„Linke können keine Antisemiten sein!“ Lieber Herr Broder. Ich bitte Sie, auch auf das Buch von Joachim Fest: “Ich nicht” hinzuweisen, das den bürgerlichen, nicht-linken Widerstand dokumentiert und dessen Titel auf den verlogenen, durch den SS-Mann Grass vertretenen, linken Antifaschismus hinweist. Ein Buch, in dem ein “Rechter” mit Liebe über die Juden schreibt und dessen Vater aufrecht durch diese Zeit geht. Ein von der linken Journaille verschwiegenes Buch. Ich liebe es, in einer Gesellschaft mit Juden zu leben und vieles, was unsere deutsche Kultur ausmacht, ist jüdisch. Aber als “Rechter” und “Nationalist” muss ich ein Faschist sein.
Ein ewiges Thema, leider. Umso bedrückender, dass von vielen, die zum linken Establishment gehören, die Wahrheit unterdrückt wird oder nicht gesehen werden will. Es bleibt nur, immer wieder die Finger in die Wunden zulegen, egal von welcher Seite der Judenhass kommt. Schwer zu verstehen war für mich vor 35 Jahren, der im Osten Marx etwas intensiver studieren durfte, dass er als Jude selbst antisemitisches Gedankengut verbreitet hat. Sehr guter Herr Artikel, Herr Broder. Und ich freue mich schon auf den Montag Morgen.
Der Antisemitismusgrund sind der Neid und der Fremdenhass. Beides kann man generell nicht ausrotten. Würde es keine Juden geben, würde man sich sofort auf die Inder, Koreaner, Japaner fokussieren. Ansonsten erübrigt sich eine detaillierte Beschreibung des linken Antisemitismus zwecks Nachweises seiner Existenz, wenn man es verinnerlicht (und Sie, werter Herr Broder, haben einiges dazu geschrieben), dass der NS eben SOZIALISMUS war.
Soweit ich das nach jahrzehntelanger Lektüre von Büchern über bzw. von Juden beurteilen kann, gibt es Antisemitismus, seit es Juden gibt. Und ich bin schon vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass der Grund dafür purer Neid ist.
Entsteht Antisemitismus durch Neid? Neid auf Geld, Gerechtigkeit, Fleiss, Freiheit, Schönheit, Klugheit, Aufgeklärtheit, Sauberkeit, Gesundheit, Lockerheit, Einfachheit, Stärke. Liegt der Neid nicht in der Natur eines jeden Menschen? Hat jeder Mensch neidische Denkstrukturen? Wird Neid geschürt von Ungerechtigkeiten? Sollte, der Staat nicht Recht für jeden Neubürger und Bürger gleichermaßen stark anwenden und auf fiskalische Betrachtungsweisen bei der Durchsetzung verzichten, um eben diesen Neid klein zu halten? Sollte er nicht Privilegien für einige wenige abschaffen und alle gleichermaßen gerecht in Steuer und Sozialversicherung behandeln? Sollte Politik anstatt Ideologie anzubeten wieder zum Pragmatismus zurückkehren? Ich würde es mit Franz Beckenbauer halten: “Der liebe Gott hat alle Kinder gern.” und mit JFK: “Was kannst du für das Land tun” und nicht was kann das Land für dich tun.
Wie lange wird es wohl dauern, bis sich die Erkenntnis etabliert, daß Hitler ein Sozialist, also ein Linker war? Reichen 1000 Jahre? Dann stellt sich die Frage auch nicht mehr, ob es einen linken, ob es einen muslimischen Antisemitismus gibt. Der Hass auf die Juden ist der jahrhunderte alte Hass auf die Klugen, die Erfolgreichen, die Wohlhabenden. Sicher: auch andere Kluge, Erfolgreiche, Wohlhabende wurden und werden gehasst - das geht schon in der Schule los. Aber die Juden haben das Pech, schon immer da gewesen zu sein, zumindest solange es Könige, Führer und Propheten gibt, und somit als konstante Projektionsfläche für die weniger Erfolgreichen zu dienen. Selbst für den größten Trottel waren sie über die Jahrhunderte eine zuverlässige, eine einfach zu treffende Zielschiebe. Und bei Sozialisten laufen viele Trottel rum.
Die Hauptwirkung der pluralistisch-multikulturellen Gesellschaft ist eine Vervielfältigung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ins Unendliche: jeder hasst jeden und Selbsthass ist eine der wesentlichen Triebfedern. Dabei spielt der Jude den ewigen Sündenbock irrer Soziopathen, die dem Delirium der Religionen nicht entkommen. Dabei werden Parteien nach den Prinzipien von Religionen geführt: Die SPD redet momentan davon, dass die Menschen den Glauben an diese Partei verloren hätten. Verloren ist der Mensch der Vernunft in monotheistischen Religionen und sonstigen Ablegern davon, uns empfohlen sei, endlich wieder schöne Weihnachtslieder zu singen, dann würde alles gut. Die Lust am Denken ist im Journalismus nicht zu Hause, sagte Karl Kraus, und sie ist in quasi-religiösen Heilsbewegungen wie den Grünen ebensowenig präsent. Naiver Romantizismus für die ganze Welt, nichts schreiben deutsche Journalisten lieber und tippen uns fleißig ihre überragende Intelligenz zu, vernebelt von religiösen Gedanken. “Der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produziert stets die Hölle.” (Karl Popper)
Sehr verehrter Herr Broder, danke für diesen Artikel. Ich fürchte, der Antisemitismus in Deutschland wird noch zunehmen. Ich wurde 1948 in der Nähe von Dresden geboren. Für Geschichte habe ich mich stets stark interessiert. Erst nach der Wende war es mir möglich, mich mit jüdischer Geschichte durch Literatur jüdischer Historiker stärker zu beschäftigen. Es hat mich fasziniert, wie ein so kleines Volk, wie die um Christi Geburt herum im damaligen römischen Reich lebenden Menschen jüdischen Glaubens, sich von Staatsvolk zum Volk eines Glaubens gewandelt haben. Nur so konnten sie 2000 Jahre als Volk überleben. Im aufstrebenden Christentum war es doch unmöglich, dass sich ein Volk als ausgewähltes Volk Gottes zu bezeichnen wagte. Das vertrauen auf diese Tatsache hat es den Juden jedoch ermöglicht allen Widrigkeiten zu trotzen. In den Augen der Anderen konnte dies ja nur durch eine großangelegte Verschwörung von Geheimgesellschaften geschehen. Das sie sogar in der Lage waren nach massiver Vernichtung großer Teile ihres Volkes einen eigenen Staat auf dem ehemaligen Gebiet ihres Volkes zu gründen, ist in den Augen der nicht Erwählten eine Ungeheuerlichkeit. Das Christentum hat sich inzwischen gemäßigt. Für den Islam ist es unmöglich über ein ausgewähltes Volk auch nur nachzudenken. Für die gegenwärtigen Linken ist dies, obwohl sie sich ja als Atheisten fühlen, ebenso eine ideologischer Herausforderung. Wo alle gleich sind, kann es kein ausgewähltes Gottesvolk geben. In einer von den “Eliten” ausgerufenen globalisierten Welt, die ja so für die Völker eigentlich gar nicht so global existiert, kann ein ausgewähltes, ein von Gott herausgehobenes Volk, erst recht nicht zugelassen werden. Blumige Worte, angebliche Werte der Menschenrechte, Verschwörungstheorien und anderes verkleistern den Bürgern heute noch den Verstand. Ich fürchte, dass am Ende wieder die Juden an “allem Schuld” sein werden. Unbedarfte Geister fallen auf solche “einfachen” Lösungen immer wieder herein.
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