL die richtige Meinung haben. Es gibt nämlich überhaupt nur eine einzige legitime Meinung (Rezo)! Leute, die ihren hochspezialisierten Job, der an keiner deutschen UNI ausgebildet wird, mit jahrelangem strengen Leistungswillen, erarbeiten müssen, stellen plötzlich fest, dass alle fünfzig Arbeitsplätze, im Lande, wo sie genau passen würden, nach Asien ausgelagert werden. Gelangweilte, anmaßende HR-Dilettant:Innen, sollen dann solche Leute vermitteln? Blubb. Plopp! Bla.

giesemann gerhard / 03.04.2023

@George: Vielleicht der dümmste Spruch im NT. Aber dem Moslem zitiere ich das gern und schicke ihn zu seinem Allah Waduhu. Der hat immer so gute Ideen.

Burkhard Mundt / 03.04.2023

Auf Reitschuster.de sind nach einem Artikel auf BILD-Niveau die Kommentatoren über die Beamten hergefallen wie Hyänen wegen den achso üppigen Pensionen (die oft nach 45 und mehr Dienstjahren gezahlt und voll versteuert werden). Aber Vollversorgung bis ans Lebensende, millionenfach ohne den geringsten Beitrag, ohne jegliche Anstrengung, das ist für die in Ordnung. Und dass die Rentner hohe “Subventionen” ihrer Rente erhalten durch den steuerfreien Arbeitgeberanteil, Steuervorteil beim Sonderausgabenabzug und Milliardenzuschuss aus dem Staatshaushalt, Rente mit 63 bei 45 Beitragsjahren wird verdrängt bzw. ignoriert. Wie schizophren sind diese Leute?

Ludwig Luhmann / 03.04.2023

Vor ein paar Jahren habe ich mal was von einer holländischen Studie gelesen, in der es sinngemäß hieß, dass ein Anteil von 20% (!) Mohammedanern unweigerlich zu einer vollständigen Islamisierung eines Landes innerhalb von 5 (?) Generationen führen würde. Eine Selbstbefreiung eines jemals islamisierten Landes sei noch nie gelungen ...

giesemann gerhard / 03.04.2023

Klar, die Einschlägigen lernen nix, die können nix, bewegen ihren Arsch lediglich beim Kindermachen. DAS können sie. Alhamdulliläh. Denn das Dasein des Sohnes Allahs dient der Lobpreisung Allahs, zum Arbeiten isser nicht geschaffen worden von Allah Waduhu. Wann lernen es die Kartofflarun? Mit Gottes Hilfe? Die Deppen mit dem protestantischen Arbeitsethos? Mannomann. Ich als Moslem aber feixe und lobe mir Allah.

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