Der Historiker und Verleger Ernst Piper ist aus dem vor kurzem gegründeten PEN Berlin ausgetreten. Dazu bewogen haben ihn Susan Neiman, die Leiterin des Potsdamer Einstein Forums, und die Schriftstellerin Eva Menasse. „Die selbstherrliche Verachtung, mit der beide über Israel sprechen“, sei „schwer zu ertragen“.
Heute bin ich aus dem PEN Berlin ausgetreten. Denis Yücel hat mich nach einer Begründung gefragt. Hier ist sie:
Sehr geehrter Herr Yücel,
ich habe mich mein Leben lang auf vielen Ebenen sehr für Israel eingesetzt. Als ich noch Verleger war (1982–1994) habe ich ein großes Programm mit israelischer Literatur verlegt, unter anderen A.B. Yehoshua und Jehuda Amichai, die beide, genau wie Amos Oz und Abraham Sutzkever, immer wieder auf der Shortlist für den Literaturnobelpreis standen, aber ihn natürlich nie bekommen haben, weil seit dem Sechstagekrieg kein einziger israelischer Autor mehr den Nobelpreis bekommen konnte. Der Hass gegen Israel war schon immer weit verbreitet. Ich habe als Verleger, Literaturagent, Herausgeber, Redakteur etwa 30 Bücher von Überlebenden der Shoah betreut. Als NS-Historiker habe ich 40 Jahre lang versucht, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Deutschen gut informiert sind über diese Zeit, und tue das seit Jahrzehnten auch ehrenamtlich als Vorstandsmitglied der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie.
Heute habe ich den Eindruck, dass das Gesicht des PEN Berlin in starkem Maß von Susan Neiman und Eva Menasse geprägt wird. Die selbstherrliche Verachtung, mit der beide über Israel sprechen, fand ich schon immer schwer zu ertragen. Ich war letztes Jahr bei der Buchvorstellung von “Historikerstreit 2.0“, an dem beide mitgewirkt haben, und war erschüttert über das, was ich dort erlebt habe. Frau Neiman erklärte mit Stolz, sie wisse nicht, was der Unterschied zwischen Antisemitismus und Rassismus sei. (Jeder Student könnte ihr das erklären.) Im Buch gibt es einen Beitrag von ihr über den Historikerstreit, den ich 1986 herausgegeben habe. Ein größerer Blödsinn als dieser Beitrag ist über den Historikerstreit wohl nie geschrieben worden.
Seit dem 7. Oktober 2023 ist die Existenz Israels gefährdet wie noch nie, auch wenn die ahnungslose Eva Menasse das Gegenteil behauptet. In dieser Situation möchte ich einfach nicht länger demselben Verein angehören, auch wenn ich normalerweise mit unterschiedlichen Meinungen gut umgehen kann. Ich hoffe auf Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Ernst Piper