Mit Verlaub, Herr Zeyer. Ohne irgend etwas relativieren zu wollen: der WKII, welcher am 1. September 1939 begonnen hat, und zwar mit dem Einmarsch deutscher Truppen im Osten, und sowjetischer Truppen im Westen von Polen endete formal mit der Kapitulation des japanischen Kaiserreiches. Die allermeisten unserer aller Vorfahren sind keine kriegslüsternen Fanatiker gewesen. Und ob ein Volk einen “Blutzoll” von weiß nicht wieviel tausend, und das andere halt von mehr oder weniger geleistet hat- gestorben ist jeder für sich, sehr alleine und oftmals unter großen Schmerzen. Wir sollten der Toten aller beteiligten Völker gedenken, egal ob der gefallenen Soldaten oder der getöteten Zivilisten. Ein Oberlehrehaftes, gar denunziatorisches Fingerweisen mit der pauschalisierenden Aussage:“aber du bist schuld”, ist nicht gerade eine vertrauensbildente Maßnahme. Schlicht und ergreifend- es gab und gibt überall auf unserem Planeten angenehme Zeitgenossen. Und genauso gab und gibt es überall Wesen, welche man gerne in den tiefsten Kreis von Dantes Inferno versenken würde. Guten Abend
Zwei Anmerkungen: 1. Wer Stauffenberg nicht respektabel findet, weil er nicht demokratisch gesinnt oder vom ersten Moment antinationalsozialistisch pro Republik usw. eingestellt war, verkennt seine Herkunft, Werdegang und das Klima, in dem die Stauffenbergs und viele Anderen groß geworden sind. Bitte übertragen Sie Ihre Maßstäbe auf alle Figuren der deutschen Geschichte, insbesondere, wenn etwas über Ihren Antisemitismus bekannt ist. 2. Ein Autor bekommt von 150 Menschen Resonanz, aber Sie meinen -zweimal- den Typus des lernresistenten, verharmlosenden Schreihalses abwatschen zu müssen. Unsachlich, untauglich usw. Wenn Sie die Schuld des Landsers an der Ostfront diskutieren möchten, sein Wissen und Wollen und seine Handlungsmöglichkeiten dann bitteschön, bewegt scheinbar immer noch die Gemüter. Aber nicht so wischiwaschi, dann bleibt auch der Furor Teutonicus aus. Ansonsten werden bald wieder ausschließlich Historiker aus dem VEB Geschichte zuständig sein.
Wenn Sie einen Krieg beginnen, dann müssen Sie ihn auch gewinnen. Mehr nicht. Es geht nicht darum, wer angefangen hat, oder wer die besten Ausreden vor dem Völkerbund und vor anderen Witzfiguren vorlegt, die sich selbst dabei noch einmachen. Sie müssen gewinnen. Und das größte Arschloch zu sein, das sich an keine Regel hält, hilft dabei gewaltig. Und der Erfolg gab den Nazis ja recht. Dann kam die Hybris. Man hielt Stalin auch für so ein Würstchen, deshalb ging es doch überhaupt gegen die SU. Der war aber gar kein Würstchen. Klarer Fall von Beraterversagen. — Umgekehrt hat die SU die Erzählung vom Großen Vaterländischen Krieg doch gerade deshalb erfunden, um die immensen eigenen Verluste und die Säuberungen für das russische Volk begreifbar zu machen. Und auch die glorreiche Rote Armee ist nur deshalb so glorreich, weil man über deren Missetaten besser nichts sagt. »Der Krieg ist vorbei, und wir haben den Deutschen ordentlich den Hintern versohlt — und damit ist es dann auch gut —.« Und das ist auch heute noch so. Putin ist sichtlich bemüht, den Russen klarzumachen, dass sie die Deutschen nicht fürchten müssen. Das als Voraussetzung für gute Geschäfte, denn nur um die geht es hier.
@ Rene Zeyer - Ihre Vita erklärt sofort wie so etwas ein “Schweizer” schreiben kann. Ich war schon verwundert. Ihre Aversion gegen die ehemaligen Landsleute kann ich gut verstehen, gerade auch, wenn ich mir die heutige Arschloch- und Arschlöcherinnendichte in diesem geschundenen Land mit seinen traditonell politisch so unfähigen Eliten (Ausnahme Bismarck) anschaue. Trotzdem ist es irgendwie unanständig später alles besser zu wissen und ein ganzes Volk zu verdammen. Vielleicht sind Sie noch genug Deutscher, um so rigoros zu sein, ich bin es vielleicht nie gewesen.
Der Achse sei gedankt, dass sie die Kommentatoren das differenzierte Geschichtsbild hat nachzeichnen lassen, das der Verfasser dieses Artikels nicht zustandebrachte, welches aber dem heutigen Stand der internationalen Forschung entspricht (die längst keine Hemmungen mehr hat, bis heute nachwirkende Propaganda beider Seiten als solche zu entlarven). Herr Zeyer hat mit seiner roten Eltern zu verdankenden Vita im Arbeiter- und Bauern-Paradies offenbar sein persönliches Päckchen zu tragen und ist für mich damit (beinahe) entschuldigt. Denjenigen, die hier touretteartig ihre auswendig gelernten unumstößlichen “Wahrheiten” aufsagen, sei ans Herz gelegt, sich mit den fürchterlichen Totalitarismen des 20. Jh. von 1917 bis 1989 umfassend “sine ira et studio” auseinanderzusetzen - es gibt genügend Literatur dazu. Wenn man nicht gerade das irrationale Konzept der Kollektivschuld verinnerlicht hat, kann man unterschiedslos aller Opfer radikal antibürgerlicher Ideologien gedenken und kann dann auch wieder einen Bogen zum Großkonflikt der Gegenwart schlagen, in dem sich wiederum zwei Menschenbilder feindselig gegenüberstehen.
Sehr geehrter @Herr Zeyer: Wie Sie auf Kommentatoren reagieren, die Ihren Artikel kritisieren, finde ich schlicht unangemessen, überheblich und arrogant - was in meinen Augen kein so günstiges Licht auf Sie wirft. Ich hätte mir eine besonnenere, sachliche Gegenargumentation gewünscht. Mit Auskeilen gegen ihre Kritiker erreichen Sie - nichts - jedenfalls nichts, was in Ihrem Sinne wäre.
Manches trifft zu, manches auch nicht. Es geht ziemlich durcheinander und mir ist hier zuviel Verallgemeinerung in Richtung Kollektivschuld der Deutschen. Man hat es Max und Lieschen Müller einfach nicht gesagt, stattdessen schöne neue Welt mit KdF und Volkswagen. Manches hätte man voraus sehen können, das Meiste aber nicht. Es gab damals kein Internet, keine Roaming-freien Zonen, sondern bestenfalls den Ein- Röhren- Volksempfänger, nur geeignet für den Ortssender. Die Zeitungen waren gleichgeschaltet (erinnert das an was?) und nur höhere Offizierschargen konnten den Weg vorausahnen - der einfache Landser bestimmt nicht. Der hat sich nur gewundert, dass er trotz Ablauf seiner zwei Jahre Wehrpflicht im Frühjahr 39 ewig nicht entlassen wird (so, wie ein ehemaliger Kollege). Wie Zeitzeugen berichteten, war die Masse deutsche Bevölkerung 1939 keineswegs kriegsbegeistert, denn man hatte noch das Leid von WK I. in den Knochen. Abgesehen von einigen hundertausend fanatischen Anhängern Hitlers und Jungpimpfen (ähnl. Greta), die man gern in Wochenschauen präsentierte. Millionen Mitgliedschaften in der NSDAP hatten einen einzigen Grund: Parteilose wurden in Ämtern nicht geduldet, die Karriere gestoppt, übrigens auch in leitenden Stellen der Industrie. “Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich” (Heiner Müller, BE).
Seit einem Großteil der heutigen Kommentare wundert mich nicht mehr, daß in Deutschland KEINER vom Sofa runterkommt. Aber Jammern und Klagen über die böse Regierung. Klappe auf und NICHTS machen. Das Land hat es nicht besser verdient. Und genau das wissen Merkel &Co;. Bejammert den verlorenen Krieg weiter und bietet der jungen Generation eine Truppe von Waschlappen und alten Zauseln, über die sich dann unsere Kinder zu recht lustig machen. Wo ist der Stolz? Auch der Stolz und der Mut, sich zum Schlimmsten zu bekennen, das unsere Vorderen zugelassen haben? Wo ist die menschliche Größe der Deutschen? Es gibt sie nicht.
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