Sehr geehrter Herr Rietzschel, der STERN ist mit dem SPIEGEL wahrlich nur das herausragendste Beispiel für den Verfall der deutschen Presselandschaft, einer Landschaft nun voller Ödnis und Langeweile. Gab es in den angeblich miefigen 50er und 60er Jahren tatsächlich in der Presse und sogar in den damals wohl noch nicht semistaatlichen Rundfunkanstalten Opposition und regierungskritische Beiträge en masse, so hat sich heute der Mief in allen Redaktionsstuben breitgemacht. Aber erste verschämte Signale einer Änderung scheinen dank des Corona-Hypes und -Mißmanagements der Herrschenden sich anzudeuten. Hoffe, ich bin da nicht zu optimistisch!
Als Kind bzw. junger Jugendlicher war für mich der Stern der Einstieg ins politische Leben, auch die grafische Darstellung, das Layout oft spektakulär, die Fotografie erste Klasse, kultur-politische Hintergründe interessant dargestellt. Als älterer Schüler und dann als Student wurden andere Medien wichtiger. Heute ist der Stern bei einer Gesinnungsdiktatur angekommen, wie sie sich bei allen Mainstreammedien unverholen zeigen, und diese gleiche Soße, diesen Einheitsbrei will einfach kein Mensch mehr lesen, tut mir nicht leid, kein bisschen, so sind die Gesetze des Marktes. Eine Redaktion, die man von einem Parteitag der Grünen nicht mehr unterscheiden kann, ist eben keine. Es gibt eben nicht nur die eine Wahrheit, so ist das nun mal und auch Donald Trump ist nicht an allem Schuld. Man braucht nicht für alles eine Gesellschaftstheorie wenn etwas schief läuft, wie es Norbert Bolz bemerkte, sondern es reicht einfach der gesunde Menschenverstand. Der Stern hat den als Orientierung längst verloren, auch damit ist er nichts besonderes mehr. In dieser Hinsicht kann er sich ‘ne Marke ziehen und sich mit in die Reihe stellen.
Dem Stern verdanke ich die aller erste Information über die BEATLES. In dem Heft, von ich glaube 1963, mit einem Titelfoto, wo sie alle Vier mit den Köpfen aus dem Wasser eines Swimmingpools gucken. war ein guter und sachlicher Bericht über sie zu lesen. War für mich damals wertvoller als Gold ! Der heutige Niedergang ist selbst verursacht, niemand braucht ein Staatspropagandajournal wenn es doch schon das Staatsfernsehen gibt. Weg damit.
Nicht wirklich schlimm. Die anderen Revolverblätter wie Spiegel, Zeit und Süddeutsche werden hoffentlich folgen. Da nutzt eine grandiose Vergangenheit wenig. Es gab Zeiten da hatte dieses Land auch grandiose Zeiten. Wissenschaft und Technik in der Blütezeit. Nobelpreise. Oft bewundert von der Welt für seine Innovation. Nutzt uns nix mehr. Davon können wir uns nicht mehr nähren. Die wandelnde Spendierhose aus dem pastoralen Kommunismus hat mit ihrer Entourage Deutschland in ein ideologische Minen- und Trümmerfeld verwandelt. Sehe ich Merkel dann sehe ich die Apokalyptischen Reiter. Es gibt wichtigeres als ein ungelesenes Käseblatt mit großer Vergangenheit. Selbst Schuld.
Politik- und Wirtschafts-Ressort sind überflüssig. Merkels Dekretpolitik wird verkündet, nicht diskutiert: Amtsblatt garnieren und gut ist. Das hat der Merkelfunk längst begriffen und PoWi auf BunteGala formatiert. Vom Stern zum Sternchen ist die Strafe, wenn manfradiv zu spät kommen. Tipp zum Reset: Armutsprostitution! Schon viele Deutschmedien gehen für Merkel auf den Strich und setzen Journalisten mit Hund&Hut; auf die Straße. Form follows function.
Wenn die Sitzplätze in den Arztpraxen Corona bedingt halbiert werden müssen, dann ist auch der Bedarf an Zeitschriften nur halb so groß und wer sonst soll dann noch diese Papierverschwendung abonnieren? Werbezeitschriften, allerdings nicht in Hochglanzformaten, die mit homöopathisch verstreuten, oberflächlichen Artikeln bestückt sind, bekommen Leser wöchentlich, manchmal sogar zweimal pro Woche, kostenlos in den Briefkasten gemüllt.
@Gudrun Meyer: Das Thema ist hochkomplex. Mein Großvater hatte nach dem Studium keine adequate Anstellung gefunden und als Redakteur beim Westdeutschen Beobachter angefangen, weil er gut schreiben konnte. Er musste NSDAP Mitglied werden und war auch später bei der Propagandatruppe der Wehrmacht. Er hat z.B. vom Bau des Westwalls (Operation Todt) berichtet und ist mit dem Stab von Erwin Rommel gereist. Während viele seiner Kameraden nach dem Krieg beim WDR untergekommen sind, hat er nach dem Krieg Berufsverbot bekommen. Er war kein überzeugter Nationalsozialist (seine Frau bzw. meine Großmutter war glühender Anhänger der Nazis). Aufgrund dieser Familiengeschichte kann ich nur sagen, dass ich nur froh bin nicht in solch einen Mist geraten zu sein. Man kann meinem Großvater sicherlich vorwerfen, dass er bestimmt einen anderen Job hätte finden können, aber zu Beginn war das natürlich der bequemste Weg. Ich kenne nicht die Gründe, warum Nannen oder Sethe bei den Propagandatruppen gelandet sind. Der Job war defintiv angenehmer, als bei der kämpfenden Truppe!
Lieber Herr Rietzschel, nach meinem Wissen vertun Sie sich in den Ecken: Herr Nannen hat niemals eine Lizenz von den Alliierten erhalten; er war auch nur Chefredakteur vom ‚Stern‘. Eigentümer und Herausgeber war Gerd Bucerius. Der ‚Stern‘ war für ihn von Anfang an die Hure, die sein intellektuelles Flagschiff „Die Zeit“ finanzieren sollte. Bucerius machte sich einen Spaß daraus als beinahe Milliadär Nannens gebrauchte Autos zu fahren.
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