Henryk M. Broder / 05.03.2022 / 11:00 / Foto: Acgut.com / 144 / Seite ausdrucken

Der Bundespräsident gratuliert

Zu den repräsentativen Aufgaben des Bundespräsidenten gehört auch das Verschicken von „Telegrammen" aus besonderen Anlass. Das Ableben einer bekannten Persönlichkeit, der Geburtstag eines Künstlers oder einer Künstlerin oder auch der Jahrestag einer Revolution. Nichts einfacher als das, sollte man meinen, es gibt genug Mustertexte, die man per Copy&Paste nutzen kann. Aber – ganz so ist es nicht.

Die ganze Republik konnte sich vor Lachen nicht einkriegen, nachdem bekannt wurde, dass Heinrich Lübke nach dem Tode von Jean Cocteau ein Kondolenzschreiben an die „Witwe" des Junggesellen und Männerfreundes geschickt hatte. 

Das war allerdings eher ein Versehen, dem Umstand geschuldet, dass zu Lübkes Zeiten es nur zwei Geschlechter (Mann oder Frau) gab und Homosexualität keine Option war. 

Kein Versehen dagegen war, dass fast alle deutschen Präsidenten seit 1980 dem Brauch huldigten, dem iranischen Blut- und Terror-Regime zum Jahrestag der iranischen Revolution zu gratulieren. Das wiederum wurde zufällig aktenkundig, nachdem Präsident Steinmeier dem iranischen Präsidenten zum iranischen Nationalfeiertag und 40. Jahrestag der islamischen Revolution gratuliert hatte. Hier steht der ganze Vorgang.

Man kann nicht behaupten, das Büro des Präsidenten wäre lernfähig und in der Lage, aus Schäden klug zu werden, wirklich nicht. Hier der Beweis, ein Notenwechsel mit der Pressestelle des Bundespräsidenten.

guten morgen, sehr geehrte frau uleer,

ich hoffe, es geht ihnen gut in diesen unruhigen tagen. es ist jetzt genau drei jahre her, dass wir miteinander korrespondiert haben. heute wende ich mich noch einmal an sie mit der bitte um eine klarstellung. es geht um folgendes:

der bundespräsident hat am 18. februar der filmemacherin margarethe von trotta zu ihrem 80. geburtstag gratuliert. in seiner glückwunschadresse schrieb er u.a.: 

Mit der Ihnen eigenen Handschrift ermöglichen Sie neue Sichtweisen, insbesondere auf große Frauen der Weltgeschichte, die sich den Brüchen und Zumutungen ihrer jeweiligen Zeit mit großer Intelligenz, persönlicher Stärke und einem ausgeprägten Willen zur Veränderung der gesellschaftlichen als auch politischen Verhältnisse stellen. Sei es das Leben von Gudrun Ensslin, Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen oder Hannah Arendt – allen diesen Frauen und vielen anderen haben Sie unvergessliche filmische Porträts gewidmet.

dazu würde ich gerne folgendes wissen: ist dem bundespräsidenten bekannt, dass die von ihm den großen frauen der weltgeschichte zugeschriebene gudrun ensslin als mitbegründerin und führendes mitglied der Roten Armee Fraktion an fünf bombenanschlägen mit vier todesopfern beteiligt war und wegen vierfachen mordes 1977 zu lebenslanger freiheitsstrafe verurteilt wurde? https://de.wikipedia.org/wiki/Gudrun_Ensslin

sind seit dem freitod von gudrun ensslin tatsachen bekannt geworden, die eine neubewertung ihrer rolle innerhalb der RAF rechtfertigen würden? 

für eine zeitnahe antwort wäre ich ihnen sehr verbunden.

Die Antwort von Frau Uleer:

Sehr geehrter Herr Broda,

vielen Dank für Ihre Mail mit Bezug zum Glückwunschschreiben an Frau von Trotta, das wir auf unserer Homepage veröffentlicht hatten.

Die darin erfolgte Einordnung von Gudrun Ensslin ist ganz klar ein Fehler. Eine verurteilte Mörderin gehört nicht in diese Reihe. Wir entschuldigen uns und werden das Glückwunschschreiben korrigieren.

Mit besten Grüßen

Esther Uleer

Inzwischen ist das Glückwunschschreiben an Frau von Trotta von der Homepage des Bundespräsidenten verschwunden. Wisch und weg.  

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Zdenek Wagner / 05.03.2022

Gott im Himmel!!! Was hat dieses Land abgebaut!!!??? Dieser Sauladen Deutschland schlingert in eine düstere Zukunft ...

S. Marek / 05.03.2022

Wenn es nur so einfach wäre mit dem unnützen BP Amt, “Wisch und weg.”, könnten Deutschland Unmenge nationaler und internationaler Peinlichkeiten erspart werden und das dafür verschwendete Etat z.B. den Kindergerten zugutekommen.

giesemann gerhard / 05.03.2022

An den barmherzigen Bruda Broda: Jeder schießt mal einen Bock und früher, als ich noch Kaptain* zur See war, hieß es: Wie sagte immer unser alter Admiral? Jungs, sagte unser alter Admiral, habt ihr Durst? Und: Jeder geht mal unter Deck, auch wenn er dort nix verloren hat. Backbord is’ links, un’ Stüerbord is’ rechts ... . *In einem knallroten Gummiboot. Kurz bevor wir einen über Bord gehen ließen. Zum Kiel - ne: Bierholen. Unterseeisch das.

Karl-Heinz Vonderstein / 05.03.2022

Haben Sie jetzt vor sich Broda zu nennen? Der Name klingt doch schön oder? Könnte der Name eines Jedi Ritters aus Star Wars sein.

Klaus Keller / 05.03.2022

Gibt es den Straftatbestand der nachträglichen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung? Wenn ja, hat man durch die Löschung Beweismaterial vernichtet. Ich kann ja verstehen das Sie die Löschung auch als Erfolg werten, ich habe aber gewisse Zweifel. Ich bedanke mich trotzdem für Ihre Mühe. Was derzeit erreicht werden konnte, haben Sie erreicht.

Karla Kuhn / 05.03.2022

“Sehr geehrter Herr Broda”, Ist das ein WITZ ??  Der Anlaß ist zwar nicht so lustig, ich muß trotzdem so lachen. “Wisch und weg” ist der Knüller. Hoffentlich entlohnt Sie ZEWA auch dementsprechend. Steinmeier hat ja auch noch in unser ALLER Namen gratuliert, was ich nicht nur anmaßend finde, sondern mich auch zum TERRORVERSTEHER herabwürdigt. Mir reicht es schon ein “Putinversteher” “Trumpversteher”, etc. zu sein, nur weil ich nicht in das HORN der allgemeien Verunglimpfungen seitens vieler Medien und Polittypen blase, sondern selber recherchiere. Allerdings haben ZWEI JAHR “Plandemie” mich hart im Nehmen gemacht, so daß mir Anfeindungen am Allerw. vorbeigehen.  Bleiben Sie bei Ihrem Humor, Ihrer Ironie und wenn es sei muß,  Ihrem Sarkasmus, der beste Schutz. Herr BRODA.  Ein Entschuldigungsschreiben und nicht mal den RICHTIGEN Namen bekommt diese Dame hin.

Otto Hold / 05.03.2022

Wenigstens wissen wir jetzt, daß die Nennung von Rosa Luxemburg kein Fehler war. Zumindest nicht in den Augen der Präsidentschaftskanzlei. Ich zitiere diese Dame einmal: „Der Bürgerkrieg, den man aus der Revolution mit ängstlicher Sorge zu verbannen sucht, läßt sich nicht verbannen. Denn Bürgerkrieg ist nur ein anderer Name für Klassenkampf, und der Gedanke, den Sozialismus ohne Klassenkampf, durch parlamentarischen Mehrheitsbeschluß einführen zu können, ist eine lächerliche kleinbürgerliche Illusion.“ Oder: „Der Kampf um den Sozialismus ist der gewaltigste Bürgerkrieg, den die Weltgeschichte gesehen, und die proletarische Revolution muß sich für diesen Bürgerkrieg das nötige Rüstzeug bereiten, sie muß lernen, es zu gebrauchen – zu Kämpfen und Siegen.“ Was Sozen halt so für lupenreine Demokratie halten.

Peter Sticherling / 05.03.2022

Ja, Herr BRODA, da sieht man wie es gemacht wird. Genauso wie es Herr Juncker einmal erklärt hat.  Die Erwähnung des Namens Ensslin im Glückwunschschreiben des BUPRÄ war ganz klar k e i n Fehler, sondern Absicht. Ebenso wie die von Frau Essder Uller gewählte Schreibweise Ihres Namens, Ekelhaft !!

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