Sechs Akte über 6 Milliarden Euro, plus eine Zugabe von 2 Milliarden Euro.
Klappentext zur Posse: Die Pressemitteilung PM Nr. 136 vom 18.03.2021 des Deutschen Statistischen Bundesamtes. Daraus: "Im Jahr 2020 wurden nach vorläufigen geschätzten Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) Gesichtsschutzmasken im Wert von rund 6 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Eingeführt wurden die Masken fast ausschließlich aus der Volksrepublik China." Und weiter: "Im Januar 2021 wurden 1,4 Milliarden Gesichtsschutzmasken im Wert von 186,7 Millionen Euro importiert".
Und noch detaillierter: "Bis zum Jahr 2020 werden Gesichtsschutzmasken in der Außenhandelsstatistik nicht unter einer eigenen Warennummer des Warenverzeichnisses für die Außenhandelsstatistik erfasst. Sie werden zusammen mit anderen Waren unter der Warennummer 6307 90 98 nachgewiesen. Die hier vorliegenden Zahlen ergeben sich durch eine tiefergehende Analyse der unter dieser Warennummer angemeldeten Daten. Ab dem Berichtsmonat Januar 2021 werden Gesichtsschutzmasken mit Stückzahlen unter den Warennummern 6307 90 93 und 6307 90 95 nachgewiesen und sind damit im Standard-Veröffentlichungsprogramm der Außenhandelsstatistik verfügbar."
1. Akt
Außenminister Maas (SPD) hat im Februar 2020 Hilfsgüter zur Bekämpfung der Corona-Epidemie kostenlos nach China liefern lassen, darunter auch Gesichtsschutzmasken.
2. Akt
Mit Beginn der Corona-Epidemie in Deutschland im März 2020 mussten die deutschen Behörden bedauerlicherweise feststellen, dass sie über keine Maskenvorräte verfügen. Gesundheitsminister Spahn (CDU) hält (folglich?) eine Maskenpflicht für nicht notwendig.
3. Akt
Ab Ende April 2020 gilt in allen Bundesländern eine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkauf. Der Bund empfiehlt das Tragen der Masken dringend.
Publikumsinformation zur Gesichtsschutzmaske (ohne Gewähr)
Die Masken haben mindestens sechs bekannte medizinische Nachteile. Konkret sind das die Rückatmung von CO2, der Mangel an O2, das Biotop für Krankheitserreger, die potenziell gesundheitsschädliche Materialchemie und die eher große Durchlässigkeit für Viren. Das viele Hantieren der Masken mit den Händen im Gesicht öffnet einen weiteren Übertragungsweg für Viren. Abgesehen von der Durchlässigkeit für Viren sind die anderen fünf Nachteile der Masken minimal bei seltenem Gebrauch. Schutz bieten Masken insofern, als dass sie virenbelastete Aerosole (speziell) bei Husten und Niesen recht gut zurückhalten, dichter Sitz der Masken vorausgesetzt.
4. Akt
Die SPD-Bundestagsfraktion setzt zu einem sprachlichen Höhenflug an. Aus ihren Kreisen kommt die Forderung nach einem „Transparenzbeauftragten“ zu den Masken-Beschaffungen (17.03.2021). Die Transparenz soll sich auf die Aktivitäten im Umfeld des Gesundheitsministers beschränken.
5. Akt
Für 186,7 Millionen Euro hat man im Januar 2021 rund 1,4 Milliarden Masken importiert (Destatis vom 18.03.2021), entsprechend 7,5 Masken für 1 Euro. Das sind wirtschaftlich erwartbare Kosten aufgrund des minimalen Materialwerts, der immensen Stückzahl und der technisch optimierten Serienanfertigung. Gemäß dieser Relation könnte man allerdings erwarten, dass im Jahr 2020 für die genannten 6 Milliarden Euro rund 45 Milliarden Masken importiert wurden. Ein Jahresverbrauch von 45 Milliarden Masken bei 83 Millionen Einwohnern erscheint zwar reichlich überdimensioniert, entspricht aber dem deutschen Motto „Viel hilft viel“, welches vorsorgende Bürger schon bei der Vorratshaltung von Toilettenpapier erfolgreich angewendet haben. Doch ist der angedeutete Gesichtsschutzmasken-Dreisatz überhaupt korrekt?
6. Akt
Das Deutsche Statistische Bundesamt (Destatis) konnte auf die Anfrage des Autors dieser Posse leider keine Transparenz in die Untiefen des Gesichtsschutzmasken-Dreisatzes bringen (24.03.2021). Die Frage lautete:
Laut Ihrer Pressemitteilung Nr. 136 vom 18.03.2021 hat man im Januar 2021 für 186,7 Millionen Euro rund 1,4 Milliarden Masken importiert, entsprechend 7,5 Masken für 1 Euro. Mit dieser Relation hätte man im Jahr 2020 für 6 Milliarden Euro 45 Milliarden Masken einkaufen können. Ist die Anzahl der importierten Masken für das Jahr 2020 bekannt? Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Die Antwort lautete:
Bis Dezember 2020 wurden diese Masken zusammen mit einer Vielzahl anderer Produkte unter der Warennummer 63079098 erfasst. Für diese Warennummer musste aber keine besondere Maßeinheit (Stückzahl) von den Meldepflichtigen angegeben werden. Somit liegen uns für das Vorjahr keine Informationen zu den eingeführten Stückzahlen vor. Ab Januar 2021 werden die Masken mit eigener Warennummer und Stückzahl erfasst, sodass wir in der PM auch die Anzahl der eingeführten Masken benennen konnten.
Das ist sachlich OK und lässt eine gewisse bürokratische Eleganz erkennen.
Zugabe
Reichlich unprofessionell verhalf das Gesundheitsministerium Ende 2020 diversen Akteuren, hauptsächlich Apotheken, zu einem Zusatzverdienst von etwa 2 Milliarden Euro. 35 Millionen „besonders gefährdete“ Bürger erhielten je 15 FFP2-Masken kostenlos in den Apotheken. Die Einkaufskosten lagen bei 0,5 Milliarden Euro, äquivalent knapp einer Maske für einen Euro. Die Apotheken erhielten zuerst 6,90, später 3,90 Euro für eine Maske und konnten damit etwa 2 Milliarden an Einnahmen abschöpfen. Die direkte Versendung der Masken per Post an die Berechtigten hätte diese Mehrausgaben vermieden (laut Wirtschaftswoche' vom 23.03.2021)
Volker Voegele ist promovierter Physiker und lebt in der Schweiz. Er hat über 20 Jahre Berufserfahrung in der Prozessleittechnik für weltweit installierte Großkraftwerke und ist seit 2017 pensioniert.
Weitere Handlungsstränge dieser Posse finden Sie u.a. in diesen Publikationen:
Deutsche Apotheker Zeitung DAZ, 31.03.2020
Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag SHZ, 22.04.2020
Die Bundesregierung, 29.04.2020
t-online, 02.05.2020
Apotheke-Adhoc, 19.06.2020
RTL, 18.01.2021
DLF, 17.03.2921 (Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Schneider, forderte im ARD-Fernsehen die Einsetzung eines „Transparenzbeauftragten“.)
Tagesschau, 17.03.2021
Handelsblatt, 21.03.2921
Wirtschaftswoche, 23.03.2021 (Rund 35 Millionen Berechtigte aus der definierten Risikogruppe haben dabei je 15 Masken erhalten, der Marktpreis der Masken lag bei etwa 0,5 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil der 2,5 Milliarden Euro, also etwa 80 Prozent, waren offenbar Transaktionskosten. Diese Transaktionskosten verteilten sich auf Druck und Verteilung der Berechtigungsscheine, deren Versendung an die Krankenkassen und die Distribution der Masken durch die Apotheken. Die Apotheken erhielten anfangs 6,90 Euro, später 3,90 Euro pro Maske.… So wäre es möglich gewesen, die FFP2-Masken einfach per Post an die Berechtigten zu schicken. Dieser Weg wäre schneller und wesentlich günstiger gewesen.
Wirtschaftswoche, 15.12.2020 (Hier werden die Apotheken mit einer für mich nicht nachvollziehbaren Milliardensubventionierung versorgt, obwohl gerade Apotheken nicht als Corona-Opfer gelten dürften).