Claudio Casula / 25.09.2023 / 14:00 / Foto: Raimond Spekking / 58 / Seite ausdrucken

Der Faktencheck des Faktenchecks zum Faktencheck

Im Maischberger-Talk verbreitet Klimaaktivistin Luisa Neubauer Fake-News und unterstellt sie ihrem Mitdiskutanten von der CSU. Und was machen die Faktenchecker? Sie stümpern herum und müssen sich dreimal korrigieren.

Von der Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die auch Mitglied bei B’90/Grüne ist, ist bekannt, dass sie ihr mangelndes Wissen in der Sache durch Meinungsstärke zu ersetzen pflegt. Deshalb ist das Postergirl des deutschen Ablegers der Fridays-for-Future-Bewegung gern gesehener Gast in allen Polit-Talkshows – jedenfalls bei den Gastgebern. Zuschauer können ihren arrogant-näselnden Tonfall und ihre penetrante Larmoyanz eher weniger ertragen. Gründe, ihre Aussagen von der behaupteten Klimakrise als größte Herausforderung der Menschheit bis zur monokausalen Erklärung dafür mal energisch zu hinterfragen, gibt es viele. Allein, der gemeine Faktenchecker (wir berichteten unter anderem hier, hier und hier) – nicht nur in der öffentlich-rechtlichen Redaktionsstube – sieht es nicht als seine Aufgabe an, ergebnisoffen die nackten Tatsachen zu prüfen: Es kommt darauf an, die medialen Hätschelkinder zu hofieren und die Bösen zu überführen – wie Stefan Frank es hier einmal ausdrückte: „Die grüne Partei hat immer recht“ – das muss am Ende herauskommen.

Dem „Beitragszahler“ werden jede Woche allein für Maischberger 140.000 Euro abgeknöpft (Produktionskosten für eine Sendung), damit er sich ansehen kann, wie vier Gäste aus dem Juste Milieu – in diesem Fall besagte Luisa Neubauer, Mariam Lau, Tilo Jung und Hubertus Meyer-Burckhardt – einen bürgerlichen Buhmann – in diesem Fall Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume – in den Senkel stellen. Als vermeintlicher Bremser der segensvollen Erneuerbaren Energien ist der Freistaat ohnehin als Feind markiert. Tatsachen stören da nur, etwa wenn Blume erwähnt, dass Deutschland Strom importiert, zum Beispiel aus Frankreich.

Da keift die Klimaaktivistin gleich dazwischen: Wir importieren keinen französischen Atomstrom. Das stimmt einfach nicht!“ Stimmt doch, aber Luisa nimmt es da mit der Wahrheit nicht so genau, schließlich hat sie gerade eben behauptet: „Wir sind Netto-Exporteur. Das ist wirklich Fake-News, was Sie hier verbreiten. Wir sind Netto-Stromexporteur.“

„Aktion Strohmann“ läuft an

Jetzt könnte die große Stunde der „Faktenchecker“ schlagen. Stattdessen greift das altbekannte Muster: Wie schaffen wir es, den CSU-Mann schlecht dastehen zu lassen und Luisas Geschwurbel irgendwie als halbwegs korrekt darzustellen? Und wie immer in solchen Fällen läuft die Aktion Strohmann an: „Sind wir wirklich abhängig von französischem Atom-Strom?“, lautet die Frage, die man aus Blumes Statement ableitet und im „Faktencheck“ am Tag nach der Sendung reichlich unseriös beantwortet. Blumes Aussage, dass Deutschland nur mit Stromimporten aus Frankreich und Polen über den Winter käme, sei „falsch“. Neubauers Behauptung, dass wir gar keinen Atomstrom aus Frankreich importieren, war hingegen nur „sehr unwahrscheinlich“.

Erst als bei Twitter detailliert nachgewiesen wird, dass der Faktencheck falsche „Fakten“ präsentiert – allein die Bloggerin und Energieexpertin Anna Veronika Wendland macht sich die Mühe, den „Faktencheck“ in einem 20-teiligen Thread zu pulverisieren –, rudert man bei Maischberger zurück und postet binnen 48 Stunden drei (!) neue VersionenÄnderung Nr. 1 am 22.9. ca. 14:00 Uhr, Änderung 2 am 22.9. um 17:33 Uhr und Änderung Nr. 3 am 23.9. um 19:58 Uhr. Am Schluss bleibt von den hanebüchenen Behauptungen Neubauers nichts mehr übrig. Auch der erhebliche Anstieg der Stromimporte seit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke im April wird endlich eingeräumt. Und man malt sich mit wohligem Behagen die Zerknirschung aus, mit der die Redaktion diese Worte in die abschließende Version tippte:

„,Wir sind Netto-Stromexporteur‘ ist nicht korrekt. Deutschland importiert nicht nur seit April 2023 mehr Strom als es exportiert, sondern weist nun darüber hinaus auch von Januar bis September insgesamt für das Jahr 2023 im Vergleich zum Stromexport einen Importüberschuss aus. Und das, nachdem Deutschland über Jahre stabil einen Exportüberschuss aufweisen konnte.“

Was machen die Faktenchecker eigentlich beruflich?

Der erneute Fall von Bias und Blamage wirft folgende Fragen erneut auf: Was machen die Faktenchecker in der Maischberger-Redaktion beruflich? Wie dreist kann eine Aktivistin selbst Fake-News verbreiten und diese dann tollkühn dem Gegenüber unterstellen? Und vor allem: Warum verstehen sich die Redakteure als Begleitschutz linker Aktivisten, statt sich halbwegs ehrlich an die Prüfung von Tatsachen zu machen? Zuletzt: Wieso müssen wir diese Dauermanipulation jeden Monat mit 18,36 Euro unterstützen?

Wie Meedia im Juni berichtete, sinkt das Vertrauen in die Nachrichten auf Tiefstwerte, auch wenn immerhin noch 62 Prozent der „Tagesschau“ und 60 Prozent „ZDF heute“ Glaubwürdigkeit attestieren sollen. Woran das wohl liegt? Sollten die Werte sich weiter verschlechtern, werden sich aber jede Menge „Faktenchecker“ finden, die Ihnen das Gegenteil erzählen. Und wenn man sie widerlegt, reichen sie ein paar Verbesserungen im Internet nach – die etwas über eine Millionen Zuschauer vorm Fernseher werden davon nichts erfahren.

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

Foto: Raimond Spekking CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Wolfgang Richter / 25.09.2023

“Dem „Beitragszahler“ werden jede Woche allein für Maischberger 140.000 Euro abgeknöpft (Produktionskosten für eine Sendung), damit er sich ansehen kann,” - Ich bevorzuge die Formulierung “damit er sich NICHT ansehen muß...” Zahlen für nix ist ja inzwischen systemisch, gilt auch für die an den Staat abzudrückenden Steuern, wobei “Nix” noch abzeptabel wäre im Vergleich zu dem Schei….., den die politischen Sesselbesetzer seit Jahren und zunehmend abliefern, um den Bürgen nach Strich und Faden zu gängeln und zu drangsalieren.

Karl-Heinz Vonderstein / 25.09.2023

Als es 2021 zu diesem intensiven Starkregen im Ahrtal und Teilen von NRW kam, gab es später dazu ein Interview zwischen Harald Lesch und einer Klimaforscherin von der Universität Cambridge in England. Harald Lesch, der ja dafür bekannt ist, dass er immer vor den Folgen des menschengemachten Klimawandels warnt, fragte die Klimaforscherin, ob dieser intensive Starkregen eine direkte Folge des Klimawandels war. Sie sagte, die Anhäufung von Dürren und Trockenheit seien eine direkte Folge des Klimawandels, während solche Starkregen, auch wenn sie sich häufen, keine direkte Folge davon wären. Harald Lesch hatte daraufhin nicht widersprochen oder ihre Aussage in Frage gestellt und hat sie akzeptiert. Was ich seit dem dagegen in den Berichterstattungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu dem Thema beobachtet habe, ist, dass man solche massiven Starkregen-Geschehnisse als direkte Folge des Klimawandels sieht. Selbst Meteorologen im ÖRR sagen das. Wer hat jetzt recht?

Peter Hager / 25.09.2023

Mit Fakten scheinen die Grünen generell zu “fremdeln”. Ein gutes Beispiel ist ein Wahlplakat zur aktuellen Landtagswahl in Bayern: Abgebildet ist ein Windrad mit dem Text “Wähl billigen Strom”. Auf der Internetseite der Grünen findet man auch weitere Erläuterungen dazu, z.B.: “Jedes neue Windrad macht Strom für Dich günstiger.” oder “Du bekommst sicheren, sauberen Strom.” Man braucht nur die Kolumne “Woher kommt der Strom ?” zu lesen um zu wissen was wirklich stimmt.

Thorsten Beyer / 25.09.2023

Faktencheker arbeiten weder mit Fakten, noch checken sie was. Das sind reine Agitations- und Propagandaverstärker, die dazu dienen die hirntote Ideologie der grünen Sekte in die Köpfe der Leute zu massieren. Der ÖRR hat diese geistige Totgeburt hervorgebracht, genauso wie er Herrn Kellermann hervorgebracht hat, der sich nach eigener Darstellung Marmelade in den Schlüpfer schmiert, damit er sich als Frau fühlen kann. 8.5Mrd Zwangssteuern machen sowas möglich. Schon in den 80ern hat der Bundesrechnungshof die Verschwendungssucht der Staatspropganagda-Sender des ÖRR moniert. Nichts hat sich geändert, es ist nur noch schlimmer geworden. Fazit: ÖRR nicht reformierbar. Deshalb: ÖRR abschalten und von Grund auf neu aufbauen mit einem staatlichen Sender für alles was die Politik dem Volk mitzuteilen hat, plus vllt von Fr-So jeweils ein Regionalprogramm von 18-12 Uhr. Das reicht.

armin wacker / 25.09.2023

Ich möchte noch erwähnen, dass ich entsetzt war, dass es sich in Schillers Werk von WilhelTell, bei dem Apfelschuss um eine freie Erfindung handelt. Also so neu ist die Unwahrheit bei den Schreiberlingen ja doch nicht.

armin wacker / 25.09.2023

Jeder steht mal vor dem einen Fakten-Checker, der Richter und Vollstrecken in einem ist.

Stephan Bender / 25.09.2023

@ Gerhard Schmidt: “Schreibt Luisa auch die Drehbücher für ‘Rote Rosen’?”—- Das wohl nicht, aber sie hatte mal einen Cameo-Auftritt als Dampfreiniger in “Desparate Housewives”. Dort hat sie wohl auch ihren jetzigen Freund kennengelernt, der von Beruf Sohn ist.

Mathias Rudek / 25.09.2023

Ich denke, daß auch die 60 % niemals stimmen.

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