Volker Voegele, Gastautor / 18.12.2018 / 16:27 / Foto: Improbcat / 22 / Seite ausdrucken

Der nächste EU-Nagel im Sarg der Autoindustrie

Die EU-Staaten, das Europaparlament und die EU-Kommission haben sich am 17.12.2018 darauf geeinigt den CO2-Ausstoß von Neu-PKW bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent zu senken. Der Beschluss bedeutet faktisch (per Staatszwang) die Verkehrswende zur Elektro-Mobilität, mindestens zu Autos mit Hybrid-Motoren.

Die Anforderungen der EU sind hier genauer beschrieben. Die deutsche Verhandlungsdelegation hat dem sogenannten CO2-Kompromiss zugestimmt und so muss man davon ausgehen, dass sie sich der Konsequenzen für die gegenwärtig noch funktionsfähige und noch leistungsstarke deutsche Automobil-Industrie bewusst ist. Noch gibt diese Industrie direkt und indirekt Millionen Menschen eine gute Beschäftigungsmöglichkeit und produziert für die Welt Qualitätsprodukte.

Wie kann man die Senkung der CO2-Emission um 37,5 Prozent erreichen? Die CO2-Emission eines PKW ist direkt proportional dem Treibstoffverbrauch. Man nehme als Beispiel einen PKW von 1,6 Tonnen Gewicht, einem durchschnittlichen Motor-Wirkungsgrad von 30 Prozent (in der Regel zwischen 25 bis35 Prozent)und mit einem heutigen Verbrauch von 8 Liter Benzin pro 100 km.

Um den zu erwartenden EU-Anforderungen für das entsprechende Neufahrzeug im Jahr 2030 zu genügen, gibt es zwei Lösungsansätze. Technisch etwas vereinfacht dargestellt, sind diese wie folgt:

1. Der Benzinmotor müsste 5 anstatt 8 Liter Benzin pro 100 km Fahr- und sonstiger Leistung verbrauchen. Das heißt, man müsste seinen durchschnittlichen Wirkungsgrad auf 30 / 0.625 = 48 Prozent erhöhen. Das ist technisch nicht möglich.

2. Der Neu-PKW wird so umkonstruiert, dass er 1 anstatt 1,6 Tonnen Gewicht hat und dementsprechend weniger Treibstoff verbraucht. (Anmerkung: Dies ist eine Annäherung an den Betrieb im Stadtverkehr, wo das Autogewicht wegen der häufig nötigen Beschleunigungen einen starken Einfluss auf den Verbrauch hat).

Das würde bedeuten, dass man den heutigen Mittelklassenwagen-Standard zum Kleinklassenwagen-Standard umkonstruiert.  Das ist technisch möglich, aber wohl nicht im Sinne der Kundschaft. Überdies wird von der Autoindustrie mit Kleinwagen auch heute schon kaum noch Geld verdient. (Anmerkung: Eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung auf 120 km/h wäre mindestens hilfreich).

Könnte sich die deutsche Auto-Industrie bis zum Jahr 2030 zum Großteil und erfolgreich auf Elektro-Mobilität umstellen, wäre eine Alternative gegeben. Für die Einhaltung der entsprechenden Emissionsrichtlinien wäre die stromerzeugende Kraftwerksindustrie verantwortlich. (Anmerkung: Auf einem anderen Blatt steht noch der notwendige Kraftwerksausbau und die Lade-Infrastruktur für die Auto-Akkus).

Es darf aber zu Recht bezweifelt werden, dass der deutschen Auto-Industrie die Umstellung auf Hybrid-Motoren oder gar Elektro-Mobilität so schnell gelingen wird (zum Beispiel wegen technischer Beschränkungen der Akku-Technologie) und sie auch ihr bisheriges Ertragsniveau beibehalten kann. Die Zustimmung der deutschen Delegation zu den schärferen CO2-Werten war falsch, die Verantwortung trägt die deutsche Regierung.

Volker Voegele ist promovierter Physiker und lebt in der Schweiz. Er hat über 20 Jahre Berufserfahrung in der Leittechnik für Großkraftwerke in aller Welt und ist seit 2017 pensioniert.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Sonja Bauch / 18.12.2018

Wenn sich also die deutsche Autoindustrie und die Verbraucher ab 2030 vermehrt auf Elektromobilität umstellen sollen, woher kommt der Strom für die vielen Autos? Denn: 2022 müssen die letzten Kernkraftwerke vom Netz, Kohle ist ja auch nicht mehr erwünscht. Kommt der Strom also hauptsächlich von Wind und Sonne? Mit Ausnahme von Krankenhäusern, die allesamt einen dieselbetriebenen Notgenerator im Keller haben und der Bundeswehr, sind wir alle darauf angewiesen dass Netz-Strom kontinuierlich zur Verfügung steht. Solar -und Windstrom haben einen unüberwindbaren Geburtsfehler, sie sind weder plan- noch steuerbar. Es gibt keine Speicher, zumindest nicht im industriellen Maßstab, nicht mit den heutigen Technologien , nicht in absehbarer Zukunft. Dabei reicht mein kleiner Sachverstand gerade noch aus um zu erkennen, dass die Grüne Annalena Baerbock mit ihrer Aussage : ” Das Netz ist der Speicher!” meilenweit neben der Wirklichkeit liegt.

Wilfried Cremer / 18.12.2018

Die Wirtschaft hat den Weg bereitet und zum Dank wringt man sie aus. Die Besoffenen* in Brüssel haben von den Gästen aus dem Orient gelernt.

Jochen Selig / 18.12.2018

Die Zustimmung zu jeglichem CO2-Wert ist falsch, weil die “menschengemachte Klimakatastrophe” eine Wahnidee ist. Eine mit Verstand gesegnete deutsche Regierung würde den CO2-Quatsch sofort beenden.

Peter Zentner / 18.12.2018

Ich halte diesen absolutistisch regulierenden EU-Ukas für einen konzertierten Dolchstoß gegen die gesamte bundesdeutsche Industrie. Dass deutsche Delegierte diesen Wahnsinn auch gefügig abgenickt haben, erinnert mich schmerzlich an die Lemminge und deren ominösen Freitod.

Thomas Holzer, Österreich / 18.12.2018

Suizid mit Anlauf, würde ich das nennen! Warum wird eigentlich (wenn man schon “das Klima” für Entscheidungen mißbraucht) nicht über den wesentlich höheren und schmutzigeren Ressourcenverbrauch der E-Autos geschrieben? Warum wird die derzeit ungelöste Batterieentsorgung, von Recycling gar nicht zu tippen, nicht thematisiert? Ist die Mehrheit wirklich schon so faktenresistent und faul, für ein paar Minuten mal das eigene Hirn anzustrengen?!

Peter Müller / 18.12.2018

Ja, es sieht finster aus für Autobauer und ihre Kunden. Passend dazu heute die Forderung der umtriebigen “Deutschen Umwelthilfe” für ein generelles Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen. Nachdem nun einige Jahre die Autokäufer keine E-Autos haben wollten, folgt nun der mittelbare Zwang. Jedoch denke ich, daß es den maßgeblichen Autofeinden eher darum geht, den individuellen motorisierten Verkehr gänzlich abzuschaffen. Rücksicht auf eine - zumindest hierzulande - bedeutende Branche ist dabei wohl nicht zu erwarten, ebensowenig zählen Arbeitsplätze. Wie sagte der charismatische Visionär Anton Hofreiter gestern im Radio zum Arbeitsplatzverlust im Braunkohlebergbau sinngemäß: dafür entstehen eben andere Arbeitsplätze und ausserdem seien die meisten Kumpel doch sowieso im vorgerückten Alter und würden in spätestens 10 Jahren in Rente gehen. Das nennt man dann wohl Einfühlungsvermögen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Volker Voegele, Gastautor / 29.10.2021 / 11:00 / 36

The Krätsch-Män

THE LÄND heißt die Bürger in Baden-Württemberg „Herzlich Willkommen“. Das Staatsministerium (StM BW) von Baden-Württemberg ist in Stuttgart beheimatet, gegenwärtig grün-schwarz und hat etwa 250…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 30.09.2021 / 12:30 / 8

Setzt Kim auf Wettrüsten bis zum Frieden?

Sowohl Kim Jong-Un als auch der ARD-Reporter senden multiple „Signale“ aus. Die Internetseite der Tagesschau vom 28.09.2021 in der Rubrik „Analyse“ zu Nordkorea. Die ARD ist wie gewohnt direkt…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 08.09.2021 / 11:00 / 17

EU bekämpft Desinformation

Die EU informiert zu geförderten Projekten zur Bekämpfung von Desinformation. Mit dem Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizont 2020“ wurden nach EU-Angaben „beträchtliche Mittel“ in Projekte investiert. Die Projektliste…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 02.06.2021 / 16:00 / 21

Impfsicherheit: Das schwarze Datenloch im Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts

Der Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts vom 7. Mai 2021  gibt eine „gemeldete“ Todesfallzahl von 524 in der Gruppe der COVID-Geimpften an. In Anbetracht der hohen Anzahl…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 30.05.2021 / 10:30 / 46

Ausgewogene Berichterstattung

Push-Nachricht der FAZ Online vom 29.05.2021: Ein Faktencheck.Sind die Bedenken von Impfskeptikern begründet?" Leonie Feuerbach, Redakteurin im Frankfurter Allgemeine Magazin, teilt darin mti: "Wieso finden sich…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 01.04.2021 / 17:00 / 14

In der Maske steckt der Teufel – eine Multimilliarden-Posse. 

Sechs Akte über 6 Milliarden Euro, plus eine Zugabe von 2 Milliarden Euro. Klappentext zur Posse: Die Pressemitteilung PM Nr. 136 vom 18.03.2021 des Deutschen Statistischen…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 01.11.2020 / 17:00 / 15

Die Eröffnung des BER: Wie in Namibia

Der Deutschlandfunk Dlf hat Udo Haase, den früheren Bürgermeister von Schönefeld anlässlich der Eröffnung des neuen Haupstadtflughafens am 31.10. 2020 interviewt. Daraus die famosen Visionen des früheren Bürgermeisters:…/ mehr

Volker Voegele, Gastautor / 20.10.2020 / 15:00 / 11

Glatt verpasst: Hitzetod-Welle 2020 in Deutschland

Werte Leser, ist Ihnen aufgefallen, dass Sie im August 2020 in Deutschland eine Hitzetod-Welle überlebt haben? Nach der Graphik der "Wöchentlichen Sterbefallzahlen" lag der Höhepunkt in…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com