Arbeitsmarkt im Oktober: Azubis fehlen an allen Ecken

Azubis werden in allen Branchen händeringend gesucht. Dax-Konzerne wie Continental oder Commerzbank können nicht alle ihre Ausbildungsstellen besetzen. Das Zauberwort als Lösungsvorschlag der Linken ist unverändert „Einwanderung".

„Robust“ ist ein Wort mit vielen Bedeutungen. Laut Duden kann damit eine „robuste Frau“ gemeint sein, oder eine robuste, also „stabile Gesundheit“. Auch die Natur kann robust sein, in dem Falle „nicht empfindsam“, was auch immer das bedeutet. Aber auch Gegenstände können robust sein, also widerstands- und strapazierfähig. Daher sind sie im Gebrauch unkompliziert, heißt es im Duden. Ein robuster Motor, zum Beispiel, oder ein robuster Rasen. Aber auch im militärischen Sinne ist das Wort durchaus zu gebrauchen. So gibt es immer wieder Forderungen nach einer Interventionstruppe mit robustem Mandat, was nichts anderes bedeutet, als die mitgebrachte Waffe auch nutzen zu dürfen. 

Sie sehen, dieses Wort hat viele Talente. Und da wundert es kaum, dass es auch den Weg in die Politik, jenseits der Bundeswehr, gefunden hat. So zeigte sich die nicht minder robuste Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, zufrieden, da die Arbeitslosenzahlen im Oktober um 43.000 gesunken sind. Die ehemalige SPD-Vorsitzende bezeichnete die Entwicklung als robust. Doch die Welt wäre nicht die, in der wir lebten, gäbe es kein „Aber“. Die Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit seien laut Bundesagentur bereits sichtbar: „So bereiten sich wiederum mehr Unternehmen auf mögliche Kurzarbeit vor und reduzieren ihre Nachfrage nach neuem Personal”, so Nahles.

So errechnete die Behörde im Oktober eine Arbeitslosigkeit von 2.442.000, was eine Quote von 5,3 Prozent bedeutet. Doch diese Zahl ist – der geneigte Leser wird es aus meinen vorherigen Achgut.com-Berichten bereits wissen – falsch. Sie ist gelogen, denn viele Posten werden dort gar nicht erfasst. Mit den mehr als 2,4 Millionen Menschen sind lediglich Personen gemeint, die Leistungen im Sinne SGB II und SGB III erhalten. Noch nicht mal das: Arbeitslose in Fördermaßnahmen werden ebenso wenig aufgeführt wie ältere Arbeitslose. Nach meiner Schätzung dürften es mehr als fünf Millionen Menschen sein, die keinen Job haben. Sehr wahrscheinlich sogar mehr. Details zu meiner Schätzung finden Sie in den vergangenen Kolumnen. 

Demographie und Corona-Maßnahmen als Problem

Größte Sorgen bereitet Deutschland jedoch ein anderes Problem: Am 30. September dieses Jahres waren noch 68.900 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das sind 5.700 mehr als im Vorjahr. Es sind so gut wie alle Branchen betroffen. Besonders schwerwiegend ist die Lage in der Pflege, aber auch im Lebensmittelhandwerk und im Bereich des Hotel- und Gaststättengewerbes. Eigentlich egal, wo man hinsieht. Ob Handwerk oder IT, überall werden potenzielle Azubis gesucht.

Auch die Ergebnisse einer Umfrage, die die WirtschaftsWoche in Auftrag gegeben hat, schlägt Alarm. Dax-Konzerne wie Continental oder Commerzbank konnten nicht alle ihre Ausbildungsstellen besetzen. „In diesem Jahr erleben wir erstmals einen Rückgang“, hieß es bei der Frankfurter Bank. Man habe die Ausbildungsplätze „nicht vollumfänglich besetzen“ können. Insgesamt bietet die Commerzbank acht Berufsausbildungen und duale Studiengänge an, darunter auch Ausbildungen zum Fachinformatiker der Anwendungsentwicklung oder Systemintegration. „In fast allen Ausbildungsberufen konnten die Stellen nicht vollumfänglich besetzt werden“, heißt es bei der Commerzbank.

Die neue Generation, gerade für das Management, scheint viele Unternehmen zu überfordern. Sie wollen Teilzeit im Homeoffice, am besten keine Hierarchien, Sabbaticals bei Spitzengehalt und nebenbei die Welt retten. Doch diese können und wollen viele Firmen nicht bieten. Hinzu kommt eine veritable Ablehnung des kapitalistischen Systems als Ganzes, was sich auch auf die Bindung zum Arbeitgeber ausdrückt: Sie fehlt. Im Grunde ist bei vielen der Chef der Wärter und die Firma der Knast.  

Linksliberale wollen mehr Zuwanderung

Auch die Deutsche Bank spricht nun von „spürbaren Herausforderungen“. Die Banken führen ihre Probleme wie viele andere Firmen auch auf die demografische Entwicklung und den Rückgang der Zahl der Schulabgänger zurück. „Als Gründe für den allgemeinen Rückgang sehen wir die demografische Entwicklung und den Umstand, dass sich immer mehr junge Menschen für das Abitur und/oder für ein Studium entscheiden“. Das habe zur Folge, dass die Bewerbungen, vor allem seit der Corona-Krise, stark zurückgegangen seien. 

Das Zauberwort als Lösungsvorschlag der Linksliberalen ist auch hier, ich hatte es bereits in den vergangenen Kolumnen beschrieben, Einwanderung. Doch hiervor kann, zumindest in der Form, wie es Deutschland macht, nur gewarnt werden. Da die hiesige Politik mit Verve Asyl und Zuwanderung vermischt und ersteres als Teil der Lösung am Arbeitsmarkt sieht, besteht hier die Gefahr einer kulturellen Entfremdung durch gewollte Abgrenzung der neuen Menschen, die ins Land kommen. 

Die Folge ist, dass die Sozialausgaben steigen, ebenso wie Kriminalität und strukturelle Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen und Juden. Wer das als Lösung sieht, ist entweder blind oder derart im Wohlstand verwahrlost, dass er aus lauter Beamten-Pamper keine Probleme mehr sieht. Es ist wie immer: Es darf nicht so sein, also ist es auch nicht so.

Zwei tunesische Azubis – hurra!

Hierzu kommt die Meldung aus dem Nürnberger Elfenbeinturm prompt: „Die Zuwanderung von Fachkräften und Auszubildenden aus Entwicklungsländern kann ein Teil der Lösung für den dramatischen Fachkräftemangel in Deutschland sein.“ Sie wird darum auch Teil der Fachkräftestrategie, die die Bundesregierung diese Woche beschließen will. Wie die Arbeitsmigration so gestaltet werden kann, dass Migranten, Herkunftsländer und die deutsche Wirtschaft gleichermaßen profitieren, erprobt das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) mit einem Pilotprojekt, an dem auch die Deutsche Bahn (DB) beteiligt ist. „In diesem Ausbildungsjahr beschäftigt die Bahn zum ersten Mal zwei Auszubildende aus Tunesien, die im Rahmen des Projekts nach Deutschland gekommen sind.” 

Wenn man ganz fest die Augen schließt und sich gleichzeitig die Ohren zustopft, dann kann man sogar zwei tunesische Azubis als Erfolg feiern. Halleluja. Vielleicht findet ja irgendwann die Bezeichnung „robuster Arbeitsmarkt“ den Weg in den Duden. Das würde ja passen. „Man muss nur so lange etwas falsch sagen, bis die alte Hure Duden kommt und es aufnimmt“, sagte einst Wolf Schneider. 

Foto: Teuvo Kanerva CC-BY 4.0 via Wikimedia Commons

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Gus Schiller / 03.11.2022

Es gibt zu wenig Ausbildungswillige? Jeder Hirni wird mit Gewalt zum Abitur geschleppt um anschließend was mit Medien/Genderei zu machen, wobei die Work-Live-Balance das wichtigste Element im Job ist. Laut ‘Statista’ haben 2021 fast 48.000 Jugendliche die allgemein bildenden Schulen OHNE Abschluss verlassen. Der Migrantenanteil liegt bei 45%. Noch Fragen,?

W. Renner / 03.11.2022

@Franz Klar Welche Lösung zur Besetzung von produktiven Arbeitsplätzen, welche längst im Wochentakt nach Asien verlagert werden, schlagen Sie vor? Naheliegend fände ich, die Flüchtenden Arbeitsmigranten, den flüchtenden Arbeitsplätzen hinter her zu schicken. Oder braucht’s noch ein paar Syrische Pizzabäcker, wenn die hier ansässigen schon schliessen müssen, weil sie den Strom nicht mehr bezahlen können. Mal ganz abgesehen davon, dass der Grossteil der Einwanderer nicht aus Kleinkindern besteht und nennenswerten Einfluss auf die Alterspyramide hätte.

Hans-Peter Dollhopf / 03.11.2022

“Da die hiesige Politik mit Verve Asyl und Zuwanderung vermischt [...] besteht hier die Gefahr einer kulturellen Entfremdung”. Die gönne ich meinen Landsleuten “Minderwertiger”.

Thomin Weller / 03.11.2022

Die Regierung, hauptsächlich die Krake Bertelsmann mit ihrer Zotte namens SPD, DGB hat das alles super hinbekommen, die Zerstörung geht noch nachhaltig weiter. Die Firmen eher Monopole konzentrieren sich in bestimmten Räumen. Und mal ehrlich, welcher junge Mensch würde freiwillig in die hässlichste Stadt Frankfurt ziehen? Hinzu kommt das gigantische bundesweite Wohnungsdesaster, bezahlbare Wohnungen, meist SPD nahe, werden lieber an Asylbewerber vermietet, die stehen immer an höchster Stelle, darüber will keine Lückenpresse berichten. Hinzu kommt die rigorose Arbeitsplatzvernichtung nebst Lohndumping. “2020 „Zwingend notwendige Einsparungen“ Commerzbank baut 2.300 Stellen ab” und jetzt suchen sie Auszubeutende, wohlmöglich staatlich subventionierte? Was für eine desaströse Personalpolitik mit einem Planungshorizont unter einem Jahr. Die gesamte Wirtschaft hat die Ausbildungsverantwortung dem Staat vor die Füße gekippt, die Universitäten sollen es lösen. Selbstverständlich ist Bildung eine Ware dazu teuer geworden, dank Krake Bertelsmann und SPD. Gerade die Bindung zum Arbeitgeber “Coorporate Identity” wurde systematisch seit 1996 mit Lean Management demontiert, der Mensch nichts anderes als “Du machst kein Sinn, nur Geld”. In Lateinamerika verdient ein ausgebildeter Handwerker inzwischen fast so viel wie in Deutschland, dazu noch geringere Lohnabzüge und deutlich bessere Lebenshaltungskosten. Rette sich wer noch kann. Deutschland ist nicht mehr zu retten. Die SPD sollte in ihrem eigenen Noske Blut ertrinken und die woke Versager Linke gleich mit.

Sam Lowry / 03.11.2022

Es kommen halt keine aus Singapore oder China… und die anderen sind jetzt halt da. Einfach mal Weltkarte nach IQ anschauen…

Franz Klar / 03.11.2022

Welche Lösung des Problems des Geburtenrückgangs schlägt der Autor vor ?

H. Krautner / 03.11.2022

Entsprechend geprägt durch Lehrer in der Schule und auch durchs Elternhaus erwarten die Kinderchen heute, wenn sie die Schule verlassen gleich einen Job, indem sie das große Geld verdienen und gleichzeitig aber nicht so viele Stunden arbeiten müssen.          Beides gibt es als Berufseinsteiger jedoch nicht, erst recht nicht, wenn man einen Azubi-Job macht. Und deshalb fehlen logischerweise heute Azubis.              Ein Kachelofenbauer aus meinem Bekanntenkreis hatte einen Azubi, der soeben seine Lehre dort beendet hat. Der Kachelofenbauer hat ihm ein Angebot für eine Übernahme als Geselle gemacht. Der junge Bubi lachte und sagte: Für so wenig Geld arbeite ich nicht. Er hatte jedoch keine Vorstellung was er sonst machen will, nur eines war sicher: er will viel Geld verdienen.

N.Lehmann / 03.11.2022

Goldstücke wohin man schaut! Hier im Paradies der “noch” Sozialsysteme machen sich die Herren aus dem Morgenland und “Kriegsflüchtlinge” aus aller Welt die Finger nicht schmutzig. Die lernen das von den Ökofaschisten, blöd wie Brot, keine Ausbildung und ab in die Politik. Der “Import dieser Fachkräfte” boomt doch, deshalb ist die Hubsi-Arbeitloseninzidens so robust niedrig! Leistungsstarke gebildete Ureinwohner sind schon lange im Ausland und sehr gefragt. Zurück bleiben 87% Dummmichel mit Maske. Das ist Merkelland!

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