Thomas Rietzschel / 12.03.2022 / 15:00 / 70 / Seite ausdrucken

Das ukrainische Rätsel

Der Krieg in der Ukraine gibt ein großes Rätsel auf. Einerseits sieht man zerstörte Wohnviertel, Krankenhäuser, auch Kinderkliniken; wir sehen Menschen, durchweg Zivilisten, die Schutz suchen in den U-Bahn-Schächten der großen Städte, außerdem Flüchtlingsströme, die von Tag zu Tag anschwellen. All das zeigen Fotos und Fernsehberichte nahezu stündlich. Andererseits hören und lesen wir immer wieder, dass Putin versichert, seine Truppen würden keine zivilen Ziele angreifen. 

Wie passt das zusammen? Gibt es einen dritten Mann, einen großen Unbekannten, der Raketen und Bomben auf Zivilisten regnen lässt, obwohl der Oberbefehlshaber in Moskau das gar nicht will? Der leichthin geäußerte Verdacht, die Ukraine würde die Zerstörungen selbst zu Zwecken der Propaganda anrichten, ist nicht nur absurd. Er entbehrt auch insofern jeglicher Grundlage, als sich die Russen bereits in den ersten Tagen des Krieges rühmten, die gegnerische Luftwaffe „völlig ausgeschaltet“ zu haben. Allein wer weiß, wer weiß? Waren es doch bekanntlich auch die Polen und die Juden, die in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Deutschen zum Krieg genötigt haben.  

Wer also könnte es heute gewesen sein? Wer kann helfen, das Rätsel zu lösen? Denen, die den ehrenwerten Wladimir nach wie vor für einen großen Führer lauterster Gesinnung halten, ihm nachsagen, dass er in die Ukraine nur einmarschierte, weil ihm die NATO keine andere Wahl ließ, wird es sicher nicht schwerfallen, aufzuklären, was unsereinem ein Rätsel mit einem Dutzend Siegeln ist.

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Arne Ausländer / 12.03.2022

Da das Thema “Asow-Einheiten” so beliebt ist: Diese Einheiten gibt es, aber nach allen verfügbaren Informationen sind sie von eher bescheidenem Umfang. Daher immer wie dieselben Bilder, die Zahl der darauf abgebildeten allenfalls geradeso zweistellig. Man vergleiche die vielen (wenn auch im Westen selten präsentierten) Bilder und Videos von den Kadyrow-Truppen: tausende professionell ausgerüstete Jihadisten. Obwohl man den meisten Angehörigen von Asow u.dgl. wohl Unrecht tut, sie mit den Kadyrowtsy zu vergleichen. Im Unterschied zu den meistens hier habe ich russische Nazi-Fans getroffen (auch die ich auf der Krim traf, waren aus Rußland). Auch deutsche Nazis kenne ich, die sind i.d.R. SEHR anders. Russen oder Ukrainer, die mit Hakenkreuzen herumlaufen würde ich eher mit denen vergleichen, die das in Westeuropa mit Hammer und Sichel tun (Ja, auch solche habe ich selbst getroffen): halbwegs normale Leute mit recht dummen politischen Ansichten. Normalerweise keine reale Gefahr für irgendjemanden.—Die Kämpfe um die Befreiung Mariupols konnte man damals gut verfolgen. Ohne Unterstützung der lokalen Bevölkerung hätten die paar Asow-Hanseln nichts bewirkt. So aber waren sie eine willkommene Unterstützung gegen die russischen Banditen, die Putin im Donbass installiert hat (ja, meine Einschätzung auf Basis Dutzender lokaler Beiträge aus den “Volksrepubliken”. Hat man eigentlich vergessen, wofür dieses Wort stand, bis 1990?).—Ähnlich unsinnig die Behauptung der Unterdrückung der Minderheiten, im Westen der Ukraine. Als ich da war, gab es das schlicht nicht. Punkt. (Von einem anti-polnischen Grafitti - “Ljachy raus!” in Lwow - abgesehen.)

Volker Kleinophorst / 12.03.2022

@ A. Ausländer Sie haben Eindrücke? Wahr ist, Das damals sehr nationalistische Polen träumte schon abgesichert durch einen Beistandspakt mir England und Frankreich vom Marsch auf Berlin. Man diskriminierte und drangsalierte die deutsche Minderheit. Polen hatte bereits im März 39 mobil gemacht, also seine Armee in Alarmbereitschaft versetzt, was allgemein als Kriegserklärung gilt. Wieso es die Gleiwitz-Inszenierung gab, hat sich mir nie erschlossen, denn Gründe einzumarschieren, gab es genug. Da musste man eigentlich nix faken. Es gibt also durchaus Parallelen. Kaufen Sie sich doch mal ein Geschichtsbuch, bevor Sie den Schlaumeier geben. Röper können Sie nicht das Wasser reichen. @ H. Unger Ihre hündische Verehrung der NATO ist etwa so lächerlich wie die Texte von Rietschel, Bonhorst und Co. 14.000 Tote im Donbass seit 2014. Ist aber kein Kriegsverbrechen. Nur eines stimmt. Natürlich liegt die Schuld nicht allein bei der Ukraine und deren Oligarchen. Nein, USA und EU haben das mit viel Geld angeschoben. NATO-Osterweiterung. Schon mal gehört. Ist wirklich peinlich, was Sie da mit Schaum vor dem Mund absondern. Man muss kein Putinfan sein, um zu verstehen, warum er so handelt. Dazu muss man natürlich berücksichtigen, dass es Regierende gibt, die ihr eigenes Land nicht für ein Stück Scheiße halten. PS.: Illegale Biowaffenlabore sind auch ein Kriegsgrund. Wunderbar die Bigotterie von Nuland. Gerade zugegeben, dass man dort illegal Labore hat, macht man sich schon Sorgen, dass die den Russen in die Hände fallen. Denn nur der selbsternannte freie Westenaka die USA kann ja mit Biowaffen verantwortungsvoll umgehen. Wer “Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft (The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives, 1997) von Zbigniew Brzezińskis gelesen hat, weiß warum die USA in der Ukraine sind. Ein Land mit dem sie im Gegensatz zu Russland eben keine direkt Grenze haben. (Kostenlos als PDF im Internet).

Dirk Jäckel / 12.03.2022

@Herr Rotschedl, “ukrainische Regierung kistenweise Militärwaffen an Zivilisten ausgibt - vom Teenie bis zur Oma - etwas was m.E. im Dunkeldeutschen Reich noch nicht einmal 1945 passiert ist.” Nee, da wäre man nie drauf gekommen, etwa Teenies odera alte Leute zu bewaffnen. Inkomeptenz oder bedauerlicher Verfall der guten alten Propagandamaschinerie in Moskau, Perm oder Orenburg?

Stanley Milgram / 12.03.2022

Nachtrag: Mir fehlt in den meisten Berichten auch die Erwähnung, was das “Regiment Asow” so getrieben hat und wer sie sind. Punkt.

Ludwig Luhmann / 12.03.2022

@Lars Böhme / 12.03.2022 - “Der Schwarze Gürtel in Sich-Dumm-Stellen? Aber versuchen Sie es mal mit mit der Haager Landkriegsordnung, Herr Rietzschel! Und wenn gerade so gut in Fahrt beim Schliessen von Wissens- und Erinnerungslücken: die Brutkastenlüge in Kuwait, die Biowaffen im Irak, die Menschenrechtsverletzungen im Kosovo vor der Bombardierung Belgrads, die Darbietungen der Weisshelme in Aleppo? Von der neutralen Berichterstattung der Medien zum Hauptthema der letzten beiden Jahre für die empathisch-solidarische Furcht-und Angstpopulation und aktuellen Russenkinder-Klatscher und Blaugelb-Avatar-Tuner ganz zu schweigen. Wer hier noch auf “stündliche Fotos und Fernsehberichte” im Sinne von “Glaubwürdigkeit” verweist, hat doch den Schuss nicht gehört….”—- Das Leben mit ADS-Syndrom ist anstrengend, weil man nicht genau versteht, warum das Gegenüber einen nicht richtig ernst nimmt. Man fühlt sich ungerecht behandelt. -  Mit Ritalin lernt auch der größte Zappel-Philipp, sich auf ein Thema zu konzentrieren. Plötzlich klappt es auch mit echten Gesprächen - mit viel Übung auch auf Augenhöhe.

Emil.Meins / 12.03.2022

Herr Rietzschel, was wollen Sie uns denn gern sagen? Es liegt Ihnen doch was auf der Zunge, dann raus damit, nur Mut. Etwa so wie: Putin ist ein…., Putin macht…, Putin tut…., wo liegt Ihr Problem, wenn Sie so überzeugt sind von Ihrem Wissen? Butter bei die Fische, los. Legen Sie die Fakten auf den Tisch, unwiderlegbar, mit Beweisen, denn was sie so “dahingesagt” vor die Leser werfen, ist letzlich nur nebulöses Gerede. Also nur Fischen im Trüben, Behauptungen, Unterstellungen, und somit ganz miese Stimmungsmache, kein seriöser Journalismus. Ich drehe die Hand nicht um, ob Putin oder Selenskij der größere Lügner und Vorspiegler falscher Tatsachen ist. Aber allmählich geht mir diese Verherrlichung von Selenskij als einer Art “Weißer Ritter” erheblich auf den Geist. Denn ein solcher sagt bestimmt nicht: “Wir werden euch Bastarde finden und töten”. Lesen Sie mal Zeitungsberichte vom letzten Jahr über die Ukraine (z.B. in der SZ), und fragen Sie sich, ob das plötzlich vergessen ist, und wenn ja, warum. Der Mann würde mitsamt seinem Botschafter am liebsten die Welt in einen Dritten Weltkrieg manövrieren, und ob er seinem Volk dient, mit diesem sinnlosen Krieg, ist noch die Frage. Er sollte sich schnellstens um eine Einigung bemühen, die eine weitere Zerstörung der Ukraine verhindert, und den sinnlosen Tod vieler, die er täglich aufhetzt, mit seinen Durchhalteparolen.

Stanley Milgram / 12.03.2022

Ich meine, wenn man sämtliche Zivilisten dazu aufruft, Molotow-Cocktails auf die russische Armee zu werfen, dann kann es schonmal passieren, dass die russischen Soldaten zurückschießen und es sog. “zivile Opfer” gibt. Der Clown (ES) leistet ganze Arbeit für den Mainstream, auf wessen Kosten? Ah ja, nicht zu vergessen die Bewaffnung der Zivilisten und die angeworbenen Söldner. Als was zählen die?

Ludwig Luhmann / 12.03.2022

Harald Unger / 12.03.2022 - “Nach der Lektüre des Kommentarbereichs, seit dem russischen Überfall auf die Ukraine, ist es nicht länger zu übersehen, daß es keine, d.h. absolut keine Wirklichkeit geben könnte, an so etwas wie einen Restbestand an Menschlichkeit bei den Putin Verehrerinnen zu appellieren. Von denen gewiss ausnahmslos jede, ein besonders zärtliches, empfindsames Verhältnis zu sich selbst pflegt. - - - Alles, was Putin bisher an Kriegsverbrechen verübte - und alles, was er noch verüben wird, ist in den Augen der Putin Verehrerinnen fraglose Notwendigkeit und alleinige Schuld der Ukraine, die Seiner Liebden keine andere Wahl ließ. Diese hündische Verehrung eines Kriegsverbrechers ist natürlich nicht neu. Die deutsche Zeitgeschichte ist voll von abstoßenden Beispielen hierzu.”—- Jetzt haben sie völlig zu Recht zwischen die Beine der Gleichberechtigten gezielt und ins Schwarze getroffen! Mögen die Schneeflöck:Innen mal nachfühlen, von wem sie lieber in den Arm genommen werden - vom groben Iwan, vom strengen Ahmed oder doch lieber vom Schlafmichel?

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